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Pattisonschrs Bleiweib, Lasseler Gelb, Englisches Gelb, Neapelgelb, Jodblei u. a.) sind Gifte. Maler, Anstreicher, Tüncher, Weißbinder, Lackierer und sonst mit Anstreicherarbeiten beschäftigte Personen, die mit Bleifarben in Berührung kommen, sind der Gefahr der Bleivergiftung ausgesetzt. Die Bleivergiftung kommt gewöhnlich dadurch zustande, daß Bleifarben, wenn auch nur in geringer Menge, durch Vermittelung der beschmutzten Hände, Barthaare und Kleider beim Essen, Trinken oder beim Rauchen, Schnupfen und Kauen von Tabak in den Mund ausgenommen oder während der Arbeit als Staub eingeatmet werden. Die Folgen dieser Bleiausnahme machen sich nicht alsbald bemerkbar; sie treten vielmehr erst nach Wochen, Monaten oder selbst Jahren auf, nachdem die in den Körper gelangten Bleimengen sich so weit angesammelt haben, daß sie Vergiftungserscheinungen hervorzubringen imstande sind. Worin äußert sich die Bleivergiftung? Die ersten Zeichen der Bleivergiftung pflegen in einem blaugrauen Saume am Zahnfleische, Blrisaum genannt, und in einer durch Blässe des Gesichts und der Lippen sich kundgrbenden Blutarmut zu bestehen. Die weiteren Krankheitserscheinungen sind sehr mannigfaltig. Am häufigsten tritt die Bleikolik auf: Der Kranke empfindet heftige, krampfartige, von der Nabelgegend ausgehende Lcibschmerzen (Kolikschmerzen); der Leib ist eingezogen und hart, dabei bestehen häufig Erbrechen und Stuhlverstopfung, selten Durchfall. In anderen Krankheitsfällen zeigen sich Lähmungen; sie betreffen gewöhnlich diejenigen Muskeln, durch welche das Strecken der Finger besorgt wird, und treten meistens an beiden Armen auf; ausnahmsweise werden auch andere Muskeln an den Armen oder Muskeln an den Betnen oder am Kehlkopfe befallen. Mitunter äußert sich die Bleivergiftung in heftigen Gelenkschmerzen; von ihnen werden meist die Knie- gelenke, seltener Gelenke an den oberen Gliedmaßen ergriffen. In besonders schweren Fällen treten Erscheinungen einer Erkrankung des Gehirns auf (heftige Kopfschmerzen, allgemeine Krämpfe, tiefe Bewußtlosigkeit oder große Unruhe, Erblindung). Endlich steht die Bleivergiftung mit dem als Schrumpfniere bezeichneten schweren Nierenleiden und mit der Gicht in einem ursächlicher^ Zusammenhänge. — Bei bleikranken Frauen sind Fehl- oder Totgeburten häufig. Lebend zur Welt gebrachte Kinder können infolge von Bleisiechtum einer erhöhten Sterblichkeit in den ersten Jahren unterliegen. Von bleikranken Frauen an der Brust genährte Kinder werden mittels der Milch vergiftet. Abgesehen von den schweren, mit Gehirnerscheinungen einhergehenden Fällen, welche nicht selten tödlich verlausen, pflegen die Bleivergiftungen meist zu heilen, wenn die Kranken sich der weiteren schädigenden Einwirkung des Bleies entziehen können. Die Heilung tritt nach mehreren Wochen oder in schweren Fällen auch erst nach Monaten ein. Verhütung der Bleierkrankung. Die weit verbreitete Annahme, daß der regelmäßige Gebrauch gewisser Arzneien (Jodkalium, Glaubersalz u. a.) oder Milchtrinken ausreichende Mittel zur Vorbeugung der Bleivergiftung sind, ist nicht zutreffend. Dagegen ist einer kräftigen und fettreichen Ernährung und insofern auch dem Milchtrinken ein gewisser Wert beizulegen. Den wirksamsten Schutz vor Bleierkrankungen verleihen Sauberkeit und Mäßigkeit. Bersonen, welche, ohne gerade zu den Trinkern zu gehören, geistige Getränke in reich lichen Mengen zu sich zu nehmen pflegen, sind der Bleivergiftungsgefahr in höherem Maße ausgesetzt, als Enthaltsamere. Branntwein sollte, namentlich während der Arbeits zeit, nicht genossen werden. In bezug auf die Sauberkeit müssen die mit Bleifarben in Berührung kommenden Personen ganz besonders peinlich sein und dabei vornehmlich folgendes beachten: l. Hände und Arbeitskleider sind bei der Arbeit tunlichst vor Verunreinigungen mit Bleifarben zu hüten. Es empfiehlt sich, die Nägel stets möglichst kurz geschnitten zu halten. - 2. Da Verunreinigungen der Hände mit Bleifarben nicht gänzlich zu vermeiden sein werden, ist das Rauchen, Schnupfen und Kauen von Tabak während der Arbeit zu unterlassen. 