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Dresdner Journal : 22.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187403220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-22
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 22.03.1874
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67. Sonntag, den 22. März. Dres-nerImmml. Lriclielueor Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. to rr«u««» tritt jLkrliok » Ddlr 8t»mpkH«brI>»r, »ir»—rü»tdäv« ä«ut»ctt«ll ki«wke, ?o»t unll lrn »«atiod«» L»ivk«! ^Lkrliok:. ...» rklr. ^LtlrUok: I Ddlr. Id üzr LmreIll«Nuir>w«?rn; t K»r j 8t»mp«I»u»c-KI»L dioru, Inserutouprelser ?llr äeu k»uw eiver xx«^p»Itsu«u l'etitr«!»: > K^r. Nutsr „Liu^e«ltutil" äi« 2«il«: b N^r. >874 L> Lr-an-istett«^, CvwwüsivnLr ä«i - Ore«iu«r ^0luu»l»; «IxriullUi : LuA^n /-V-r-t u. L L»»daiA->,rU»- Vt«a-l^tp,tU->—l-Ir«»l,!>-rr»»1r/!« » » : La<>«e^te>M <t N«rU» Vt,L-L»«d«rU kr»G-L«tp,t^-rr^ kart » II Nüaek«»: N««t Lko„e, >«rU» - /»ra/rci^ciant, // ^U>rcc^»t, Lramaa: L Lc^iotte, »r«, l»a i L ÄanAru's üürsau; vdsmiut»: /'r k^or At, knuUr kart» ».: ^<7Le^r^r«ann'»ckeöuOW, Daude<tt7o , SvrUta: /nv D , Lauaorsr: <7. Lc^^szirr, r»ri»E Lora», La^tt«, L«//ier«e t7o., »lattxart: Dauür «t t7o., Kürtck. ^tririorier»,-Lürrau, Visa: ^4? Oxpr/,L. ll^rLvsxsderr Königl. kxp«^ition lies Orvstinor -tourna!», Oresäeu, U»rx»rttk^uMU»i»v Ko. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 15. März. Seine Majestät der König haben den zum Chilenischen Konsul in Dresden ernann ten Herrn Dr. Carl Wilhelm Moesta hier in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Seine Majestät der König haben dem Sporer- und Gürtlermeister Heinrich Bösolt zu Dresden das Prä- dicat „Königlicher Hoflieferant" aUergnädigst zu etthei- len geruht. Bekanntmachung. Die Staatsregierung hat nach vorher hierzu einae- holter ständischer Ermächtigung beschlossen, die im Jahre 1866 zur Erbauung der Schanzen 11. (an der Chemnitzer Straße), V. (am vormaligen Lämmchen-Vorwerke) und X. (bei Borstadt-Neudorf) verwendeten, inmittelst entbehrlich gewordenen einzelnen Grundstücke und Grundstückstheile m dem Zustande, in welchem sie sich dermalen befinden, den vormaligen Be sitzern derselben, von denen sie für den Staatsfiskus er worben worden sind, beziehentlich deren Erben, gegen vorherige baare Wiedererstattung der dafür aus der Staatscassr erhaltenen Entschädigungssummen zurückzu- geben und zwar denjenigen, welche bereits bei dem Fi nanzministerium schriftlich darum gebeten Haden, ohne weiteren Antrag, den übrigen aber nur dann, wenn sie sich binnen einer Frist von zwei Monaten, von gegen wärtiger Bekanntmachung an, bei dem Finanzministerium zum Wiederkaufe in obiger Maße ausdrücklich bereit er klären. Es werden daher diejenigen der zuletztgenannten Interessenten, welche von diesem Anerbieten Gebrauch machen wollen, hiermit aufgefordert, sich darüber, be ziehentlich unter Beibringung der erforderlichen Erb legitimationsnachweise, bei Verlust allen Anspruchs auf weitere Berücksichtigung längstens bis zum 1. Juni dieses JahreS mittelst schriftlicher Eingabe bei dem Finanzministerium zu erklären, worauf sodann das Weitere erfolgen wird. Dresden, den 16. März 1874. Finanz-Ministerium. von Friesen. Dr. Schmid. Bekanntmachung Nach einer amtlichen Mittheilung ist in Jassy die Trichinen-Krankheit aufgetreten und hat daselbst um so größeres Aufsehen erregt, als dieselbe seither in Rumänien noch nicht beobachtet worden ist. In Folge dessen hat der Consum an Schweinefleisch dort plötzlich in einem hohen Grade abgenommen, so daß bedeutende Transporte von Schweinen nach