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Dresdner Journal : 21.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187402213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-21
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 21.02.1874
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W43 Lk»»n<>«^at»prsl,r lm ä«llc»ed«ll ««ick«: /übrliob ^dlr. ^jübrllob: 1 IHr. 1b kinrsIoeHuwwri»: 1 K^r. Io kr«»»»«» tritt sttürtick S t'dlr 8tompeljsedüdr, »ll»»,rk»1dck«> ckoutteüsu Keiobv» ?o»t- und 8tewp«Iru»ctlI»ik tuoru, I«»sr»1s»pr«l»sr ?klr 6v» k»uw eiovr ^«»palwlleu ?ptitreil«: S X^r. Vater „Liasv«wät" ckio Leite: b lixr. Krsskelosn; l'L^Iieb mit Xairmkm« ävr Sono- vvä kaiert»xe, Ademis kür äs« kolzeväsa 1'»^. 1874 Sonnabend, den 21. Februar. DreMerÄmM. Verantwortlicher Nedacteur: I. G. Hartmann. InxerLteuannnkme enKnurtur r»lx«iß. /> «'»ml>u,-»ionär <>« » I>n»<Inei Ikniriiidlii; i-tx uilux. : /«rt u // »c^er, N«o»t>ucis-N«rlla- Vl«ll-L«jprix-L»»»l-Lr-,I»o-rr»aktLrr » » : //l»«x«n»te»» <1 , Lcrlm Vi«n - lliundurz - rc«^-l.«lpr^-kr«llk- kurt a Ä -I««r»cks»: /kuck. S«rUo //rr a/icifne/axX ,// ^ibrrcbt, Sr«w«»: L Leb/uttr, l»u: D.ÄanAen'» Lüreau; vkemmti: /> t'v,At, ü»rt» U.:L^/arAer'sekeu.,/.C./krrrma»»« ^t»evuetiti , Diiubert oürUtt: /»vD L»a»ovr: O. Lc^E/er- k»ri,: //«ran, LaMe, Lvttier et <7o , Stott^«rl: Laube et t'o., ^»noncen-Lüreau, Visa: Xi /-xpe/it. llersusxvderr Kümet. kxpeäitio» äes Oresünvr äourn»!«, Oresckvn, bliu-^uretdeu^uese He. 1. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagrügeschichte. (Berlin. Breslau. München. Braun schweig. Paris. Madrid. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Konstantinopel. Rustschuck. Bukarest. Washington.) Deutscher Reichstag (Sitzung vom 19. Februar). Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Prvvinzialnachrichten. (Leipzig. Schneeberg.) Vermischtes. Statistik und VolkSwirthschaft. Eingesandtev. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Beilage. Telegraphische Witterungsberichte. Börsennachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Straßburg, Donnerstag, 19. Februar, Abends. (W. T. B.) Dem „Elsasser Journal" zu folge dürfte die gestern vom Bischof Raeß im Reichstage abgegebene Erklärung, welche bei der hiesigen Bevölkerung bedeutendes Aufsehen gemacht hat, voraussichtlich zu einer Umbildung der gegen wärtigen Parteiverhaltnisse führen. Das genannte Blatt glaubt sein eigenes Urtheil über die Erklä rung dis zum Vorlicgen des stenographischen Be richts zuruckbalten zu sollen. (Bgl. die „Tagesge schichte" unter Berlin.) Versailles, Donnerstag, 19. Februar,Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung setzte beute die Berathung der Steuervorlagen fort. Zunächst gelangte ein Amendement Pouyer-Quertier's zur Annahme, wonach eine feste Steuer von 20 Centimes auf solche Checks gelegt werden soll, die zur Verwendung zwischen dem einen Platze und dem andern bestimmt sind, sowie eine feste Steuer von 10 Centimes für solche Checks, die nur am Platze selbst zur Verwendung ge langen. Hierauf wurden die Artikel 8 und 9 der Steuer vorlage mit der Modifikation angenommen, daß alle in Bezug auf französische Checks getroffene gesetzliche Be stimmungen auch auf solche Checks anwendbar sein sollen, die außerhalb Frankreichs auf französische Plätze gezogen werden und die in Frankreich zahlbar sind. Ebenso können die Checks vor