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scherze erst in den letzten Jahrhunderten aus Frankeich uns zugeführt. Die älteste sprichwörtliche Erwähnung in Deutschland scheint bei Talitz (1655) vorzukommen. Wahr scheinlich, sagt man, sei die Sitte der letzte Rest eines zu Anfang des April im Orient mit allerlei Possen, Spatzen und Schelmereien gefeierten heidnischen Frühlingssestes, wie es seit undenklichen Zeitxn jetzt noch in ganz Indien mit entsprechenden Scherzen unter dem Namen Hul ge feiert wird. Nach einer Beschreibung des englischen Obersten Pearce hat dies Fest mit unserem Aprilschicken grohe Ähnlichkeit. Noch heute lätzt man dabei allerlei Aufträge ausrichten, die mit einer Täuschung enden, um den Beauftragten zum Gelächter oder, wie man sagt, zum Hulnarren zu machen. Da sich die Sitte des Aprilscherzes über die Regierungszeit Karl IX. von Frankeich (1560 bis 1574) hinaus nicht verfolgen lätzt, so hat die Meinung des Franzosen Quitard manches für sich, nach welcher der Brauch zurückgehen soll auf die Verordnung Karls IX., welcher das Neujahrsfest 1564 von 1. April auf den 1. Januar verlegte und damit die ehemals am 1. April üb lichen Neujahrsgeschenke (etrcnnes) aushob. Am 1. April seien die Personen, welche sich nicht an die Änderung ge wöhnen konnten, um diese Geschenke geprellt worden. Mit Fleitz habe man sie gar durch Scheingeschenke getäuscht oder durch verkehrte Bestellungen gefoppt. So ist höchst wahrscheinlich das Jahr 1564 das Geburtsjahr der April scherze. Den Namen Boisson ck'svril aber leitet Quitard von dem Frühlingszeichen der Fische ab, das die Sonne im April eben verlassen hat. Andere führen die Bezeich nung zurück auf die mit dem Monat April an den fran zösischen Küsten sich einfindende Makrele, wo sie als Delikatesse frisch gegessen wird, die auch poisson cl'avril heiht und ein gebräuchliches Neujahrsgeschenk gewesen sein soll. — Seit einer Reihe von Jahren bringen vielfach auch Tageszeitungen am 1. April fingierte Nachrichten, um ihre Leser in den April zu schicken. So berichtete vor einigen Jahren ein Blatt, datz seitens der Regierung die Verlegung des durch Hochwasser der Elbe oft gefährdeten Hannöverschen Städtchens Dannenberg ernstlich geplant sei. Sehr viele Blätter nahmen den Aprilscherz für bare Münze und druckten die Nachricht anstandslos ab Das Vorbild solcher Scherze gab bereits im Jahre 1833 die Neuyorker Sun mit der Mitteilung vom 1. April, man habe ein Fernrohr erfunden, mittels dessen man auf dem Mond die kleinsten Gegenstände sehen könne. So habe man dort nicht nur merkwürdige Tiere, sondern auch Menschen entdeckt, die geflügelten Affen ähnlich seien. Die meisten amerikanischen Zeitungen und Tausende von Lesern gingen auf diesen Scherz ein. Auch hochgestellte Personen trugen keine Bedenken, am 1. April sich einen Scherz zu erlauben. Während der Regiecungszeit Peters des Großen von Rußland (1680 bis 1725) loderten einmal am Abend des 1. April in der Nähe von St. Petersburg gewaltige Flammen auf. Als große Volksscharen erschreckt herbeistürzten, ward ihnen von lachenden Soldaten die Botschaft, datz heute der l. April sei. Der Kaiser aber hatte den Scheiterhaufen heimlich errichten lassen. Am I. April 1860 wurden in London Tausende von Personen durch besondere Karle eingeladen, im Tower „dem Waschen der weißen Löwen" beizuwohnen. Große Scharen folgien der Einladung; eine Anzahl von Konstablern sorgten für Ordnung; schließlich erkannten die Neugierigen, datz man sie zum besten gehabt hatte. Barenthin. Pastor Todt. Vermischtes. ' Wie Frankreich seine fünf Milliarden bezahlte. Zu den interessantesten Episoden der Riesenoperation der Fünf- Milliarden-Zahlung Frankreichs an das Deutsche Reich gehört sicherlich die Zahlung von 239,3 Mill. Franken in französischem Silbergelde. Ein Artikel von Thorwart- Frankfurt im „Bank-Archiv" bringt hierüber eingehendere Mitteilungen. Der größere Teil der genannten Summe wurde den Beständen der Bank von Frankreich und der Zirkulation im Lande entzogen. 