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Dresdner Journal : 08.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187403081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-08
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 08.03.1874
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einen Werth. Die Verordnung wird so streng gehand habt, daß diese Zeitungen auch dann nicht zugelassen werden, wenn sie selbst in künstlicher Umleitung aus Belgien, Luxemburg, der Schweiz oder Deutschland in das Land zu schicken versucht werden sollten. Metz, 28. Februar. Dem „Schw. M." schreibt man über die Zustände im französischen Lothr ingen: Seit für die Ueberschreitung der französischen Grenze kein Paß mehr nothwendig ist, bildet eine Fahrt nach dem benachbartin Nancy ein beliebtes Sonntagsvergnü- aen der Metzer Bevölkerung. Namentlich der einheimische Theil derselben sucht von Zeit zu Zeit durch Besuche jener Stadt die Sympathien für Frankreich aufzufrischen. Das Schauspiel, das sich aber gegenwärtig daselbst dem flüchtigen Besucher darbietet, ist nichts weniger als ein anziehendes. In unserer Nachbarstadt herrscht näm lich seit einigen Monaten fast allgemeine Geschästsstockung. Die Reichen beschränken ihre Ausgaben auf das Un entbehrlichste; die Luxusgeschäfte liegen daher vollständig danieder. Eine Menge von Arbeitern sind infolge davon brodlos und lungern auf den Straßen herum. Täglich kommen Dutzende derselben hierher, um sich an den Forts- und Casernenbauten nach Beschäftigung um zusehen. In allen Schichten der Bevölkerung macht sich ein Gefühl der Unbehaglichkeit und der Unzufriedenheit, sowie das Bewußtsein geltend, daß es unmöglich so fortgehen könne. Dazu kommt noch, daß die verschiede nen politischen Parteien sich so schroff als je gegenüber stehen und sich gegenseitig befehden. Das hindert aber unsere Metzer nicht im Geringsten, jenseits der Grenze Alles für unvergleichlich, diesseits derselben dagegen Alles für unerträglich zu finden. Daß sie in jeder Be ziehung besser daran sind als ihre französischen Nach barn, wissen sie wohl, aber zugegeben darf das um keinen Preis werden. Aus Baden, 4. März, schreibt man dem „Fr. Iourn.": Die Curie hatte ihren Protest gegen die Entwürfe zu den ergänzenden Kirch engesetzen sämmtlichen Ge richtshöfen des Landes mitgetheilt, von denen jener in Offenburg ihn wieder zurücksandte mit den« Bemerken, daß es Aufgabe der Gerichte sei, die Gesetze anzuwenden, nicht aber Perwahrungen dagegen in Betracht zu ziehen. Nun sind seitdem die Vollzugsverordnungen zu den be treffenden Gesetzen erschienen, so daß von einer Wirkung des Protestes nicht mehr die Rede sein kann. Aus den 7. April ist wieder die Vorprüfung für die Geistlichen, und zwar gemeinschaftlich für beide Consessionen anbe- raumt. Es steht aber eine Anmeldung katholischer Can didaten nicht zu erwarten. Infolge davon wird es nicht lange währen, bis die Strafbestimmungen der erwähn ten Gesetze in Anwendung kommen. Schwerin, 5. März. Zur mecklenburgischen Vcr- fassunasfrage schreibt man der „N. Pr. Z.": Wenn noch Hoffnungen auf eine Verständigung der Regierungen mit den Ständen über das Capitel der künftigen Lan- desvertretung bestanden, so sind sie durch das Eraebniß der gestrigen Standesversammlung der Ritterschaft zerstört worden. Dieses Ergebniß war in Kürze das, daß die Ritterschaft ihren Hauptbeschluß vom 24. v. M. — durch welchen die die Bildung der künftigen Landes vertretung behandelnden Z8 l bis 9 der Grundzüge auch in der