Volltext Seite (XML)
Weißeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend. Nr. 53. Die »«eitztrttz-Zettung- scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergeben- KenAbenden ausgegeoen. Jnierate, welche bei d«l- bedeutenden Auflage d« Blattes -ine sehr wtrL- same Verbreitung finden werden mit 12 P'g., solch« aus unserer Amtshauut- Mannschaft mit 10 Pftz die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta- bellarische und kompK zierte Inserate mit eni° sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redartiv nellen Teile, die Spalte zelle 20 M. 15 Pfg., zweimonatlich 44 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern LV Pfg. - Alle Postan fitalten, Postboten, sowie Misere Austräger nehmen Bestellungen an. , Amtsblatt für die Königliche Umlshauptmannschast. das Migüche Amtsgericht und dm Stadtmt zu IlppMswM Mit «rchlfsttLgE „Zlütstslertos AntnhMnngME Mit lanv uno y ' t ' Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und bestimmten Tagen wird keine Sa Donnerstag, den 10. Mai 1906. Jahrgang. Vertilgung der Ackerdistel vetr. Nachdem von sachverständiger Seite auf die Schädlichkeit der Weitverbreiteten hartnäckigen und kulturfeindlichen Ackerdistel (Orsium arvense) aufmerksam gemacht worden ist, erläßt die Königliche Amtshauptmannschaft im Einvernehmen mit dem ihr beigeordneten Bezirksausschuß an alle Eigentümer, Nutznießer und Bewirtschafter von Grundstücken hierdurch Anweisung, diese Ackerdisteln, sowie auch andere schädi gende Disteln auf ihren Grundstücken, soweit sie ohne Beschädigung des Pslanzenbe- standes zugängig sind, sowie auch insbesondere auf den Rainen, Wegen, Dämmen, Gräben, Aferrändern, Eisenbahndämmen derart rechtzeitig zu vertilgen, daß diese nicht im blühenden oder reifen Zustande anzutreffen sind. Da die Verbreitung der Disteln nicht nur durch den Samen, sondern auch durch die „Wurzelbrut" erfolgt, ist auch auf die Entfernung der Distelwurzeln mittels „Distelzangen" oder „Disteleisen" Bedacht zu nehmen. Die Säumigen werden nach Befinden von der Königlichen Amts- hauptmannschaft zwangsweise zur ordnungsmäßigen Vertilgung der Ackerdisteln ange- v^c.^Königliche Amtshanptmannschast Dippoldiswalde, am 4. Mai 1906. Oespvnnl wird vom 11. bis 19. dieses Monats die Straße von llsnsäort Lklvk »LXSll. Der Fährverkehr wird währenddessen über Lungkwitz bez. auf die Müglitztalstraße gewiesen. 543 Königliche Amtshanptmannschast Dippoldiswalde, am 8. Mai 1906. WMe NM -er AMmoMtkn zu H-MM-e krottse, äva 11. Mal 190«, abends 8 Uhr, im Sitzungszimmer im hiesigen Rathause. Die Tagesordnung hängt im Rathause au». Der Akaba-Konflikt zwischen der Türkei nnd England. Die Differenzen, welche seit einigen Wochen zwischen der Pforte einerseits, Egypten und England andererseits wegen der Besetzung einiger Punkte auf der Sinai-Halb insel durch türkische Truppen schweben, haben sich plötz lich zu einem schweren Konflikt zugespitzt. Die englische Regierung ließ in Konstantinopel eine Note überreichen, in welcher die türkische Regierung in sehr bestimmter Weise aufgefordert wird, ihre Truppen binnen zehn Tagen von den betreffenden Punkten der Sinai-Halbinsel zurückzu ziehen. Es ist noch nicht bekannt, ob die Pforte dem britischen Ultimatum, denn als ein solches charakterisiert sich unter den obwaltenden Umständen