Oester reich und Deutschland abgegangen sein sollen und wohl noch ferner ab gehen werden. Da nun durch die Einfuhr und den Ankauf von Schweinen aus Rumänien die Verbreitung der sehr ge fährlichen Trichinenkrankheit in hiesigen Landen zu be fürchten steht, so findet sich das Ministerium des In nern veranlaßt, auf diese Gefahr unter Hinweis auf die Bestimmung in 8 367 Nr. 7 des Reichsstrasgesetzbuches mit dem Bemerken hierdurch aufmerksam zu machen, daß nach dieser Vorschrift das Feilhalten oder der Verkauf trichinenhaltiger Fleischwaaren mit Geldstrafe dis zu 50 Thlr. belegt oder mit Hast bestraft wird, neben der Geldstrafe oder der Hast auch noch auf die Einziehung der trichinösen Eßwaaren erkannt werden kann. Gegenwärtige Bekanntmachung ist in sämmtlichen Amtsblättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, den 17. März 1874. Ministerium des Innern. Für den Minister: Körner. Jochim. Nichtamtlicher Titelt. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Köln. Trier. Han nover. Metz. München. Stuttgart. Bremen. Wien. Paris. Rom. St. Petersburg.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichte». (Freiberg.) Statistik nnd LolkSwirthschaft. Vermischtes. Feuilleton. Inserate. Tageßkalender. Beilage. Dresdner Nachrichten. Statistik und LolkSwirthschaft. SiaaesaudteS. Feuilleton. Liste der im Ostertermine d. I. auSgeloosten Land- reutenbriefe. Inserate. Telegraphische WittrrungSberichte. Börsennachrichten. ^ctecu.lpffilch!' Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 21. März, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Ankunft Ihrer Ma jestäten deS Königs und der Königin von Sachsen erfolgte hier gestern Abend erst 4,9 Uhr, da der Eisenbahnzug wegen deS heftigen SturmrS sich verspätet hatte. Zbre Majestät die Kaiserin, Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz und Ihre königl. Hoheiten die Prinzen Karl und Albrecht nebst Gefolge empfingen die hohen Gäste im Bahnhofe, woselbst auch der Gouverneur und Commandant von Berlin und der königl. Polizei präsident, sowie die Gemahlin deS königl. sächsischen Gesandten, die königl. sächsischen BundeSraths- und NetchScommisfi»«Smitalieder, der königl. sächsische StaatSminister und N erch StagSabgeordnete v. Nostitz- Lallwitz und die in Berlin stationirten höher» königl. sächsischen Offiziere zur ehrfurchtsvollen Be arüpung Ihrer köu»Gl. Majesiate» anwesend wäre«. Der kmiigt. sächsische Gesandte am hiesigen königl. Hofe, Geh. Nath v. Nostitz Wallwitz, sowie der königl. sächsische Militärbevollmächtigte beim Bun- deSrathe, Generallieutenant v. Brandenstein, waren Ihren Majestäten bis zur Station Luckenwalde entgegengereist. Berlin, Sonnabend, 21. März, Nachmittags. (W. T. B.) Im deutschen Reichstage erklärte heute StaatSminister Delbrück, die Interpellation deS Aba. Fürsten v. Hohenlohe-Longenburg wegen AußercourSsetzung der LereinSthaler österreichischen GeprägeS nächsten DienStag beantworten zu wollen. — Der Antrag des Abg. Sonnemann auf Si- stirung deS Strafverfahrens gegen den Abg. Most (Chemnitz) für die Dauer der ReichStagssesfion ist vom Reichstage angenommen worden. Ostrowo, Freitag, 29. März, Nachmittage. (W. T. B.) Der Erzbischof Ledochowüki ist zu der am 15. k. M. vor dem königl Gerichtshöfe für kirchliche Angelegenheiten in Berlin gegen ihn anberaumten Verhandlung unter Mittheilung einer Abschrift der Anklage vorgeladen worden, hat in des sein persönliches Erscheinen im Termine ab gelehnt. Pest, Freitag, 20. März, Abends. (W.T. B.) DaS Ministerium hat sich constituirt. Präsident deS neuen Cabinets ist der bisherige UnterhauS- präfident Stephan