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Moskau und anderen Städten mit starker Bevölkerung irgend welchen Zufall entlud. Das Geschoß streifte einen neue Nahrung zuführen wird. Die Revolution in Ruh land wird^lso wohl noch neue schlimme Blüten treiben, aber zum Siege wird sie wohl schwerlich gelangen, solange die Mehrheit des russischen Heeres der Regierung treu bleibt und dies ist bis jetzt in allen gröberen Städten der Fall gewesen. Ganz unparteiisch und frei urteilende Männer halten auch das russische Volk selbst bis in die gebildetsten Kreise hinauf nicht für eine durch eine Revolution herbei- Refomt oder Revolution in Rußland. Der Kaiser Nikolaus hat in letzter Woche durch einen Ukas das Wahlrecht für die Angehörigen des russischen Volkes spezifiziert. Es ist kein allgemeines, gleiches und direktes Wahlrecht, was der Kaiser dem russischen Volke bewilligt, es wird aber doch gleichmäßig den Grundstücks besitzern, Kaufleuten, Fabrikbesitzern und Handwerkern, die Grund, Gewerbe- oder Wohnungssteuer zahlen, gewährt, ebenso erhielten das Wahlrecht alle Personen, die als Beamte des Staates, der Prooinzvertretung oder der Gemeinden angestellt sind. Beschnitten ist das Wahlrecht nur für die Arbeiter in den Fabriken. Diese haben nur das Recht, in Betrieben von 50 bis 1000 Arbeitern je einen Delegierten zur Ausübung der Wahl zu entsenden, und in Betrieben von mehreren tausend Arbeitern auf je tausend einen wahlberechtigten Vertreter zu entsenden. Es ist klar, daß diese Beschränkung des Wahlrechtes in den russischen Arbeitskreisen, die in fanatischer und unreifer Weise sozialistischen Anschauungen huldigen, Erbitterung Hervorrufen und dem revolutionären Geist in Petersburg, t geführte Volksregierung oder Republik reif genug. Es fehlt den russischen Revolutionären an politischer Moral, an klaren Begriffen und an elementarer Tatkraft, und somit können sie mit den besseren Elementen der französi schen Revolution von 1789 gar nicht verglichen werden. Wie viele unreife Elemente sich unter den russischen Stu denten befinden, mußte der verstorbene Rektor der Mos kauer Universität, Fürst Trubetzkoi, erfahren. Sein Tod, welcher das Land in Nationaltrauer stürzte, hat ihn vor den schlimmsten Enttäuschungen bewahrt. Als er den ver sammelten Studenten bedeutete, sie möchten sich mit der Selbstverwaltung der Universität begnügen und diese nicht zum Tummelplatz politischer Leidenschaften herabwürdigen, sielen aus der Menge Rufe, wie Schuft! Den Mann, welchen der Mut seiner Überzeugung bis vor den Kaiser thron geführt hatte, als Verräter darstellen zu wollen, war aussichtslos. Aber es muß doch betont werden, daß solche Leute für die Bürgerrechte eines modernen Staates nicht reif sind. Und was für Aussichten eröffnen sich für die kommenden Jahre, wenn man die grünste Jugend in den Mittelschulen Rußlands ebenfalls in den Ausstand treten und mit tragischer Geberde für die Menschenrechte einstehen sieht. Das russische Volk leidet ohnehin schon unter dem Geiste der entsetzlichen Disciplinlosigkeit. Wird eine Jungmannschaft, die solche Bahnen beschreitet, berufen sein, dem Lande Gesetze zu geben und ihre Mitbürger zu deren Nachleben anzuhalten? Unter den Trägern der russischen Bildung macht sich überhaupt ein unheilvoller Geist der Zersetzung, der Verneinung immer breiter, wie er den Zeiten des tiefsten Verfalles vorauszugehen pflegt. Eine dunkele Frage bleibt deshalb in Rußland auch noch die Reform. der Spieler am Kopfe; nur wenige Millimeter fehlten und es wäre dem Unglücklichen direkt ins Gehirn gedrungen. Die auf Grund dieses Vorkommnisses angestellten polizei lichen Erörterungen ergaben, daß hier eine ganze Anzahl halbwüchsiger Burschen im Besitze von Schußwaffen sich befinden. Nicht weniger als 5 Revolver wurden von der Schutzmannschaft