jeder Zndossirung der Abstempe lung unterworfen und mit der beweglichen Stempeltaxe von 10 Centimes belegt werden. In der Nationalversammlung wurde heute eine Vorlage der Regierung vertbrilt, welche die Noth wendigkeit verschiedener Befestigungsarbeiten in der Umgebung von Paris nachwclst und dafür pro 1874 eine Bewilligung von 7 Millionen fordert. Haag, Donnerstag, 19. Februar, Mittags. (W. T. B.) Der holländische Consul in Singapur bat heute telegraphisch hierher gemeldet, daß die holländische Artillerie aus Atchin abgerückt ist. Eine Abtheilung Truppen war in Atchin zurück geblieben, um an der Moschee und dem Kraton Befestigungsarbeiten vorzunehmen. Es hieß, die Blokade von Atchin solle auch während der bevor stehenden Passatwindpcriodc aufrecht erhalten werden. St. Petersburg, Donnerstag, 19. Februar, Vormittags. (W. T. B.) Der Kaiser von Oester reich, die Großfürsten mit ihren Gemahlinnen und die hier anwesenden fremden Fürstlichkeiten haben dem gestern von dem Adel dem österreichischen Kaiser zu Ehren gegebenen Balle beigewohnt. Der Kaiser Alexander war durch Unwohlsein an der Theilnahme verhindert. Kaiser Franz Joseph wurde bei seinem Erscheinen sehr sympathisch be- grüßt. St. Petersburg, Donnerstag, 19. Februar, Nachmittags. (Corr.-Bur.) Heute fand zu Ehren des ! Berechtigung, so lange die g< parlamentarischen Äeltendmach einer acNvcn Werst von hier entferne BA vnssk«n wnwe der erste Bär von Sr. Majestät 16 Werst von Klein-Wichera durch einen einzigen brillanten Kopfschuß, der zweite, 10 Werst vom genannten Orte, nach mehreren Ver wundungen durch den Grafen v. Danneskjold erlegt. Die Jagd war glänzend. Die hohe Jagdgesellschaft, an welcher der Zar seines leichten Unwohlseins wegen nicht Theil genommen, kehrte nm 8 Uhr Abends zu rück. Konstantinovel, 18. Februkr. Die „Agence Bor» deano" meldet: Mithad Pascha wurde hierher berufen. Cs verlautet, daß er zur Uebernahme hoher Functionen ausersehen sein soll. Rustschuk, l8. Februar. Wie man der „'N. fr. Pr." telegraphirt, wird aus Salonik gemeldet, daß der dor tige bulgarische Bischof und die gesammte Bevölkerung zweier Dörfer zum Katholicismus übergetrcten sind. Bukarest, 19. Februar. (Tel.) Die Deputir- tenkammer hat den Artikel des Communalgesetzes, nach welchem die Bürgermeister der Stadt- und Land gemeinden von der Negierung ernannt werden sollen, nach längerer Debatte angenommen. Washington, 19. Februar. (Kabeltelegramm.) Der Senat hat den Antrag auf Tilgung des Papiergeldes der Nationalbanken vermittelst baaren Geldes oder Obli gationen verworfen. Nemiremont wurde sogar der ganze Stadtrath aufgelöst und eine Municipalcommission an seine Stelle gesetzt. In Cavaillon (bei Avignon) kam es in voriger Woche bei Gelegenheit der Einsetzung des neuen Maires zu blutigen Austritten, und mußte sofort per Telegraph Militär und Gendarmerie requirirl werden, die auch die Ordnung wieder herstelltcn. Vian schiebt den Radikalen die Schuld dieser Ercesse zu, die indeß leicht weiter um sich greifen könnten. Madrid, 12. Februar. Der hiesige Correspondent der Wiener „Pr.", welcher die gegenwärtige Situation eingehend erörtert, faßt die Gedanken, welche jetzt die regierenden und politistrenden Kreise bewegen, in folgende Punkte zusammen. Befragung des Landes durch ein Ple biscit. Concentration der Dictatur in Serrano, der er mächtigt werden soll, entstehende Ministerkrisen nach Gut dünken