v. Bittö, Finanzmmister Ghyczy, HandelSminister Bartal, Minister deSInnern Graf Tzapary, Minister am kaiserlichen Hoslager Baron Wenckheim, Communicationsminister Graf Lichy, Unterrichtsminifter Trefort, Justizminister Di. Pauler, Honvedministrr v. Szende, Minister für Kroatien und Slawonien Graf Pejücsevich. (Die Mehrzahl der Mitglieder des Cabinets Szlavy ist so nach m das jetzige Ministerium mit übergegangen; neu eit,getreten sind nur Bitto, Ghyczy und Bartai.) Morgen erfolgt die Eidesleistung der neu ein- aetretenen Minister. Der Reichstag soll auf kurze Leit vertagt werden. LersailleS, Freitag, 20. März, Abends. (W. T. v) In der heutigen Sitzung der Rational vorsammlung brachte der Deputirte Ganivet den Antrag ein, die Kammer vom 28. d. MtS. bis zum 4. Mai zu vertagen. Die Dringlichkeit dieses Antrags wird von der Versammlung anerkannt. Die Commission zur Prüfung desselben wird dem nächst ernannt werden. Hierauf begann die DiS- cuffion der drei ersten Artikel deS LiquidationS- contoS. Ein Amendement deS Deputirten Vandier auf Erhöhung des CreditS für die Marine von 10 auf. 20 Millionen Francs wurde theilweise an- genomchrn, nachdem der Marinrminister die Noth wendigkeit für Frankreich betont hatte, Panzer schiffe zu bauen wie die übrigen Großmächte. Der Brief deS Marschallprafidenten Mac Mahon au den Herzog v. Brvglie wird allgemein gebilligt. (Vgl. den Wortlaut des Schreibens unter „Tagesge- schichte.") Amsterdam, Freitag, 20. März, Nachmit tags. (W. T. B.) Dem „Reuter'schen Bureau" wird unterm heutigen Tage aus Penang gemeldet, dir Holländer seien noch immer mit Arbeiten zur Verstärkung ihrer Werke, sowie mit Aufspeicherung von Provisionen beschäftigt. Der Oberbefehls haber, General van «mieten, gedenke sich in diesen Tagen »ach Batavia zurückzubeaeden, werde aber General Berspeyck mit 2000 Mann auf Atchin zurncklassen. Im October d. I. soll feiten der Holländer eine dritte Erpedition gegen Atchin ins Werk gesetzt werden, wenn bis dahin kein Friedr zu Stande gekommen ist. Bern, Freitag, 20. März, Nachmittags. (W. T. B.) Aus dem berner Jura sind weitere 5 Geist liche a»Sgewiesen und in DelSperg und Laufen die Socalit^rn, in denen PrivatgotteSdievst abgehalten wurde, geschlossen worden. London, Freitag, 20. März, Nachmittags. (W.T. B.) Die „Daily News" erfahren, daß die eng- lischt Regierung binnen Kurzem alle noch gefangen gehaltenen Fenier in Freiheit zu setzen beabsichtigt. Heute wird die erste Abtheilung der von der Goldküste zurückkehrenden Truppen in PortSmouth auSgeschifft werden. ClMSgtschilhtt. Dresden, 2I. März. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 9. Stück vom Jahre 1874 heute hier eiugetrofscn und enthält lediglich Nr. 992) Bekanntmachung vom 7. März d. I., die Außcrcourssetzung der Kronenthaler, sowie von Münzen des Conventionsfußes betreffend. D. Berlin, 2<>. März. Die Interpellation des Abg. Fürsten v. Hohenlohe-Langenburg, welche für morgen im Reichstage an erster Stelle der Ta gesordnung sich befindet, begehrt Aufschluß dar über, ob von den verbündeten Regierungen beabsichtigt wird, die Vereinsthaler österreichischen Gepräges dem nächst außer Cours zu sctzeu. Die Interpellation ist unterstützt von 86 Mitgliedern der beiden conservativen Fraktionen, der national!iberalen und der Fortschrittspar tei, unter Andern von den sächsischen Abgg. Ackermann, vr. Brockhaus, Dr. Frühauf, lu. Georgi, Günther, v. Kön- neritz, v. Nostitz-Wallwitz, Dr. Schwarze und Dr. Ste phani. — In verschiedenen Zeitungen begegnet man dem Gerücht, als werde beabsichtigt, den^Reichstag vor Ostern zu vertagen und erst nach Schließung des Mutschen Landtags, Ende