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Dresdner Journal : 25.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187403256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-25
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 25.03.1874
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Mittwoch, den 25. Miez. 1871 W«» 4dou»v»<-»t»prslsr Im a»ill»od»ll k»>cd«: I ^öbrlivl»:. . . . » I dir, k )4jLdrlit.t»: l 1'klr. 1b I Livrvlos Nummern: 1 N^r , Io kr«»»»«» tritt jkdrlivt» 2 l'klr. 8toa»i»«Is<vt,ükr, »u»»«rb»Idä«» ä«ut«:l»vn ttviobs» ko»t- unä Liern pelru»obl»tr binm, luserntenprel»»: ?är lleo kaum einer xvepnlteoeu ketitreil»: L N^r. Unter „Nin^vsnnär" äis Heils: b Nxr. Lrsokelnenr tb^lioi» mit ^usondms clsr Lonn- und ksiertnxs, Lbenä» kür äsu kolzsnäen N esdnerMurnal. Verantwortlicher Nedactcur: I. G. Hartmann. In^«r»tea»»o»i,«e »neirLrte, », l.»1p»l,: />> Kr«n<t»tetter, 6«mmi»o>oilLr äs» Drvellnvr lournnl»; el-eulli» : >^Arn Fvrt u H ?>e^rr, LruodorU-Lerlt»- Vieo-I^tx»l^-L»»»l->r«,I»o-»r>mil1vrt » N.: 1/a»,rn»t«n <t ^nA?rr, L«rlin Vt«»-L»md^-kr»U-I^ip»^-rr«Lk- turtN -Näncbsn: Null LerUn ^4Mrtrin«^rr, XtörrcHt, Lr«i»«a: L Nc/i/ottr, »r«, l»a: /..Atanor»'» tjüreuu; Obemnili: k^üi^, 7r»u^ Ivri» N i > VneArr'sekeu./1err?»ci»in >»<:lle öuekk , />a«törFCo, SürUM: /nr> /) , Lennovsr: <?. §e^ü«Ier 7»rt» //ni a«, Fa^ttr, Ln/kier <7 t'o., Danbe <t t7o., ^nnnncen-Aürra«, V!«n: ^4/ OxpeliL. llerausxederr Nrpeüition cles Dresdner lournuls, Ere«len, blurguretiieiPustte No. 1. NWinntücher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 24. März, Nachmittags. Aelegr. des Dresdn. Journ.) Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen find heute Mittag 12 Uhr von hier nach Dresden zurückge reist. Gestern Nachmittag hat König Albert noch das Gewerdrmuseum besucht, wo der Lüneburger Silberschatz fich befindet, und sodann daS Sieges denkmal auf dem Königüplatzc besichtigt. Nach mittags '. 5 Uhr war Galadiner im weißen Saale, an dem auch Se. Majestät der Kaiser Theil nahm. Hierauf wohnte die Königin von Sachsen noch einer Sitzung deö „Vaterländischen KrauenvrreinS" bei, und Abends war das sächsische Königspaar zum Thee bei Ihrer Majestät der Kaiserin. In der heutigen NcichStagsfidung erklärte Staatsminister Ur. Delbrück bei Beantwortung der Interpellation des Abg. Fürsten v. Hohenlohe- Langenburg, die Außercourüsetzung der österrei chischen Vcrcinvthaler betreffend, daß hoffentlich morgen schon ein Gesetzentwurf über diese Ange legenheit dem Reichstage zugehen werde. Hierauf setzte der Reichstag die Bcrathung dcS PreHgesctzeS fort. Berlin, Dienstag, 24. Mär». (W. T.B.) Der Bundesrath hat beschlossen, dem Reichstage vorzu schlagen, daß österreichische Vereinsthaler Aleich den Thalern deutschen Gepräges nach Art. 1s des Münzgrsetzeü an Stelle von Reichsmünzen bei allen Zahlungen bis zur Außercourssetzung ange nommen werden sollen. Pest, Montag, 23. März, Mittags. (Corr.-Bur.