zu lösen. Versöhnung der Conservativrepublikaner. Castelar wird bearbeitet, in die Regierung einzutreten. Vertrauenspersonen vermitteln die Unterhandlungen zwi schen Serrano und Castelar. London, 19. Februar. (Tel.) Die officielle Liste des von Disraeli neu zu bildenden Ministeriums wird nicht vor morgen zur Veröffentlichung gelangen; doch gilt es als gewiß, daß der Earl Derby, der Marquis v. Salisbury, der Herzog v. Richmond, Lord Cairns, Gathorne Hardy, Wart Hunt und Sir Stafford North cote in das Cabinet eintreten werden. Lord George Hamilton ist, dem Vernehmen nach, als Unterstaats- secretär des Auswärtigen in Aussicht genommen. — Dem „Daily Telegraph" zufolge würde Gladstone mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand von der Leitung der liberalen Partei theilweise zurücktreten und sich nur au den allererheblichsten Debatten betheiligen. — 'Nach von der Goldküste aus Cape-Coast-Castle eingetroffe nen Mittheilungen hat der König der Aschantis die ihm gestellten Friedensbedingungen, nach welchen ihm die Zahlung einer Kxiegsentschädigung von 200,000 Pfd. Sterl, auferlegt wird, definitiv angenommen. Kopenhagen, 18. Februar. Das Vollst hing hat gestern nach einer Pause von reichlich 8 Tagen seine Sitzungen wieder ausgenommen. Heute legte, wie man den „H. 91." telegraphirt, der Finanzminister ein Ge setz vor, betreffend eine Theurungszulage für Beamte und Angestellte. Gagen bis 800 Rdl. erhallen 10 Procent, bis 1600 Rdl. 12'^ Procent, bis 2400 Rdl. 10 Procent Zulage. St. Petersburg, 19. Februar. (Tel.) Der Kai ligen! Der Passive Widerstand hat nach unserer Ansicht keine ausschließliche Berechtigung, so lange die geringste Möglichkeit -77. 17?" 7 7 ' der Volksrechte auf Grund des allgemeinen und direkten Wahlrechts vorhan den ist. — In der heutigen Sitzung des preußischen Herren hauses wurde die Specialdiscussion über den Gesetz entwurf, betreffend die Beurkundung des Personenstandes und Sie Form der Eheschließung fortgesetzt. Die Dis kussion begann bei 8 6, welcher die Aufsicht über die Amtsführung behandelt. Der Justizminister bittet das Haus, die Abstimmung über diesen Paragraphen bis nach der Diskussion über den Antrag des Fürsten Pleß aus zusetzen, welche demnach sogleich beginnt. Der Pleß'sche Antrag fordert, in 8 Paragraphen des Gesetzes statt des Wortes „Standesbeamter" das Wort „Richter" zu setzen und den 8 24 gänzlich zu verändern. Derselbe wurde abgelehnt und sodann 8 6, nachdem auch sämmtliche dazu einaebrachten Amendements verworfen worden waren, schueßlich in folgender Fassung der Commission ange nommen : Dir Aussicht über die Amtsführung der Standesbeamten wird in den Landgemeinden des Geltungsbereichs der Kreis- ordnuug vom 13. December 1872 von dem Kreisausschuß und in höherer Instanz von dem Verwaltungsgericht geübt. Außerhalb des Geltungsbereichs der Kreisordnung sowie in deu Stadtgcmeinden treten an die Stelle des Kreisausschusses und BerwaltungSgerichlS die für die Aufsicht in Gemeinde- cmgelegenheiten zuständigen Behörden. Lehnt der Standesbeamte die Vornahme einer Amtshand lung «d, so kann er dazu auf Antrag der Betheiligten durch das Gericht angewiesen werden. Zuständig ist das Eolteaial- gericht erster Instanz, in der Provinz Hannover der kleine Senat des Obergerichts, in dessen Bezirk der Standesbeamte seine« Amtssitz hat. Das Verfahren und die Mschwerdesührung gcaen die Ver fügung des