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Niederlande. Die Spielbank in dem holländischen Grenzorte Vaals, welche bereits starken Zulauf hatte, ist am Montag nachmittag polizeilich geschlossen worden. England. Lord Roberts wiederholte vor der Handels kammer in Liverpool seine Äußerung im Hause der Lords, wonach die englischen Truppen bezw. die englische Nation heute für den Krieg ebensowenig vorbereitet seien wie im Jahre 1899. Für einen europäischen Krieg sei «ine Armee von 500000 Mann nötig, und um diese ins Feld stellen zu können, benötige man mindestens I Million ausgebildeter Leute, die das jetzige System nicht liefern könne. . 77^7 ' London. Die Daily Mail bringt eine recht unwahr scheinlich klingende Meldung von einer Ermordung eines englischen Untertanen in Swakopmund durch betrunkene deutsche Soldaten. Der einzige Augenzeuge des Totschlages, ein englischer Untertans namens Hastings, sei von den deutschen Behörden sestgenommen und liege im Gefängnis im Sterben. In Londoner Regierungskrisen ist von einem solchen Borfall nichts bekannt. Vermischtes. 'Schkeuditz. Bei einem Jagdesten sprachen die Teilnehmer in vorgerückter Stunde auch dem Sekt zu. Liner der Herren kam i^in auf die sonderbare Idee, daß jeder das geleerte Sektglas sofort an den Ofen werfen solle, wo es zerschellen müsse, widrigenfalls den Werfer eine Zechstrafe tresfen würde. Bei Ausübung dieses „Sekt glaswerfens" traf nun einer der Jäger einen Sattlermeister mit solcher Wucht mit dem Glase an den Kopf, daß die Glassplitter in diesem stecken blieben. Die Verletzungen waren so schwere, daß selbst drei Ärzte nicht helfen konnten. Der in den besten Jahren stehende Sattler- meister starb bald darauf unter furchtbaren Schmerzen. ' Die Berliner Glasver,icherungsgesellschast mußte für durch den letzten Sturm in Berlin und Umgebung zer trümmerten Scheiben, Glasdächer usw. 50000 Mk. Schaden ersatz auszahlen. ' Von einem Kraftwagen wurde auf der Landstraße bei Lünen i. W. ein Fuhrmann überfahren und lebens gefährlich verletzt. Das Fahrzeug fuhr unbekümmert weiter. " In die Domschenke in Hildesheim hatte eine Anzahl zu einem Strafprozeß geladener Zeugen das Wartezimmer verlegt und waren infolgedessen beim Auf rufen im Gerichtssaale nicht zugegen. Es waren zumeist Bankiers, Bankdirektoren usw., sogar ein Rechtsanwalt «ar unter den Herren. Das Gericht nahm jeden der Herren, die es freilich „dazu haben", in eine Ordnungs strafe von 50 Mk. und legte ihnen außerdem noch die Kosten des Termins, zu dem l7 zumeist auswärtige Zeugen geladen waren, auf. " Kindermund. Tante (zum Besuch eingetrosfen): „Nun, Ihr lieben Kinderchen, freut Ihr Euch denn auch recht über meinen Besuch?" — Hans: „Aber sehr, Tantchen, und Papa am allermeisten, der läuft schon seit zwei Tagen von einem Zimmer ins andere und ruft in einem fort: „Das kann ja schön werden!" " Ein Zopfabschneider, dessen Treiben schon seit längerer Zeit die Berliner Kriminalpolizei beschäftigte, konnte am Sonnabend abend festgenommen werden. Auf dem Opern platz sahen zwei Kriminalbeamte, wie ein junger Mann sich auffallend in der Nähe eines kleinen Mädchens, das das Haar in einem langen Zopf geflochten trug, heran drängte. Die Beamten beobachteten den Mann eine Welle und griffen zu, als er gerade im Begriffe stand, den Zopf abzuschneiden. Der Ertappte wies sich als ein 22 Jahre aller Student S. aus. Seinen Angaben nach stammt er aus Valparaiso und studiert an der Technischen Hochschule in Charlottenburg. Eine Haussuchung, die in seiner Woh nung sofort vorgenommen wurde, förderte noch 3l Zöpfe und eine Menge Locken zutage. S. gab an, daß er sie alle heimlich den Trägerinnen abgeschnitten habe. Die Zöpfe, die er von Zeit zu Zeit auf- und wieder zuflocht, bewahrte er in seinem Schreibtisch auf. Um jeden hatte er ein Bändchen gebunden, das Tag und Datum des Nbschneidens trug. S. hat schon als Tertianer seiner Schwester