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Mtißerih-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend. fiir die Königliche UmtshauptmannMst, das Königliche Amtsgericht nnd dm Siadtrat M Mppoldiswalde. Veranlworllicher Redakteur: Paul Irlrnr - Druck und Verlag von Carl Jehrre in Dippoldiswalde. Mit achtsEg^ An1erhalt«ng«»!-tt". Mit land- «nd hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eine« Inserats an bestimmter Stelle und bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Illerate, welche bei b« bedeutenden Auflage de« Blattes -tue sehr wirk same Verbrämung finde», werden mit 12 Pli., solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzelle oder deren Raun, berechnet. — Ta bellarische und kompk- zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redartto- nellen Teile, die Spalte« zelle 20 Pfg. " Die Melheritz-ZettungE erscheint wöchentlich drei- rral: Dienstag, Donners- Äg und Sonnabend und Wkd an den vorhergehen- ÄenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern LV Pfg. — Alle Postan- Malten, Postboten, sowie «nsere Austräger nehmen Bestellungen an. 72. Jahrgang Donnerstag, den 15. Februar 1906 Nr. IS Dit mWtiMe 8mdlM in WM in Mit in dkl mnkkMt» KW. Nicht nur aus Algesiras, sondern auch aus London Mund Paris kommen immer noch Stimmen, welche glauben M machen wollen, daß auf der Konferenz der Großmächte Din Algesiras wahrscheinlich keine Einigung erzielt und die H Forderung Frankreichs auf allgemeine Polizei-Organisation D durch französische Beamte in Marokko an dem Widerspruche H Deutschlands scheitern und die ganze Einigung der Mächte Hin der marokkanischen Frage unmöglich machen werden. W Nach Kundgebungen deutscher, englischer und französischer I Diplomaten wird aber der Verlauf der Konferenz in D Algesiras wahrscheinlich ein ganz anderer sein. Frankreich D hat nach einer Aeußerung des Ministerpräsidenten Rouvier Hgar nicht die Neigung, sich die Polizeioeraniwortung für D ganz Marokko aufzubürden. Auf der anderen Seite sind D aber die Großmächte und auch Deutschland geneigt, wegen W seiner Stellung als Grenzland in Algier der französischen I Regierung ein gewisses Vorrecht in bezug auf die Organi- I sation der Polizei in Marokko, bez. in den Grenzgebieten I einzuräumen. Die widerholten Beratungen der Vertreter I Deutschlands, Frankreichs und Englands in Algesiras I werden aber wohl dahin geführt haben, daß alle Fragen I und Aufgaben von internationalem Interesse auch der I internationalen Kontrolle der Großmächte unterstellt werden. I Die praktische und naheliegende Lösung der marokkanischen I Frage liegt also in erster Linie darin, Frankreich wohl I das Polizeimandat für Marokko zu gewähren, die Tätig- l keit der Polizei aber in Marokko unter die Kontrolle der I Großmächte bez. aller auswärtigen Gesandten, Agenten I und Konsuln in den marokkanischen Hauptstädten Tanger I und Fez zu stellen. Dasselbe muß natürlich auch mit der 4 marokkanischen Bank und Staatsschuld geschehen. Das i Prinzip der sreien Konkurrenz und des freien Handels I für alle Mächte in Marokko ist übrigens das Ziel der i deutschen Politik von Anfang an in der marokkanischen Streitfrage gewesen, und wie man hört, stehen Österreicy, F Italien, Rußland und die Vereinigten Staaten von Nord- amerika auf demselben Standpunkt wie Deutschland, und r wenn Frankreich mit Unterstützung Englands nicht im I letzten Augenblick nach einem Monopole in Marokko strebt, l so kann die Einigung der Mächte in Algesiras nur noch I «ine Frage