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses kenn zeichnete der Ministerpräsident v. Bitti) in seiner Programmrede den Standpunkt des neuen Ca- binetö. Die Ursachen der bedauerlichen Zustände der jüngsten »zeit, der fast stabilen PaUeikriseu, sagte der Minister präsident, liegen nicht allein in den persönlichen Reibungen, sondern weit mehr in dem bekannten Mißgeschick, welches das Land seit Jahren mit Elementar- und socialen Un glücksfällen verfolgt. Diese Erkenntniß und der allge meine Wunsch nach Abhilfe führten zu Coalitions- und Fusionsbestrebuugeu. Der Versuch mißlang aus Grün den, die mächtiger waren, als der Wille der Betreffenden, und sein Amsvorgänger, der unter den schwierigsten Verhältnissen Stand gehalten und an der Vereinigung der Parteien mit so viel Ausdauer gearbeitet hatte, mußte zurücktretcn. Unter solchen Verhältnissen zur Neubildung des Cabinets berufen, mußte er (Redner) versuchen, min destens theilweise Das zu verwirklichen, was seinem Vor gänger nicht gelungen ist. Seine Bemühungen waren von dem für das Land überaus erfreulichen Erfolge ge krönt, zwei Hervorragei de Talente zu gewinnen, insbe sondere jene ausgezeichnete Persönlrchkeit (Ghyczy), die trotz vorgerückten Alters und ihrer in manchen politischen Fragen abweichenden Ansichten mit patriotischer Selbst- verlängnung das schwere Amt der Finanzen über nommen hat. Die Hauptaufgabe der Thätigkeit des neuen Cabinets wird die Heilung der schweren finanziellen und wirt schaftlichen Gebrechen bilden. Die eingehende Revision des gejammten Verwaltungsapparatcs wird die natur gemäße Vorbedingung zu den Reformen sein, welche die Vereinfachung dieser Functionen und die Herstellung des Gleichgewichtes ermöglichen werden. Zu diesem Behufe haben wir uns vereinigt, und einen weiteren Cardinalpuntt des Programmes wird auch der bilden, daß die legislative Arbeit nicht durch Herbeizichung neuer, nicht hierher gehöriger Fragen ge hemmt werde oder Spaltungen hervorgerufen werden. Hu Feuilleton. (RtdtgM von Otto Banck.) Concert von Mary Krebs, kal. sächs. Kammer- virtuosin am 23. d. im Saale des .Hotel de Sarr". Die beliebte Künstlerin eröffnete dasselbe in Verei nigung mit den Herren Eoncertmeister Lauterbachund Kammervirtuos Grützmacher durch einen ganz vor züglichen, im Ensemble vollendet durchgebildeten Vortrag des O-moli.Trios op. 8 von Chopin. Höchst graziös, elegaitt und fein in der Tonschattirung war die virtuose Ausführung der Clavierpassagen, mit denen überfüllt, aber interessant dies Trio ausyestattet ist, das sich zwar weniger durch liefern musikalischen Gehalt auszeichnrt, aber dnrch poetisch stimmungsvolle und eigenthümliche Züge und continuirlichen Fluß und Schwung der Durch führung eine fesselnde Wirkung ausübt. Außerdem spielte die Concertgeberin mit reicher Entfaltung der be kannten trefflichen Eigenschaften ihrer Virtuosität mehrere Solostücke: eine Fuge von Händel mit klarer, kräftig markirter Gliederung behandelt, eine Piece von Schu mann „Traumeswirren" außerordentlich gelungen in fein empfundener Bewegung und Tonnuancirung, eine als Composition nicht hervorragende Romanze von Rubin stein und Schubrrt's „Erlkönig" in der Liszt'schen Bear beitung. Herr Lauterbach erfreute durch vollendet schönen Vortrag von Sarabande und Tambourin des Jean Ma rie Leclair, Herr Grützmacher durch eine Romanze von Volkmann, welche ihre gute Wirkung hauptsächlich durch einen für das Violoncello dankbaren Satz und durch die vorzügliche Ausführung gewann. Fräulein Reuther sang Lieder von Mendelssohn, Chopin und, unterstützt von dem trefflichen Ensemblespiel der Concertgeberin und der Herren Lauterbach und Grützmacher, drei der von diesem Beginnen erbitte er sich die Unterstützung aller Parteien und erwarte, daß dieselben alle Sonderinteresseu dem allgemeinen Wohle des Vaterlandes unterordnen werden. Versailles, Montag, 