Gerichts regelt sich nach den Vorschriften, welche in Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit gelten. Der K 7 wurde hierauf iu der Fassung der Regie rungsvorlage und die tztz 8—46 ohne bemerkenswertste Debatte in der von der Commission vorgeschlagencn Fassung angenommen. BreSlau, 18. Februar. Zur Organisation der clericalen Opposition erfährt die „Germania" Folgendes: Eine Anzahl katholischer Geistlichen der Breslauer Diöcese hat sich zu gegenseitiger Hilfeleistung verpflichtet, wenn sie in materiell bedrängte Lage kämen, nnd laden alle ihre ConfratreS in Preußisch - Schlesien und der Breslauer Delegatur zu gleichem Zwecke ein. Die Hilfeleistung wird dadurch erreicht, daß Jeder, der diesem Zwecke seine Theilnahme widmet, monatlich 15 Sar. Minimalbeitrag zahlt und nach Kräften auch Losten M verbältnißmäßigen Beiträgen heranzieht. Die Beukt^verden an einen ArchipresbvlerialSvvrtraueiui- mann quartaliter oder monatlich pränumerando einge- zahlt, der dieselben dann nach Breslau einscndet. * München, 18. Februar. Die Ernennung des Ministerialraths Hocheder dahier zum Vicepräsidenten des Reichsoberhandelsgerichts in Leipzig ist vom Deutschen Kaiser vollzogen worden. — Gestern starb hier der 'Nestor der bayerischen Justizverwaltung, der bis zum 1. October vor. I. in Dienstactivität gewesene Director des obersten Gerichtshofes, Geh. Rath v. Molitor im 85. Lebensjahre. Braunschweig, 18. Februar. (Wes.-Ztg.) Die An gelegenheit des ministeriellen RescriptS über die neue Regelung der Regentschaftsfrage ist heute wiederum in eine neue, nicht vorhergesehene Phase getreten. Die Landes Versammlung hat nämlich den Antrag des Herzog!. Ministeriums, die Berathung der Frage in ge heimen Sitzungen weiter zu verhandeln, rundweg abge lehnt. Schon in heutiger Sitzung der Landesversamm lung brachte der Landsyndikus das hierauf bezügliche Schreiben des Landtags an das Ministerium zur Ver lesung. Daß in öffentlichen Verhandlungen ein dem Ministerium Campe erwünschtes Resultat heranSkommt, ist nicht anznnehmen. * Paris , 18. Februar. Die Regierung setzt ihren Feldzug gegen die Maires ohne Unterbrechung fort. Anch heute bringt das „Journal officiel" wieder eine lange Liste von Ernennungen, resp. Absetzungen. In Kaisers von Oesterreich eine große, überraschend glänzende Truppenrevue statt. Der Großfürst-Thronfolger, später der Zar führten die Truppen vor, salutirten und stellten sich sodann an die Seite des Kaisers Franz Joseph, worauf die Truppen defilirten. 'Namentlich wirkte die präch tige Gardecavalerie überraschend. Die Kaiserin und die Großfürstinnen sahen von den Palastfenstern ans zu. Hieraus wurde ein militärisches Dejeuner ein genommen. Beim Erscheinen des Kaisers von Oester reich begrüßten die Truppen denselben mit dem Rufe: „X'!r»v>6 8Lsielu)t>m!" (Wir wünschen Gesundheit.) Die Trnppenrevue dauerte zwei Stunden. Athen, Donnerstag, 19. Februar. (W. T. B.) Das Ministerium DeltgeorgiS hat, nachdem der Kandidat der Oppositionspartei, ZaimrS, zum Präsidenten der Deputirtenkammer gewählt worden ist, um seine Entlassung gebeten. Mit der Bil dung deS neuen Cabinetü ist Bulgari- beauftragt, dem die Oppositionspartei ihre Unterstützung zu- gesagt hat. Cngesgeschichte. I- Berlin, >9. Februar. Der Reichstag trat heute iu die erste Berathung der 'Novelle zur Gewerbe ordnung ein, welche die Errichtung von Gewerbeschieds gerichten und die criminelle