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Weißeritz-Zeitms 1M. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsökatt für die Königliche Umtshauptmamischuft, das Königliche Amtsgericht und de« Stadtrat M MppMswaV» Dienstag, den 20. November 1906 72. Jahrgang Nr. 134 Stadtrat Dippoldiswalde, am 17. November 1906. 2 > i! l t den Frieden halten, aber jeder Bedrohung mit einem Heere von vier Millionen Soldaten entgegentreten werden. Das ist unsere reelle Friedensbürgschaft, eine andere be sitzen wir nicht. 4 und nur der dumpfe Ton der Glocken, die uns mit dringlicher Mahnung zum Besuche des Gotteshauses laden, unterbricht die tiefe, eindrucksvolle Stille. Wie weht ist der Lärm des Alltags, sein hastiges Leben Treiben ist völliger Ruhe gewichen, jede Musik ist stummt, die Vergnügungslokale, Theater- und Ballsäle haben ihre Pforten geschlossen. Bußtag! Tag der Butze. Ernster, stiller Einkehr in uns sei er geweiht, gewissen hafter, ernstlicher Selbstprüfung soll er dienen. Nicht fordert der Butztag, daß wir jammernd und heulend an unsere Brust schlagen und uns in reuiger Zerknirschung als Elende betrachten sollen, die des Lebens nicht wert sind, das ihnen Gott geschenkt. Nein, nimmer stellt der Butz tag ein solches Ansinnen an uns, denn wir sind bekannt lich allzumal Sünder, und indem wir uns also herabsetzen, dienen wie unserm Gotte, der uns nach seinem Ebenbiloe geschaffen, und der die Liebe, Güte und Verzeihung selbst ist, wahrlich nicht. Wenn wir aber an einem Butztage unser bisheriges Tun einer scharfen, ehrlichen Beurteilung unterziehen, wenn wir uns fragen, ob wir immer und jederzeit christlich und erfüllt von Nächstenliebe gehandelt haben und uns alsdann feierlich geloben, die Fehler, die wir bei dieser Selbstprüfung an uns entdeckt haben, fürder hin abzulegen und künftig einen derartigen Wandel zu führen, datz wir einst bei unserer Rechtfertigung vor dem Thron des Höchsten frei bekennen dürfen, das Veste und Edelste gewollt und angestrebt zu haben — das ist ein Gott wohlgesälliges Werk! Wohl gibt es manche, die am heutigen Tage in eitlem Stolze glauben, der Butze nicht zu bedürfen, da sie regelmätzig zur Kirche gegangen und sich nicht bewutzt geworden sind, wider die zehn Ge bote gehandelt zu haben. Solche aber mögen sich gesagt sein lassen, datz im Himmel mehr Freude über einen reuigen Sünder ist, denn über 99 Gerechte. Mit Kirch gang und Gebet allein erfüllen wir das echte Christentum in seiner wahren, herrlichen Grütze noch lange nicht, auch unsere Lebensführung, unser ganzes Denken, Fühlen und Tun mutz ein christliches, d. h. ein wahrhaft gutes und moralisches sein, wie es uns die Religion vorschreibt, denn in der Religion liegt unser höchstes Moralgesetz begründet, dessen wollen wir eingedenk bleiben. Benutzen wir also den heutigen Tag dazu, eine strenge, ernstliche Musterung über uns zu halten und alles Unkraut, das in unserer Seele wuchert, auszurotten mit Stumpf und Stiel. Dann wird der Butztag uns zu einem wahrhaft gesegneten werden. — Eine gute Hilfe fürs Geschäft ist die Annonce. Sie arbeitet unermüdlich und erfolgreich Tag und Nacht, sodatz sie von allen Geschäftsleuten, die vorwärts kommen, ihren Kundenkreis und den Absatz ihrer Waren vergrößern wollen, nicht entbehrt werden kann. Wer das noch nicht wissen sollte, der probiere es einmal mir dieser billigen und guten Hilfe, er