93 Millionen Franken wurden durch die Bank von Hamburg in Feinsilber ge liefert, das in Paris in Fünffrankenftücke umgeprägt wurde. An gemünztem Golde wurden 617 Millionen Franken, an Banknoten 125 Millionen Franken an Deutschland überwiesen. Der größte Teil der zu zahlenden Milliarden wurde jedoch in Wechseln beglichen; denn es waren nicht weniger als 4248 Millionen Franken, die auf diese Weise an die deutsche Regierung ausgezahlt wurden. Von dieser in Wechseln gezahlten Summe waren 3064 Millionen Franken auf deutsche Plätze gezogen, 637 Millionen auf englische und 547 auf holländische und belgische Plätze. In welcher Weise sich nun der Verkauf und Einzug jener Wechsel vollzog, wieviel Zeit dazu gebraucht wurde usw, alles dies entzieht sich bisher unserer Kenntnis. Für die Wissenschaft würde aber die Klärung dieser Fragen von größtem Interesse sein. * Der Humor in Steuersachen ist ein seltenes Pflänz chen. Umso angebrachter dürften, so schreibt die „Freie D. Presse", einige Schnurren sein, die kürzlich ein „Wissender" aus seiner Praxis zum Vesten gab. So wurde die Steuererklärung eines Arztes, der sein Einkommen diesmal erheblich niedriger angegeben hatte, als in den Vorjahren, mit dem Bemerken beanstandet, daß dieser Einnahmeausfall einer Erklärung bedürfe. Hierauf er widerte der Arzt, daß ihm der Rückgang seiner Praxis ebenso unerklärlich sei. — Ein Hausbesitzer hatte den Wert seines Grundstücks mit 80000 M. angegeben, worauf ihm bemerkt wurde, diese Schätzung sei viel zu niedrig, sein Haus wäre mindestens 100000 M. wert. „Mit 100000 Mark akzeptiere für Sie", lautete die Antwort des not leidenden Hausbesitzers. — Ein anderer Steuerpflichtiger war zur Vorlegung seiner Bücher aufgefordert worden. Er erschien und verlangte den Herrn Regierungsrat persönlich zu sprechen. Das wurde ihm nach einigen Um ständen gestattet, und nun erschienen drei Dienstmänner auf dem Plan, jeder schwer beladen mit Büchern und Aktenstücken, die sie zu Füßen des Herrn Regierüngsrates niederlegten. Der Steuerzahler hatte zur Sicherheit seine sämtlichen Bücher und Belege zur Stelle geschafft. * Teuere Blumen. Bei der diesjährigen Frühlings- ausstellung der Gartenbau-Gesellschaft in Massachusetts ist eine weiße Nelke ausgestellt, die ein Blumenzüchter aus Neu Bedford gezüchtet hat und die alle bisher bekannten an Schönheit übertrifft. Sie ist vollkommen weiß, sehr groß und hat einen langen und kräftigen Stengel. Man hat den, Züchter für diese Nelke bereits 32000 Mark ge boren. — Bei einem Orchideenverkauf in London wurden in der vorigen Woche 90000 Mark erzielt. Lin Odon» toglossum Crispum Luciani brachte 7525 Mark, ein Odontoglossum Ardenlissimum mit zwanzig großen Blumen, deren weitze Blütenblätter mit purpurnen Tupfen bedeckt sind, 3100 Mark, eine „Kaiserin von Indien" 6450 M. Ein Odontoglossum Crispum Pittianum brachte sogar 24150 Mark. " Humoristisches. Der schlaue Pepi. Mutter: „Pepi, sag' mal, was möchtest du denn einmal werden? Wahr scheinlich ein Offizier?" — Pepi: „Nein, ein Laternenan zünder!" — Mutter: „Aber, Kind, in den groben Städten gibt es ja jetzt elektrisches Licht; da haben die Laternen anzünder nichts zu tun." — Pepi: „Eben deswegen möcht' ich einer werden." — — Ausrede. Bureauchef: „Was sehe ich! Die Herren spielen im Bureau Karte?" — Be amter: „Ja, wir . . . wir spielen nur aus, wer Ihnen zu Ihrem Jubiläum zuerst gratulieren darf!" Im Wirtshaus. Gast: „Eben sehe ich, daß ich keinen Pfennig Geld bei mir habe; Sie werden mich deshalb doch nicht hinauswerfen?" — Wirt: „Gott bewahre, das besorgt mein Hausknecht." — — Gewissenhaft. Bettler: „Seit acht Tagen habe ich nichts gegessen." — Professor: „Sehr gut, und wie lange beabsichtigen Sie, das noch fortzu setzen ?" " Sonderbare Justiz. In der Kranichfelder „Jlm- zeitung" findet sich folgendes originelle Inserat: „Warne hierdurch jedermann, wider mich und meine Kinder den Namen Igel