23. März, Abend-. (W. T. B.) Die Nationalversammlung verwies in ihrer heutigen Sitzung den Antrag de- Justizmi- nisterS, den Deputirten Ranc seines Lyoner De- putirtenmandatS verlustig zu erklären, an die Bureaur und genehmigte eine Gesetzvorlage über die Concesfionirung mehrer Eisenbahnlinien. Die äußerste Linke brachte den Antrag rin, unter Bei- behaltung de- jetziaen Wahlgesetze- die Wahlbe rechtigten zum 28. Juni zur Wahlurne zu belufeu und eine neue Nationalversammlung wählen zu lassen, welche am 1s. Juli an Stelle der gegen wartigen treten soll. Bern, Montag, 23. März, AbendS. (W. T. B.) Aus Veranlassung der bevorstehenden allge meinen Volksabstimmung über die Annahme des Entwurfs der revidirten Bundesverfassung ist vom Bundesrathe eine an daS schweizerische Volk ge- richtete Proklamation erlassen worden, in welcher demselben die Annahme der neuen Verfassung, die eine Quelle reichen Segens für die künftigen Generationen sein werde, warm ans Herz gelegt wird. Rom, Montag, 23. Mürz, Nachmittags. (W. T. B.) Ueber den bisherigen Verlauf der heutigen Feier des 2s jährigen RegierungSjubiläumS des Königs Victor Emanuel ist Folgendes zu be richten. Zur Beglückwünschung des Königs waren Deputa tionen des Senates und der Deputinenkammer im Oui- rinal erschienen; ebenso hatte die Armee besondere Ver treter abgesandt. Tie Universitäten und Schulen, sowie die Vertreter von Wissenschaft und Kunst und alle Pro vinzialgemeinden waren dnrch besondere Deputationen repräsentirt. Der König erwiderte jede der an ihn gerichteten Ansprachen und hob namentlich hervor, die Vollendung des nationalen Werkes sei gelungen, well Italien bei der Forderung seiner Unabhängigkeit nicht die Achtung vor der Unabhängigkeit Anderer vergessen habe. Der König sprach ferner seinen Dank für die all- seitige Theilnahme aus, welche von der Bevölkerung an dem heutigen Tage kundgegeben worden sei, und wies darauf hin, daß die Einheit Italiens jetzt ein Pfand des europäischen Hyedens sei. Dadurch, daß Rom die Haupt siadt des Königreichs geworden, seien die Interessen der Civilisation und der Religion in gleich hohem Grade ge fördert worden. Madrid, Montag, 23. März, Abends. (W. T. B.) Der Regierung-general Loma ist mit 13 Bataillonen in Rencia (3 Stunden von Bilbao) ein getroffen. Der Carlistengeneral Palacios soll leine Truppen bi- Guadalaxara (8 Meilen nord östlich von Madrid) vorgeschoben haben. London, Montag, 23. März, Nachts. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses gab in Erwiderung auf eine Interpellation Gurley'S über die HungerSnoth in Ostindien der UnterstaatS- secretär für Indien, Lord George Hamilton, die Erklärung ab, daß etwa 3 Millionen Menschen der Unterstützung bedürftig seien. Tagesgeschichte. l- Berlin, 23. März. Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, deren Abreise ur sprünglich auf heute Abend angesetzt war, haben Ihren Aufenthalt hierselbst etwas verlängert und werden erst morgen Stachmittag nach Dresden zurückkehren. Am gestrigen Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers nahm das sächsische KönigSpaar Nachmittags an dem Beethoven so meisterhaft bearbeiteten, reizenden schottischen Lieder. Fräulein Reuther wird wohl thun, den Lieder vortrag mit fleißigem Eingehen ferner zu studiren; er verlangt eine sorgsamere und feinere Tonbildung, ein der Stimmung charakteristisch entsprechendes Colorit des Vor trags, Wärme und Innerlichkeit