den Zopf abgeschnitten. Offenbar ist der junge Mann geistig nicht normal. ' Patriotische Steuerzahler. Eine Anzahl in China lebender Norweger hat sich an das Steuer-Departement in Christiana mit dem Ersuchen gewandt, ihnen eine Steuerskala einzusenden, da sie bereit seien, von ihrem Einkommen an Norwegen Steuern zu zahlen, wozu sie natürlich nicht verpflichtet sind. Hoffentlich bleibt es nicht bei der Absicht. ' Schreckensszenen vom Untergang der „Valencia", die »on Überlebenden geschildert werden, werden englischen Blättern aus Viktoria berichtet. Ein Floß mit 10 Ma trosen des gestrandeten Dampfers wurde von dem Dampfer „City of Topeka" ausgenommen. Bis Donnerstag nacht waren 33 Ueberlebende an Bord gebracht. Die zuerst geretteten Leute erzählen, daß, nachdem die „Valencia" auf die Klippen aufgelaufen war, sechs Rettungsboote ausge setzt wurden, in die man Frauen und Kinder einsteigen ließ. Alle gebärdeten sich vor Schreck wie wahnsinnig, und es gelang den Offizieren trotz aller Bemühungen nicht, sie auch nur «in wenig zu beruhigen. Kaunr waren die Boote abgestoßen, so kenterten zwei von ihnen, und «lle Insassen fanden ihren Tod in den Wellen. Den ««deren Booten gelang es freizukommen; aber was aus ihnen geworden ist, war bis zum Freitag völlig unbe kannt. Die, die sich auf Deck befanden, wurden durch den Anprall des Schiffes auf die Klippen ins Wasser ge schleudert. Es gelang, einige von diesen wieder an Bord z« ziehen, aber sie wurden nur gerettet, um schließlich doch unterzugehen, als bei Tagesanbruch das Schiff zerbarst. Ehe dies geschah, hörte man vom User her Stimmen rufen. Zwei Passagiere waren von den Wellen an Land ge tragen worden und befanden sich nun in einer Höhle am Fuße der Klippen. Als dann die Flut höher und höher stieg, wurden sie völlig eingeschlofsen und konnten nicht mehr entrinnen. Von dem Dampfer stieß ein kleines Boot ab, um sie zu retten; aber bei dem furchtbaren Wellengang wurde dieses acht Meilen von der Höhle ab getrieben. In dem Tauwerk der „Valencia" hingen 30 bis 40 Menschen, aber einem Dampfer, der Hilfe bringen wollte, gelang es nicht, an das Wrack heranzukommen. Diejenigen, die so glücklich waren, an Land getrieben zu werden, sind nun an der unfruchtbaren Küste dem Hunger und der entsetzlichsten Not ausgesetzt. ' Die letzten Opfer. Eine erschütternde Szene vom Untergange des Dampfers „Valenzia", der an den Klippen der Vancouver-Insel gestrandet ist, berichtet ein Augen zeuge von einem der Rettungsdampfer. Als der Dampfer der UnglückssteNe näherkam, sah man deutlich 25 Über lebende, die sich an dem aus dem Wasser herausragenden vorderen Mast klammerten und sehnsüchtig auf Rettung warteten. Auch fünf Frauen besanden sich unter diesen Opfern des Schiffsbruchs. Die meisten waren an den Mast festgebunden, und einige versuchten dem Rettungs dampfer Zeichen zu geben. Es war aber unmöglich, bei dem furchtbaren Wetter und der hochgehenden See an das Schiff heranzukommen. Der Damper blieb stunden lang in der Nähe des Wrackes und versuchte immer von neuem, Rettungsboote auszusetzen und Rettungsleinen aus zuwerfen. Alle Anstrengungen waren vergehens. Plötzlich sah man, wie der Mast zusammenbrach und die letzten Opfer der Katastrophe in das nasse Grab mit sich riß. Man hörte die Unglücklichen, ehe sie verschwanden, noch den englischen Choral „Näher, mein Gott, zu Dir" singen. Dann war kein Zeichen des Unglücks mehr zu sehen. Im ganzen sind bei dem Schiffbruch 141 Personen unterge gangen und nur 39 gerettet. ' Ohne Wissen verheiratet. Aus Tunis wird eine eigenartige Hochzeitsgeschichte berichtet: Eine Italienerin heiratete den Mann, den sie liebte, ohne daß dieser selbst zugegen war oder von seiner Hochzeit eine Ahnung hatte. Das Mädchen hatte sich sterblich in einen Landsmann namens Milaggi verliebt, er aber hatte von einer Heirat nichts wissen wollen. Nun stahl sie seine Ausweispapiere und rüstete