Gestalt, welche die Ritterschaft ihnen an demselben Tage durch abändermde Beschlüsse zu den einzelnen Pa ragraphen gegeben hatte, rein abgelehut wurden — auf recht erhielt, und zwar mit einer Majorität von 9 Stim men (110:101), also 7 Stimmen mehr als am 24. vorigen Monats (84:82). Diesem Beschlusse war ein anderer voraufgegangen, durch welchen die Ritter schaft mit 105 Stimmen gegen 96 erklärte, über mehrere aus ihrer Visite hervorgegangene Anträge in Betreff der künftigen Landcsvertretung nicht discutiren, sondern den selben gegenüber an ihrem Beschlusse vom 24. Februar festhalten zu wollen. — 'Nachdem in der gestrigen Stan- desversammlung der Landschaft beschlossen worden war, daß letztere bei ihrer Erklärung vom 24. Februar (Ein führung einer einheitlichen Landesvertretung und Besei tigung der Ritter- und Landschaft als selbstständiger Factoren derLandesgcsetzgebung)aus den dort angegebenen, in unveränderter Geltung gebliebenen Gründen verhar ren wolle, wurde in der heutigen Plenarversamm lung des Landtages der Beschluß angenommen, die unvereinbarten Beschlüsse der gestrigen Standesversamm- lungen an die Landtagscommissare gelangen zu lassen mit der Erklärung, die Stände seien bereit, hiernach die ständische Antwort i.cl abzugeben. Lübeck, 5. März. (H. 'N.) Die gemeinsame Com mission des Senates und der Bürgerschaft zur Bear beitung von Vorlagen für eine Revision der Ver fass ungs urkunde hat ihre Arbeiten jetzt beendigt. Der Voraussetzung des Senates, der nur mit einem ge wissen Widerstreben dem bürgcrschaftlichcn Anträge auf diese Revision nachgab, daß an den Grundlagen der be rührten Verfassung nichts geändert werde, ist in vollem Maße Rechnung getragen; cs ist eigentlich nichts geän- Bildhauerarbcit, auf der andern Seite zwei Sphinxe von Sandstein. Die das Palais umgebenden acht Pavillons waren mit japanischen, türkischen, äthiopischen und anderen Gemälden geschmückt und bildeten italienische Grotten oder Refraichirgebäudchcn, in denen ein sehr starkes Echo gerühmt wurde. Wie im Parterre des PalaiS waren leit 1730 in vier dieser Pavillons, später anch in sechs derselben 104 Antiken (auch die Mumien) ausgestellt, deren Sammlung damals schon ähnlichen anderswo vor gezogen wurde und deren vergrößerte Anzahl seit 1780 die ulsiercn Säle des japanischen Palais füllt. Hinter diesen Pavillons nun breiteten sich Gärten aus in französischem Gcschmacke, darunter ein sogenannter Irrgarten, andere mit ritterlichen Gartenspiclcn ausgc- stattet. Der eigentliche herrschaftliche Lustgarten mit der Wohnung des Fasanenwärtcrs war an der Stelle der jetzigen großen Wirthschaft; dem Hosgärtnerhause gegen über war bereits der Orangeriegartcn angelegt, mit einer Wassergrvtte. Für die Wasserkünste kam das Wasser aus dem heiligen Brunnen bei Leubnitz und sammelte sich zunächst in einem Reservoir am rothen Hause bei Strehlen. Rechts vom Leiche war ein freies Theater geschaffen worden, welches am 23. Juni 1719 bei dem Vcnusfeste zur Vermählung des Kurprinzen Friedrich August mit einer pomphaften Oper eingeweiht wurde. Die zur Bühne aufführrnden Treppen sind noch heute ersichtlich, ebenso die Coulisjenumschließungen von Hecken und Bäu u»en und rund aufsteigende Rchrnsitze. Vasen und Sta tuen sind jedoch verschwunden bis auf die eine Bacchus- figur, aus einem Postamente in der Tiefe des Bühnen raumes, welche früher von einer Säulenhalle um geben war. (Fortsetzung folgt.) 