Volltext Seite (XML)
L Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses am 17. November 1905, vormittags 10 Ahr, im Sitzungssaals der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt in der amtshauptmannschaftlichen Kanzlei aus. Dippoldiswalde, am 8. November 1905. 158 6. Königliche Amtshauptmannschast. Im Geflügelbestande des Herrin Gasthossbesitzers Klemm in Pretzschendorf ist die Eeflugelcholera erloschen. Dippoldiswalde, am 7. November 1905. 1584S. Königliche Amtshauptmannschaft. Elektrische Straßenbahn Niedersedlitz-Lockwitz-Kreischa. Nachdem von dem Gemeindeverbande für die elektrische Straßenbahn Niedersedlitz —Lockwitz—Kreischa beschlossen worden ist, die bisher vor dein Erbgerichtsgasthofe in Kreischa in Aussicht genommene Endstation der elektrischen Bahn weiter nach Norden zu verlegen und eine Abfertigungsstation für Güter und Postsendungen mit der zu er bauenden Wagenhalle zu verbinden, werden die Pläne hierüber vom 12. bis 25. November dieses Jahres an hiesiger Kanzleistelle und im Gemeindeamte Kreischa zu jedermanns Einsicht ausgelegt. Widersprüche gegen diese Anlage sind zur Vermeidung ihres Ausschlusses innerhalb der obengedachten Auslegungsfrist bei der unterzeichneten Behörde anzubringen. Dippoldiswalde, den 8. November 1905. 1056 Königliche Amtshauptmannschast. Das im Grundbuche für Hausdorf Blatt 65 auf den Namen Alexander Oskar Starke eingetragene Vrullckslüvk soll am 29. Dezember 1905, vormittags 10 Ahr, an der Gerichts stelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück -- eine Ziegelei mit Feldparzellen — ist nach dem Flurbuche 7 Hektar 75,7 Ar groß und auf 68 855 M. 30 Pfg. geschätzt. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zurzeit der Eintragung des am 7. Oktober 1905 verlautbarten Bersteigerungsvermerkes aus dem Grund buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft " >' zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht be rücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläu bigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Dippoldiswalde, den 9. November 1905. 2a. 22/05. Königliches Amtsgericht. Wiederholt ist es in letzter Zeit vorgekommen, daß Personen, die Haarfärbemittel gebraucht haben, an Entzündung der Haut des Kopfes, des Gesichts, des Halses, zu weilen auch der Brust und der Arme, mitunter begleitet von nervöser Erregung, ernstlich erkrankt sind. Insbesondere sind solche Fälle bei der Verwendung der Haarfärbemittel „Stucin" und „Stutin" beobacytet worden. Die chemische Untersuchung dieser Haarfärbe mittel hat ergeben, daß beide einen chemischen Körper, das Paravhenylendiamin, ent halten, der sich als gesundheitsschädlich erwiesen hat. Um ernsten Gesundheitsschädigungen vorzubeugen, wird daher vor dem Gebrauch jener Zubereitungen, die Paraphenylendiamin enthalten, namentlich vor dem Gebrauche von „Stutin" und „Biteks Stucin" hiermit öffentlich gewarnt und allen, die sich eines Haarfärbemittels bedienen wollen, empfohlen, beim Einkauf solcher die größte Vor sicht zu üben. Dippoldiswalde, am 8. November 1905. Der Stadtrat. Die Meiherttz-ZtUun-- «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- 8ag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denWenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern LV Pfg. - Alle Postan- stalten, Postboten, sowie «nsere Austräger nehmen Bestellungen an. WHerlh-Mmlg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inierate, welche bei des bedeutenden Auflage d« Blattes -Ine sehr wirk same Verdrehung finden^ werden mit 12 P'a , solche aus unserer Amtsyaupt- Mannschaft mit 1v Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redama- nellen Teile, die Spaltes zeile 2V Pfg. Amtspsatt für die Königliche Amishailpimannschnst, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde — Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelpw - Druck und Verlag oon Carl Jehne in Dippoldiswalde Mir achtsEgs« „Illustrierter? AnterhaltrmgsdlaLL- Mit land- «v» havswirtsLastlichos NonsLs-Bsilugs. Nr. 131. Sonnabend, den 11° November 1905. 