wird gerade in der jetzigen Herbst und der beginnenden Wintersaison das Gesagte voll und ganz bestätigt finden. — Als Geschworene für die am heutigen Montag beginnende Sitzungsperiode des Schwurgerichts beim Land gericht Dresden sind aus deni Dippvldiswalder Berwal- tungsbericht Tropp in Rafsloer in — Vor ausgelost die Herren Fabrikbesitzer Ludwig Glashütte und Fabrikbesitzer Hermann Otto Bärenklau. dem Schöffengericht zu Zschopau hatten sich Polizeiwache bewirkt. Der Stadtrat veranlaßt die Beschau durch die Fleischbeschauer. Die Anmeldungen der Schlachttiere haben in der Zeit von 8—12 Ahr vormittag» und von 2—1/27 Ahr nachmittags zu erfolgen. Vormittags angemeldete Schlachttiere werden spätestens an demselben Tage nach mittags, nachmittags angemeldete Schlachttiere werden spätestens am folgenden Vor mittage beschaut werden. Zuwiderhandlungen werden nach den bestehenden gesetzlichen Strafbestimmungen geahndet. ein- ein- ver- und ver- Jn kuppenelonG ist der Ausbruch der InFIuvnras unter den bFeneiisn eines Gehöstes amtlich festgestellt worden, l 804 a L König!. Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, am l 7. November 1906. dieser Tage vier Mitglieder der dortigen freiwilligen Feuer wehr wegen Diebstahls zu verantworten. Sie wurden be schuldigt, während eines Brandes des Görnerschen Wohn hauses mehrere Korsetts gestohlen zu haben. Drei von ihnen gestehen den Diebstahl ein, während der vierte leugnete. Der Staatsanwalt beantragte strenge Bestrafung der Angeklagten, da die Handlung geeignet sei, das An sehen der Feuerwehr herabzusetzen. Auch sei es Aufgabe der Feuerwehr, bei Ausübung ihrer Pflicht das Eigentum anderer zu schützen. Da die Angeklagten noch unbescholten und bei Begehung der Tat betrunken waren, erhielten sie mildernde Umstände zugebilligt. Der Maurer H. erhielt 2 Wochen Gefängnis, der Seilermeister B. 6 Tage Ge fängnis und der Arbeiter W. 4 Tage Gefängnis. Ein Feuerwehrmann wurde freigesprochen. Kreischa. Der hiesige Gemeinderat hat sich in seiner am 14. d. M. stattgefundenen Sitzung im Prinzip mit der Abänderung des Wahlmodus für die Gemeinderats- waylen einverstanden erklärt und seinen zuständigen Aus schuß mit der Ausarbeitung und Vorlegung eines diesbe züglichen Ortsgesetzentwurses beauftragt. Potschappel. Die Untertunnelung des Weges an der sogenannten Zweipfennigbrücke war von den Gemeinden Potschappel, Eittersee und Birkigt bei der Generaldirektion der Königlichen Staatsbahnen beantragt worden. Dieser Weg ist die kürzeste Verbindung zwischen der Straßen bahnhaltestelle (Gitterseer Brücke) und Niedergittersee-Birkigt. Er dient täglich Hunderten zum Fortkommen, das jedoch durch die häufige Schrankenschließung am Bahnübergang wesentlich verzögert wird. Der Bahnfiskus hat leider die Unterführung auf Staatskosten abgelehnt mit der Begrün dung, daß die Öffentlichkeit dieses Pfades nicht anzuer kennen sei. Meißen, 16. November. Die Heilsarmee, die hier seit einiger Zeit eine rege Tätigkeit entfaltet, hat gestern abend unter starkem Zulauf der Bevölkerung eine Kinder grippe eröffnet. Zu der Feier, an der etwa 1000 Per sonen teilnahmen, war der Kommandeur Oliphant, der Leiter der deutschen Heilsarmee, persönlich erschienen, und mit ihm ein Stab von „Kapitänen" und sonstigen „Offi zieren" und „Offizierinnen". Radeberg, 15. November. Heute wurde der wegen Sittlichkeitsvergehens bereits