230 dert, als was durch die veränderten Zeitverhältnifse und die Reichsgesetzgebung ohnehin schon unhaltbar gewor den war, und was anderweitig geändert ist, wie beispiels weise die Herabsetzung der Beschlußfähigkeit des aus 30 Mitgliedern bestehenden Bürgerausschusses von der jetzigen Zahl von 20 auf 15 neben Erhöhung seiner Competenz in Geldbewilligungen von der jetzigen Courant marksumme auf die doppelte Summe in Reichsmark, kann durchaus nicht allseitig als eine Verbesserung er achtet werden. Ueber die Anträge der Commission hat nun zunächst der Senat zu befinden, der dann erst seinerseits die an die Bürgerschaft zu bringenden Anträge formulirt. Wien, 5. März. Heute hat im Abgeordneten hause die Generaldebatte über die kirchenpolitischen Vorlagen begonnen. Bisher sind 35 Redner gegen, 23 für dieselben vorgemerkt; muthmaßlich werden noch ihrer mehrere sich zum Worte melden. Nach der Ge schäftsordnung des Reichsraths kann die Dkehrheit wann immer den Schluß der Debatte beschließen mit der Wirkung, daß von den noch vorgemerkten Rednern je einer pro und je einer contra gewählt wird und außer diesen beiden nur noch die Minister, denen jederzeit zu sprechen gestattet ist, dann die Berichterstatter der Ma jorität und Minorität zum Worte kommen können. Anders ist die Hausordnung im ungarischen Parlamente, wo so lange gesprochen wird, als noch ein Redner das Wort zu ergreifen Lust hat. Der Reichsrath hat also Mittel, um der endlosen Ausspinnung der parlamen tarischen Conversation ein Ziel zu setzen; wie man hört, ist jedoch die Mehrheit vorläufig wenigstens nicht geson nen, von diesem Mittel Gebrauch zu machen, theils der Wichtigkeit des Gegenstandes halber, theils um dem Vorwurfe zu begegnen, daß man sich weigere, die Gründe der Opposition anzuhören. Wächst die Redefluth zu hoch an, so kann ein Majoritätsbeschluß sie jederheit eindäm men. Da auch die Specialdebatte viel Zeit in Anspruch nehmen wird, so dürste die Verhandlung 8 bis 10 Tage dauern. Auf die Abstimmung wird sie schwerlich Ein fluß üben, diese läßt sich vielmehr ohne Mühe voraus berechnen. Für die Entwürfe werden stimmen: das linke Ccntrum (Großgrundbesitz), die Linke, die Fort schrittspartei mit Ausnahme der sechs Demokraten auf der äußersten Linken, ein Theil der Polen, die Ruthcnen, die Slowenen; dagegen: die Rechte, der andere Theil der Polen nnd die Mährer. Es wird sich also eine ganz anständige Mehrheit für die Regierung ergeben. Die Aeuderungen, welche der confessionelle Ausschuß an den Entwürfen vorgcnommen hat, sind, so weit man sie bis jetzt kennt, im Durchschnitte nicht erheblich; mit den meisten derselben hat der Cultusminister, welcher den Sitzungen des Ausschusses beiwohnte, sich einverstanden erklärt. Demnach sind günstige Aussichten für das Zu standekommen der Gesetze vorhanden. * Wien, 0. März. Unter außerordentlicher Span nung hat heute die confessionelle Debatte im Abg cord- netenhause ihren Anfang genommen. Die Theilnahme des Publicums ist eine immense, weit der Verhandlung über die Staatsgrundgesetze hat die Galerie des Hauses nicht so viele Znhörer gesehen, als heute. Auf der Tagesordnung stand die Berathung des Gesetzentwurfs über die äußern Rechtsverhältnisse der katholischen Kirche. Der Berichterstatter Oc. Weeber brachte nicht, wie üblich, den Ausschußbericht zur Verlesung, sondern richtete an das Haus einige Worte, welche die Nothwendigkeit der Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche kurz präci- sirten. Nach dieser Einleitung verlas der Präsident die Rednerliste, 35 Sprecher gegen die Vorlage, d. i. nahezu der gesammte Club der sogenannten