3. Die Arbeiter dürfen erst dann Speisen und Getränke zu sich nehmen oder die Arbeitsstätte verlassen, nachdem sie zuvor die Arbeitskleider abgelegt und die Hände mit Seife, womöglich mit Bimstein- oder Marmorseise, gründlich gewaschen haben. Einer gleichen Reinigung bedürfen das Gesicht und be sonders der Bart, wenn sie während der Arbeit beschmutzt worden sind. Läßt sich das Trinken während der Arbeit ausnahmsweise nicht vermeiden, so sollen die Ränder der Trinkgesäße nicht mit den Händen berührt werden. 4. Die Arbeitskleider sind bei denjenigen Arbeiten, für welche es von dem Arbeitgeber vorgeschrieben ist, zu benutzen. Um die Einatmung bleihaltigen Staubes zu vermeiden, sind die in den Bestimmungen hiergegen enthaltenen Vorschriften genau zu befolgen; insbesondere ist das Anreiben von Bleiweib und dergleichen mit Öl oder Firnis nicht mit der Hand, sondern in staub dichten Behältern vorzunehmen; ferner sotten Bleifarbenanstriche nicht trocken abgebimst oder abgeschliffen werden. Erkrankt ein Arbeiter, welcher mit Bleifarben in Berührung kommt, trotz aller Vor sichtsmaßregeln unter Erscheinungen, welche den Verdacht einer Bleivergiftung (siehe oben) erwecken, so soll er in seinem und in seiner Familie Interesse die Hilfe eines Arztes sogleich in Anspruch nehmen und diesem gleichzeitig mittetlen, daß er mit Bleifarben zu arbeiten gehabt hat. Berlin, den 27. Juni 1905. Der Stellvertreter des Reichskanzlers. Graf von Posadowsky. Die Inhaber der Firma 8. L. Harsobllvr in üslsloß beabsichtigen auf ihrem in die rote Muglitz eingebauten, auf dem Flurstücke Sir. 78 für Geising gelegenen Wehre einen 23 cm. hohen anzubringen. In Gemäßheit 8 17 der Reichsgewerbeordnung wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf be sonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, hier anzubringen. Dippoldiswalde, am 4. Januar 1906. Nr. 1099^. Die Königliche Amtshauptmannschast. In Kvllldsrätsßriwma ist der Ausbruch der üöNagsIodolsrL amtlich festgestellt worden. Dippoldiswalde, am 13. Januar 1906. 78 c. Königliche Amtshauptmannschast. Holzversteigerung. Höckendorfer Revier. Gasthof zu Ruppendorf, Montag, den 22. Januar 1906, vorm. >/2l0 Uhr: 52 w. Stämme, 3 744 w. Klötzer, 30 w. Derb- u. 2 590 w. Reisstangen, 1,5 rm h. u. 4,5 rm w. Brennscheite, 1 rni h. u. 160,5 rm w. Vrennknüppel, 2,5 rm h. u. 11 rm w. Zocken, 5,5 rm h. u. 434 rm w. Äste, 75 rm w. Brennreisig; Einzelhölzer in Abt. 3, 7, 12, 13, 17, 21, 24, 27, 28, 34, 35, 38, 44—47. Kgl. Forstrevierverwaltung Höckendorf u. Kgl. Forstrentamt Tharandt, am 10. Januar 1906. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Während bisher die Einweisung der neu- bez. wiedergewählten Ratsmitglieder und Stadt verordneten in der Regel am 2. Januar jeden Jahres in gemeinschaftlicher Sitzung der städtischen Kollegien erfolgte, nahm Herr Bürgermeister vr. Weißbach in diesem Jahre die Neuverpflichtung der wiedergewählten Herren Siadt räte Liebel und Jehne in Gegenwart von Mitgliedern des Stadtoerordnetenkollegiums in der ersten Sitzung des Rates am 9. Januar vor, wohingegen die Einweisung der wiedergewählten Herren Stadtverordneten Baumgarten, Heine, Hofmann und Schlossermeister Schmidt, sowie des neugewählten Herrn Mühlenbesitzer Renger in gleicher Weise in der am 12. Januar abgehaltenen ersten Stadt verordnetensitzung ebenfalls durch den Herrn Bürgermeister im Beisein des Ratskollegiums stattfand. — Als Vorsteher des Stadtverordnetenkollegiums wurde Herr Baumeister Schmidt, als dessen Stellvertreter Herr Lohgerbereibesitzer