zu gebrauchen. Werde jeden einzelnen Fall mit 10 Mark Geldstrase belegen lassen. Kranichfeld, den 17. März 1906. Richard Schiecke." Über die rechtlichen Verhältnisse in Deutschland scheint Richard nicht genau informiert zu sein. Telephonische Nachrichten. Lens. Aus Schacht 2 in den Minen von Corriöres wurden 14 Bergleute lebend zu tage gefördert, die seit der Katastrophe dort eingeschlossen waren. Dieselben lebten während dieser Zeit von Lebensmitteln, die sie bei den Verunglückten fanden und von dem Hafer in den Pferdeställen. Die Geretteten befinden sich wohl bis auf einen, der erkrankt ist. Kirchen-Nachrichten von Dippoldiswalde. Judica, 1. April 1906. Tert: Hebr. 9, 11-15. Lied Nr. 371. Vorm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl in der Sakristei. Cup. Hempel. Vorm. 9 Uhr Predigt-Gottesdienst. Pastor Sieber. Nachm. 2 Uhr Prüfung der Konfirmanden. Pastor Sieber. Kirchen-Nachrichten von Reichstädt. Sonntag Judica. 1. April, nachmittags 2 Uhr: Prüfung der diesjährigen Konfirmanden. Sparkasse zu Reinhardtsgrimma. Nächste Expeditionstage: Sonnabend, den 31. März, und Sonn tag, den 1. April, nachmittags 2—5 Uhr. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Expeditionstag: Sonntag, den 1. April, nachmittags V-3-6 Uhr. Sparkasse zu Seifersdorf. Nächster Expeditionstag: Sonntag, den I. April, rachmittags 3 -6 Uhr. lockes-Lureixe. Heule morgen 2/410 Uhr verschied sanft und ruhig nach schwerem, kurzem Leiden unsre liebe Mutter, Groß- und Urgrotz- multer, Frau AgO Mtztlmc Heerklotz, geb. Scheinpflug, im 83. Lebensjahre. Dies zeigen im tiefsten Schmerze an Dresden, Wendischrarsdorf, Dippol diswalde, den 30. März 1906. die trauernden Hinterbliebenen. Uulsvkvn für schweres Fuhrwerk, nur tüchtigen Pferdewärter sucht Karl Wünschmann, Rabenau. Geschirrführer zum sofortigen Antritt gesucht. Lrumpolt, ködaHal. Ein Bäckergeselle wird sofort gesucht bei Lsrm. LIvmw, VLokoroi obarearaäorl. Ein Lehrling kann diese Ostern noch in die Lehre treten bei Schuhmachermstr. ÜaÄvstovk, NWttWtWÄAw wird sofort gesucht in Kreischa Nr. 74. Saathafer, "MU sowie schlesischen Saathafer empfiehlt Vwuualck! I-olL«. UU" Nehme Futterhaser mit in Zahlung. lüe tiettlMlickn itiilteklgnMn. Schmerzerfüllt zeigen dies an Das Begräbnis findet Montag nachm. 1/23 Uhr vom Trauerhause aus statt. DH I > zu Konfirmations-Geschenken passend, empfiehlt in «ur reeller Ware zu billigsten Preisen IlMll8LlIIM, Ernst Mmns, , MU" Reparaturen schnell und billig. "AU Holzversteigerung. Montag, den 2. April, von nachmittags 4 Uhr an, sollen in der 8vdloüeLr1usrvi zu UoiokatLckt 3 vivkvns UIötLvi» von ca. 40—80 cm Mittenstärke und 2,6 m bis 3,6 m Länge, sowie 4 i-m vivkenes SnennUolL gegen sofortige Bezahlung an die Meistbietenden versteigert werden. Vie LuEsver'vvsIttung. 1 orlss« MnLsigs Sanft erlöst von seinen langen, schweren Leiden wurde heute früh mein lieber Gatte, unser lieber Vater, Großvater, Bruder und Schwager, der Mühlenbesitzer kriväi^od Z rau2 Mvwm in Obercarsdorf. den 30. März 1906. Pökelfleisch "MW empfiehlt Ur. kranülvr. Boom geräuch. Lachs, geräuch. Aal, geräuch. Lachsheringe, Riesen- Pöklinge, Kieler Pöklinge, Kieler I I O Sprotten, Nordsee-Sprotten und " Gänsebrust empfiehlt Usx UkolF, am Kirchplatz. iebeiMckk llsW eing;etrokken, n pfuncl 22 1U. Lougumrorsill, rrviboreor klrttr. Wiesendünger, sowie sämtliche Frühjahrsdüngemittel empfiehlt billigst Ükolß, Grotzölsa. KM keim üiMckil I. und II. Sorte, vorzüglich im Geschmack, empfiehlt Richard Hoffmann, Herrengasse. Lekulnamsn, beste Sattlerware, spottbillig. Dippoldiswalde, L aULL-V^LLVL, Obertorplatz. Wen, MeiNM, kknglem, WM H kekMtek, "MH SM"skökMMlel mit den bestenMIäsern billigst bei s. Vielried, 7" Dem geehrten Publikum von Vippol- ckiswalck« und Umgegend bringe ich meine radrrack- in Erinnerung. Führe nur beste Qualität. — Reelle und schnelle Bedienung. — H. Spieß Nachfg. Reinhard Bormann, vrandokatrsüo S1V V. ist ru linken in cler m Isis leim.