mit zwei Jahren drei Monaten Zuchthaus vorbestrafte Fabrikarbeiter Döring von hier, der sich seit drei Jahren an schulpflichtigen Mädchen in unsittlicher Weise verging, verhaftet und an das Königliche Amtsgericht eingeliescrt. Er hatte den Mädchen Branntwein zu trinken gegeben, um sie will fähriger zu machen. Von der Oberelbe. Nach den Zusammenstellungen über den Flößereiverkehr sind in diesem Jahre bis jetzt rund 530000 Festmeter Nutzholz aus Böhmen ein gefühlt worden. — Der Abschluß der Obsteinfuhr, die am 9. August ihren Anfang nahm, erfolgte am 10. d. M. Es sind in dieser Zeit über 160 Obstkähne, deren Ziel meist Berlin war, zur zollamtlichen Abfertigung gelangt. Neustadt i. Sa. Nach dem von den städtischen Kollegien bereits endgültig beschlossenen Haushaltplan auf das Jahr 1907 beträgt der durch Gemeindeanlagen auf zubringende Fehlbetrag 51290 M. Letztere werden wie bisher in Höhe des 25fachen Betrags des einfachen Steuer satzes erhoben. Trotz des durch den Schulerweiterungsbau bedingten höheren Fehlbedarfs tritt demnach keine Steuer- erhöhung ein. Zwickau, 16. November. Die großen bürgerlichen Vereine hier haben sich erstmalig zur Ausstellung einer gemeinsamen Kandidatenliste für die Stadtverordnetenwahl geeinigt und 7 bisherige Stadtverordnete, sowie 8 neue Verantwortlicher Redakteur Paul IrhM Druck und VerlaK mm Carl Irtzne m Dixpol-iswaK^ MU «chLMLZM Mit land- und hauswlrtschaftlicher Monak-Beilag« Für die Aufnahme eine« Inserat« an bestimmter Stell« und bestimmten Lage» wird keine Garantie übernommen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Glück zu! Am Sonnabend wurden nach vorheriger Ansprache des Herrn Präsiden Baumann durch die Fuchsentaufe 7 neue Mitglieder ausgenommen, so datz der Verein zurzeit aus 21 besteht. Auch im neuen Semester wünschen wir dem Verein „Glück zu!" ein fröh liches Blühen und Gedeihen. — Zum 21. November. Bußtag! Eine ernste, feier liche Stimmung liegt über dem ganzen Lande ausgebreitet Fleischbeschau betreffend. Da sich bei den Anmeldungen der Schlachttiere Unzuträglichkeiten herausgestellt haben, wird die Bekanntmachung des Stadtrats vom 27. Juli 1905 abgeändert und angeordnet: Die Anmeldung sämtlicher Schlachttiere wird nun beim Stadtrat in der Die -Zeitung» wöchentlich drel- -näl:Dien»tag, Donners- M und Sonnabend und ^d an den vorhergeben- '«»Abenden ausgegeben. Die WW -n Men WWBMe öder die WDWt PM des LeMe» Wes. In Übereinstimmung mit dem allgemeinen Gefühle im deutschen Volle, daß sich in der Lage des Deutschen Reiches gegenüber den auswärtigen Mächten manches verschlechtert habe, hat der nationale Abgeordnete Bassermann am 14. November im Reichstage eine Interpellation an den Reichskanzler gelichtet, um Auskunft über die Beziehungen Deutschlands zu den anderen Mächten zu erlangen und gewisse Besorgnisse im deutschen Volke möglichst zu zer streuen. Man kann schon jetzt sagen, datz diese Inter pellation und die sich unmittelbar anschließende Antwort des Reichskanzlers Fürsten Bülow insofern ihren Zweck vollständig erreicht haben, daß sie übertriebenen Befürch tungen und auch einer geflissentlich von gewissen Parteien geschürten Schwarzseherei in Bezug aus die internationale Stellung Deutschlands einen gewissen Damm entgegengesetzt haben. Von einer unmittelbaren Kriegsgefahr ist nach den Erklärungen des Reichskanzlers keine Rede, die aus wärtige Lage