die in Konstan tinopel überreichte Note des Londoner Kabinets, Folge geben wird oder ob sie es zum äußersten kommen lassen will, also zu einem bewaffneten Konflikt mit England, denn Egypten ist in dieser Affäre doch nur der vom Lon doner Kabinet vorgeschobene Strohmann. Wenn man indessen die gegenteiligen Stärke- und Machtverhältnisse der streitenden Parteien erwägt, so muß man zu dem Schlüsse kommen, daß die Türkei es wohl kaum wagen wird, sich in einen Waffengang mit England einzulassen, zumal die Pforte noch ihre schweren mazedonischen Sorgen hat, ganz abgesehen von dem noch nicht beigelegten Grenz streit mit Persien. Immerhin ist es bemerkenswert, baß bislang die Pforte noch nicht die geringste Miene gemacht hat, die von ihren Truppen besetzten Stellungen auf der Sinai-Halbinsel wieder zu räumen, daß sie im Gegenteil in jenem Gebiet militärische Vorsichtsmaßregeln trifft, so daß ein türkisch-britischer Zusammenstoß allerdings nicht außer dem Bereich der Möglichkeit liegen würde. Die Frage, wer in dem ganzen türkisch-egyptischen Streithandel eigentlich im Rechte ist, läßt sich für den Fernerstehenden nur schwer beurteilen. Die geographischen Karten ver zeichnen die Sinai-Halbinsel als egyptischen Besitz; bei Akaba, dem an der gleichnamigen Meeresbucht im Osten der Sinai-Halbinsel gelegenen Hafen, zieht sich die Grenze zwischen dem egyptischen und dem türkisch-afrikanischen Gebiet in der ungefähren Richtung von Südosten nach Nordwesten hin. Es scheint nun, als ob die türktische Re gierung zu der Ansicht gelangt ist, verschiedene Punkte auf der Sinai-Halbinsel und vor allem auch der vielgenannte Hafenplatz Akaba selber, gehörten von rechtswegen der Türkei, worauf dann ohne weiteres die Besetzung der be treffenden Stellungen durch türkische Truppen erfolgt ist. England, als dem wahren Herrn Egyptens und des Suez- Kanals konveniert die Festsetzung der Türkei an jenem Teile des Roten Merres nicht und stemmt sich daher gegen das türkische Vorgehen. Doch ist es auch nicht unmög lich, daß die türkischen Erenzansprüche bei Akaba für Eng land nur einen willkommenen Vorwand bilden, seine Macht- und Interessensphäre am Roten Meere zu erweitern, was natürlich lediglich auf Kosten der Türkei geschehen könnte. Irgend eine Unterstützung und sei es nur eine diploma tische, von anderer Seite hat die Pforte in diesem Streite nicht zu erwarten, auch nicht von Deutschland, obschon es gewisse Londoner Blätter nicht an Verdächtigungen Deutsch- lands im Akaba-Streit haben fehlen lassen, indem sie das Gerücht aussprengten, die deutsche Regierung ermutige die Pforte zu ihrem Auftreten auf der Sinai-Halbinsel. Solche deutschfeindliche Ausstreuungen entbehren selbstverständlich jeder Begründung, Deutschland hat nicht das geringste Interesse daran, sich für die türkischen Ansprüche auf der Sinai-Halbinsel zu engagieren, eher dürfte es in Kon stantinopel für Nachgiebigkeit gegenüber England geraten haben. Man darf wohl auch erwarten, daß die Pforte in diesem Grenzhandel schließlich den militärischen und diplomatischen Rückzug antreten wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die innerhalb der letzten Jahrzehnte immer mehr schwindende Rentabilität des Getreidebaues veranlaßte auch die sächsischen Landwirte, sich mehr als früher der Rindviehhaltung