Rechtspartei, wäh rend für das Gesetz nur 23 Deputirte zum Worte sich vormerken ließen. Der Geschäftsordnung gemäß wurde zuerst einem Oppositionsredncx das Wort ertheilt und als solcher war als der Erste in der Liste eingezeichnet Abg. Graf Hohenwart, welcher bestreitet, daß der Staat das Recht habe, das Gebiet der Kirche willkürlich zu begrenzen. Heute achte man freilich unbequeme ReHte nur so lange, als man nicht die Gewalt habe, sie bei Seite zu räumen. (Lärm,) Es sei m sich widersvrcchend, gerade der bedeutendsten Eonsession die geringsten Rechte zuzugestehen; auch sei der vorliegende Gesetzentwurf im Widerspruche mit Artikel l» des Staätsgrundgesetzes, welcher die Kirche den all- gemeineu Staatsgesetzen für unterworfen erklärt. Man könne das merkwürdige Schauspiel erleben, dast das Reichsgericht den vorliegenden Gesetzentwurf als eine Verletzung der politischen Rechte der Staatsbürger erkläre. (Heiterkeit.) Abg. >'r. Schaffer (der Vertreter der Stadt Laibach) sührt durch, daß Oesterreich für die vollständige Trennung der Kirche vom Staate noch nicht reif sei. In Oesterreich nieste dies so viel als die Abdiction des souveränen Staates. Redner geht daun auf einen Vergleich des vorliegenden Gesetzentwurfs mit den preustischen confessionellen Gesetzen ein. Es scheine nothwendig, sührt er aus, dast wir auch heute auf die nachbar lichen .Gesetzgebungen um so mehr Bedacht nehmen, als diese geradezu epochemachend geworden sind. Die Art und Weise, wie sie zu Stande gekommen sind, haben ihnen den allerdings nicht hinwegzulüugnenden persecutorischen Charakter gegeben und einen Kamps hcrvorgerufcn, in welchem die Staatsgewalt aenöthigt ist, zu stets stärkeren Mitteln zu greifen. Allein mau schafft dort ein ganz unnöthiges Martyrium, man unterdrückt Literatur. H. Wuttke, Geschichte Leipzigs und feiner Umgegend bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Leipzig, 1^73. Die vorliegende Schrift des bekannten Geschichtsfor schers ist aus seinen in den Jahren 1869/72 in dem Vereitle für Geschichte Leipzigs gehaltenen Vorträgen ent standen und liefert einen nicht bloS für die Bewohner Leipzigs, sondern für jeden Freund der vaterländischen Geschichte höchst interessanten Beitrag. Obgleich eS näm lich eine nicht geringe Anzahl von Werken über Leipzigs Vergangenheit giebt — die am meisten bekannten sind die Leipziger Chronik von Ulrich Grosser (bis 15>7) und das Leipziger Geschichtsbuch von I. I. Vogel (bis um 1697) —, so fehlt es doch gänzlich an eitler kritischen Darstellung der Geschichte der Stadt im Mittelalter. 'TLas n.an in den angeführten Werken über den Ur sprung und die Verhältnisse Leipzigs in jener Zeit liest, ist theils ungenau, theils ganz erdichtet und unter allen Umständen lückenhaft. Nunmehr, nachdem zwei Bände des Urkundenbuchcs der Stadt Leipzig (>868 - 1870) versiegen, läßt sich eine Ueberschau des bisher zerstreu ten Vorrathcs der auf unsre Schwesterstadt bezüglichen historischen Documente seit dem 13. Jahrhundert leine angeblich dem 11. Jahrhundert angehörige Urkunde ist sicher gefälscht, und aus dem 12. Jahrhundert liegt nur eine einzige undatirte vor) halten und auf diese stützt sich das gegenwärtige Buch. Aus zwei Funden von Steinbylrn zu Reudnitz und Plagwitz (1866) folat, daß wir die Spuren von An siedelungen bei Leipzig bis in die Steinzeit zurück versol- gen können. Daß m den ersten christlichen Jahrhun derten aber Hermunduren oder Thüringer hier wohnten, ist wohl anzunehmen, allein Bestimmtes wissen wir dar über nicht und der Ort