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Dresdner Journal : 09.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187401091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-09
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 09.01.1874
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OH. Freitag, derO. Jamar ! Xdo»»e»»»1>pr»l»r DresdnerImMal. Lr»el>eli>e»r mit a« KolloVerantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ^dOva» rar as» rol^OQdvv L»^. >3)IUu-liek: l rklr. I» ko»t- uvä LiorelosKuwrusn»: I Kiuru, lusei ateuprvl»«r XLr «isu k»uru su»«r 8«»v»Itsu«o ?eUtr«il«. 2 Nut« ,Mug«uluäi" äi« 2«il«: b K^r. I« ä.u^L.° U.i-K.- . 6 rdle. t 1874 Iu»or»t«uu»u»k«o KuiUlrti t ' Lea^listett«', Lomlui^iouLr «l« ; l)re«ln«r lounutt»; ebeuä»».: ^UA«, u. F>e^«-, SuuldurA^seU». Vt«»-K«»p>>8 >r«»l»o 7r»Lkeart»L://a»»«»lt«« <4 ?0Akee, >«rUu Vi«o-L»wdurU-?r»G-l^ip^-Pr»»^. kurt ». N. - NvueL«»: Xk»««e, >«rUu: F Lkteme^, /ndat«3e»«3anz?, ^t-rec^t, Lr««^ L Lc^iotte, Lr«, l»u: L. Ltanae»t'» Nüreuu; vdsiuLlt»- F'r. Truuk- kurt » N.: L LaeAeesedv u. L <7. L«°r»ta»^'»oks Luekk , LuuLeF do.,' vvrlit«: /nvO, Luouovr: d §e^i««ier,' kurt«: Lara», La/itte, LuttierF do., »tatt^urt: LauLe F do., Äkick. ^1n»t0»ce» - Lüreou, Vl«»- ^1/ dxi»«i»L. üeruusxederr KHüsl. Lipoaitiou a«8 Oresäoer lourrnU», örv»a«ll, ilur^uretkvu^s»»« tlo. L. Amtlicher Theil. Dresden, 31. December 1873. Se. Majestät der König haben allergnädigst geniht, dem Vorstände des Forstbezirkes Eibenstock, Oberforstmeister Rodert Kühn, das Ritterkreuz des Verdienstordens zu verleihen. Sr. Majestät der König haben allergnädigst zu geneh migen geruht,daß der Hoflieferant, KausmannJ.A.Hietel zu Leipzig, das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehene goldene Verdienstkreuz mit der Krone annehme und trage. Bekanntmachung der Königlichen Brandverficherungs-Commission Nachdem der zeitherige hierländische Vertreter der Oldenburger Feuerversicherungs - Gesellschaft, der Kauf mann Herr Earl Roch in Leipzig, diese Function nieder- geleqt hat und von der Direcnon der gedachten Feuer versicherungs-Anstalt x.. >der Kaufmann t. Herr Friedrich Richard Härting in Leipzig zum hierländischen Bevollmächtigten ernannt worden ist, jo wird Solches und daß der Letztere in dieser Eigen schaft bei der Brandversicherungs - Commission legitimirt und bestätigt, sowie bei dem Rathe der Stadt Leipzig in Pflicht genommen worden ist, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 5. Januar 1874. Königliche BrandversicherungS - Commission. Friedrich. Rudolph. Nichtamtlicher Theil. Urbirsicht. Telegraphische Nachrichten. rage-geschichte. (Dresden. Berlin. Bonn. Hannover. D^Aus Baden. Wim. Prag. Haag. Rom. Madrid. Lon don. Kopenhagen.) Ervenmniarn, Versetzungen re. i» Sffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Vrovinziaknachrichken. (CdE^W«zcn.Oels«-b. L.) Statistik und Bolkswirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. DageSkalender. Beilage. Börsennachrichten. Lelegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Posen, Mittwoch, 7. Januar, Abends. (W. T. B.) Der „Ostdeutschen Zeitung" zufolge ist in dem Lerfahren, betreffend die Amtöentsetzung des Erzbischofs Ledochowski vor dem Gerichtshöfe für kirchliche Angelegenheiten, der hiesige Kreisgerichts- rath Gunderian zum Untersuchungsrichter und der Obeiregierungsrath v. d. Gröben zum Vertreter der Staatsanwaltschaft ernannt worden. Schwerin, Mittwoch, 7. Januar, Nachmit tags. (W. T. B.) Zur Fortsetzung der Lerhand lungen über eine neue Verfassung ist ein außer ordentlicher Landtag eint erufen. Derselbe soll hier am 1. Februar d. I zusammentreten. Stuttgart, Mittwoch, 7. Januar, Abend». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Abgeord ¬ netenkammer wurde daS Lerfaffungsgesetz mit 6V gegen 7 Stimmen genehmigt. Außerdem wurde der Gesetzentwurf über das Retablissement deS württembergischen Armeecorp» eingebracht. Die in demselben zu diesem Zwecke verlangte Summe be- trägt 11,6W,0W Kl. Madrid, Mittwoch, 7. Januar, Abends. (W. T. B.) Der neue Minister deS Innern, Garcia Ruiz, hat ein Rundschreiben erlassen, in welchem er sagt: Der Act patriotischer Energie und Uneigennützigkeit, welcher am 3. d. M. vom Generalcapitän von Madrid, Pavia, vollzogen worden sei, war ein würdiger Anfang in der Erfüllung der schwierigen Aufgabe, welche der gegenwärtigen Regierung obliege. Die Cortes hatten, indem sie gegen die verständige Politik Castelar's stimm ten, die Auflösung des Landes beschlossen. Spanien durste nur noch von den, unter dem Banner der kon servativen Republik vereinigten Liberalen sein Heil er warten. Die gegenwärtige Regierung sei daher fest über zeugt, daß sie in keiner Weise die Gesetze verletzte, in dem sie sich zum Dolmetscher der öffentlichen Stimmung gemacht habe. Die von den Cortes beschlossene Auf lösung des Vaterlandes konnte nie ein Werk der Ge setzlichkeit sein. Im Gegentheil liege in solchem Falle die Gesetzlichkeit auf Sette Desjenlgen, welcher zuerst wagt, einem solchen Unternehmen entgegenzutreten, und so den nationalen Willen besser zum Ausdruck bringt, selbst wenn er vorher die Nation nicht befragt hat. Die erste Aufgabe der jetzigen Regierung sei, die Ordnung wieder herzustellen und zu beweisen, daß diese mit der Republik und mit der Freiheit verträglich sei. Die Re gierung werde zur Wiederherstellung der Ordnung die kräftigsten Nstttel anwenden. Valencia ist in Belagerungszustand erklärt worden. Dir Generäle Ripoli und Hidalgo wurden verhaftet. Castelar soll Salmeron und Figueras, welche die föderale Partei zu reorganifiren vrabfichtigten, seine Unterstützung versagt haben. Konstantinopel, Mittwoch, 7. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Der diesige enaUsche Bot schafter Elliot hat einen 3monatl»chcn Urlaub an getreten und ist gestern von hier abgereist Das neue Stempelgesetz setzt deu Zeitungt- stemprl auf L Para fest. Konstantinopel, Mittwoch,?. Januar, Abds. (W. T. B^) Officieller Meldung zufolge Kat die türkische Regierung für die Zählung der fälligen Coupon» der allgemeinen Schuld vollständig Vor sorge getroffen. Cagesgeschichte. Dresden, 8. Januar. Die Zweite Kammer ge nehmigte in ihrer heutigen Sitzung mit allen gegen 3 Stimmen (Kirbach, Dr. Leistner, Ludwig) die von der Finanzdeputation (Ref. Abg. Uhlemann) mit den königl. Kommissaren wegen der neuen Civilliste getroffene Ver einbarung; der einzige Redner war der