71. Jahrgang. Lokales und Sächsisch s. Dippoldiswalde. In der am Donnerstag abge haltenen Versammlung des Landwirtschaftlichen Ver eins, die trotz des seit zwei Tagen herrschenden ununter brochenen Regenwetters recht gut besucht war, führte sich Herr Zuchtinspektor Bruchholz mit seinem Vortrag „über Rindviehzucht" als gewandter fesselnoer Redner ein. — Es ward sodann beschlossen, auch in diesem Jahre, vor aussichtlich in der zweiten Dezemberwoche, ein Stiftungs fest abzuhalten und sollen auch diesmal bei demselben treuverdiente Dienstboten prämiiert werden. — Laut Einladung des Konservativen Vereins wird Herr Lehrer Eidner nächsten Sonntag nachm. 5 Uhr im Sternsaale einen Vortrag über „Monopol und Koopera tion, die beiden Gegenpole unserer wirtschaftlichen Lage, im Lichte der Geschichte" halten. Da der Vortrag öffent lich und besonders für die gewerblichen Kreise von höchstem Interesse sein wird, dürfte auf einen zahlreichen Besuch aus Stadt und Umgegend zu rechnen sein. — Der Turnverein Dippoldiswalde veranstaltet Sonn tag den 19. November im Saale der „Reichskrone" zum Besten seiner Turnhallenbaukasse ein öffentliches Konzert. — Am Donnerstag mittags in der 12. Stunde war der Elektrotechniker Krönert am Neubaue der A.-G. Mar Böhme L Co. beschäftigt, Messungen zu Klempnerarbeiten vor- Zunehmen. Als er dabei auf das Baugerüst sprang, zer brach ein Brett und stürzte er ca. zwei Stockwerk hoch herab. Worin die erlittenen Verletzungen bestehen, hat sich bisher mit Sicherheit noch nicht feststellen lassen. — In dem Restaurant zur alten Pforte, hier, wo Zurzeit im Keller Reparaturarbeiten ausgeführt werden, ist man beim Fundamentgraben eines Pfeilers auf einen unterirdischen Gang, der nach dem Schulgarten führt und teilweise mit Wasser gefüllt war, gestoßen. — Am 7. dss. Mts. sind aus einem Grundstück in der Nicolaistraße ein Paar Stiefeletten gestohlen worden. Der Tat dringend verdächtig ist ein ca. 26—28 Jahre alter unbekannter Hausierer, welcher einen langen, schwarzen, abgetragenen Mantel gehabt und mit Schnürsenkeln hausieren gegangen ist. Dresden. In der Sitzung der Zweiten Kammer am Donnerstag gelangten die Interpellationen der Abg. Goldstein und Günther, ob die Staatsregierung Maßregeln zur Beseitigung oder Milderung der im Lande herrschen den Fleischnot zu ergreifen gedenke, durch Staatsminister v. Metzsch zur Beantwortung. Er betonte unter Bezug nahme auf eine an die Mitglieder der Kammer verteilte Denkschrift mit reichlichem statistischen Material, daß eine Fleischteuerung, zwar bestehe, daß aber nicht sowohl ein eigentlicher Viehmangel, sondern vielmehr die Zunahme der Bevölkerung, die steigende Lebenshaltung der Massen, der bei gleichzeitiger Abnahme des Alkoholkonsums ge- waHsene Fleischverbrauch, die Entwickelung des Zwischen handels und die wachsenden Geschäftsunkosten der Fleischer als Ursachen der Fleischteuerung anzusehen seien; das seien freilich Momente, die nicht die Tendenz hätten auch in Zukunft eine Preisherabsetzung zu versprechen. Die von den Interpellanten angeregte Frage der Öffnung der Grenzen sei von der Staatsregierung nach allen Richtungen objektiv erwogen worden, wenn aber diese Erwägungen zu einer Verneinung der Frage fühlen sollten, so werde die Regierung damit aus der Objektivität nicht heraus treten. Im gegenwärtigen Augenblicke aber würde die König!. Staatsregierung die Verantwortung für die Öff nung der Grenzen gegen Österreich-Ungarn wegen der tatsächlich bestehenden Viehseucheneinschleppungsgefahr nicht übernehmen können. Was die Fleischteuerung betreffe, so befinde man sich einer anormalen Lage gegenüber; es sei aber zu hoffen, daß sich diese Unregelmäßigkeiten in ab sehbarer Zeit ausgleichen würden. Übrigens werde die Königl. Staatsregierung alle an sie herantretenden erfolg versprechenden Vorschläge zur Milderung der Fleischteue- rung wohlwollend prüfen. Wenn aber die Staatsregierung nicht allen Wünschen entsprechen könne, so geschehe das nicht zur Bevorzugung der Landwirtschaft, sondern im Interesse aller Erwerbsstände, deren Wohl und Gedeihen der Staatsregierung am Herzen liege. Markneukirchen. In der Nacht zum Donnerstag