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Dresdner Journal : 11.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187401111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-11
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1874
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^S8. Sonntag, Mell 11. Januar. 1874 4t»«a»«««tapr«wr Iw L»or»«d«ll dLdrliet»:. . . . H "rdlr. ,jU»rUvU: 1 '1'dlr. 1b Hxr. blio»«Ioa tl ummvru: 1 H^r. In kr«»—» tritt iLüri ieü » "ßbir 8t«»p»lU«baUr, »a»—rk»Idd«« «touttebvo Nvivt»«» ?o»t^ und 8t«mp«I»u»okl»s lunru, I«vr»t«»prelae: t^ür da» knu» «u»or ^sapaltonon Pv6tr«il»: i k^ar Val« ^ia^saaät" cllo 2ailo: L K»r. Nrsekelaea, HiGÜvU »K Auaiuduno d« 8oaa- and kaiarttiE«. dttzand» für d»n kat^nadon V»U. Dres-nerIournal. Verantwortlicher Redacteni: I. G. Hartmann. la»»n»t«a»»L»I>«e »a,vLr1»r LatPttU . F>. Lra-ci«trtter, Ouuunioaionttr d« '( vr«»dn« dvurunts; eb«nd« : LuA«, Fort a. L Freier, L»»»d«U-L«U»- Vt*a-L»tP«tU-»««l.»r»tt»a.rr»aIl1att» » //a<ue«t«»n <S ^o-t«r, LarUn Vt«n-L»»d«U-kr»G-x»tP«j^-kr»»L t«» a.M.-Hüa«i»«' Nad Lko««, N«Un: ^NeteMS««, /nrattdrnda»«t,^FtSre<At, Ir«»«»' L Schott«, »rsi 1»a: T Ltaeio««'» öürsaa; 0k«auüt»' Fr. FoiAt/^rnn» t-rta».: L dar-rr »cbo u. F6 Serrmaun^d« öucüd, HaaLrckt?»., S4rUt>: /nv D Lannorar: Lc^u«ter ?«t»' ^«ra«, /xrfitte, Luttier F ^'o, »NitlEart: I-aü/ie <e L,'o., LSdd ^1»ino»,crn - Lureuu, Vt«n: Ft. Oxxr/it Neraasxvdsr: Nüai«l. klrp«dition des vrssdnar dounutls, l-rs«d«u, ilurxurstLsn^u«« Hl», t. Amtlicher Theil. Dresden, 29. December 1873. Se Majestät der König Kaden allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der 1. Kommissar der Lotterie-Directton, Finanzrath Ludwig Müller in Leipzig, das ihm von Sr. Durch laucht dem Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen verliehene Fürstlich Schwarzdurgische Ehrenkreuz 11. blasse annehme und trage. Dre-deu, 8. Januar 1874. Se. Majestät der Kö nig haben dem seitherigen Königlich Bayerischen außer ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Grafen von Paumgartendas Großkrruz des Albrechts- ^rdens allergnädigst zu verleihen geruht. — Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Schafmeister auf dem Rittergute ^chweikershain, Carl Traugott Seydel die silberne Medaille vom Albrechtsorden zu verleihen. Bekanntmachung Der zeitherige Rechnunasrath Heinrich Wilhelm Theo dor Müller ist zum Kaisers. Oberpostkassen-Rendanten dei der Ober-Postkasse in Leipzig ernannt worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen auf Grund Art. 50 d« Verfassung des Deutschen Reichs zu dieser Ernennung die landesherrliche Bestätigung ertheilt hat, so wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 30. December 1873. Königlich Sächsisches Finanz-Ministerium. Freiherr von Friesen. Heydenreich. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. LageSgeschichtr. (Berlin. Breslau. Köln. Kassel. Schwe nn. Paris. Haag. Rom. Madrid. Konstantinopel. Washington.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentt. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviujialvachrichtev. (Leipzig. Meerane) Gerichtsverhandlungen. (Leipzig.) Statistik und Bolkswirthschaft. EinaesandteS. Aemlleton. Inserate. TageSkalendrr. Börsevnach- LL richten. Telegraphische Nachrichten. Versailles, Freitag, v.Januar. Nachmittags. (W. T. B.) In der Nationalversammlung urgirte heute der Deputirte Benoist d'Azy, daß die Vor lage über die neuen Abgaben nicht zur Berathung steht. Kinanzminister Magne erklärt, infolge der gestrigen Abstimmung und der weiteren hierdurch herbeigeführten thatfachlichen Vorgänge (vgl. unter „Tagesgeschichte") könne er sich nur als Deputirter an der Berathung