Bestrafung des Contract- bruchs von Arbeitgebern oder Arbeitern vorschlägt. Abg. Oi. Bamberger erklärte sich im Princip für den Ent wurf, bemängelte aber einige Bestimmungen desselben. Dem gegenüber bestritten die Abgg. Hasselmann und Schulze (Wiesbaden), allerdings von verschiedenen Stand punkten ausgehend, auf das Entschiedenste die Nützlichkeit und 'Nothwendigkeit der vorgeschlagenen Maßregeln, wo gegen die Abgg. Stumm und v. Minnigerode für die Vorlage eintraten. Die Berathung wurde durch An nahme eines Vertagungsantrags unterbrochen. Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärte Abg. Pougnet, daß Abg. Raeß gestern nicht im Namen seiner katholi schen Glaubensgenossen unter den elsaß-lothringischen Abgeordneten, sondern in seinem eigenen 'Namen ge sprochen habe. (Vgl. umstehend den Sitzungsbericht.) — 'Nach der „N. A. Z." lautete die von dem Abg. Raeß (Bischof von Straßburg) gestern im Reichstage abgegebene Erklärung wörtlich wie folgt: „Um einer mißliebigen Deutung vorzubeugen, die uns, mich und meine Glaubensgenossen berühren könnte, finde ich mich im Gewiffen gedrungen, eine einfache Erklärung abzu- geben: Die Elsaß Lothringer meiner Eouseision sind keines- . wegs gemeint, den Vertrag von Frankfurt, der zwischen bei den großen Mächten abgeschlossen ist, in Frage zu stellen. Das wollte ich von vornherein erklären." Bemerkt mag hierbei zur Ergänzung unsers gestrigen Berichtes noch sein, daß bei der Abstimmung der Antrag des Abg. Teutsch mit allen gegen 23 Stimmen, die der Polen, der Socialdcmokraten und der Herren Sonne mann, Krüger und Ewald abgelehnt worden ist. Daß . bei der Abstimmung die Irr elsaß-lothringischen Abgeord neten sitzen blieben und so die Majorität gegen ihren eigenen Antrag verstärkten, wurde gestern schon berich tet. — Von den socialdemokratischcn Abgg. Vahl teich, Geib, Hasenclever, Reimers, Hasselmann, Most, Moteller und Sonnemann ist zu dem Protokolle der gestrigen Reichstagssitzung nachstehende Erklärung einge reicht worden: Die Unterzeichneten, welche für den Antrag Teutsch und Genossen gestimmt haben, aber nicht zum Worte kommen kann ten, um ihre Abstimmung zu motimren, sehen sich mit Beru fung auf 8 56 der Geschäftsordnung zu folgender Begründuug ihrer Abstimmung veranlaßt: „Wir haben dem Anträge zugestimmt, weil derselbe einen Protest gegen die gewaltsame, durch das Völkerrecht verur theilte Annexicn in sich schließt, und gleichzeitig der berech- tigten Forderung einen Ausdruck giebt, baß die künftige Lan- deSverfaffung für Elsaß Lothringen nicht ohne Zustimmung der Bevölkerung sestgestellt wird." Wir beabsichtigten in unsrer Motivirung ferner, die Abge ordneten für Elsaß Lothringen aufzufordern, im Reichstage auSzuharren, ihre Beschwerden gegen die Regierung und Ver- waliung selbst vorzubringen und sich an der Berathung und Beschlußfassung über ihre eigenen Angelegenheiten zu bethei Feuilleton. (Redigirt von Otto Vanek.) Literarische Revue. (Fortsetzung aus Nr. 42.) Leitfaden der Mineralogie von G. Ramann. Berlin, Verlag von Schotte u. Comp. Schon vor zwanzig Jahren hat der Verfasser, über die „Erdbildung" geschrie ben und ist, wie er sagt, deswegen von Humboldt und vielen Anderen freundlich begrüßt worden. Die wissen schaftliche Richtigkeit seines vorstehenden Buches, das die Oryktognosie nach chemischem System behandelt, soll hier nicht in Frage gezogen werden; die Erklärungen