Mai oder Anfang Juni, zur Vollendung seiner Arbeiten wieder einzuberufen. An bestunterrich teter Stelle ist von einer solchen Absicht Mchts bekannt; man glaubt vielmehr, daß der Reichstag bis etwa zum 2«April seine Arbeiten erledigt haben werde. Bis Ostern hofft man das Preß- und das Reichspapiergeldgesetz wenig stens in zweiter Lesung durchderathen zu sehen. Soviel man bezüglich des letzter» Gesetzentwurfs vernimutt, ist man in Reichstagskreisen für denselben im Allgemeinen günstig gestimmt. Die erste Lest^ng wird wahrjcheinlich sofort nach Erledigung des Preßgesetzes erfolgen und die zweite Berathung sich unmittelbar anschließen. — Die „B. K. C." berichtet: Die Militärcommissivn des Reichstags hat heute endlich ihre letzte Sitzung gehalten und die zweite Lesung der Vorlage beendigt. Der 4. und 5. Abschnitt wurden wesentlich nach den Beschlüssen der ersten Lesung erledigt. Zu 8 1 erneuerte Graf Be thusy-Hue sein in der ersten Lesung abgeworfenes Amende ment, welches die Effektivstärke der Armee auf 384,000 Mann feststellen will; für dieselbe votirten diesmal außer den vier conservativen Mitgliedern der Commission auch die uationalliberalen Abgg. Gneist und v. Benda. Der 8 l wurde sodann mit allen gegen 6 Stimmen von der Commission abgelehnt*). Die Vertreter der Bundes regierungen erklärten nun zwar, daß nach Ablehnung des tz l der übrige Inhalt des Gesetzentwurfs keinen Werth für sie habe; sie lehnten indiß ein Eingehen auf eine Minimalziffer durchaus nicht ab und stellten ein be stimmtes Vernehmen der Bundesregierungen über das Gesetz erst für die Zeit in Aussicht, wenn das Plenum des Reichstags in zweiter Lesung Beschluß gefaßt habe» werde. Ritt Rücksicht auf die Krankheit des Fürsten- Reichskanzlers beantragte Dr. Wehrenpfennig sodann die Abfassung eines schriftlichen Berichts, nachdem auch die übrigen Paragraphen, insbesondere § 2, wesentlich in derselben Fassung, wie bei der ersten Lesung genehmigt waren. Es wurde indeß von der Majorität der Com mission beschlossen, nur mündlichen Bericht zu erstatten und vier Referenten für das Plenum zu ernenne». Ueber Abschnitt 1 wird Miguel, über Abschnitt II und l V Lasker, über Abschnitt Hl Stephani (Leipzig) und über Abschnitt V Meyer (Thorn) referiren. In national liberalen Kreisen hält man übrigens trotz der bisherigen ablehnenden Haltung der Regierung eine Verständigung über 8 t nicht ausgeschlossen. Jedenfalls wird schon jetzt hinter den Coulissen tüchtig gearbeitet. Der münd liche Bericht wird voraussichtlich nicht vor Ostern auf die Tagesordnung des Plenums gelangen, da vor allen Dingen die Genesung des Fürsten Bismarck abgewartet werden soll. — Nach der N.-Z." ist die negative Ab stimmung der meisten nationalliberalen Mitglieder der Militärcommissivn nicht dahin zu verstehen, daß sie eine Vereinbarung über den 8 1 ablehnen, sondern dahin, daß sie den Zeitpunkt für eine solche bei der Lage der Dinge noch nicht für gekommen erachten. — Ueber das Befinden des Fürsten Bismarck bringt die „N. A. Z." folgende Mittheilung: Der Schlaf war wiederum gut; geringe Schmerzen, Kräfte in guter Zunahme. Gleichwohl wird die Reconvales- cenz keine schnelle sein können. — Nach einer Mitthei lung der „N. A. Z." wird der Kaiser von Ruß land am 3. Akai in Berlin eintreffen und sich hier 3 bis 4 Tage aufhalten. Se. 