von wenigen Tagen sein. Das Prinzip, all- I gemeine Interessen des Handels und Verkehrs in Marokko I international zu ordnen, ist durchaus billig und verletzt I die Interessen keiner Macht. Es gibt allerdings auch keiner 1 Macht ein besonderes Vorrecht, nur die Ausnahmestellung ! Frankreichs in der Polizeifrage macht eine bedingte Aus- 1 nähme, indem die Polizei in Marokko selbst von den I Großmächten kontrolliert werden soll. Sollten auf diese ! Weise Differenzen entstehen, so wird man in der marokka nischen Streitfrage wahrscheinlich auf die Madrider Kon- t vention vom Jahre 1880 zurückgreifen, die bereits wichtige I Vereinbarungen der europäischen Mächte und besondere I Konzessionen für Spanien und Frankreich in Marokko I schuf. Wie bodenlos schief die ganze Streitfrage noch I immer in Frankreich beurteilt wird, geht übrigens I daraus hervor, daß gewisse Leute in Paris noch immer I der Welt glauben machen wollen, Deutschland wolle I gar keine Einigung mit Frankreich in der marokkanischen f Frage, sondern es strebe den Abbruch der Verhand- I lungen an, um über Frankreich herfallen zu können. » Man weiß nicht, ob solche Ausstreuungen dummdreiste » Erfindungen oder nervöse Angst vor Deutschlands Heeres- I massen sind. Aber Deutschland wird den Anlaß zu einem G Weltkriege nie vom Zaune brechen; und Marokko ist uns I auch keinen Weltkrieg wert. Aber es ist zu wünschen, I daß die marokkanische Frage nach billigen Grundsätzen I nun endlich zur Ruhe komme. Leipnitz, wurden die Einnahmen mit 57100 M. und die Ausgaben mit 42 200 M. genehmigt. — Der Kriegsminister von Hausen hat in den letzten Tagen wiederholt mit dem Bürgermeister von Königsbrück über den projektierten Truppenübungsplatz in der Gegend von Königsbrück Konferenzen abgehalten. Die Vorarbeiten sind, wie das „L. T." mitteilt, bereits so weit gediehen, daß die Anlegung eines Übungsplatzes nördlich von Königsbrück, westlich der Straße Königsbrück-Schmeck witz, gesichert erscheint. Die Entscheidung über den Platz, auf dem die Baulichkeiten für die Unterbringung der Truppen errichtet werden dürften, soll in kurzem ebenfalls erfolgen. Die Baulichkeiten werden einen Platz von etwa 85 Acker Areal einnehmen. Es ist wahrscheinlich, daß noch dem gegenwärtigen Reichstag ein Nachtragsetat zur Bewilligung der sich auf 6 bis 8 Millionen Mark be laufenden Anlagekosten zugehen wird. Sobald die Be willigung erfolgt, dürfte auch die Frage der Erbauung der Teilstrecke der Nordostbahn Riesa—Großenhain— Königsbrück—Kamenz ihrer Entscheidung nahegerückt sein. — Einen massiven Zirkus, der allen Ansprüchen genügt, wird Dresden in kürzester Zeit erhalten. Wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, soll der größte Teil des Areals des säkularisierten Annenfriedhofes am Stern platz an ein Konsortium verkauft werden, das alsbald mit den Herstellungsarbeiten beginnen wird, wenn die obere« Instanzen gesprochen haben. Als Kaufpreis für das Ge- lände an der Josephinenstraße werden 800000 M. ge nannt. Die Konzession für den Zirkusbetrieb soll im Prinzip schon erteilt sein. — Der neue sächsische Minister des Innern Gras v. Hohenthal tritt, wie nunmehr bestimmt ist, sein Amt am 1. Mai an. Vorsitzender im Staatsministerium (das Königreich Sachsen hat verfassungsmäßig keinen Minister präsidenten) wird Finanzminister l)r. Rüger. Der bis herige Minister des Innern v. Metzsch wird das Mini sterium des Königlichen Hauses, das er jetzt stellvertretungs weise für den erkrankten Minister v. Seydewitz verwaltet, auch nach