betheiligen. Auf den Antrag eines andern Abgeordneten vertagt sich die Ver sammlung bis zum Montag. In der Commission für die konstitutionellen Vorlagen wurde heute die Lesung der Anträge Batbie'S über daS Wahlgesetz vollendet. Paris, Freitag, S. Jaunar, AbendS. (W.T.B.) In einer zahlreich besuchten Kractiovsversammlung deS rechten CentrumS wurde einstimmig beschlossen, daS Bureau der Fraktion solle sofort zum Bice- Präsidenten des MinisterratheS, Herzog v. Broglie gehen und diesem, sowie dem gesammtea Cabturte veu entschiedenen Entschluß ausdrücken, dasselbe zu unterstützen und mit ihm sich über die Mittel zu einigen, welche geeignet seien, daS Eiaverstäudmß der Majorität der Nationalversammlung mit dem Ministerium dem Lande zu beweisen. Der Herzog v Audiffret-Pasquier, Goulard, BeulS, Barme und sämmtliche Mitglieder deS BureauS deS rechten Centrums überbrachten diese Erklärung. Der Herzog v. Broglie und der Minister deS Aus wärtigen, Herzog v. DeeazeS, äußerten hierauf, daS Cabiurt verkenne keinen Augenblick die wohl- erwogene Absicht der Fraktion, sich über diejenigen Punkte »u verständigen, auf welchen die Berathun- aen in der am künftigen Montag stattfindevdrn Sitzung der Nationalversammlung sich bewegen könnten. Vie Bureaur der Rechten haben auf morgen zum Zwecke einer gleichen Kundgebung eine Ver sammlung einberufen Zur Lösung der vorhandenen MinistrrkrifiS ist noch kein weiterer Schritt geschehen; in Abgeord netenkreisen ist noch immer davon die Rede, in der Nationalversammlung die Ertheilung eines Ber trauenSvotums für da» Ministerium herbeizufüh ren. Die Abendblätter erwähnen die verschiedenen Gerüchte, welche betreffs der MinistrrkrifiS und bezüglich des Rücktritts des Herzogs v. Broglie circuliren. Keine dieser Meldungen ist aber, wie der „Agenre Havas" au» Versailles berichtet wird, begründet; vielmehr würde vor Montag kei- nerlei entscheidende Entschließung gefaßt werden. Paris, Sonnabend, 1v. Januar. (W.T.B.) AuS Versailles wird gemeldet, daß daS Ministerium seine DemissionSrrklaruna aufrecht erhält. Der Marschallpräfident Mar Mahon erklärte, er könne die Demission nur nach einem nochmaligen Votum der Nationalversammlung annehm,v, da wegen der geringen Anzahl der Avstimmenden die wirkliche Meinung der Majorität zweifelhaft sei. Zu einer Neubildung de» CabinetS ist bis jetzt uoch keiu Schritt geschehen. St. Petersburg, Freitag, v. Januar, Mit taaS, (W. T. B.) Im ReichSrathe hat gestern die Feststellung und Vollziehung deS Budgets pro 1874 stattgefunden. Rach demftlben ergiebt sich ein EinnahmeüberschuH von 3 Millionen Rubel. Durch ein kaiserliches Reskript wird daS seither dem Finanzministerium unterstellte Departement für das Bergwesen dem Ministerium der Domänen zugetheilt. Da» Münzwesen gehört auch ferner zum Reffort des Ainanzministers. Konstantinopel, Freitag, S. Januar. (W. T. B.) Das für Rechnung der rumänischen Re gierung in Frankreich gebaute Kanonenboot ist hier eivgetroffen. Dasselbe soll einer Befichtigunaun terzogen werden, ehe ihm die Erlaubniß zur Wei terreise in die Donau ertheilt wird. Tagesgerichte. * Berlin, 9. Januar. Se. Majestät der Kaiser empfingen heute den General v. Albedyll und nahmen nach der Spazierfahrt den Vortrag des geh. Cabinets- raths v. Wilmowski entgegen. — Gestern bereits wurde gemeldet, daß die wegen des Ablebens I. Maj. der Königin Elisabeth am 15. December anaeordnete sechs wöchentliche Hoftrauer auf Specialbefehl Sr. Maj. des Kaisers und Königs noch um 14 Tage (vom 26. Januar bis 8. Februar) verlängert worden sei. Heute bemerkt die „N. A. Z." hierzu: Bei dieser Anordnung scheine die Absicht vorzuherrschen, den Hof der Noth wendigkeit zu entziehen, während der