Leipzig bestand sicher noch nicht. Im 0^6. Jahrhundert rückten Slawen, Sysseler oder und verfolgt Bischöfe und Priester und verschafft ihnen auf diese Weise einen Anhana in der blind ergebenen Masse. ' r. Schaffer hofft, dast solches bei uns vermieden werden wird. Freilich werde man ohne eine thatkräsiige, überzeuaungSlreue uud unerschrockene Regierung mit den besten consessiouelle» Gesetzen niemals einen großen Erfolg erzielen. Redner befür wortet die vom Au-schmse beantragten Resolutionen ruckficht- sich der katholischen theologischen Fakultäten Der katholisch« Elerus genieße bisher «ine äußerst mangelhafte Ausbildung (Widerspruch rechts, Zustimmung sinkS-, sodaß er von vorn herein der Unduldsamkeit und dem Fanatismus in die Arme getrieben werde. Das wirksamste Mittel, das Verhältniß zwischen Staat und Kirche zu regeln, sei die Ausbidung von Geistlichen, die, mit dem modernen Wissen durchtränkt, der Gesellschaft nicht fern stehen und denen die Aufgabe der Gegen wart keine rit inco^nii» sei. Aba. Gr euter (Tirol) spricht in scharfer Weise gegen den Gesetzentwurf, durch welchen Oesterreich dem „evangesischen Kaiserlhum" in Berlin Heerfolge leiste; man wolle den Par- lamentssaak in eine Polizeistube verwandeln (Oho!), um die Kirche unter eine Specialgesetzgebung zu bringen. Redner fordert die Regierung auf, Beweise zu erbringen, daß die Kirche von ihrer Amtsgewalt einen sacrilegischen Mißbrauch gemacht und das Kirchcnvermögen nicht entsprechend verwendet habe Er protestire gegen solche „schamlose" Anschuldigungen. (Der Redner wird vom Präsidenten zur Ordnung gewiesen.) Greuter schließt mit der Erklärung, daß die Bevölkerung Ti rols die confessionellen Gesetze nie anerkennen werde. Abg Gölierich beleuchtet das jüngste Verhalten der Kirche, welche für ihre „politischen Bedürfnisse" überall, auch bei der Socialdemocratie, Bundesgenossen suche, und die Miß achtung der Gesetze des Rechtsstaates predige. Das vorliegende Gesetz solle die endliche Grenzregulirung zwischen Staat uud Kirche herbeiführen. Abg. Fürst Czartoryski, welcher „im Ramen der Frei heit" gegen das, den Polizeistaat creirende Gesetz stimmen will, stellt ein« Competenzgrenze bezüglich der Reichs und Landesgesctzgebung auf, wonach Alles, was das Gemüth des Volkes wirk», was den Glauben und das Voruriheil berührt, in die LaudeSgeseygebung gehört. Abg. i>r. Dürrnberger, der Vertreter der oberösterrei chischen Hauptstadt, beleuchtete die clerieale Lraanisasion in seinem engern Heimathlande, woselbst Bischof Rudigier eine wohldiscivlinirte Armee sich schuf, deren Phalanx zu durch brechen Regierung und liberale Partei vereint sich bemühen sollten. ES handle sich hier nicht blos um eine Machtfrage, sondern um eine Existenzfrage. Abg. Weiß v. Starkcnfels verurtheilt die „Despotie des BurcaukratiSmus" und opponirt namens der katholischen Landbevölkerung von Odervsterreich. Er hoffe, daß dies an maßgebender Stelle Beachtung finden werde; denn es handle sich nur um den Kampf des Glaubens gegen den Unglauben. (Lebhafter Widerspruch links.) Abg. Fux (aus Mähren), welcher eine Blumenlese aus der Geschichte der Päpste und der Religionskriege bot und von den Clericalen vielfach unterbrochen wird, erklärt sich unter den Voraussetzungen, die er in der Specialdebatte geltend machen werde, für den Gesetzentwurf, welcher die Religion nicht verletze, nur den Mißbrauch hintanhalte und die Sache der Freiheit fördere. Die Sitzung wird wegen vorgerückter Stunde (4 Uhr 'Nachmittags) geschlossen. Nächste Sitzung