seinem Ausscheiden aus dem Ministerium des Innern beibehalten. — Eine rohe Tierquälerei ist dieser Tage in Wurzen an einem Hunde verübt worden. Dem wertvollen Tiere ist von unbekannter Hand Terpentin in die Weichteile ein gespritzt worden, wodurch die fürchterlichsten Schmerzen entstanden sind. Hoffentlich wird der Täter bald er mittelt, damit er die wohlverdiente Strafe erhalten kann. — Ein schwerer Unfall ereignete sich in Herrnhut beim Abbruch des Liebermannschen Wohnhauses, an dessen Stelle das neue Brüderhaus errichtet werden soll. Uner wartet stürzte ein Teil der Giebelwand zusammen, wobei ein Zimmerlehrling nicht schnell genug ausweichen konnte und bis zum Kopf verschüttet wurde. Er mußte mittels einer Trage in das Herrnhuter Krankenhaus transportiert werden. An dem Aufkommen des jungen Mannes, der schwere innere Verletzungen erlitten hat, wird gezweifelt. Freiberg. Die durch den Münzbach abgeführten Abwässer der Stadt Freiberg, sowie die Schmutzwässer von Freibergsdorf und Friedeburg verursachten in de« unterhalb der Stadt liegenden Ortschaften wegen des schwachen Gefälles Geruchsbelästigungen; da eine Regu lierung des Baches wegen der hohen Kosten, welche die Gemeinde Loßnitz nicht zu tragen vermag, ausgeschlossen ist, hat Freiberg eine Kläranlage zu errichten, wofür in den diesjährigen Haushallplan 15000 M. eingestellt sind. Freiberg. Das Königliche Finanzministerium hat in der Frage der Ablehnung des aus den Bergamtsrat Wappler gefallenen Stadtverordneten-Mandats, wozu der Bergamtsdirektor Vr. Kretzschmar die Ge nehmigung zur Annahme versagte, entschieden, daß die Anschauung des Bergamtes richtig sei. Das Stadtver- ordneten-Kollegium hat seinerzeit beschlossen, an der Wahl festzuhalten. In früheren Jahren hat der Direktor des Bergamtes selbst dem Stadtverordneten Kollegium angehört. Außerdem hat auch gegenwärtig ein Sekretär des Berg amtes ein Stadtverordneten-Mandat inne. Pirna. Die Vereinigung sächsischer Ortskranken kassen hält ihre diesjährige ordentliche Generalversamm lung im Monat Juni hier ab. Meißen. Das Ausmaß der Schisse aus der Elbe wird von Jahr zu Jahr größer. Gegenwärtig nahen auf den Schiffswerften zu Ragätz und Grunewalde vier neue Elbdeckkähne der Vollendung, die alle bisher gebauten Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mit der am vergangenen Sonntag unter Vorsitz des Herrn Schmiedeobermeisters Mende statt gefundenen Generalversammlung schloß die Krankenkasse für selbständige Gewerbetreibende ihr 5. Geschäftsjahr. Im verflossenen Jahre wurden zirka 1600 Mark an er werbsunfähige, sowie für ärztliche Behandlung, Arznei rc. an erwerbsfähige Kranke ausgezahlt. Bei der zugleich vorgenommenen Ersatzwahl wurden die ausscheidenden Vorstandsmitglieder Mende, Gietzolt und Dittrich, desgleichen die ausscheidenden Ausschußmitglieder Siegert-Dippoldis walde, Beyer-Schmiedeberg und Winkler-Reichstädt als solche wieder gewählt. Die Kasse zählt zurzeit 113 Mit glieder. — Als Wahlkommissar für den 7. Wahlbezirk der bevorstehenden 8. ordentlichen evangelisch-lutherischen Landessynode wurde Herr Amtshauptmann vr. Mehnert in Dippoldiswalde ernannt. — Pfannkuchen und Brezeln, die jetzt überall zum Verkauf ausgeboten werden, haben auch ihre tiefere symbolische Bedeutung. Der Pfannkuchen soll den Schwamm darstellen, mittels dessen Christus am Kreuze getränkt wurde. Daher wurden früher Pfannkuchen nur von Fastnacht ab gebacken, um eben an die nun be ginnende Leidenszeit des Erlösers zu erinnern. Auch die Brezel erinnert