Albin Ulbrich wiedergewählt. — Für die im Mai bevorstehende evangelisch-lutherische Landessynode sind voraussichtlich im März die Er gänzungswahlen zu vollziehen. — Im 7. Bezirk (Dippol diswalde läuft die Wahlzeit des Herrn Oberhofpredigers vr. Ackermann ab, während Herr Amtsgerichtsrat Nitsche in Aue verbleibt. — Der von den hiesigen Vereinen am Sonnabend veranstaltete Fackelzug gestaltete sich für Herrn Bürger meister a. D. Voigt zu einer großartigen Kundgebung der Liebe und Hochschätzung seitens seiner Mitbürger, nicht allein durch die rege Beteiligung aus allen Schichten der Bevöl kerung, sondern auch durch die Herzlichkeit, die aus allen Ansprachen beim Kommers herausklang. Über 200 Fackel träger bewegten sich vom Bahnhof aus durch die Straßen der Stadt nach dem Hause des Herrn Bürgermeister, um denselben durch die Vereinsvorstände zu begrüßen. Nach dem die Fackeln auf dem Markte zusammengeworfen waren, begab man sich in den Sternsaal, der sich gar bald bis auf den letzten Platz füllte. Herr Stadtrat Liebel eröffnete den Kommers mit dem Hinweis, daß der Wert dieser Festlichkeit besonders darin liege, daß die Anregung hierzu mitten aus der Bürgerschaft hervorgegangcn sei. Darauf hielt Herr Branddirektor Lehrer Eidner eine zün dende Ansprache an Herrn Bürgermeister Voigt, in der er dessen Generaltugenden, Gewissenhaftigkeit und Berufstreue, Offenheit und Männlichkeit, Bescheidenheit und Versöhn lichkeit pries. Überall in der Stadt finden sich Spuren seines segensreichen Wirkens, an denen er sich, da er er freulicherweise hier wohnen bleibe, auch ferner erfreuen könne, und für die ihm die Bürgerschaft stets dankbar sein werde. Dies bekräftigten die Anwesenden durch freudiges Einstimmen in ein Heil auf Herrn Bürgermeister Voigt und seine Familie. Mit allgemeinen Gesängen und Vor trägen des Männergesangvereins und der Stadtkapelle wechselten nun herzliche Dankesworte der Vereinsvorstände an Herrn Bürgermeister Voigt, der zu den meisten Vereinen schon längst als Ehrenmitglied zählt. Sichtlich gerührt von der ohne äußeren Zwang, aus reiner Volksseele her vorgegangen Ehrung ergriff Herr Bürgermeister Voigt das Wort, um den städtischen Kollegien und Beamten für ihm gewährte treue Unterstützung und der Bewohnerschaft für das ihm jederzeit entgegengebrachte Vertrauen und die auch heute wieder erwiesene Ehrung herzlich zu danken. Die hohe Auszeichnung von Sr. M. dem König gelte ebenfalls der patriotischen Haltung der Stadt Dippoldis walde, er sei nur der Träger derselben. Mit dem Wun sche, daß es der Bewohnerschaft jederzeit wohlgehen, Handel und Gewerbe blühen und sich stets ungestörten Friedens erfreuen mögen, schloß Herr Bürgermeister Voigt mit einem Hoch auf die Bürgerschaft. Herr vr. meci. Voigt dankle für die der Familie Voigt dargebrachte Ehrung und lenkte den Blick auf die Zukunft, in dem er dem neuen Bürger meister Herrn vr. Weißbach ein Hoch ausbrachte. Für die längjährige, segensreiche Amtierung des Herrn Bürger meister Voigt bildete die Feier einen recht hübschen Abschluß. — Nächsten Mittwoch findet das zweite der so be liebten Abonnementkonzerte unserer Stadtkapelle statt, in welchem dem hiesigen Publikum etwas wenigstens für Dippoldiswalde vollständig Neues geboten wird, indem es den Bemühungen der rührigen Direktion gelungen ist, für diesen Abend die Pistonvirtuosin Susy Braune aus Berlin zu gewinnen. Der Künstlerin geht ein bedeutender Ruf voraus und die Rezensionen aus Berlin, Frankfurt und anderen Kunststädten lassen etwas wirklich Gutes erwarten. — Am Sonnabend, den 13. d. M, abends in der 6. Stunde, ist die Ehefrau des Herrn Privatus N. am Marktplatze von einem Unwohlsein befallen und nach ihrer Wohnung gebracht worden, wo sie nach kurzer Zeit verschieden ist. — Das „Wurzener Tageblatt und Anzeiger" veröffent licht die Zuschrift eines