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Nr. 56 Donnerstag, den 17 Mat 1866. 72. Jahrgang. Sächsisches. Pirna. Die Kirschenverpachtungcn werden in diesem Jahre in bezug auf ihre Ergebnisse weit hinter denen des Vorjahres zurückbleiben. Der Fruchtansatz ist leider in den meisten Fällen ein recht schwacher, so daß es also zur schönen Blütezeit ein weniger schönes Nach spiel gibt. Leipzig. Ein Verein von immatrikulierten Student innen wurde an der hiesigen Universität begründet. — Im Norden der Stadt beabsichtigt del Rat ein humanistisches Gymnasium und ein Realgymnasium mit je neun Klassen zu errichten. Mutzscheit. Der hiesige Kirchenvorstand hat be schlossen, für die Stadtkirche zwei neue Glocken anzu- schafsen und mit dem Auftrage Hofglockengiester Schilling in Apolda betraut. Die alten Glocken stammen aus dem Jahre 168t. Das alte Geläute erklang in f ckur, das neue Geläute soll in ks ckur erklingen. Vor Pfingsten hofft man die neuen Glocken hier einzuweihen. Chemnitz, 14. Mai. Ein bei der Königlichen Kreis' Hauptmannschaft in Chemnitz beschäftigter Bureauassistent wurde wegen Unterschlagung von 11 000 Mark ver haftet. Schwarzenberg. Bürgermeister Gareis, der sich in seiner langjährigen Wirksamkeit Verdienste um die Stadt erworben hat, will krankheitshalber in den Ruhestand treten. Plauen i. V., 12. Mai. Der von dem Mord brenner Thost durch einen Revolverschuh in die Brust schwer verletzte Gastwirt Hermann Reichelt aus dem „Elster tal" trägt die Kugel, die ihn bekanntlich am 24. März in der Jöstnitzer Straste getroffen, immer noch mit sich heruni. Gestern wurde der Verletzte, der im übrigen wieder ganz hergestellt ist, einer nochmaligen eingehenden Untersuchung unter Zuhilfenahme von Röntgenstrahlen unterzogen. Das Ergebnis war günstig. Die Kugel hat ihren Sitz im Rücken und ist leicht zu entfernen; dies wird wahrschein lich schon in der nächsten Woche geschehen Darüber, ob gegen Thost wegen der von ihm verübten Untaten die Hauptverhandlung eröffnet oder ob er als geisteskrank er klärt werden wird, ist noch keine Entscheidung gefällt. Zittau. Das hiesige Stadlverordnetenkollegium be schloh in seiner letzten Sitzung einen Nachtrag zum Stadt anlagenregulativ, wodurch ehemalige Kriegsteilnehmer, soweit sie ein Einkommen bis zu 950 Mark haben, von städtischen Steuern gänzlich befreit werden, während solchen Kombattanten, welche 051 bis 1200 Mark Einkommen haben, die Hälfte der städtischen Steuern erlassen werden. Diese Vergünstigungen werden 220 hiesigen Kriegsteil nehmern zugute kommen. — Einer Anregung der Kreishauptmannschast Bautzen entsprechend wurde beschlossen, die hiesigen Ziehkinder jährlich zweimal ärztlich auf Kosten der Stadt untersuchen zu lassen. Es kommen hierbei gegen 150 Ziehkinder in Betracht. — Der Gemeinderat des über 5000 Einwohner zählenden benachbarten Olbersdorf beschlob die Errich tung eines Elektrizitätswerkes und Einführung elektrischer Strahenbeleuchtung. Bautzen. Das Stadtverordnetenkollegium beschlost, zur Deckung von Nachforderungen für das neue Elektri zitätswerk und der Kosten für Neuanschlüs,e eine An leihe von 110 000 M. gegen 3,6 Prozent Verzinsung bei der Landständischen Bank aufzunehmen. Maltltz. An dem Ostabhang des Stromberges werden gegenwärtig im Auftrage einer Berliner Gesell schaft Grabungen auf Basalt vorgenommen, und es soll bei günstigem Befund dort ein Basaltbruch mit Anschlub- gleis an die Löbau-Weihenberger Linie errichtet werden. Niedercunnersdorf. Von verschiedenen Seiten, und ganz besonders von der Amlshauptmannschaft Löbau, ist schon seit längerer Zeit der Wunsch laut geworden, d'e hiesigen zwei Feuerwehren zu einer zu vereinigen. Der Gemeinderat hat nun beschlossen, seine Vereinigung der beiden Wehren herbeizusühren. LsgLSMWchtL. — Über neue Erfolge in Deutsch-Ostafrika wird dem Berl. Lokalanzeiger aus Dar-es-Salaam unter dem 12. Mai berichtet: Die Kompanie v. Schönberg operiert seit dem 4. d. M. in drei Abteilungen am unteren Nembue, drei Tagemärsche nördlich von Liwale, wo sich die Haupt aufwiegler der Wamatumbi Abdallah Tschimai und Abdallah Mapanda aufhalten sollen. Ein stärkeres Detache ment der Kompanie unter einem farbigen Unteroffizier schlug nach heftigem Widerstande die Aufständischen bei Schiberikimi nördlich von Liwale. Der Gegner hatte 39 Tote; 30 Männer wurden gefangen. Bei einem Gefallenen wurde ein offenbar von einem Europäer stammender goldener Ring mit der Eingravierung L. 8t. 1904 x. z?. g. gesunden. Hauptmann Wunderlich, welcher die Verbindung Widunda —Mahenge hergestellt hat, meldet aus Lijunge, dast die genannte Straste für Karawanen nun sicher und der Fährbetrieb bei Jfakarra seit dem 16. April geregelt sei. Auf Widerstand ist Hauptmann Wunderlich nicht mehr gejtosten. In Kistanga, an der Strabe Kilossa — Njukwa, hat die Kompanie einen Posten stationiert. Die Rädelsführer Kibunji und Sefu aus dem Mrogorv-Bezirk, die im März von der Kompanie 'ruunderlich aufgebracht wurden, sind gehängt worden. Major Johannes trat am 7. April den konzentrischen Marsch auf Ukinga und Upangwa an. Vorher hatten Teile des Expeditionskorps am Lukumburu und Lupale, zwei Tagemärsche südöstlich und südlich von Mbcjera, glückliche Gefechte. Die Kom panie v. Kleist erbeutete bei einem nächtlichen Überfall zahlreiche Rinder und machte 130 Gefangene. Mitte März waren mehrere hundert Wangindo und Wasuahcli unter Mahamakero, dem Bruder des Sultans Schahruma raubend in die Landschaften Luwegu und Kitanda im Nordosten von Ssongea eingefallen. In der Nacht vom 23. zum 24. März lagerten die Aufständischen etwa eine halbe Stunde vom Kitandaposten entfernt, uni im Morgen grauen die Voma anzugreifen. Da gelang der Kompanie von der Marwitz ein Überfall des feindlichen Lagers. Die feindlichen Haufen wurden gänzlich zersprengt und flohen auf Mgende bis zum Lujegu, von der Kompanie verfolgt. Beim Feinde blieben 94 Tote, 300 Gefangene wurden befreit. Diesseits fiel ein Hilfskrieger, einer wurde verwundet. Der Sultan Schahruma selbst hatte sich während