morgen. Tagesordnung: Fortsetzung der heutigen Debatte. Wien, 6. März. (Tel.) Die Reise des Kaisers nach Pest ist, wie von dort gemeldet wird, um einige Tage verschoben worden. — Die vom „Vaterland" ge brachte Nachricht, es sei eitle Eonferenz der österreichischen Bischöfe für den >2. d. bereits festgesetzt, wird vom „Volksfrcund" als verfrüht bezeichnet. — Der „Deutsch. Ztg." zufolge hat das Ccntr-um des Abgeordnetenhauses beschlossen, gegenüber den, vom Club der Linken gestellten Anträge auf Aufnahme einer Bestimmung über Beeidigung der Bischöfe auf die Verfassung und zum Gehorsam ge gen die Landesgcjetze in das Gesetz über Regelung der äußeren Kirchenverhältnisse sich ablehnend zu verhalten. Das gedachte Blatt will wissen, auch die Regierung sei einem Anträge dieser Art nicht zugcneigt; wenigstens habe der Miniftcrrath noch keinen förmlichen darauf be züglichen Beschluß gefaßt. — Ueber den Inhalt der mehrerwähnten, in jüngster Zeit vom Cardinal Anto nelli versendeten Circulardepesche verlautet, daß dieselbe gegen die Januarbepesche Visconti-Venosta's ge richtet sei und einen Protest gegen die Annahme enthalte, daß die Herstellung eines >n.»ctu8 vivc-nsii zwischen der päpstlichen Curie und dem Königreich Italien auf der Gruudlage des 8tnlu8 czuo überhaupt möglich sei. Pest, 6.März. (Tel.) DieBcrathungeu des Neuner- ausscyusscs über die Bedeckungsfrage wurden gestern beendigt. Durch die Annahme der vorgeschlage- nen Maßregeln hofft der Subcomitö, bis zum Jahre 18 77 das Deficit bis auf etwa 6O',O0 Fl. zu beseitigen. — '.ffach der „Pester Corr." soll ein neues Anlehen blos für die Ausgaben im Jahre 1875 nvthwendig sein. Zur Tecku-.g der Ausgaben für 1874 werden die Cre ditreste des Communicationsbudgets verwendet werden. „Naplo" berechnet das wahrscheinliche Kassendesicit wäh rend des ersten Semesters 1874 mit 10 bis 12 Millionen, für dessen Deckung jedenfalls aus dem 153-Millionen- anlehen gesorgt werden müsse. * Paris, 5. März. Beim Beginn der heutigen Sitz ung der Nationalversammlung gab der Präsident Buffet Kenntniß vou einer Interpellation, welche die drei Vorstände der Linken betreffs der gegen das „XIX. Siöcle" ergriffenen Maßregeln zu stellen beschlossen Suselzer, vielleicht Abzweigungen eines wcstrussischen Stammes den Deutschen nach und legten wahrscheinlich am Eingänge des heutigen Rosenthals, wo Pfaffcndorf lag, in der sumpfigen Niederung, wo die Elster, der Mühlgraben, die Pleiße, Parthe und Rietschke nahe an einander laufen, ein Fischerdorf an, von dem wir freilich auch weiter nichts Sicheres wissen. Möglicherweise hatte es jedoch damals schon den Namen Lipzi, welcher zuerst von dem Merseburger Bischof Thietmar in seiner be kannten Chronik bei den Jahren >015 und 1017 er wähnt wurde und sicher aus dem slawischen Worte 13p» (Linde) entstanden ist. Die Varianten Libiz, Lipcz, Leipzk, Leipczk u. s. w. verlaufen sich bis ins 15. Jahrhundert und das Aufkommen der zweisilbigen Aussprachen „Leip zig" läßt sich erst in dem Erlasse Kaiser Friedrich s >>ft v. I. >166, wo von „Leypczil" die Rede lst, nachweisen. Die Slawen drängten weiter nach Westen und machten vom 7. - 9. Jahrhundert zu Zeiten räuberische Einfälle in das Land der Thüringer, allein nachdem König Hein rich im Jahre 922 die feste Stadt Meißen angelegt hatte, wurden die Slawen der Leipziger Gegend vollständig un terworfen. Von nun an datirt die Verbreitung des Chri- stenthumS in dieser Gegend, die Germanisirung der sla wischen Einwohner und die Erhebung des Ortes Leipzig zur Stadt (um 1015), deren Kirche aber zum Mersebur ger Bisthume geschlagen ward (1017). Um diese Zeit fällt nun auch der noch erhaltene Stadtbrief Leipzigs (1156), die älteste sichere Urkunde der Stadt, und von jetzt an beginnt nun auch eine größere Sicherheit in den Nachrichten über dir Stellung der Stadt unter den Mark grafen von Meißen. Alles was sich von nun an über die politischen und kirchlichen Verhältnisse der Stadt und der um sie liegenden Ortschaften bis gegen das Ende des 13. Jahrhunderts hat feststellcn lassen, findet sich nun von dem Verfasser sorgfältig gesammelt, der am Schluffe haben. Die Interpellation, die nur von Christophle (vom linken Centrum) unterzeichnet ist, lautet: „Wir verlangen, da» Ministerium über die Art und Weise zu interpelsiren, mit der eS den Angriffen gegenüber, deren Gegenstand die Nativnalvertretung feiten der Presse war, seine Benmniffe ausgeüdt Hai." Während Christophle die sofortige Discussion ver langt, wird dieselbe auf Antrag des Herzogs v. Broglie auf morgen vertagt. — Der Minister des Innern har eine Photographie verboten, welche den Grafen Chambord darstellt, um dessen Kopf herum die Bildnisse der Teputirten de Franclieu, de Belcastel, de Trsville, Conlullier-Luciniore, Dezanneau und du Temple ange bracht sind, welche aegcn die Verlängerung der Gewalten des Marschalls gestimmt haben. Außerdem trug die Photographie, wie man der „K. Z." schreibt, die In schriften: „bkiv oe 1i <1oi8' und „1^<>tiu8 «nori quuin fovcinri", so wie die Jahreszahl 20. November 1873. * Brüssel, 4. März. Der Herzog und die Herzogin v. Edinburgh sind heute Abend h 10 Uhr wohlbehal ten hier eingetroffen. Dieselben wurden auf dem Bahn Hofe von dem Könige empfangen und begaben sich so dann, von einer zahlreich versammelten Volksmenge en thusiastisch begrüßt, nach dem königl. Schloß. Hul dem Bahnhöfe war eine Ehrenwache ausgestellt. Madrid, 4. März. (Tel.) Die „Gaceta" bringt eine Tepescbe aus Santander vom 3., welche meldet, daß die Carlisten sich auf ihrer ganzen Linie immer stärker verschanzen. Es bestätigt sich, daß der Verlust der Re publikaner an den Kämpfen bei Somorrostro allein an Todten und Verwundeten circa 1<!00 Mann beträgt. Auch die Generäle Primo dc Rivera und Catalar trugen Verrvundungen davon. — Der „Times" wird aus Paris ein Schreiben aus der Umgebung von Don Carlos mitgetkeilt, wo nach derselbe beabsichtigt, sich sofort nach der Einnahme von Bilbao in der borstigen Kathedrale zum König krönen zu lassen uud den feierlichen Schwur auf die alten Freiheiten des Königreichs und auf die Fueros der baskischen Provinzen abzuleisten. Don Carlos würde darauf seine Regierung constituircn, den General Elio zum Vorsitzenden des Ministervaths ernennen, bei den europäischen Mächten um Anerkennung der Carsistcn als kriegführende Macht nachsnchcn und alle Spanier von dem irgend einer anderen Regierung geleisteten Eid der Treue eutbinden. — In Bezug auf die Lage der Regierungs- truppeu wird von Bayonne gemeldet: Marschall Serrano und Admiral Topete sind mit 400 > Mann in Castro angekommen. Die Armee des Centrnms ist auf gelöst und soll zur Verstärkung der Nordarmcc ver wendet werden, wohin General Dominguez etwa Go» bis 80» Mann führen dürste. Lissabon, 0. März. (Tel.) 