Wetterpropheten, der sich über die Witterung des laufenden Jahres wie folgt äußert: „Es wird vielen Landwirten und Touristen von Interesse sein zu hören, wie nach genauer Naturbeobachtung das Wetter sich im Jahre 1906 gestalten wird. Das Jahr 1906 wird dem vergangenen Jahre 1905 ziemlich ähnlich und in der Hauptsache mehr naß als trocken sein. Der Januar wird mit unfreundlichem, gelindem Wetter, wie er bereits angefangen, auch enden. Der Februar wird etwas Schneegestöber und unbedeutende Kälte bringen. Der März wird im ersten Drittel etwas unfreundlich sein, in der Mitte sehr schöne, warme Tage haben, aber am Ende des Monats wird er windig und unfreundlich sein. Der April wird nur in der Mitte wenige schöne Tage haben, im übrigen viel Sturm und Regen bringen. Der Mai dagegen wird sich als echter Wonnemonat zeigen; erwirb schönes, warmes Wetter bringen, er wird ein Mai sein, wie er seit Jahren nicht dagewesen ist. Der Monat Juni wird mehr naß als trocken sein; bloß die letzte Woche des Monats wird wieder schönes Wetter bringen, das dann den ganzen Juli hindurch anhalten wird. Gewitter werden nicht viel auftreten. Von August an bis Ende Oktober wird es wieder mehr naß als trocken sein, sodaß das Einernten der Flüchte sehr erschwert sein wird. Also Vorsicht! Der November wird noch schöne Tage bringen. Auf den Dezember will ich mich nicht einlassen, der mag machen, was er will. — Ein Wurzener Bürger, der Naturbeobachter ist." Die Zukunft wirds lehren, ob unser Naturbeobachter recht hat. Hainsberg. Auf der untersten Strecke der Schmal spurbahn Hainsberg—Kipsdorf und zwar zwischen Hains berg und Coßmannsdorf wurden seither schon normal spurige Güterwagen mittels untergestellter Rollböcke be fördert. Neuerdings hat die Staatseisenbahn-Verwaltung Einrichtungen getroffen, daß dieser Verkehr vom 11. d. M. ab auch bis Rabenau und Spechtritz ausgedehnt werden konnte. — Der mächtige Feuerschein, der am Sonnabend abends in der 8. Stunde auch in der Dippoldiswalder Gegend beobachtet wurde, rührte vom Brande der Ziegelei von Gustav Fuhrmann vorm. Zschocke L Hoffmann her, die vollständig niederbrannte. Es wird Brandstiftung vermutet. Dresden. Am 27. d. M. wird anläßlich des Ge burtstages des Kaisers mittags auf dem Theater platze große militärische Paroleausgabe stattfinden. Der militärischen Feier werden der König mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Christian beiwohnen. Prinz Johann Georg wird sich voraussichtlich im Auftrage des Königs an diesem Tage nach Berlin begeben. — Das sozialdemokratische Zentralkomitee für Sachsen gibt bekannt, daß von den Agitationsausschüssen für den 21. Januar die Abhaltung von Volksversammlungen mit dem Thema „Wahlrechts- und Versassungskämpfe der Gegenwart" beschlossen wurde. Es wird jedoch ausdrück lich betont, daß im Anschluß an diese Versammlungen Straßendemonstrationen nicht stattfinden dürfen. — Das in Großenhain erscheinende „Tageblatt" enthält in seiner Sonnabend-Nummer zwei Inserate von Fleischern, die Rindfleisch zu 60 und 65 Pfg. und Schweinefleisch zu 80 Pfg. pro Pfund offerieren. Das Kilogramm Fleisch von ff. Landschweinen wird für 1,50- Mark abgegeben. Dittersbach bei Frankenberg. Ein Opfer seines Be rufs wurde hier der Restaurateur und Fleischermeister Hermann Emil Pönisch. Er hatte ein vom Milzbrand befallenes Tier geschlachtet. Dabei scheint durch eine winzige, von ihm nicht bemerkte Wunde das Milzgist in seinen Körper gedrungen zu sein. Der Bedauernswerte erkrankte unter heftigen Vergiftungserscheinungen, die nach, kurzer Zeit den Tod des kräftigen, im 42. Lebensjahre stehenden Mannes herbeiführten. Dittmannsdorf bei Waldenburg. Bon einem aus schlagenden Pferde wurde der bei dem Gutsbesitzer Rätzer hier dienende Knecht Höhle aus Lunzenau so unglücklich, an den Kopf getroffen, daß die linke Gesichtshälfte zer-