geog- nostischer Umwälzungen und planetarischer Vorgänge berücksichtigen die Fortschritte der Wissenschaft; wenn aber der Verfasser einen Leitfaden für Lehrer und Ler nende, also gewissermaßen ein Buch für Schule oder Selbstunterricht geben wollte, so hätte er sich dabei Cor- rectheit und gutes Deutsch als heiligste Pflicht auserlegen müssen; wir sind der Jugend dieselbe schuldig. WaS soll der arme Schüler, der Obeiyuarta passirt hat, zu Sätzen wie die folgenden sagen: „Wir sind bis zum Schluß unserer geologischen Betrachtungen gelangt, denn die jüngsten, noch täglich vor sich gehenden Erscheinungen, wie Wasser auflöscn und von den Fundorten wegsühren, und sonst, wie die Gesteine verwittern, das eine mehr, das andere weniger, wie wenige Wassertropfen durch Gefrieren Felsen sprengen und eine Menge dergleichen Vorgänge, gehören zum Kennenlernen der Mineralien nicht, den Zweck unseres Heftchens, obwohl sie einen Theil der Geologie ausmachen." Welch' rin Nonsens, welch' eine Construction! Solch' ein Satz könnte zur Überschrift über das Labyrinth dienen. Ferner: „Das Wahrscheinlichste ist, daß einstmals die Sonne aufhören wird, Licht und Wärme zur Erde zu senden, und aus einem leuchtenden eilt dunkler Körper zu werden, welchen Weg die Erde auch verfolgt." (Also die Sonne wird „aufhören", aus einem leuchtenden ein dunkler Körper zu werden, und unsere Erde verfolgt denselben Weg, d. h. sie hört auch auf, sich aus einem leuchtenden in einen dunklen Körper zu verwandeln! Es ist einzig.) Oder: „Ob nicht bei Erderschütterungen neue Risse, uns uner reichbar, in der Erdrinde entstehen und in denselben tiefer liegenden Substanzen Verbindungen der Gebilde der Schwermetalle emporgetrieben werden, anch vielleicht in Gasform, also durch Sublimation sich da die Spalten ausfüllend ansetzen, ist noch unbekannt, aber sehr mög lich; wir finden wenigstens ähnliche Erscheinungen in dem Ausströmen von Schwefeldämpsen aus, bei Erdbeben bis zur Oberfläche sich erstreckenden Rissen und Oeff- nungen." Hier ist keine Erläuterung nöthig. Druck fehler, Entfernungen vom Druckort, schlecht ausgesührte Corrccturen und Mangel an Revisionen, das Alles sind keine Entschuldigungen bei einem Buch von instructivem Charakter, zumal wenn es der Jugend gewidmet ist. Es schien nöthig, jene Einzelheiten, die noch vielfach vermehrt werden könnten, als warnendes Beispiel hinzustellen, denn mir ist neuerdings manches Lehrbuch vorgekommen, welches ähnlicher Jncorrecthcit huldigt. Hierin sollte man, und zwar in den Schulen selbst, unerbittlich streng sein: die m der wohlgepflegten Muttersprache lebende Gefühls- und Gedankenlogik ist der natürliche Urgrund, in welchem alles Erlernte Wurzel schlägt und die Entwicklung des Geistes in gesunder Klarheit fördert. Wem es zu unbequem ist, reines Deutsch zu schreiben, sollte weder Jüngere belehren, noch Bücher edirrn. Bilder aus Preußens Vorzeit. Von Professor I >r. William Pierson. Berlin, Verlag von Gebrüder Paetel. Gustav Freytag hat sich in seinem „Ingo und Jngraban" bemüht, uns unsre altgermanischen Vorfahren im poetischen Gewände kennen zu lehren. WaS dort 'Nebensache bei der übrigen Aufgabe der Dichtung ist, hat der vorstehende Verfasser zur Haupttendenz seiner Bemühungen gemacht; die freien Erfindungen der Phan tasie sind in seinen kleinen 'Novellen und Culturgeschichts- erzählungen Mittel zum Zweck. Er schildert, vor sieben hundert