des Ausdrucks: Eigen schaften, die ihrer zu naturalistischen und in der Auf fassung flüchtigen Behandlung noch fern stehen. Das erste der schottischen Lieder war zu langsam genommen, auch das Mazurkalied Chopin's. Den Schluß des Concerts bildete Beethoven's großes 14 llur Trio, dessen unzweifelhaft genußreicher Ausführung ich nicht mehr beiwohnen konnte. Den Musikfreunden werden einige Notizen über Leclair nicht unwillkommen sein. Jean Mane Leclair mit dem Beinamen I'»!nö war der Sohn eines im Dienst Ludwig's XI V. stehenden Musikers. Ursprünglich für die Tanzkunst bestimmt, kam er zu einem Balletmeister nach Turm, machte dort die Bekanntschaft des Violinspielers Somis, setzte unter seiner Leitung sein von Jugend auf fleißig getnebencs Violinspiel fort, verließ sein Metier, widmete sich ganz der Musik, ging später nach Paris zurück und vollendete dort seine weitere musikalische Aus bildung. Er gehörte indeß zu jenen Künstlern, denen es nie gelang, eine ihrem Talent angemessene Stellung zu erringen und seine ungewöhnliche Begabung öffentlich geltend zu machen. Als Musiklehrer und Componist wirkte er in aller Sülle mit der Anspruchslosigkeit eines echten Künstlers. Und auch das unglückliche Geschick eines gewaltsamen Todes war ihm bestimmt, er wurde am 21. October 1764 Abends in einer Straße nahe bei seiner Wohnung von unbekannter Hand ermordet. Seine Violincompositionen zeigen den engen Anschluß an die normgebenden italienischen Schulen, aber doch mit eiaen- chümlich nationalem Zug und spirituellem Charakter. Familiendiner Theil, welches bei Sr. kaiserl. und königl. Hoheit dein Kronprinzen des deutschen Reichs stattfand, und erschien Abends in der Soiree bei Ihrer Majestät der Kaiserin, welche bis gegen 1 Uhr währte. (In der betreffenden Mittheilung im gestrigen Blatte ist irrthüm- lich „Montag" statt „Sonntag" gedruckt wordeu. D. Red.) Nach der „'N. Pr. Z." haben an der gestrigen Familien- tafel, welche im kronprinzlichen Palais im weißen Fest saale stattfand, nur die Fürstlichkeiten, etwa 5" Personen, Theil genommen. Die Tafel war geschmückt mit den Silbergeschenken, welche seiner Zeit die Provinzen und Städte dem kronprinzlichen Paare zur Hochzeit verehrt hatten, und mit Kornblumen, welche die einzelnen Tafel aufsätze füllten. Se. Majestät der Kaiser und König wohnte der Tafel von deren Beginn an bis zum Schluß in der heitersten und frischesten Stimmung bei. In der Soiree, welche die Kaiserin zur Feier des Tages ver anstaltet hatte, erschien AUerhöchstdieselbe als die Festgeberin anfangs allein, um die Gesellschaft zu bewillkommnen, darauf aber am Anne Sr. Majestät des Kaisers und Königs, welcher, in der Uniform des 1. Garderegiments zu Fuß, sich viel, lebhaft und in heiterster Weise unter den Gästen bewegte. Nach kurzem Cercle Ihrer Ma jestäten der Kaiserin und der Königin von Sachsen brach die Gesellschaft nach dem weißen Adlersaale auf, in wel chem die Festvorstellung stattfand. — Ihre Majestät die Kaiserin besuchte heute Mittag in Gemeinschaft mit Ihrer Majestät der Königin von Sachsen und der Frau Großherzogin von Baden das Augustahospital und die Augustastistung zu Charlottenburg. — Zu dem Gala- diner, welches um ^5 Uhr im weißen Saale des könig lichen Schlosses stattfindet, haben, außer den Mitgliedern der königlichen Familie und den zur Zeit hier anwesen den Fürstlichkeiten rc. auch die activen Staatsminister, die obersten