Abg. Dr. Leistner, der die Angemessenheit der vorgeschlagenen Höhe der Civilliste bestritt. Stach den gefaßten Beschlüssen ist Vie Civilliste auf 950, < XX-Thlr. fixirt; dazu kommen 3t-,OOO Thlr. jährlich, wie bisher, für die Schatullenbedürfnisse Ihrer Majestät der regierenden Königin; dagegen fällt künftig im Budget der Bauaufwand zur Unterhaltung der reservirten Hofgebäudc (15,000 Thlr.) weg; mit der von Sr. Majestät dem König angebotenen Ueberweisung des Palais im Großen Garten und des Schlosses zu Hubertusdurg an den Staat zur ausschließlichen Be nutzung für Staatszweckc wird ebenso das Einverständ- niß erklärt, wie mit der Ueberlassung des Schlosses zu Wermsdorf zur freien Benutzung an^Se. Majestät den König. — Sodann verhandelte die Kammer über den vom Abg. vr. Nttnckwitz namens der Finanzdeputatton erstatteten Bericht wegen der zur Errichtung von Land gerichteu, wie sie auf Grund der in Aussicht stehenden Reichsgesetzgebung künftig bestehen werden, von der Regierung geforderten «ummen. Eine animirte De- batte riefen die 57/XX) Thlr. hervor, welche zum Ankauf eines Areals u. s. w. für eilt Landgericht in Döbeln verlangt werden; namentlich plaidirte der Abg. Günther sehr lebhaft gegen diese Bewilligung und gegm die Absicht, in Döbeln ein Landgericht zu errich ten, während sich zu Gunsten Döbelns besonders der Abg. Oehmichen verwandte. Auch Justizministcr Abeken trat für das Postulat ein, schließlich wurde dasselbe je doch mit 33 gegen 29 Stimmen adgelehnt. Die übrigen Forderungen (für Zwickau, Chemnitz, Leipzig, Freiberg) wurden in der von der Deputatton beantragten Höhe von zusammen 550,OOo Thlr. bewilligt. Die Frage des in Chemnitz für die Gerichtsgebäude zu erwerbenden Areals veranlaßte eine lange, zum größten Theile um die einschlagenden localen Verhältnisse sich bewegende Debatte. Die Forderung für die Leipziger Juslizbauten gab den» Abg. Dr. Biedermann Gelegenheit, eine vor läufige Verwahrung einzulegen gegen die seiner Ansicht nach ertensivc Anwendung, welche die Regierung von den K8 92 und 103 der Verfassungsurkunde auf die vor jährige, von der einfachen Majorität der Zweiten Kam mer verweigerte Bewilligung zum Zwecke jener Bauten gemacht habe. Der Jusnzminister erwiderte, daß die Re gierung diese Bestimmungen so angewendet habe, wie es m analogen Fällen früher geschehen sei. * Berlin, 7. Januar. Die Besserung in dem Be finden Sr. Majestät des Kaisers ist soweit vorgeschrit- ten, daß AUerhöchstdieselbcn heute 'Mittag eine Ausfahrt unternehmen konnten. — Auch die „Pr.-C." bestätigt, daß die jüngst von gewisser Seite ausgestreuten Gerüchte über einen bedenklichen Gesundheitszustand Sr. Majestät in keinem Stadium der Krankheit gerechtfertigt gewesen und es am allerwenigsten im gegenwärtigen Augenblicke sind. Die schwere Erkältung, welche der Kaiser sich an» 30. October v. I. bei der Enthüllung des Denkmals auf dem Schießplätze bei Tegel zugezogcn hatte, war bekannt lich nach Verlauf mehrer Wochen fast gänzlich gehoben, als bei einer Ausfahrt eine neue Erkältung hinzutrat und gleichzeitig die schmerzlichen Eindrücke und mannich fachen (Erregungen, welche der Tod der verwittweten Kö nigin Elisabeth dem Monarchen brachte, eilten hemmen den