damit einen „Vertreter" aus, mit dem sie im Oktober in Tunis getraut wurde. Milaggi würde heute noch nicht wissen, daß er verheiratet ist, wenn er nicht wegen Schulden seiner Frau herangezogen worden wäre. Vor den Richtern legte die schlaue Italienerin das Trau ungsattest vor und bei dieser Gelegenheit kam die ganze Geschichte ans Tageslicht. ' Ein alter märkischer „Schulpalast" wird demnächst vom Erdboden verschwinden. Es ist das Schulhaus in Pyrehner-Holländer in der Neumark, das auf Abbruch für das Meistgebot von — 150 Mark verkauft worden ist. Wegen gefährlicher Baufälligkeit durfte in dem Hause, das aus dem 17. Jahrhundert stammt, seit drei Jahren schon kein Unterricht mehr erteilt werden. Ein neues Schulgebäude ist noch nicht errichtet; zwischen den be teiligten Körperschaften und Behörden „schweben" die Verhandlungen darüber schon seit verschiedenen Jahren. Die Schulkinder des Ortes besuchen die Schule eines Nach- bardorfes. Mignon. An der Spitze der Schwadron Jäger zu Pferde, welche da in die alte Stadt ins Quartier rückte, ritt der Führer mit einem so merkwürdig stillen und versonnenen Ausdruck in dem braunen Gesicht und in einer so lässig schweren Haltung, daß man versucht war, an den Ritter zu denken, der mit schlaffen Zügeln und ohne Sporn aus einem heißen Kampf heimreitet und in dessen Schild das eine Wort „Genug" stand. Und ebenso schwer schwang sich auf dem Markt der Rittmeister aus dem Sattel und nachdem er flüchtig aber sehr höflich seine Offiziere ge grüßt hatte, ging er langsam über den Platz. Das Haus, welches ihn für zwei Tage beherbergen sollte, mußte ihm wohl bekannt sein, denn er betrat ohne Zögern die Buchhandlung. Der alle Herr, der dort auf einem Drehsessel hinter dem Ladentisch saß, erhob sich sofort und sah dem Offizier wie jäh erstaunt und über rascht in das Gesicht, als müßte er es kennen. Aber der faßte ohne Bewegung an den Helm und nannte einen fremden Namen: Rittmeister von Hertzberg. Noch einmal blickte ihn der Alte prüfend an, dann sprach er etwas undeutlich von besonderer Ehre und schickte den Lehrling nach oben, um seine Frau von der Ankunft des Gastes zu benachrichtigen. „Der neueste Roman?" fragte der Rittmeister und griff nach einem der Bände auf dem Tisch. „Darf ich ihn er werben?" Und während er das sagte, dachte er an ein paar blaue, trotzige Mädchenaugen, in denen zum ersten Mal tief und fern die dunkle Frage der Liebe auftauchte und an ein paar rote scheue Lippen, die er nie geküßt hatte, und an eine Flut von goldenen Haaren. „Sie muß ein schönes Mädchen geworden sein", sann er weiter, „ob sie wohl den ehemaligen Primaner und jungen Studenten in dem braunen ernsten Rittmeister mit dem anderen Namen erkennt? Zwei Jahre Krieg in Afrika und drei Weltteile verändern sehr, und ich kam hierher, um unerkannt Abschied zu nehmen." Aber es überlief den Rittmeister doch heiß, als ihm das einst so maßlos geliebte Mädchen am Arm ihrer Mutter entgegentrat, im Hellen, fließenden Sommerkleid, das die nackten schönen Arme unter den Spitzen freiließ. Und die dunklen Augen sahen ihn wie erschreckt aus dem blaß gewordenen Gesicht an, als wäre ihr ein Blutstrom zum Herzen geschossen. Und beinahe hätte der Rittmeister vergessen, daß er mit einer glänzenden Zukunft, welche sich ihm durch den glücklichen Zufall, vor Jahren einmal dem jungen Erbprinzen wie. im Vorübergehen aus dem Wasser geholfen zu haben, eröffnet hatte, hier seiner arnien aber poesiebewegten Vergangenheit ein Zugeständnis machte, das ein Ausklingen einer Seite seines Herzens sein sollte, nicht aber eine Verwickelung. Er hatte gehofft, daß es ihm, der seit jener Zeit so viele schöne Frauen ge sehen hatte, obwohl ihn niemals wieder jene süße und tiefe Leidenschaft der ersten Liebe bestell hatte, leicht sein würde, die letzten Fäden zu lösen, wie man an einem klaren und milden blauen Herbsttage dem letzten Duft des Sommers nachträumt und