Earnevalszeit die üblichen zahlreichen Hoffestlichkeitrn §u veranstalten. An- Herseits sei zu coustatiren, daß, wahrend die Trauer in Abzug auf die Hofkreise eine Verlängerung erfahren, in Bezug aus die Landestrauer vielfache Erleichterungen eiügetreten sind; so sei daraus Bedacht genommen wor- dm, daß die Armee schon nach einer Dauer von drei Wochen die tiefe Trauer ablegt. — Nach der Pr. Z" haben die im Kultusministerium ausgearbeiteten Vorlagen zur Vervollständigung der kirckenpolitischen Mseygebung die Zustimmung des Staatsministeriums erhalten. Auch seien dieselben schon Sr. Maj. dem Kaiser und Könige vorgelegt, um die Ermächtigung zu ihrer Einbringung beim Landtage zu erlangen. — Aus wärtigen Blätter» wird telegraphirt, daß dei den neuer lichen Berathungen des Bundesraths bezüglich des Reichspreßgesetzes der in einem früheren Stadium erhobene präjudicielle Einwand gegen den Erlaß dessel den vor der einheitlichen Regelung der Rechtsprechung zurückgetreten sei, und werde dieser Einwand demnach als beseitigt betrachtet. — Das Reichseisenbahnamt soll das Eisenbahngesetz fertig gestellt Haden, es werde dasselbe jedoch der nächsten Reichstagssession noch nicht vorgeleat werden. Forderungen der preußischen Regie rung für Eisenbahndauten, und zwar für die Bahn Posen-Kolberg 50 Millionen Thaler, seien bevorstehend. — Nach der,/Nat.-Ltg." ist gestern von Sr. Majestät dem Könige die Genehmigung zur Vorlage an den Land tag für den heute bereits an das Abgeordnetenhaus gelangten Entwurf eines Gesetzes, betreffend die An lage von Eisenbahnen ertheilt worden. Dasselbe behandelt in 64 Paragraphen die Bestimmungen über die Erwerbung und den Verlust, sowie über den Ver kauf von Eisenbahnconcesfionen. — Nächsten Montag oder- Dienstag wird auf der Reise nach St. Peters burg der Prinz v. Wales aus London hier er wartet, dessen Gefolge auf Befehl des Kaisers hier im Schlosse Wohnung nehmen soll, was in der Regel bei durchreisenden hohen Gästen nicht geschieht. Von jenem Gefolge sind bis jetzt angekündigt Lord Sydney, Lord Hiutchmbrook, Oberst Bung, Sir John Covell, Lord und Lady Suffield, der Decan von Westminster, der bekanntlich,'die Trauung in St. Petersburg voll ziehen wird, und seine Gemahlin Lady Auguste Stanley, Lady Emma Osborn. * BreSlau, 9. Januar. Der Fürstbischof 1N. Förster ist heute wegen gesetzwidriger Anstellung von Geistlichen zu einer Geldbuße von 8<X- Thlr., eventuell zu einer Gefängnißstrase von 6 Monaten verurtheilt worden. Köln, 9. Januar. Tie „Köln. Ltg." bringt, wie der Telegraph hinzusügt, „am Vorabend der Reichstags wählen" in deutscher Uebcrsetzung die vielbesprochene und bestritten gewesene päpstliche Constitution: „ Aposloli, Ui- üSkii» munuv" vom 28. Mai 1873, worin Pius IX. das alle Recht, welches sür die Papst wahl giltig ist, aus eigener Machtvollkommenheit gänz lich umgestaltet. Die „Köln. Ltg." sügt hinzu: „Es wird dadurch die ganze bisherige, uralte Papstwahl um gestoßen, so daß man fragen kann: Ist das die alte oder die neue katholische Kirche / Wir bemerken nur noch, daß dies das Aktenstück ist, wovon ein Gerücht in die Welt gedrungen war, und das man einfach abläugnete, weil es fälschlich als Bulle „IN»«», nttr o ckuv.?,. " citirt war. lieber die Wichtigkeit des Actenstückes brauchen wir kein Wort hinzuzufugen." — Aus Berleburg (Westfalen) schreibt man der „Elbers. Ltg.": Am 6. d. M. starb hier der Prinz August v. Sayn Wittgenstein-Berleburg, beinahe 86 Jahre alt. Er hat die Feldzüge gegen Oesterreich unter Napoleon 1. mitgemacht, dann den Feldzug gegen Rußland und, nach dein Uebergange der hessischen Ar mee zu den Alliirten, sich mehrfach bis zum zweiten Frie den vor Paris ausgezeichnet. Nachdem er es bis zum Generallieutenant gebracht, wurde er vielfach zu diplo matischen Missionen verwendet. Im Frühjahre 1848 verließ er den hessischen Staatsdienst und wurde dann zu dem ihm besreundetenDErzherzog Johann von Oester reich als Reichskriegsminister in das Reichsministerium berufen. 