und Oberhofchargen, die Präsidenten des Reichstags und andere hervorragende Personen Ein ladungen erhalten. — Der Reichstag erledigte in seiner heutigen Sitzung, welcher eine Zeit lang auch Se. Ma jestät der König von Sachsen in der Hofloge beiwohnte, die 88 26—35 des Gesetzentwufs durchweg nach den Commifsivnsanträgen, mit der alleinigen Ausnahme, daß in 8 64 die von der Commission mit Stimmengleichheit gestrichene Bestimmung der Regierungsvorlage, wonach die landesgesetzlichen Bestimmungen über die Abgabe von Freiexemplaren an Bibliotheken u. s. w. durch das Ge setz nicht berührt wurden, auf den Antrag des Abg. Or. v. Schulte wiederhergestellt wurde. Eine längere und lebhafte Discussion veranlaßte die in 8 35 enthaltene Bestimmung, daß die Einführung de» Gesetzes in Elsaß- Lothringen einem besonder» Gesetze Vorbehalten sei. Die Abgg. Gerber, Frhr. v. Hoverbeck und IN. Windthorst sprachen gegen, Miquel und O>. Lasker für diese Be stimmung, die auch schließlich gegen die Stimmen des Cen trums und der Fortschrittspartei die Billigung des Hauses fand (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage)? — In der heute unter Vorsitz des Staatsministers 0 . Delbrück abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrathes würde über die Behandlung der Vereinsthaler österrei chischen Gepräges berathcn (vgl. oben die Telegramme). Der Gesetzentwurf über die Jnternirung bez. Ausweisung renitenter Kirchendiener ist dem Reichs tage nnter der lleberschrift: „Gesetz, betreffend die Ver hinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern", vorgelcgt worden. Der Entwurf hat im Bundesrathe folgende Fassung erhalten: „8 l. Eine»! Geistlichen oder anderen Religionsdiener, welcher durch gerichtliches Urtheil aus seinem Amte entlasse» worden ist, dieser Entscheidung aber nicht Folge leistet, kann durch Berfiiaung der Landespolizeibehörde der Aufenthalt in bestimmten Bezirken oder Orten versagt oder angewiesen wer den. Handelt derselbe dieser Verfügung zuwider oder befaßt er sich mit Ausübung deS ihm entzogenen Amtes, so kann er seiner Staatsangehörigkeit durch Beschluß der Eentralbchörde seines Heimathsstaats verlustig erklärt und aus dem Bundes gebiete ausgewiesen werden. 8 2. Die Vorschriften des 8 l finden auch aus diejenigen Personen Anwendung, welche wegen Vornahme von Amts Handlungen in einem Kirchenamte, das den Vorschriften der Staatsgesctze zuwider ihnen übertragen, oder von ihnen über nommen ist, rechtskräftig zu Strafe verurtheilt worden sind. Seine Musik athmet — wie Wasielewski in seiner Ge schichte der Violine bemerkt — bei natürlichem Fluß frisch pulsirendes, rhythmisch bewegtes Leben in den schnellen, Anmuth und Grazie in den langsamen Sätzen. Durch Schwung und pathetischen Ausdruck zeichnet sich ausnahmsweise seine sechste Sonate (O'-muU) aus, die wegen ihrer schwermüthig ernsten Färbung den Bei namen „ft- wmi»-»»" erhielt. Seine Geigenbehandlung hält sich in den von Tartini gezogenen Grenzen. C. Banck. Ellen. Eine Novelle. Drei zeltüberdachte Gondeln theilten in der Richtung von Ost nach West die stille Fluth in jenem langgestreckten Arm des Comersees, der den 'Namen des Sees von Lecco führt. Ein leuchtender Septembernachmittag neigte sich eben dem Ende zu, die Sonne brannte noch heiß genug, um den Schatten der bunten Leinwanddächcr erquicklich zu finden, aber von den Höhen des Monte- Grigna wehte bereits ein kühler Hauch