in einen glänzenden aber kalten Winter hineinlchreitet. Nun war es ihm, als müsse er diese blühende Mädchen gestalt an sein Herz reißen und von diesen roten Lippen den schönsten Rausch der Jugend und der Erinnerung trinken und mit tiefer Zärtlichkeit jede leise und vorwurfs volle Frage ersticken. Da klirrte der Säbel auf dem Fußboden, der Ritt meister nahm sich zusammen und während ihn der Buch händler seiner Frau und Tochter vorstellte, trat in seine Züge jenes stille und ruhige Lächeln, das den Ausdruck vornehmer und nachdenklicher Gesichter so unvergeßlich macht. „Sie gleichen so sehr Jemandem, Herr Rittmeister", sagte die Frau des Buchhändlers, „der uns einst lieb ge wesen ist, so sehr, daß ich Sie fast mit dem Namen an gesprochen hätte: Hans Treuhand —" „Auch ich heiße Hans, gnädige Frau", antwortete der Offizier artig. Und wie um das Gespräch über diesen Punkt abzubrcchen, fügte er hinzu: „Ich hoffe, daß diese Aehnlichkeit mir etwas Wohlwollen und Nachsicht für die Mühe und Last der Einquartierung sichert. Uebermorgen schon reiten wir weiter, und ich denke nicht allzusehr zu stören." Der Wachtmeister der Schwadron Kat herein und fragte wegen des Dienstes am Nachmittag. In der ruhigen und überlegenen Art der Offiziere, welche den Dienst bei der Truppe mit ihren Hauptsachen und Neben sächlichkeiten vollkommen beherrschen und überblicken, hörte der Rittmeister den Rapport und gab seine Anordnungen, nachdem er sich entschuldigt hatte. Und während er seine Gestalt zu der schlanken und kraftvollen Höhe stahlkräftiger Naturen auflichtete und dem Bericht lauschte, blickte er über die Schriftstücke, welche er in seinen Händen hielt, wie gebannt zu dem schönen, ernsten Mädchen hinüber, das mit leicht geneigtem Haupt in einem Werk auf einem der Tische blätterte. „Hüte Dich, Hans Treuhand von Hertzberg", sagte er zu sich. „Die alte Liebe schlägt herauf und Dein Weg ist noch weit und glänzend und längst vorgezeichnet. Willst Du ihn so leicht daransetzen? Und dann — die kleine Komtesse?" Der Rittmeister nahm den Säbel auf und verab schiedete den Untergebenen. Der Bursche kam mit dem Gepäck und das Mädchen schickte sich an, den Offizier, der sich beurlaubte, zu begleiten und ihm seine Zimmer anzuweisen. In der Haltung der großen Dame ließ es an der Treppe dem Rittmeister den Vorkitt und dieser quittierte darüber mit einem liebenswürdig ernsten Gruß. In der Flur oben herrschte eine leichte Dämmerung, die Hand des jungen Mädchens auf der dunklen Tür klinke schimmerte weiß und die Augen leuchteten tief und fragend zu Hans Treuhand aus dem einst so schmerzlich geliebten Antlitz herüber, ganz anders als zu der Zeit, als das heranblühende Kind die Leidenschaft des Jüng lings noch nicht ahnen und verstehen konnte. Und hier übermannte den Rittmeister das Heroorbrechende Gefühl. Seine gebräunte Faust legte sich wie mit selbstver gessener Zärtlichkeit auf die weißen, warmen Fingern des Mädchens, fast streiften seine Lippen die blonden, schimmern den Haare. Ein tiefes Aufatmen ging durch den Raum — (Schluß folgt.) Kirchen-Nachrichten von Dippoldiswalde. S. Sonntag nach Epiph., 4. Februar 140b. Vorm.-Tert: Ephes. 1, 3 b. Lied Nr. 371. Nachm.-Tert: Josua 24, 14-15. Lied Nr. 311. Vorm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl in der Sakristei. Suverint. Hempel. Borm. 4 Uhr Predigt-Gottesdienst. Derselbe. Nachm. 6 Uhr Predigt-Gottesdienst. Pastor Sieber. Sparkasse zu Seifersdorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 4. Februar, nachmittags 3—ü Uhr. Sparkasse zu Höckendorf. Erpeditionstage: Bis Mittwoch, den 28. Febrnar, wochentags vormittags von 4—12 Uhr, täglich nachmittags von 2—6 Uhr. Attertumsmuseum. Geöffnet: Sonntags von 11—12 Uhr im hiesigen frühere« Wachlokal, 2 Treppen. ÄmtiM «ilf -je Ichmtz-MW" nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Mnoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Nt Milin