'Nach der Auflösung desselben folgte er den Einladungen des Herzogs Adolph von Nassau, indem er die Leitung der nassauischen Staatsregierung als erster Minister übernahm. Kassel, 8. Januar. Wie der „'N. K. A." hört, ist die gegen den Oberappellationsrath Marlin und Appel ladionsrath Klingender eingeleitete Disciplinarunter- suchung durch Beschluß des AppellationsgerichtS dahin entschieden worden, daß denselben eine Verwarnung we gen der Mitunterzeichnung des Äufruss zur Unterstütz ung der renitenten Geistlichen zu Theil wurde. Schwerin, 7. Januar. Das „Regierungsblatt" bringt heute in hergebrachter Form die bereits vom Telegraphen signalisirte Einberufung eines außerordentlichen Land* tags zum 1. Februar d. I. nach Schwerin. 'Als ein ziger Verhandlungsgegenstand wird die Fortsetzung der Verhandlungen über eine 'Modifikation der bestehenden Landesverfassung aufgeführt. * Paris, 9. Januar. In der gestrigen Sitzung der Nationalversammlung sollte die Berathung des Gesetzcntwurss über die Ernennung^der Maires beginnen, welcher die Centralisation zu Gunsten der Regierungs gewalt verstärken will. Ueber den Verlauf der Debatten, welche sich an den Antrag deS legitimistischen Marquis de Franclieu knüpften, die Diskussion des Gesetzes bis zur Votirung eines organischen Municipalgesetzes zu vertagen, liegen bisher nur unvollständige Mittheilungen vor. Während sich der Berichterstatter Clapier gegen die Vertagung aussprach, bezeichnete eS Picard vom linken Centrum als unnütz und verderblich, ein blos provi sorisches Gesetz zu schaffen. Der 'Minister des Innern, Herzog v. Broglie bekämpfte die Vertagung im Namen deS Ministeriums, worauf die Nationalversammlung ad stimmte. 'Nachdem das Ergebniß zwei Mal für zweifel haft erklärt ist, wird seilen der Linken geheime Scrutinial abstimmung mit 'Namensausruf verlangt. Ein langer Lwischenfall erhebt sich hieraus, indem die Vertagung des ScrutiniumS auf morgen beantragt wird. Schließ lich stimmt die Versammlung in der von der Linken ge wollten Weise ab und beschließt die Vertagung des Mairesgesetzes mit 268 gegen 226 Stimmen. Die Majorität wurde jedeufalls durch eiue Vereinigung der äußersten Rechten und der Linken gebildet. Die drei Fraktionen der letzter« hatten sich bereits vor her über ein Amendement des Deputirten Pressens« ge einigt, wonach der jetzige Modus der Bürgermeister crnennungen beizubehalten wäre, bis die Versammlung ein allgemeines Municipalgesetz erläßt. Ebenso verhehlten bereits im Voraus ziemlich zahlreiche Mitglieder der äußersten Rechten ihre Entrüstung darüber nicht, daß die Majorität, welche sich srüher eine Ehre daraus gemacht Katte, für die Gemeinbefreiheiteu einzutrcteu, jetzt so schwächlich umsattle. Vielleicht rührt diese Entrüstung, wie der „TempS" bemerkt, zum großen Theile auch da her, daß die Legitimisteu vorausseheu, die Regierung werde bei der Auswahl der Bürgermeister die legitimistischen Candidaten nicht in gebührender Weise berücksichtigen.