und verhieß den herrlichsten Abend. Die Boote hielten auf die Landzunge von Bellaggio zu; die gebräunten Schiffer, in rochen Hemden und Strohhüten, ruderten mit sichtlichem Eifer. Sie hatten in glühender Mittagshitzc am Strande drüben aehalten und die Gesellschaft erwartet, die von einem Ausfluge in das Val-Neria erst am Spätnachmittag zurückgekehrt war. Auf den Gondeln selbst, namentlich auf der Mittlern und größten, herrschte munteres Leben: plaudernde Stimmen, laute Ausrufe und Helles, fröhliches Lachen klangen über die Wellen hin. Den Mittelpunkt der Gesellschaft im größern Fahrzeuge gab die Gruppe ab, welche sich um ein Mädchen gebildet hatte, die, ihr Die Landespolizeibehörde ist schon nach Eröffnung der geeicht Uchen Untersuchung bcsugl, dem Angeschuldigten dis zur»rech1S- krästigen Beendigung des VcrsahrenS den Aufenthalt in be stimmten Bezirken oder Orren zu versagen oder anzuweisen 8 F Personen, welche nach den Vorschriften dieses Ge setzes ihrer Staatsangehörigkeit in einen« Bundesstaate ver lustig erklärt wordeu sind, verlieren dieselbe in jedem anderen Bundesstaate und können eine neue Staatsangehörigkeit in keinen! Bundesstaate ohne Genehmigung deS BundcsrathS er- werden." , * Berlin, 23. März. Ueber die gestrige Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers und Königs in der hiesigen Haupt- und Residenzstadt berichtet der „St.-A." Folgendes: Die Häuser Berlins hatten sich bis in die entlegensten Stadttheile mit reichem Flaggenschmuck bedeckt, und in den Hauptstraßen bewegte sich schon vom frühen Morgen an ein festlich froh gestimmtes Publicum, das namentlich „Unter den Linden" und in der 'Nähe des königlichen Palais nach und nach zu Tausenden an wuchs uud begeisterte Hurrahs auf «e. Majestät aus brachte. Die Entgegennahme der Glückwünsche seiten Sr. Majestät des Kaisers und Königs erfolgte, aus deu bereits von uns mitgetheilten Gründen, nur in be schränkter Weise. Um '^11 Uhr. Vormittags nahmen Se. 'Majestät die Gratulationen der zum engsten könig lichen Hofe gehörigen Personen und um li l I Uhr die jenigen der königlichen Familie und der zum Besuche anweseudeu fremden Fürsten entgegen. Um 11 Uhr wohnten ÄUerhöchstdieselben dem in der Kapelle des kronpnnzlichcn Palais von dem Hofprediger, Ober- consistonalrath Dr. Kögel abgehaltenen Gottesdienste bei und empfingen nach demselben die Generäle, welche bei der am Abend im kaiserlichen Palais stattgehabten Fest lichkeit nur zum kleinsten Theile gegenwärtig waren. Die Glückwünsche der hiesigen Fürsten und Fürsttunen wurden um l Uhr von Ihrer 'Majestät der Kaiserin und Königin entgegengenommen. Das Familiendiner zur Feier des allerhöchsten Geburtstages faud im Palais Ihrer kaiserlichen und königlichen Hoheiten des Kron Prinzen und der Kronprinzessin statt. AbendS war im königlichen Palais eine mit dramatisch-musikalischer Abeudunterhaltung verbundene Soiräe veranstaltet, bei welcher Se. Majestät der Kaiser diejenigen Personen zu begrüßen geruhten, deren Gratulation am Vormittag entgegen zu nebmen ÄUerhöchstdieselben Sich hatten ver sagen müssen. Außer den Botschaftern und sonstigen Mitgliedern des diplomatischen Corps, dem Gefolge der allerhöchsten und höchsten hiesigen und fremden Herr schäften, den obersten Hof-, Oberhof- und Hofchargen waren u. A. anwesend der Präsident des Rcichskanzlrr- amts, Staatsministrr Delbrück, der Staatsminister Graf zu Eulenburg, zahlreiche Mitglieder des Reichstags, der Oberbürgel-meister Hobrecht, Vertreter der Wissenschaft und Kunst rc. Die Soirse, in welcher „Ein Afrika- reisender", „l't.