an den Kreuzestod Christi. Sie soll den Strick darstellen, mit dem die Hände Christi bei der Geißelung gefesselt waren. Wer aber denkt heute bei dem Genüsse beider Gebäcke noch an ihre symbolische Be deutung? Unsere Zeit nimmt die bestehenden Bräuche hin, ohne sich vielfach ihrer ernsten Bedeutung zu er innern! Ulberndorf, 13. Febr. Der hiesige Einwohner Herr Gottlieb Schüller feierte heute bei voller Rüstigkeit seinen 00. Geburtstag. Dresden, 12. Februar. Die Zweite Kammer be schäftigte sich in ihrer heutigen 56. öffentlichen Sitzung mit der Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Finanzdeputation über Kapitel 17 und 18 des ordent lichen Staatshaushaltsetats sür 1006/07, Landeslotterie und Lotteriedarlehnskasse betreffend, nach dem Referat des Abg. l)r. Vogel bewilligte die Kammer auf Antrag der Finanzdeputation bei der Landeslotterie die Einnahmen mit 45660000 M. und die Ausgaben mit 41403067 M., bei der Lotteriedarlehnskasse die Einnahmen mit 600000 Mark und die Ausgaben mit 23128 M einstimmig und ohne Debatte. Es folgte sodann die Schlußberatung über den schriftlichen Bericht der Beschwerde- und Petitions deputation über die Petition des Oberregisseurs a. D. Sonnenthal in Dresden, betreffend die Erteilung der Ge nehmigung zur Veranstaltung von öffentlichen Schüler- aufsührungen auf einer Übungsbühne, über die Petition des Sächsischen Photographenbundes um Beseitigung der Bestimmung des 8 4 Abs. 1 des sächsischen Sonntags- ruhegesctzes betresfend das Verhängen der Schaukästen. Auf Antrag der Beschwerde- und Pctitionsdeputation, für welche die Abgg. Müller-Leipzig und Braun-Freiberg referierten, wurden beide Petitionen der Regierung zur Erwägung überwiesen. — 13. Februar. Die Erste Kammer bewilligte in ihrer heutigen 24. öffentlichen Sitzung auf Antrag der zweiten Deputation bei Kap. 44 des ordentlichen Etats, Akademie der bildenden Künste zu Dresden betr. die Ein nahmen mit 16600 M. und die Ausgaben mit 212100 Mark. In der Debatte teilte Staatsminister o. Metzsch auf eine Anfrage des Oberbürgermeisters Beutler mit, daß die Regierung der Zulassung von Damen zum Studium der Künste nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehe. Die Einführung der Zulassung, wie sie in Vaden und Weimar besteht, würde aber eine Vermehrung der Lehr kräfte und der Lehrräume erfordern. Weiter bewilligte die Kammer auf Antrag der II. Deputation zn Tit. 3 und 0 des außerordentlichen Etats, viergleisigen Ausbau der Strecke Niedersedlitz—Strehlen, Errichtung der Haltestellen Strehlen und Reick und Arealerwerb für ein Industriegleis zwischen Niedersedlitz und Reick, sowie Beseitigung der Niveauübergänge innerhalb der Strecke Pirna—Dresden und viergleijigen Ausbau der Strecke Pirna—Niedersedlitz, eine 4. Rate in Höhe von 1600000 Mk., sowie 830000 Mark zurErwerbung der Prioateisenbahn Zittau—Oybin- Jonsdorf und Erweiterung einiger Verkehrsstellen an dieser Bahn. — Die II. Kammer bewilligte in ihrer heutigen 57. ösfentlichen Sitzung in Schlußberatung über Titel 5 des außerordentlichen Etats, die Bahnhofserweiterung zu Tharandt, betresfend die 2. Rate in Höhe von 300000 Mark, sowie die Etatsüberschreitungen bei den Kap. 8, 0, 6, 20, 35, 36, 37 und 04 des Rechenschaftsberichts auf die Finanzperiode 1002/03, Pnrzellanmanufaktur, Stein kohlenwerk zu Zauckerode, Elsterbad, Landtagskosten, Haupt staatsarchiv, Oberrechnungskammer, Gesetz- und Verord nungsblatt, Gymnasien, Realgymnasien und Realschulen. Bei Kap. 10 des ordentlichen Etats, Braunkohlenwerk zu