beschlagnahmt, die zumeist von Burschen unter 16 Jahren geführt wurden. als er die Erhöhung der Zivilliste des Fürsten nicht be willigen wollte, am 2. Dezember aufgelöst wurde. Endlich wurde die Lippesche Erbfolgefrage in be friedigender Weise erledigt. Nachdem am 26. September 1904 der Grafregent Ernst gestorben und sein Sohn Leopold die Regentschaft übernommen hatte, verschied der geistesschwache Fürst Alexander am 13. Januar 1905. Das aus dem Reichsgericht gebildete Schiedsgericht, dem die Entscheidung überwiesen worden war, erklärte in seinem Schiedsspruch vom 25. Oktober, daß die Linie Lippe- Biesterfeld erbberechtigt sei, und der junge Grafregent trat demgemäß als Fürst Leopold III. die Regierung an. Zum Schluß haben wir noch zweier freudigen Ereig nisse im Kaiserhause zu gedenken. Am 6. Juni fand die Vermählung des Kronprinzen Wilhelm mit Prinzessin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin und am 10. Oktober die Verlobung des Prinzen Eitel Friedrich mit der Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg statt. Sächsisches. Waldheim. Spielerei mit einem Revolver konnte leicht einen schlimmen Unfall herbeiführen. Ein kaum 17- jähriger Bursche brachte beim Zusammensein mit einigen Kollegen während eines gemütlichen Kartenspieles die ge ladene Waffe aus der Tasche, die sich plötzlich durch Chemnitz. In einem lause der Bernsbachstraße fand am Donnerstag früh in bei 6. Stunde ein Bäckerlehrling, der Backware in da» Hausmachte, einen im Hause wohn- hasten 48 Jahre alten Kmfmann tot auf der Treppe liegend vor. An dem Tola wurde ein Schädelbruch fest- gestellt. Zweifellos liegt Vennglückung infolge Ausgleitens auf der Treppe vor. Buchholz. Durch die ntschlossenheit eines jetzt 13 Jahre alten Knaben namer Paul Münch sind im Juli v. I. aus dem um dies, Zeit hoch angeschwollenen Sehmasluß zwei Kinder, en 7jähriges Mädchen und ein 4jähriger Knabe, vom Tode sses Ertrinkens gerettet worden. Diese mutige Tat des Knabes, der, die Gefahr fürs eigene Leben nicht scheuend, in den Fluß sprang und die Rettung der auf dem Wasser treibe, 'en Kinder yerbeiführte, ist jetzt von höchster Stelle aus elohnt worden. Der König hat dem Knaben die Leb, isrettungsmedaille ver liehen, welche ihm nebst königlichem Verleihungsdekret an Ratsstelle in Gegenwart des Schuldirektors, des Klassen lehrers des Knaben, seiner Eltern und mehrerer seiner Klassenbrüder überreicht worden ist. Nach zurückgelegtem 21. Lebensjahre steht es dem Ausgezeichneten frei, den Umtausch der ihm jetzt verliehenen nicht tragbaren Medaille gegen die tragbare Lebensretmngsmedaille nachzusuchen. Zwickau. Ein erschütternder Vorfall hat sich Donners tag nachmittag im Dorfe Steinpleiß zugetragen. Von einer Anzahl Knaben im Alter von 9—14 Jahren, die sich auf einem zugesrorenen Teich tummelten, brachen sechs ein und ertranken. Das Bergen der Leichen nahm längere Zeit in Anspruch. Unter den Ertrunkenen befinden sich drei Konfirmanden. Schneeberg. Die Holzstoff- und Papierfabrik Nieder- schlema hat nunmehr seit 25 Jahren die Gewährung von Prämien an ihre Arbeiter für längere Arbeitszeit ein geführt. Bis jetzt sind hierfür rund 39500 Mk. aufge wendet worden. Heuer gelangten 2900 Mk. an 28 Ar beiter zur Verteilung. Für 1 Ojährige Dienstzeit beträgt die Prämie 100 Mk.; diese Spende wird je nach fünf weiteren Dienstjahren wiederholt. Beim 25jährigen Dienst jubiläum werden 200 Mk. gewährt. Plauen i. V. Die sechs englische» Arbeiter, die auf Kosten ihrer Arbeitgeber zurzeit einzelne Teile des Deutschen Reiches bereisen, um ein wahrheitsgetreues Bild von den sozialen Verhältnissen der deutschen Arbeiter zu gewinnen, kommen auch nach Plauen. Sie werden hier die Arbeiterwohnhäuser der Baugesellschaft, die König!. Kunstschule für Textilindustrie und die Vogtländische Ma schinenfabrik besichtigen.