Jahren anfangend, die Urbewohner Preußens und LitthauenS und schreitet dann weiter zu den Kämp fen des deutschen Ordens rc. vor, ein Kampf, der mit der Verwandlung jener Herrschaft in ein weltliches Her- zogthum endigt. Die alten Preußen sind seit dritthalb hundert Jahren auSgestorben, die urkundlichen Quellen fließen dürftig, die Aufgabe, daraus zu schöpfen und zu ergänzen, war schwierig; man sieht aber aus dem Ver such der Lösung, daß der Verfasser als Liebhaber seinen Stoss behandelt und dem Freunde des Alterthümlichen manchen lesbaren Anhalt gegeben hat. Deutsche Lyriker seit 185)0 herausgegeben von C. Kneschke und M. Moltke. Leipzig, Verlag von C. G. Theile. Es ist die dritte Auslage, und gleich bei den ersten dieses Buches, zunächst nur von Kneschke be gründet, empfahl eS sich vortheilhaft gegenüber anderen seiner Art. Der Sammler hatte sich um die neue Zeit, überhaupt über die Originaleditionen der Lyriker be kümmert und verschmähte den üblichen, höchst gravirenden Weg, aus vorhandenen Anthologien abzuschreiben. Die letztere bequeme Manipulation bringt lauter dreizehnte Bücher hervor, die den vorhergehenden zwölfen an Cha rakter gan» gleich sind. Man möchte wünschen, daß solche lyrische Blumenlesrn zur Steuer einseitiger Literaturpflege von einem Wohlthängkeitsausschuß angekaust und ein- gestampft würden, wenn man sieht, wie dieselben Poesien derselben Poeten durch jene gemeinschädliche Maculatur hindurch laufen. Das halbgebildete, doch ost für Dicht kunst so sehr empfängliche Publicum, nicht im Stande, aus den Quellen zu schöpfen, wird hierdurch gezwungen, seine Dichter auf eine schiefe, völlig ungenügende Weise kennen zu lernen. Das ist ein strafwürdiger ErüehungS act, den sich die Faulheit und anmaßende Ignoranz gegen Unmündige, Wehrlose erlaubt. Kneschke's Samin lung zeigt die löbliche Tendenz, sich von jenen frechen Fehlern frei zu halten, und es ist ihr nach Möglichkeit gelungen. Zu überhäufte redactionelle Beschäftigung Kneschke's hat bei der dritten Auflage die Hinzuziehung des zweiten, auf dem Titel genannten Herausgebers ver anlatzt. Die einzelnen Lyriker find, wie schon früher, durch kurze biographisch-kritische Notizen eingeleitet. Diese recht nützliche Beigabe bedarf aber für die Zu kunft noch einer energischen Sichtung, da sie von fal schen Daten und völlig ungenügenden Bemerkungen, die unter einander in keinem gerechten Verhältniß stehen, nicht frei ist. Daran schließt sich ein anderer Wunsch: das obgleich gleich starke Buch giebt zu viel, nicht dem !sich tigen, sondern der Anzahl der 'Namen nach. Man be reichert und orientirt das Wissen der Laien nicht durch Ueberfüllung ihres Kopfes, sondern durch Klärung des selben; man bringt das Wesen der modernen Lyrik nicht dadurch vortheilhast zur Wirkung, daß man ihr Alles- mögliche, sondern dadurch, daß man ihr das Tücbtigc enthebt. Dies ist das Princip der Vercinsachung, jenes das der Ueberladung und Verwirrung, ein Gegenstück zum Labyrinth des deutschen Buchladens. Seit dem Jahre t85o sind sehr zahlreiche und talentvolle Lyriker in größeren oder kleineren Kreisen zur Geltung gekommen. Wenn man nicht zu streng sein will, wird man vielleicht siebzig bis achtzig offenbare Talente herausfinden, von denen es darauf ankäme, die Hälfte, welche noch nicht durchgrdrungrn ist, zum öffentlichen Durchbruch zu brin-
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