und Milchproduktion zuzu wenden. Hierdurch hat aber gleichzeitig die Nachfrage nach frischem Melkvieh einen Preis für dasselbe hervor gerufen, welcher bei der späteren Verwendung dieser Tiere als Schlachtvieh meistens auch nicht annähernd wieder erreicht wird. Man ist nun bestrebt, diesem Übelstande durch erweiterte Selbstaufzucht des Milchviehes abzuhelfen. Am naturgemäßesten und billigsten geschieht das beim regelmäßigen Weidegange des Jungviehes. Wie seit Jahren mit bestem Erfolg bei der Fohlenaufzucht, so soll nun auch in unserem Erzgebirge der Weidegang für junge Rinder auf genossenschaftlichem Wege beschafft werden. Derartiges wird innerhalb unseres Bezirkes zunächst in Hennersdor geplant. Es beansprucht aber diese Angelegenheit ein so allgemeines Interesse aller Landwirte, daß die vom Kreis verein Dresden für nächsten Sonntag in Hennersdorf ein- berufcne Versammlung sicher eine recht zahlreich besuchte sein wird und machen wir auch hier auf die betreffende Annonce in heutiger Nummer aufmerksam. — Geschäftsbericht des Vorschußvereins für Dippoldis walde und Umgegend (e. G. m. b. H.) auf den Monat April 1906. Einnahme: Geschäftsanteile 10 M. 50 Pf., Spareinlagen 24103 M. 84 Pf , Bankeinlage 17800 M, Mieterlös 48M. 34 Pf., zurückgezahlte Vorschüsse 28409 M. 30 Pf., Provision 230 M. 05 Pfg., Zinsen 927 M. 05 Pf. — Ausgabe: Vorschüsse 20183 M. 63 Pf, Bank einlagen 16312 M. 86 Pf., zurückgezahlte Spareinlagen 26837 M. 50 Pf., Zinsen 36 M-, zurückgezahlte Geschäfts anteile und Dividende 652 M. Dresden. König Friedlich August hat am Diens tag früh Tarvis wieder verlassen, hat in Wien seiner Schwester Josepha einen Besuch abgestattet und ist Mitt woch früh wieder in Dresden eingetroffen. — Die Einweihung der Bismarcksäule auf der Räcknitzhöhe, deren Kosten sich auf 45000 M. belaufen, soll Sonnabend, den 23. Juni (Sonnenwendfeier), statt finden. <- — Als Kuriosum kann wohl, wie aus Plauen i. V. gemeldet wird, eine Postkarte angesehen werden, die der Stadtrat einer sächsischen Stadt von 13 — 14 000 Ein wohnern an den dortigen Stadtrat nach Übersendung des letzten Verwaltungsberichts gerichtet hat. Die Karte hat folgenden Inhalt: „So dankbar die Übersendung der Ver waltungsberichte der großen Schwesterstädte anzuerkennen ist, so kann doch dabei nicht unberücksichtigt gelassen werden, daß zu deren Aufbewahrung nach wenigen Jahren ein besonderes Regal, nach Verlauf von Jahrzehnten schließlich ein besonderes Zimmer nötig wird. Wir bitten, es uns deshalb nicht verargen zu wollen, wenn wir auf weitere Übersendung verzichten." — (Ob dem verehrlichen Stadt rat wohl nicht die Möglichkeit aufgedämmert ist, daß die Berichte, nachdem man sie gelesen hat, fortgeworfcn werden konnten? Die Ned.) Tagesgeschichte. Berlin, 7. Mai. Im Seniorenkonvent des Reichstages machte Präsident Graf Ballestrcm Mittei lung davon, daß der Stellvertreter des Reichskanzlers, Graf Posadowsky, für den 30. d. M. eine Vertagung des Reichstages bis zum 13. November in Aussicht gestellt habe, falls vorher die dringlichsten Arbeiten erledigt worden seien. Der Reichstag würde alsdann vom 13. November bis zur Mitte Dezember diejenigen Gesetzesvor lagen aufarbeiten können, die jetzt im Rückstand bleiben, und ferner diejenigen Initiativanträge in geschlossener Diskussion, eventuell