Volltext Seite (XML)
trat aber eine günstige Wendung ein und bald konnte die in der Begleitung sich befindende Wehemutter einen jungen Erdenbürger in den Armen halten. Mit einem Gefühle der Erleichterung trat man sofort die Rückfahrt an. Bei der nächsten Volkszählung wird man sich nun den Kopf zerbrechen können, um die Frage nach dem Geburtsorte dieses Weltbürgers richtig zu beantworten. Leipzig. Die ärztlichen Bezirksvereine Leipzig-Stadt und -Land haben durch Vereinsbeschluß den festangestellten Kassenärzten untersagt, an den Verträgen mit den kleinen Krankenkassen teilzunehmer. Auf erhobene Beschwerde hat die Kgl. Kreishauptmannschast entschieden, daß diesem Beschluß des ärztlichen Bezirksvereins die rechtliche Wirkung zu versagen sei. Chemnitz. Arg benachteiligt wurde ein hiesiger Kolonialwarenhändler durch das Versehen seiner beiden Rechtsanwälte, die er beauftragt hatte, wegen seiner Ver urteilung durch das Chemnitzer Landgericht Revision ein zulegen. Die Anwälte schickten die mittels Schreibmaschine hergestellte Revisionsschrift ohne ihre Unterschrift ab und als der Fehler bemerkt wurde, war die gesetzliche Frist verstrichen und das Urteil bereits rechtskräftig geworden. Zwickau. Der Selbstmord des Obersekretärs Gustav Adolf v. Wolsfersdorff hier, der 5l Jahre alt, verheiratet und Vater eines Kindes war, nimmt noch immer die all gemeine Aufmerksamkeit in Anspruch. Der Genannte war Vorstand der Kassenabteilung des hiesigen Landesgefäng nisses. Nachmittags 3 Uhr, als er zum Dienste erschien und erfuhr, daß ein Revisor der Oberrechnungskammer erschienen sei, begab er sich in einen Nebenraum und feuerte drei Reoolverschüsse auf sich ab. Der Tod trat sofort ein. Weder v. Wolffersdorsf noch dessen Frau lebten auf großem Fuße, so daß ihm keineswegs übermäßige Geldausgaben die Kasse angreifen ließen. Er besaß auch Land- und Hausbesitz bei Beigern in der Provinz Sachsen. Man steht vor einem Rätsel, was den wohlgelittenen, bescheidenen Mann zur Untreue verleitet haben kann. Zweifellos hat sich v. Wolsfersdorf schon längere Zeit mit dem Gedanken an Selbstmord getragen, denn er hatte in einer Schublade seines Arbeitstisches — allerdings ohne daß jemand davon etwas wußte — eine geladene Waffe aufbewahrt. Das geht aus allen Umständen hervor. Plauen i V. Während noch vor etwa 15 bis 20 Jahren der Fasan im Vogtlande gar nicht oder nur vereinzelt in den Jagdrevieren anzutresfen war, ist das zur Hochjagd zählende edle und so prächtig gefiederte Wild jetzt, nachdem vor Jahren einige Jagdherren böh- inische Fasanen ausgesetzt hatten, fast überall im Vogt lande verbreitet. Am meisten zuzusagen scheint diesem Tiere der Feilebachgrund mit seinen tief eingeschnittenen gegen Nord- und Westwind geschützten, von Waldparzellen und dichtem Gestrüpp besetzten Seitentälern, zwischen Wiedersberg, Biosenberg, Heinersgrün, Ramoldsreuth, Engelhardtsgrün, Dröda, Pirk usw. Sind doch in einem dieser Seitentäler jüngst an einem Morgen auf den dort angelegten Futterplätzen gegen 70 Fasanen, darunter gegen 30 Hähne, gezählt worden. Glauchau, l l. Dezember. Zum zweiten Male inner halb weniger Tage brannte es heute morgen im benach barten Niederlungwitz. Diesmal fielen ein unbewohntes Wohnhaus und eine neben diesem befindliche Scheune dem Feuer zum Opfer. Es wird wiederum Brandstiftung vermutet. Werda«, l I. Dezember. In der Nacht zum Sonntag wurde in der Stadtkirche hier ein Einbruch verübt. Die beiden Einbrecher wurden jedoch überrascht, der eine entkam, der andere wurde als der Schlosser Junge aus Crimmitschau festgestellt. Gestohlen oder demoliert wurde nichts in der Kirche. Die Einbrecher hatten anfänglich einen Diebstahl in einem Juweliergeschäft am Markt ge plant, hatten diese Absicht aber wegen des regen Verkehrs dort aufgegeben. Zittau. Nachdem der Buchhalter Neustadt, der als Verwalter der städtischen Mühlsteinbrüche in Jonsdorf etwa 60000 Mk. unterschlagen hat, zu vier Jahren Ge fängnis verurteilt worden ist, ist die Frage entstanden, ob jemand für den der Stadt erwachsenen