— Dem Vernehmen der „Agence Havas" zusolge dürste der Marschallpräfident 'Mac Mahon, da eine große Anzahl Deputirter iu der gestrigen Sitzung der Nationalversamm lung gefehlt und an der Abstimmung nicht Theil ge nommen hat, über das von ihm vorläufig uicht ange- uommene Entlassungsgesuch des Ministerin m s nicht eher eine Entscheidung treffen, bis die 'Nationalversammlung in einer neuen Abstimmung ihren souveränen Willen mit Bestimmtheit kundgegeben hat. Die Minister wer den, wie daS „Journal ossiciel" meldet, bis zur defiui- tiven Entscheidung des Marschalls einstweilen die Leitung ihrer resp. Ressorts behalten. — Der Marschallpräfident Mac Mahon über reichte gestern in Versailles den neuen Cardinälen Msgr. Chigi, Msgr. Guibcrt von Paris und Msgr. Rögnier von Cambray mit großer Feierlichkeit die Ba- rete. Die Ceremouie sand im großen Festsaale der Prä« Feuilleton. (Rrdigirl von Otto Banck.) Drittes Symphouieconcert der k. Kapelle den 9. d. im Saale des „Gewerbehauses". Eine 'Novität, Ouver türe von Leo Grill, eröffnete dasselbe und machte als das Werk eines ungewöhnlichen und künstlerisch durch gebildeten Talents einen sehr erfreulichen Eindruck. Es schließt sich in der Factur den classischen Mustern an und wahrt dabei seinen individuellen Gehalt. Geist, 'Noblesse und Wärme der Erfindung, sesselnde, unge suchte, formklare und in der Stimmung einheitliche Durch führung vereinigen sich mit natürlichem Auß und Schwung des Gedankenganges und einer orchestral ge dachten Ausdrucksweise voll Wohlklang ohne Abirrung zu präteusiöser, äußerlich effectuirender Behandlung. Diese Ouvertüre des noch jungen Eomponisten (Lehrer am Konservatorium in Leipzig, Schüler von Fr. Lachner) berechtigt zu besten Hoffnungen sür dessen weitere Pro- ductioueu. Fast neu war den Hörern auch die Ballet- musik aus der Oper „FeramorS" von A. Rubinstein. Sie tritt in dieser Oper, in welcher einige schöne Musik- stücke den langweiligen Gcsammteindruck und die Ar muth an dramatischer Musik nicht verdecken können, mit besonders anziehender Wirkung hervor, und es konnte allerdings wünschenswert!) erscheinen, sie dem Vergessen- sein in den Notenarchiven der Bühnen zu entheben. Je doch ist es nur der erste dieser Balletsätze, welcher als geistreich graziöses, charakteristisches und zugleich fein und reizend durchgearbeitetes und instrumentirtes Musikstück diese Auszeichnung vollkommen verdient. Die beiden an dern Sätze zeigen doch eine zu theatralisch äußerliche Balletphysiognomie, um in ein „Symphouieconcert" hin- einzupaffen. In schön vollendeter, geistig belebter Ausführung unter Direktion des Herrn Hofkapellmeisters Vr. Jul. Rietz gab die Kapelle sowohl diese beiden Werke wieder, als die beiden Symphonien des Programms, die Sym phonie (Nr. 2, 0 6u>) von R. Schumann und Haydn's Symphonie (Nr. 7, O-ciur), die nicht zu seinen bedeu- tendeni, sondern zu seinen anspruchslosesten gehört und dennoch durch gemüthsinni^e Naivetät und eine Fülle geistreicher und jovialer Einfälle entzückt. Die erst genannte ist der Entstehung nach die dritte und reifer, kräftiger, tiefer in der Gedankencombinatton und formel len Durchführung, auch orchestraler in der ganzen Hal tung, als die vorhergehenden. Die Mittelsätze traten als die gelungensten hervor, an erster Stelle das originell erfundene, meisterhaft und geistvoll durchgeführte Scherzo. C. Banck. K. Hoftheater. Es ist ein bedeutungsvolles Zei chen für die Reformverfuche und die wahrhafte Lebens- berechttgung der „Genossenschaft deutscher Büknenange- Körigeu", daß ihr Streben nicht nur im gesammten deutschen Theaterpersonal, in der Presse und im gebilde ten Publicum, sondern auch bereits mehrfach durch ein sichtsvolle Hoftheaterintendanzcn die Unterstützung huma ner Intelligenz gefunden hat. Ein schöner Act derart, gleich ehrenvoll für den gebenden wie empfangenden Theil, vollzieht sich auch in Dresden, indem sich die Ge- neraldirection der kgl. Hofbühnen entschlossen hat, zum Besten der allgemeinen Pensionsanstalt deutscher Büh- nenangchörigen am 14. Januar im Neustädter Theater eine Benefizvorstellung zu geben, und zwar ist dazu die beliebte