also ein paar Tage hintereinander behandeln können, auf die vor den Ferien nicht mehr ein gegangen werden soll. Die Senioren nehmen in Aussicht, während der Woche vom 6. bis 12. d. M. Stempel steuern, Erbschaftssteuer und Mantelgesetz in zweiter Lesung, am 14. cr. die Diätenvorlage in zweiter Lesung, vom 15. bis 18. d. M. die Steuervorlagen in dritter Lesung, sodann die Diäten- und Flottenoorlage in dritter Lesung, vom 21. bis 23. d. M. die Militärpensionsgesetze, von denen nur noch einzelne Paragraphen nach Verständigung unter den Fraktionen zur Diskussion kommen sollen, während das übrige en bloc erledigt werden soll, in zweiter Lesung zu beraten. Am 24. ist Himmelfahrt, am 25. dritte Lesung der Pensionsgesetze, so daß für die dritte Lesung des Budgets noch drei Tage, vom 28. bis 30. d. Mts., frei bleiben. — Das Militärpensionsgesetz, dessen erste Lesung jetzt beendet ist, wird wohl sicher zur Verabschiedung kommen. Es ist auch die höchste Zeit dazu, wenn mau die rückwirkende Kraft bis auf den 1. April 1905 auf recht erhalten will. Fürstenwalde a. Spree, 7. Mai. In der am Sonn abend stattgefundenen Generalversammlung der Spar- und Vorschubbank wurde festgestellt, daß von dem früheren Vorstand und Aufsichtsrat Wechselfälschungen und Betrügereien in Höhe von 361000 Mk. verübt worden sind. Der frühere Vorstand Thieß ist verhaftet. Weitere Verhaftungen stehen bevor. Weißenfels, 7. Mai. Zwischen den Grubenbesitzern im mitteldeutschen Braunkohlengebiet und der Streik leitung der ausständigen Arbeiter sind Verhandlungen im Gange, die in Kürze zu einer Einigung führen dürften. Der Streik wird wahrscheinlich noch diese Woche beendet werden. Wien, 8. Mai. Wie in Hoskreisen verlautet, wurde gestern bekannt, daß Kaiser Wilhelm den Kaiser Franz Joseph am 6. Juni in Wien einen Besuch abstatten werde. Kaiser Wilhelm werde mit großem Gefolge kommen, und es handle sich um einen offiziellen Besuch von politischer Bedeutung. Man geht in der Annahme nicht fehl, daß der Besuch der Initiative des deutschen Kaisers entsprungen ist und daß beide Monarchen den Wunsch hegen, nach den politischen Vorgängen, die sich seit der Marokko-Kon ferenz in Algeciras abgespielt haben, von neuem die Festig keit des deutsch-österreichischen Bündnisses zu dokumentieren. Es wird mich dadurch kundgetan, daß der Generalstabs chef Graf Moltke einige Tage vorher nach Wien kommen wird, um im Gefolge des Kaisers Franz Joseph den Manöver» in Bruck an der Leitha beizuwohnen. Japan. Treibende Seeminen aus dem russisch-japa nischen Kriege werden in der chinesischen See noch öfter gesichtet und, so weit es möglich ist, durch Schüsse, die ie zum Explodieren bringen, vernichtet. Eine derartige Unschädlichmachung ist ohne Gefahr für das eigene Schiff auf eine Entfernung von 100 Meter an möglich. Die chinesische Negierung hat für die Vernichtung jeder Mine eine Prämie von 1000 Dollars ausgesetzt. Auch der Lloyddampfer „Stuttgart" sichtete ans seiner soeben be endigten letzten Hein,reise mit einem russischen Truppen transport von Ostasien nach Odessa eine solche Mine, konnte sic aber wegen Nebels, der die Abgabe des Schusses unmöglich machte, nicht vernichten. Die Minen sind schon bis n die Straße von Formosa getrieben, wo eine von ihnen kürzlich eine chinesische Dschunke in die Lust sprengte.