Schaden ersatz pflichtig gemacht werden kann. Die Stadtverordneten faßten in ihrer letzten Sitzung den Beschluß, den Rat auf zufordern, der Kreishauptmannschast in Bautzen über die ganze Angelegenheit eingehenden Bericht zu erstatten und diese Behörde zu einer Äußerung beziehungsweise Ent scheidung über die Schadenersatzfrage zu veranlassen. Tagesgefchlchte. Vesterreich-Ungarn. Über die Haltung derRumänen in Südungarn und Siebenbürgen bringt das Buda pester Blatt „Pesti Hirlap" Alarmnachrichten. Es sind authentische Mitteilungen vorhanden, daß Mitglieder des rumänischen Klerus und rumänische Lehrer Versammlungen abhalten und Agitationsreisen unternehmen. Es sind viel fache Anzeichen vorhanden, daß die Rumänen eine förm liche Bartholomäusnacht gegen die Magyaren vorbereiten; auch die Sachsen seien offen auf feiten der Rumänen. Man fürchtet eine Wiederholung der blutigen Ereignisse von 1848—49. Dresdner Produttenbörse vom 11. Dezember. I. Ander Börse: Welzen, pro 1000 kg netto: Weißer, neuer 176 bis 180, brauner alter (76—78) kg 180 bis 185, do. neuer, (72-76 kg) 167—175, do. do. (68-71 KZ) 155-164, russischer, rot, 184 -102, russischer, weiß, 190 -195, amerikanischer Kansas und argentinischer 190—196. Roggen, pro 1000 kg netto: sächsischer, neuer (72—74 kg) 161 — 165, do. do. (70 bis 71 KZ) 155 bis 158, preußischer 166-170, russischer 171-173. Gerste pro 1000 kg netto: sächsische 160-170, schlesische 170-176, Posener 160-175, böhmische 185-195, mährische 190 bis 200, Futtergerste 142—150 Hafer, pro 1000 Ice netto: sächsischer, alter , do. neuer 155—167, russischer, alter und neuer 162—177, schlesischer und posener 155 bi» 167. Mais, pro 1000 kg netto: Tinquantine 175 bis 185, Laplata, gelber, 139—145 amerikanischer mired 140-145. Erbsen, pro 1000 Ice netto: Futterware 160 bis 170. Wicken, pro 1000 Ice netto: sächs. 145 bis 155. Buchweizen, pro 1000 Ice netto: inländischer und fremder, 155—165. Olsaaten, pro 1000 Ice netto: Winterraps, trocken, 220—225. Leinsaat pro 1000 Ice netto: feine 240 245, mittlere 225—235. Laplata 218 bis 223, Bombay 235 bis 240. Rüböl, pro 100 Ice netto mit Faß: raffiniertes 54. Rapskuchen, pro 100 Ke (Dresdner Marken) lange 13,50, runde 13,00. Leinkuchen, pro 100 Ke (Dresdner Marken) 1. 18,50, 2. 17,50. Wetzen mehl pro 100 Ke netto, ohne Sack (Dresdner Marlen), er- klusiv« der städtischen Abgabe: Kalserauszug 31,50 bis 32,00, Grieslerauszug 30,00 -30,50, Semmelmehl 29,00 bis 29,50, Bäckermundmehl 27,50—28,00, Erieslermundmehl 2l,00 bis 21,50, Pohlmehl 17,50-18,00. Roggenmehl, pro 100 kg netto, ohne Sack (Dresdner Marken), erkl. der städtischen Abgabe: Nr. 0 26,50-27,00, Nr. 0/1 25,50-26,00, Nr. 1 24,50 bis 25,co, Nr. 2 21,50-22,50, Nr. 3 18,00-19,00, Futtermehl 13,00—13,20. Wetzenkleie, pro 100 kg netto ohne Sack (Dresdner Marken), grobe 10,40—10,60, feine 10,00—,10.20 Roggenkleie, prr 100 kg netto, ohne Sack (Dresdner Marken), 11,00—11,40. (Feinste Ware über Notiz.) Die für Artikel pro 100 kg notierten Preis, verstehen sich für Geschäfte unter 5000 Kg. Alle anderen Notierungen, einschließlich der Noth für Malz, gelten für Geschäfte von mindesten» 10000 kg. ll. Auf dem Markte: Kartoffeln (50 kg) 2,30—2,60, Heu in Gebund (50 kg), 2,80—3,00, Roggen-Stroh, Flegeldrusch (Schock) 30 bi» 33 M. Dresdner Schlacht»tehmartt vom ll.Dezember. Nach amtlichen Feststellungen. Auftrieb: 219 Ochsen, 168 Kalben und Kühe, 194 Büller-, 140 Kälber, 1035 Schafe, 1972 Schweine. Preise für 50 Kilo in Mark (der niedrige Preis gilt für ganz geringwertige, der hohe für beste Ware; L. — Lebend. Schl. Schlachtgewicht): Ochsen L. 32 bi» 48, Schl. 65 bi» 86. Kalben und Kühe L. 27 bi» 44, Schl. 55 bi» 80. Bullen L. 34 bi, 46, Schl. 65 bi» 78. Kälber L. 39 bl, 40, Schl. 65 bl» 78. Schafe L. 33 bl, 43, Schl. 70 bl» 83. Schweine L. 52 bi, 61, Schl. 69 bi» 78. Bon dem Auftriebe sind 206 Rinder, österreichisch-ungarischer Herkunft. Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben und Kühen, Bullen, Kälbern und Schafen langsam, bei Schweinen schlecht.