Einfluß auf seine Wiederherstellung übten. Daß ein zehnwöchentliches katarrhalisches Leiden einen sonst an rast lose Bewegung gewöhnten Körper zumal bei nahezu voll endetem 77. Lebensjahre erheblich angreifen muß, ist aller dings selbstverständlich. Wenn aber trotzdem während der ganzen Dauer des ErkältungSzustandeS kein Anzei chen irgend eines andern Leidens hinzugckommcn, wenn ferner während jener zehn Wochen fast kein Tag ein getreten ist, an welchem Se. Majestät nicht Steigung und Kraft gehabt hätte, sich wenigstens in einigem Umfange der Erledigung von Staatsgeschäften zu widmen, wenn endlich nach der Beseitigung der katarrhalischen Erschei nungen sich die Kräfte des hohen Herrn in fast über raschender Weise wieder heben, so darf mail in dem Ver laufe dieses langwierigen Unwohlseins gerade einen neuen erfreulichen Beweis für die u »erschütterte kräftige Con stitution des allverehrten Fürsten finden. — Die heu tige „Pr.-C." bringt unter der Aufschrift „DieWahlen und die deutsche Wehr Verfassung" einen (bereits tele graphisch signalisirten) Artikel, in welchen! sic unter An denn sagt: „Bei den diesmaligen Wahlen wird das deutsche Volk besonders auch dafür Sorge tragen müssen, daß der Regierung des Deutschen Kaisers im Reichstage eine Mehrheit zur Seite stehe, welche fest entschlossen ist, die Grundlage der neu gewonnenen deutschen Macht, die ein heitliche Wehrkraft des Reichs, unangetastet zu erhalten und unwiderruflich zu befestigen... Mit voller Zuver sicht dürfen wir auf die Machtmittel blicken, welche wir in unsrer wunderbar erprobten Wchrverfassung besitzen. Die Zuversicht ist erhöht durch die große ^Gemeinschaft einer entschlossenen Friedenspolitik, welche von der Drei- Kaiser-Zusammenkunft an sichln den fürstlichen Begegnun gen des vorigen Jahres immer fester und inniger gestattet hat. Aber wenn es der deutschen Politik vergönnt war, den ersten Grund zu einem solchen mächtigen Friedensbunde zu legen, so wäre ihr dies doch nimmer gelungen, wenn nicht die eigene friedliche Politik ihre nächste Stütze in dem Bewußtsein ihrer fest gegründeten Wehrkraft ge habt hätte. Eine Beeinträchtigung dieser Kraft würbe die Voraussetzungen jenes europäischen Friedensbundes erschüttern und umsomehr die Feinde Deutschlands mit neuer Zuversicht erfüllen. Wenn das deutsche Volk die Sicherheit des Friedens und damit den Schutz seines Besitzes und das Gedeihen seiner Arbeit sich selber ver bürgen will, so wird es bei den Wahlen nur solchen Männern sein Vertrauen schenken, welche die Regierung aus allen Gebieten der nationalen Politik und namentlich ebensosehr in der ungeschmäletten Erhaltung der deutschen Wehrkraft, wie in der Wahnuig der geistigen Güter der 'Nation zu unterstützen entschlosten sind." — In Bezug auf den Reichstag weist die „Pr.