und die Beziehungen Deutschlands zu den fremden Mächten sind gegenwärtig sogar wesentlich besser als in früheren Perioden, auch sind zumal die Beziehungen Deutschlands zu Frankreich, England und Rußland gegen wärtig viel erfreulicher als in manchen früheren Jahren. In dem Verhältnisse Deutschlands zu allen anderen aus wärtigen Staaten besteht aber eine Gefahr für den Frieden überhaupt fast gar nicht, sodaß die auswärtige Lage für das Deutsche Reich zurzeit als eine befriedigende bezeichnet werden kann, wobei noch der leitende Staatsmann das Vertrauen und die Hoffnung auf eine lange Friedens periode aussprach. In dieser Weise kann allgemein das Ergebnis der großen Reichstagsdebatte über Deutschlands auswärtige Lage gekennzeichnet werden. Es darf aber nicht verkannt werden, daß tatsächlich die Verhältnisse für die auswärtigen Beziehungen Deutschlands sich doch ver ändert und auch erschwert haben, wenn es auch der Reichskanzler Fürst Bülow nicht unbedingt zugegeben hat, aber die Tatsache selbst ergibt sich aus den veränderten Beziehungen zwischen drei Großmächten. England, welches mit Frankreich sehr oft Differenzen und Nebenbuhlerschaften in Afrika und am Mittelländischen Meer hatte, ist seit Jahr und Tag offen als Freund Frankreichs aufgetreten, und bei einer internationalen Verwickelung wird man England, wenn nicht ganz neue Zwischenfälle auftreten, wohl unbedingt auf der Seite Frankreichs sehen. Dazu kommt, daß England auch nach einer Verständigung mit Rußland über die Streitpunkte zwischen beiden Mächten in Asien sucht. Die Stellung der Großmächte auf dem poli tischen Schachbrette hat sich also gegenüber Deutschland entschieden für den Kriegsfall bedrohlicher gestaltet, und es wäre vom nationalen und patriotischen Standpunkte aus erfreulich gewesen, wenn im Reichstage anläßlich der jüngsten großen Debatte über die auswärtige Lage zwar stark die Friedensliebe Deutschlands betont worden wäre, aber daneben auch stark zum Ausdruck gebracht worden wäre, daß das deutsche Volk sich auf allen Gebieten so stark wie nur möglich machen muß, um einer in der Ferne drohenden Gefahr dereinst mit einer ganz außer ordentlich starken Kraft begegnen zu können. Diese Kraft muß in ganz hervorragender Weise Deutschlands Landheer haben und noch weiter auf den höchsten Gipfel entwickeln. In einem Volke, welches wie das deutsche jährlich fast um eine Million Einwohner wächst, kann es auf der Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht und bei Anwen dung von Diensterleichterungen für solche Wehrpflichtige, welche wegen häuslicher Verhältnisse nicht gut zwei Jahre dienen können, nicht schwer fallen, Heereskräfte zu ent- wickeln, welche imstande sind, feindlichen Angriffen von zwei Seiten mit Übermacht entgegenzutreten. Bei der nun über 35 Jahre bewährten Friedensliebe des deutschen Volkes kann es die Welt wissen, daß wir zwar auch ferner ! Ä Pfg-, zweimonatlich 4 Pfg., einmonatlich 42 M. Einzelne Nummern Pfg- — Alle Postan- rlten, Postboten, sowie ukere Austräger nehmen Bestellungen an. Jnlerate, welch« bei dH bedeutenden Auflage d« Blattes eine sehr wirk sam e Verbreitung finden, werden mit 12 P*g, solch« aus unserer Amtshaupl- Mannschaft mit 10 Pfg- die Spaltzeile oder deren Raum be-schnet. — Ta bellarische und kompA zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redmM» nellen Teile, die SpaltM zelle 20 Pfg H