'Majestät begiebt sich als dann nach Stuttgart zu der am 8. Akai stattfindenden Vermählung des Herzogs Eugen von Württemberg mit der Großfürstin Wjera Konstantinowna. — Wie „W. *) Ein uns am ro. März Abends von „W. T. B." zu- gcgaugcnes Telegramm meldete irrt hüml ich die Annahme des 8 1. Glüällcherwcise konnte dasselbe nur in etwa lvo Exem plarcn unsers gestrigen Blattes Ausnahme finden. Auch die heute (Sonnabend! früh erschienenen „Dresdner Nachrichten" und die „Dr Sdn. Presse" melden in ihren Telegrammen irrthüm lich Annahme des 8 l, wahrend die „Leipz. Ztg." und das „Chemnitzer Tageblatt", welche ihre Telegramme ebenfalls von „W. T. B." beziehen, die richtige Meldung, Ablehnung des 8 t, telcgraphirt erhielten. D Red. Fenilleton (Redigirt von Otto Banck.) K. Hoftheater. — Neustadt. — -Zum Beste» eines milden Zwecks: „Der Damenkrieg", Lustspiel von Scribe u. Legouvö. Vorspiel: „Eine kleine Er zählung ohne Namen" von Görner. Das nach langer Zeit wieder möglich gewordene Auf treten von Frl. Langenhaun, welches nach dem de finitiven Abgänge der Künstlerin von der Bühne nur als eine gefällige Ausnahme zu betrachten ist, hatte das Haus gefüllt und rief im Publikum mit Recht freund liche Erinnerungen an das frühere erfolgreiche Wirken der Genannten wach. Aber auch ohne diese günstige Stimmung gegen eine noch jüngst so thätige Kraft würde der derselben gespendete warme Beifall wohl begründet gewesen sein, denn Fräul. Langenhaun hat die so schwie rige Rolle der Gräfin Autreval, in welcher der Geist, sowie die äußere Erscheinung fortwährend in Toiletten künsten und Täuschungsverfuchen begriffen sind, ohne dabei die Noblesse und Innigkeit des Herzens zu be einträchtigen, mit derselben einnehmenden Geschicklichkeit gespieU, wie in ihrer besten Zeit. Ihn ausdrucksvolle, auch in der leichten Conversation zum Wohlklang ge schulte Sprache und weiche Tonbildung, ihr einfaches Spiel, ihre maßvoll angenehme Mimik bilden einen durch aus weiblichen Gesammteindruck, dem man sich gern zum Besten eines harmonischen Theatergenusses hingrebt. Das unerschöpflich reizende Lustspiel wurde im Gan zen recht gut vorgeführt. Herr Jaffs gab den Prä- fectrn, Frl. Spettini die Nichte der Gräfin. Doch diese Pattie, die der Dichter durch schwaches Gehirn und starke Sentimenz ausgezeichnet hat, darf die Letztere in weit natürlicher», weniger gesuchten Redetönen wiedergebrn. Herr Rich elfen spielte den romantisch galanten Erb hasen Gustav v. Grignon; es kann dies bei einer Aus führung, die außerhalb des geuannten fleißigen Talents liegt, der dankbarste Part des Stückes werden; Herr Christen in München, der Lehrer von Frl. Ziegler, elek- trisitte damit das ganze Publicum. In dem kleinen Lustspiele von Görner machten sich zwei entgegengesetzte Eindrücke in demselben Rahmen geltend: 'ne possenhafte Vortragsweise des Hrn. Dessoir als Medicinalrath Keppel und die feine, echt künstlerisch und so lebenswahr nuancitte Darstellung von dessen Gattin durch Frau Bayer. O. B. Reiseabenteuer in den Kordilleren. Louis Rosenthal, ein unternehmender Deutscher, dessen Buch*) wir bereits vorläufig empfahlen, hat mit Gerstäcker'scher Einfachheit kühne Kreuz- und Querritte durch Südamerika gemacht. Seine Schilderungen sind stofflich reich, naiv, ohne Schminke, doch nicht ohne Humor. Man sieht Land und Leute lebendig vor sich. Als Probe möge sein Zusammentreffen mit höchst sonder baren Räubern dienen. Er reitet, von Santiago kommend und nach Tacna behend, über die Settenrücken und „Cuestas" der Anden m öder, großartiger Natur, und nach Abenteuern ver langend bricht er in folgende vorschnelle Klage aus: Die Romantik ist verschwunden, in Europa aber noch mehr als hier, wo das Urwüchsige von Land und Leu ten doch noch vieles Interessante mit sich bringt. So ist zum Beispiel Spanien gewiß eines der romantischsten Länder Europas, aber reist einmal hin, Ihr für das *) „DiefseitS und jenseits der Cordilleren", Berlin, Stande