-C." daraus hin, daß derselbe durch eine allerhöchste Verordnung vom 29. No vember aufgelöst worden ist und auf Grund der Reichs Verfassung spätestens iX- Tage nach erfolgter Auflösung, mithin jedenfalls im Laufe des Monats Februar wieder berufen werden muß, und bemerkt dazu: Der nähere Zeil punkt der Berufung wird demnächst unter thunlichster Rücksichtnahme auf die angemessene Erledigung der drin gendsten Arbeiten des Landtages festgestellt werden. Das Abgeordnetenhaus tritt am Montag (l<) wieder zusammen und wird außer den wichtigen Gesetzentwür fen, welche ihm neben dem Staatshaushalte bereits vor liegen, namentlich in Betreff der Durchführung der pro vinziellen Selbstverwaltung, der neuen Regelung des Vor mundschaftswesens u. s. w., noch eine Reihe von Vor lagen zur Ergänzung und Vervollständigung der kirch liehen Gesetzgebung erhalten. — Der k. Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten hielt heute Vor mittag 10 Uhr unter dem Vorsitze des Präsidenten Hei neccius seine erste Sitzung und verhandelte über die Klage des Kaplaneiverwesers Mönnickes in Lippspringe gegen den bischöflichen Stuhl zu Paderborn. Der Kläger ver trat seine Sache persönlich, während Verklagter weder erschienen war, noch einen Vertreter entsendet hatte. Der Gerichtshof erkannte dahin: daß das Unheil des Bi schoss 'Martin vom 15. October »870, wie auch das des Generalvicariats vom 28. November »870 zu vernichten und die Kosten des ProcesseS außer Ansatz zu lassen seien. Der Gerichtshof nahm an, daß es zweifelhaft sei, ob bas Gesetz vom Mai 1873 noch auf den gegenwärtigen aus dem Jahre 1870 batikenden Fall Anwendung finde; er bejahte jedoch diese Frage aus dem Grunde, weil hier nicht ein geistlicher Gerichtshof erkannt habe, son dern nur ein Bischof durch Verfügung die Suspension des Klägers ausgesprochen habe. — Der Prinz Alfred von Großbritannien, Herzog v. Edinburgh, ist in der preußischen Armee als Oberst u la dun«.- des 0. thü ringschen Jnf-Regts. Vir. 95 angestellt und Frhr. v. d. Trenck, gen. zu Königsegg, Pr.-Lt. vom 6. thür. Ins.-Regt. Nr. 95, zur Dienstleistung bei dem Prinzen commandirt worden. (Prinz Alsred, dessen Vermäh lung mit der Großfürstin Marie von Rußland in die sem Monat stattfindet, ist der präsumtive RegierungS- nachfolger im Herzvgthum Sachsen - Koburg - Gotha. Von dem 0. thür. Inf-Regt. vir. 93 steht der Stab mit dem l. Bat. in Gotha, das Füsilierbataillon in Koburg in Garnison.) Bonn, 5. Januar. (K. VlkSztg.) In der heutigen Sitzung der Zuchtpolizeiappcllkammer wurde die Be rufung der Staatsbehörde gegen die Urcheile der Zuchtpolizcikammcr, worin die katholischen Pfarrer von Rocsberg und von Leuscheidt von der Beschuldigung, den Vorschriften der Maigcseyc entgegen geistliche Amtshand lungen vorgcnommen zu haben, freigcsprochcn worden sind, verworfen, die freisprcchcndcn Erkenntnisse erster Instanz also aufrcchtcrhalten. Feuilleton. (Rediglrt von Otto vauck.) Concert, den 7. Januar, im Saale des „Hotel de Saxe", zum Besten der von Hungersnoth heimgesuchten Provinz Samares in Rußland. Die bereitwillig ge währte Mitwirkung des Herrn ConccrtmeisterS Lauter bach und der Mitglieder der königl. Oper, der Fräulein Proska, Reuther, Nanitz und der Herren Riese und Tegele hatten die Veranstaltung dieses Wohlthätigkeits- concerts möglich gemacht, dessen musikalisches Arrange ment wohl Herrn Kapellmeister Schuch zu dankm ist, der selbst das Accompagnement am Pianoforte über nommen hatte. Das Programm war mit interessanter Abwechselung zusammengesetzt. Zwei mit reizender Klang wirkung feiten der genannten Sängerinnen ausgeführtc Terzette (Fr. Lachner und F. Hiller) ergaben