Donizettt'sche Oper „Der Liebestrank" gewählt. Möge ein volles Haus dieses Entgegenkommen zu würdigen wissen durch eine gleiche Thrilnahme in der Förderung des Gutell und Edlen. O. B. Aut deu Tagebuchblättern von Gerhard Rohlfs. Geschrieben aus dem Wege zur libyschen Wüste. Kairo, den 3. December 1873. (Schluß aus Nr. 7.) Heute Morgen waren wir um N Uhr zum Vice- köuige befohlen. Wir holten Herrn v. Jasmund ab, den Generalconsul des deutschen Reiches für Aegypten. Der Vicekönig residirt in einem neuen Palais im neuen Stadttheil Jsmaelia. Stach wenigen Vorstellungen, die zwischen Ali Pascha, dem Ceremonienmeister und dann einem anderen, der der Großsiegelbewahrer ist, stattfan den, führte man uns die Treppe hinauf, wo wir oben vom Viceköuige empfangen wurden. Aus dem großen Saale führte er uns in ein kleines Limmer. Die Un terhaltung drehte sich natürlich nur um die Expedition. Zuerst aber, nachdem wir vorgcstelll, hielt Herr v. Jas- mund einen kleinen up < «K, worin er dem Vicekönige dankte für Das, was er für die wissenschaftliche Expe ditton gethan. Dann erwiderte der Vicekönig, wie glück lich er sich schätze, mit solchen Leuten eine solche Erpe- ditton organisiren zu können, und dann stattete ich meine Grüße ab und dankte im Namen des Kaisers und Kö nigs. Als ich dies sagte, erhob sich der Khedive von seinem Platze, aus Ehrfurcht vor dem Namen Sr. Ma- jchät. Hierauf war lange Unterhaltung (die Audienz dauerte Stunden) über die Expeditton und hierbei beklagte sich der Vicekönig bitter über Baker's Expeditton, der unnütz Menschenblut vergossen und für Abschaffung deS Sklavenhandels nichts gethan habe. Diese vom Vice könige gesprochenen Worte bekräftigen also in der That, daß Sir Samuel gar nichts erreicht hat, daß seine Ex peditton vielmehr nur unheilvoll wirkte. Ich begriff nun auch, warum die ägyptische Regierung meiner Expedition so wenig officiellen Charakter wie möglich geben will. Der Vicekönig, 1830 geboren, also jetzt 43 Jahre alt, hat eine gedrungene Gestalt, ein sympathisches Gesicht, freundliche Augen, im Ganzen ein sehr intelligentes Aeußere. Jedenfalls nach seiner Physiognomie zu schließen, ein Mann, der mehr liebt, das Gute zu thun, als das Böse.*) Als wir uns verabschiedet hatten, begab ich mich mit v. Jasmund zu seinem Hotel, um uoch einige Punkte wegen deS Dampfers, der Kämeele rc. näher zu prä- cisiren und zu Papier zu bringe«. Darüber war es Mittag geworden. 'Nach Tische kam Jasmund, mich abzuholen zu einem Besuche bei Hussein Pascha, dem zweiten Sohne des Vicekönigs, der den öffentlichen Arbeiten Vorsicht. Es handelte sich nämlich darum, die Papiere bezüglich des 'Nivellements der Eisen- bahnstrcckc von Siut zu bekommen, damit wir bei un serem Vorgehen von diesem Punkte eine bestimmte Basis haben. Hussein wohnt auf der Kasbah und im selben Palais oder Harem, in welchem der große Mehemed Ali sein Leben ausgehaucht hat. Wie im khcdivischen Palaste, war auch hier Alles aufs Geschmackvollste, aufs Reichste und ohne Ueber- ladung decorirt. Aber die Kasbah hat nicht nur diesen einen Palast, sondern es ist das ein Komplex von Forts, Schlössern und Moscheen. Da ist z. B. das Palais, in dem der Vicekönig die Beiramsfestlichkeiten abhält, da ist vor Allem die ganz aus Alabaster oder besser gesagt: aus ägyptischem Marmor erbaute Moschee Mehemed Alxs. Mögen nun auch die Architekten sagen, was sie wollen, mögen sie behaupten, diese Bauten zeigen keinen bestimm ten Stil, mögen sie glauben, die Minarets seien im Vrr hältniß zu ihrer bedeutenden Höhe zu dünn oder zu *) Gegenwärtig ist sein Portrait, von Lori gemalt, im Kunstverem aus der Terrasse zu sehe».
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