'Nach hier eingegauge- nen Nachrichten haben sich vor einiger Zeit einige Be wohner der azo rischen Inseln an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika mit dem Gesuche gewandt, daß die nordamerikauischc'Union das Protectorat über die Azoren übernehme. Präsident Grant hat jetzt geantworstet und darauf hingewiesen, daß ^dic Zeiten, wo man lediglich ans Eroberungen ausgegangen, vorüber seien, und daß staatliche Veränderungen gegen wärtig nur mit Zustimmung der betreffenden Bevölke rung eintreten könnten. London, 4. März. In Sachen der anti ultra - montanen Bewegung erfährt die „Köln. Ztg." Fol gendes: Das Berliner Dankschreiben an den hiesigen Protcstantencomitä langte gestern, begleitet von einer Uebersetzung der Maigesetzc, hier an. Der deutsche Bot schafter, Graf Münster lud den Comit ein, sich am 16. d. zur Entgegennahme der Schriftstücke in das deutsche Botschaftsgebäude zu bemühen. Eine zahlreiche Depu tatton an Kaiser Wilhelm reist am April, an der Spitze vcrmuthlich der Herzog v. Manchester und Sil- Robert Peel, nach Berlin und überreicht ein Pracht volles Album, enthaltend Adresse und Copicn des Kaiser briefes, des Berliner Dankschreibens, der Maigesetzc u. s. w. Duplicate werden der Königin Victoria, dem Kronprinzen des deutschen Reiches und von Preußen und dem Fürsten BiSmarck übergeben. — Die anti-ultramontanen Pro vinzialmeetings in England beginnen in nächster Woche, am 12. in Liunbridgcwells, am 26. in Reading, am 31. März oder am 2. April wird ein großes Meeting in Liverpool stattfinden, dem vielleicht der Üntcrrichtsmimstcr Lord Sandon präsidiren wird. London, 5. März. (Tel.) Das Parlament ist heute ohne Thronrede eröffnet worden. Letztere wird erst später gehalten werden. Diejenigen Mitglieder des Cabinets, welche zugleich Parlamentsmitglieder sind, Haden sich infolge ihres Eintritts in das Cabinet einer 'Neu wahl zu unterziehen; diese Neuwahl soll dem Vernehmen nach am 19. März stattfinden. — In der heute Nachmittag 2 Uhr eröffneten Sitzung des Unterhauses wurde Sir. H. B. W. Brand zum Sprecher wiedergewählt. Glad stone sprach demselben namens der Liberalen dazu seine auch noch die Abbildung des in seinem Stempel noch vorhandenen ältesten Leipziger Stadtsiegels, wie es aus Urkunden von 1287 bis >315, und von 13.54 an erscheint, mitgetheilt hat. Vr. Gräße. Geographie. Der Bibelforscher Charles Beke, welcher eine Reffe zur Entdeckung des wahren Berges Sinai unternommen hat und denselben nunmehr auch aufgefun den haben will, erzählt in einem Briefe aus Suez, daß er in Begleitung des Scheikh Mahomed Jbu Ijat, der Häuptling des Beduinenstammes der Alauwin ist, an den Fuß des Berges Barghin oder Icbel-e'-'Nur („Berg des Lichtes") sich begeben habe und daß er überzeugt sei dieser Berg sei der wahre Sinai. Beke opfert dieser Ueberzeugung selbst seine früher so oft verthcidigte Ho pothese, der Sinai sei ein Vulcan, auf und wird zu sei ner Ueberzeugung geführt durch den Volksglauben, nach welchem auf diesem Berge Gott zu Moses gesprochen haben soll, durch verwitterte Inschriften, durch die Eri stenz von Höhlen, welche nach Erod XXXIII, 22 mst nach dem ersten Buche der Könige XIX, 91 da sein müssen, durch den Umstand, daß dieser (50 o Fuß) hohe Berg von allen Richtungen aus in weiter Ferne schon gesehen werden kann, uyd daß am Fuße des Berges Lagerplatz für Hundcrttausende ist. Näheres über dic Entdeckung und Ausführlicheres über die in dem Briest nur kurz geschilderte Besteigung des Berges wird esst erfahren werden, wenn der Gelehrte nach England zu rückbekehrt sein wird. Der angebliche Derg Sincu-Barghir ist einer der Hauptpunkte, der das Arabahthal östlich be grenzenden Bergkette, die auf den Karten den Namen Shera statt Shafeh-Berge führt.
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