eine an- muthige Eröffnung des Concerts, und alle Mitwirkendc boten mit warmem Eifer künstlerisch vorzügliche und anziclMde Leistungen, welche den Hörern ihre Entrdc gaben für die armen Leidenden in Samares vollauf und mit genußreicher Unterhaltung lohnten. Nur in Bezug auf die von Herrn Concertmeister Lauterbach vor getragene, namentlich in ihrer zweiten Abthcilung musi kalisch interessante Violinsonate von Rust sei die Be merkung hinzugefügt, daß derselbe (s 1796) anhalt dessauischer Musikdirektor und ein Schüler Fr. Benda's war. Seine Violinsonaten sind aus einer Periode, in welcher der Höhepunkt dieses Genres schon geschwunden war. Sie verhalten sich zu den Violinsonaten der Italiener und auch der deutschen Componisten, besonders I. S. Bachs, mehr reproductiv, viel schwächer im ge danklichen Gehalt, und blieben auch vom damaligen Ge- jchmack der sogenannten Zopfzeit nicht unberührt. Aber durch musikalische Gediegenheit und Tüchtigkeit der Ar beit und durch kenntnißvollen, wirksamen Satz für das Instrument reihen sie sich gleichwohl zunächst den besten deutschen Violinsonaten an. C. Banck. Verfälschung der Nahrungsmittel. lieber diese Unredlichkeit im öffentlichen Handels verkehr, welche auch bei uns zu vielen Klagen und lei der noch ungenügenden Vorkehrungen geführt hat, ent wirft uns einer unserer 'Mitarbeiter ein nicht minder erfreuliches Bild aus London: Man erzählt eine Anekdote, wie ein Freund den an dern zum Gabelfrühstück einladet und dieser sich eben mit großem Appetit auf das Gastmahl werfen will, als sich sein Wirth mit der Analyse der verschiedenen De- licatessen zu beschäftigen anfängt, wobei der Gast eine Spcise nach der andern unberührt läßt und zuletzt sich nicht einmal zu einem Stück Brod entschließen kann. Ein englisches Sprichwort sagt: Wo nichts zu wissen, cm Segen wird, ist's 'Narrheit weise zu sein! Und dieses Sprichwort ist wahrlich für die kleinen und großen Ver giftungen erfunden, die uns hier in unsern gewöhnlichen und ungewöhnlichen NahrungSmittrkn geboten und uns jetzt, seit sie straffällig sind, in all ihrer Nackt heit täglich durch den strafenden Richter vorgeführt wer den. Die 'Milchhändler haben entweder am meisten ge sündigt, oder sind am leichtesten zu ertappen. Ihre Waare, so wichtig für zarte Kinder und Invaliden, war im besten Kalle zum großen Theil mit Wasser versetzt, aber nur zu ost mit Kalk und Stärke, ja sogar mit Schafshirn. Als die Parlamentsacte in Wirkung trat, die endlich be stätigte, daß es nothwendig sei, „Ihrer Majestät Untrr- thanen vor Lebensgefahr zu wahren und ihre Gesundheit durch strengere Goetze gegen Mischungen schädlicher und giftiger Ingredienzen in ihre Lebensmittel zu schützen", da waren es die Milchhändlcr zuerst, die zu Dutzenden, anfangs mit Geldstrafen bis zu 2o Pfd. St., bei Wie derholungen mit Gefängniß bestraft wurden. Dies machte große Sensation in der Milchwelt und führte zunächst zu besserer Milch, bald aber zu einer Erhöhung des Preises und mit Angabe der Gründe hierfür, die alle möglichen waren, nur nicht der wahre, nämlich das neue Gesetz und Abschaffung von Wasser und Kalk. In jedeni Bezirk ist ein officieller Analyst ai-gestellt worden, dessen Geschäft es ist, auf Wunsch