-rmvttcL und Scenen aus der Oper „Der Barbier von Sevilla" durch 'IMglicder des königlichen Schauspiels, der französischen Theater- und der italienischen Operngesellschaft zur Aufführung kamen, erreichte gegen I Uhr ihr Ende. Militärischer Seits wurde der Festtag in herkömmlicher Weise begangen: bei der Reveille wurde vou der Kuppel der Schloßkapelle voll dem Musikchor eines hiesigen Gardecavalerieregi- ments ein Choral geblasen. Um lo Uhr begann der Gottesdienst in der Garnisonkirche und in der katholischen St. Michacliskirche, bei welchem die Truppentheile der gejammten Garnison durch Deputationen vertreten waren. Um 12 Uhr fand an der Königswache für die Generalität und das Officiercorps die Paroleausgabe statt. Zu derselben Zeit wurden auf dem Königsplatz UU Kanonenschüsse gelöst, wozu die Geschütze vom Garde- feldartillerieregiment commandirt wäre«. Infolge der Er krankung des Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck war das diplomatische Corps bei dem Oberstkämmerer Grafen v. Redern zu einem Festmahle versammelt, während der Staatssecretär des auswärtigen Amtes, Staatsminister v. Bülow, die Beamten des auswärtigen Amtes ein geladen hatte. Der Präsident des Reichskanzlerannes, Staatsminister Delbrück, gab den Mitgliedern des Bun desraths und den Rächen des Reichskanzleramts, der Haupt leicht an eine der Zeltstangen lehnend, über den See zurückblickte. Eine elastische, aber kräftige Ge stalt blieb durch die Wogen weißen, leuchtenden Sommer stoffes, die sie vielfach umgaben, um so besser erkennbar, als sie sich bald von ihrem Sitze erhob, bald wieder niederlieb, "»« das prächtige Bild im Hintergründe zu genießen. Lie stand nicht in erster 'Mädchenjugend, konnte leicht vier- oder fünfundzwanzig Jahre zählen. Aber nichts in ihren Zügen deutete auf vergangene An muth oder Frische hin: sie war offenbar eine jener Spätblüthen, die sich langsam und für lange Dauer entfalten. Ihr Gesicht von edlem Schnitte erschien bleich, der Anhauch auf ihren Wangen mehr bräunlich als rosig — und doch lag nichts Krankes oder Krankhaftes im Ausdrucke des Gesichts. Die Lippen waren voll und roth, die braunen Augen strahlten in frischestem Glanze. Prachtvolles braunes Haar fiel, schlicht von der feinen Stirn zurückgckämmt, in üppiger Fülle auf Schulter» und Rücken der Schönen herab. Ziemlich entfernt von ihr saß ein älterer Herr von auffällig hagerer Gestalt, mit dem charakteristischen Typus des Amerikaners. Er glich ihr so wenig als immer möglich, und doch war au kleinen Zügen seines Gesichts bald zu erkenne«, daß er der Vater jenes Mädchens sei. Schon daß er allein unter den Männern der Gesellschaft nicht unter dem Banne der leuchtenden braunen Augen stand, hätte diese Vermuthung nahe gelegt. Denn selbst der kleine Herr mit faltigem Gesicht, mü eisgrauem Backenbarte und schmalen, blutlosen Lippen, der hinter dem hageren Ame rikaner Platz genommen hatte, blickte mit sichtlichem Ver gnügen »ach dein eigcnthümlichen Mädchen und musterte dann die drei jüngeren Männer, welche die schmale Gondelbank theilten, neben welcher sich der künstlich aus Decken und Kissen geschichtete Sitz der Schönen befand. Der kleine Herr hob den Kops höher, um das Ohr des
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