s Verla». „Land voll Sonnenschein" Begeisterten nnd Ihr werdet sehen, wie traurig es dort mit der Romantik bestellt ist. Statt eines abenteuerlichen Raubanfalls in den Schluch ten der Pyrenäen, werdet ihr mit Mauthscheerercien be lästigt, in den Fondas wird man Euch bedauernswetthcn U.Eut ü In mott« statt der geforderten Oll» potricl» vorsetzen. „Nun Mantillen und Capas werden doch wohl noch zu sehen sein?" ruft Ihr verzweiflungsvoll, und ich muß Euch leider die Versicherung geben, daß die Pariser Toiletten, die ChignonS, die Fracke und Cylin- der das meistens längst verdrängt haben. Inj den bessern Ständen wenigstens hat die Alles nivellirende Neuzeit die nationalen Eigenthümlichkeiten so ziemlich verwischt und Grimm im Herzen werdet Ihr Euch mit bedeutend erleichterter Börse dem heimischen Norden wieder zu wenden. Offen gestanden, ich glaubte auch in den Cordilleren nicht mehr an Räuber, wenigstens nicht an die meist sich daran knüpfende Romantik, sollte aber eines Bessern belehrt werden. „Alto »bi! Hatt!" brüllte es auf einmal aus einer Anzahl rauher Kehlen und wie aus der Erde gewachsen, hielt ein halbes Dutzend wild aussehender, sonnenver brannter Kerle zu Pferde um mich herum. An ein Ent rinnen war nicht zu denken, von allen Seiten drohten rostige Carabiner, Machetas und Lassos, und es blieb mir nichts weiter übrig, als dem Befehle des in eine alte geflickte Militäruniform gekleideten Anführers — abzu steigen, so schnell als möglich Folge zu leisten. Meine Baarfchaft bestand in zwei Wechseln auf Co- quimbo und Tacna; Silbergeld aber hatte ich nur noch fünf Soles, mit denen ich bis zu ersterm Platze recht aut auskommen konnte. Mein alter Wirth in San Felipe hatte mir nämlich gerathen, nicht mehr als zehn Soles in Münze mitzunehmen, da ich — hie und da ein Paar Realen für Nachtquartier und Trinkgelder ab gerechnet — wenig oder gar keine Ausgaben hatte. Auch waren Wechsel jedenfalls sicherer und bequemer mit- zuführeu als leicht reizende, klingende Münze. Ebenso hatte ich mich auf seinen Rath hrn ziemlich ordinär ge kleidet, und wie gut mir das zu statten kam, hatte ich jetzt Gelegenheit, einzusehen. „Caballero", sagte der Uniformitte, „geben Sie uns doch mal Ihre Börse und Uhr." Trotz der wahrlich nicht gerade lächerlichen Situation zwang ich mich doch, laut hinaus zu lachen. „Meine Börse und Uhr! Caballeros" — ich warf meinen Poncho ab und über das Pferd — glauben Sie, daß ich, wie Sie mich hier sehen, Geld oder Kostbarkei ten mit mir führe? V»lß»m6 O'risto, das ist wirklich ein guter Spaß! Doch wollen Sie in der That einen armen Minero berauben, so — hier zog ich mein alles, ledernes Portemonnaie mit dem Rest der fünf Soles — nehmen Sie, ich werde auch ohne das weiter kommen. Eine Uhr besitze ich nicht, wüßte auch nicht, wozu mir so ein Ding nützen sollte." Die Anderen lachten und flüsterten, der Uniformitte dagegen schnitt ein fürchterliches Gesicht, steckte aber trotz dem ruhig mein Geld ein und knurrte nur ärgerlich vor sich hin, wobei ich etwas wie ein „Gleich gedacht" und „Caracho" herauszuhören glaubte. Dann befahl er mir wieder aufzusitzen, die ganze Bande umgab mich und sott ging es ein schmales Thal rechts hinab. Hinter uns ging eben die Sonne unter und ich begann allerlei Reflexionen über dies Abenteuer, das keinesfalls schon sein Ende erreicht hatte, anzustellen. Weshalb sonst brauchten sie mich mit sich zu nehmen? Endlich erschienen bei einer Biegung des Thales ein paar Ranchos, vor denen mehrere Feuer hell durch die Dämmerung flackerten. Wir sprangen aus den Sättel»
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