Einzelner eingekaufte Le bensmittel gegen Bezahlung zu untersuchen oder solche auch selbst einzukaufen und zu analysiren. Nun kamen die Bäcker an die Reihe, die den Gehalt von Alaun, Kno chenmehl und Gyps in ihren Brodcn dahin erklärten, daß die Mehlhändler sie mit Mehl versorgt hätten, wel ches Alles das schon enthalten habe. Es half aber Alles nichts — war es auch ein Augiasstall, gereinigt mußte er werden —, es wurden nun die Bäcker sammt den Niehl händlern bestraft. — Aber wo anfangen, wo auf hören? Der Thee, den wir trinken, natürlich einer der wichtigsten Artikel im Handel, dessen Import im Jahresverlauf 1872 183,000,000 Pfund betrug, wird zwar theilwcise schon von den Chinesen verfälscht, die ihre sprichwörtlich gewordene Jmitationsgabe auch auf dieses Stück europäischer Kultur erstrecken, aber das Hauptgeschäft dieser Art wird hier bei der Mi schung der verschiedenen Sorten besorgt. So wurde vor Kurzem vor einem Comite, der diesen Gegenstand zu untersuchen hatte, ein Bericht erstattet, der ein er staunliches Capitel für Verfälschungsgeschichte lieferte. Es lagen im letzten Juli nicht weniger als lo,00o/XX) Pfund Thee auf Lager, die mit Substanzen gemengt waren, welche den Thee zum Getränk ganz unbrauchbar machten. Schon früher waren 1000 Kisten Thee angekommen, mit einer so großen Masse Sand und eiserner Feilspänc vermischt, daß 40 bis i3P davon der Magnet anzog. Dieser Mischmasch war außerdem stark grün gefärbt und wurde unter dem wohlklingenden Namen eines guten grünen Thees verkauft. Es wurde ferner berichtet, daß jede Fracht Thee gewöhnlich einige Kisten in sich schließt, die als Proben milgehcn, die allein dem Verkäufer gezeigt werden und die immer weit besser sind als die Waare, die sie repräsentiren sollen. Auch mit Blättern vom Pflaumen- und Kastanienbaum, mit Indigo, Gelbwurz und Wasserblei, ferner mit französi scher Kreide, Gummi und chinesischem Kräuterputver wird unser Thee versetzt; und wem die Entdeckung zum Kaffee trieb, der fand, baß es ihm dabei nicht besser ging und daß nur die Ingredienzen andere waren; so waren lächeln, Mangelwurz und Runkelrübe die Hauptbestandtheile des Kaffees, und Möhren und Mahagonijägespänc waren wieder in der Runkelrübe enthalten. Ulster Zucker war verzuckerter Sand und Mörtel, im Pfeffer wäre,- gestoßener Reis, Scnfhülscn, Salz und Sägespänc von Tannen host; Zucker, Syrup, Salz und Wasser verfälschte den Labak. Diese drei letzten Artikel erinnern an ven from men Quäker, der, nachdem sein Lehrling seine Fragen, ob er Sand mit den- Zucker, Staub mit dem Pfeffer gemischt und Wasser auf die Tabaksblättcr gegossen habe, bejaht hatte, diesem rieth, sich nun zum Gebet zu be geben. Der gefährlichste Proceß wird mit dem Käse vorgenommen, da nicht nur 'Möhren und Saffran Hinein kommen, sondern der Verkäufer auch häufig große Kupfer nadeln durchsticht, was den Ziveck hat, den, den Eng ländern schmackhaft erscheinenden grünen Käse hcrzu- stellen, diese grüne Farbe aber sollte auf rechtlichem Wege durch frische Kräuter hergesteltt werden. Kupferpräpa rate findet man fast immer in eingelegten Früchten und Gemüsen, und die englischen Biere, Porter und Stout,
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