sind durch ein Großfeuer zehn mit reichen Erntevorräten gefüllte Scheunen niedergebrannt. Es wird Brandstiftung verinutet. Oberwiesenthal. Bot die Er nie in letzter Zeit insofern einen eigenartigen Anblick, als vor ihrem Beginn erst die Felder vom Schnee freigelegt werden mußten, so hat sich jetzt das Bild noch eigenartiger gestaltet, als nun das Getreide in Puppen steht, während unmittelbar daneben noch Schnee lagert. Man hofft oon dem Getreide nunmehr wenigstens das Stroh retten zu können, die Körnerfrucht ist aber verloren. Tagesgeschlchte. Berlin. Die Herzogin Marie Antoinette von Mecklenburg-Schwerin ist zum Besuch der Kronprinzessin in Potsdam eingetroffen. Diese Ankunft gerade zurzeit der Anwesenheit des Königs Alfons in Berlin kann nicht unbemerkt bleiben; denn die Herzogin ist katholisch. Bei der Hoffestlichkeit am Montag war sie nicht anwesend, da gegen hatte sie Gelegenheit, am Mittwoch in der Jaspis- Galerie in Potsdam und auch bei einem Besuche beim Kronprinzenpaare den König kennen zu lernen. — Wie mitgeteilt wird, werden dem Reichstage beim Zusammentritt vier Vorlagen vorgelegt: Etat, Reichssinanz- reform, Militärpensionsgesetze, Flottenvorlage. In parla mentarischen Kreisen wird nun erklärt, daß bis Weih nachten die ersten Lesungen aller vier Vorlagen unmöglich erledigt werden können. Ob alle vier Vorlagen rechtzeitig ' bis zum Ende des Rechnungsjahres 1905 fertiggestellt werden können, wird auch sehr bezweifelt. Das einzige Mittel, die Vorlagen ohne Komplikationen zu erledigen, sei die Gewährung von Diäten an die Reichstagsabgeord neten. Es gehen Gerüchte um, man wolle die Genehmi gung der wichtigen Vorlagen von dieser Gewährung ab hängig machen. In Regierungskreisen neige man zu der Annahme, daß die genannten Vorlagen ohne irgendwelche Schwierigkeiten vom Reichstage angenommen werden. Sollte wider Erwarten die Flottenvorlage auf Widerstand stoßen, so würde sich die Regierung schon aus Gründen der nationalen Verteidigung zu einer Auflösung der Reichstages entschließen müssen, da das Geforderte das Minimum ist, das gefordert werden kann und aus natio nalen und militärischen Gründen gefordert werden muß. — Einen Beitrag zur sozialdemokratischen Lehre vom „Teilen" gibt die Hildburghausener „Dorfzeitung" mit folgender Mitteilung aus dem Dörfchen Zillbach: Ein sozialdemokratischer Arbeiter hatte für die sozialdemokratische Partei Flugblätter usw. verteilt und dafür 1,50 M. er halten. Als er seinen sauer erworbenen „Verdienst" drei anderen „Genossen" zeigte, wollten diese sofort „teilen", womit der Besitzer natürlich nicht einverstanden war, denn er habe die Arbeit gehabt und die anderen hätten nichts getan; ein Glas Bier wolle er jedem bewilligen. Damit kam er aber bei den „Genossen" schlecht an, sie wollten alles haben, und da sie es nicht erhielten, haben sie den armen Teufel so verhauen, daß er ärztliche Hilfe in An spruch nehmen mußte. — Herr Bebel hat kürzlich, als er einige hunderttausend Mark erbte, erklärt, „daß die Sozial demokratie die blöde Teilerei verwirft." — Man schätzt die Baukosten der neuen großen Linienschiffe auf 32 und die der neuen Panzerschiffe auf 24 Millionen Mark, während die bisherigen über 24 Millionen respektive 19 Millionen gekostet haben. Da durch würde sich für unseren bisherigen Marineetat eine Mehrbelastung von ungefähr 23 Millionen Mark ergeben, die sich jedoch erst nach Ablauf von 3 Jahren, wenn nur noch große Schiffe gebaut werden, voll bemerkbar machen wird, während es sich für 1906 nur um eine gering fügige Mehrausgabe handeln würde. Hätte sich der Staatssekretär des Reichsmarineamts entschlossen, für die seinerzeit abgelehnten Auslandskreuzer sehr starke Schiffe, Panzerkreuzer zu fordern, so würde nach und nach hoch gerechnet eine Mehrbelastung bis zu 20 Millionen Mark vielleicht eingetreten sein. Im nächstjährigen Etat würde sie mit einem Betrage von 9 bis 10 Millionen Mark zum Ausdruck kommen. Wahrscheinlich werden die Mehrforde rungen des Reichsmarineamtes für 1906 den Betrag von 13 bis 15 Millionen Mark nicht übersteigen. — In Frankfurt a. M. sind zwei Fälle von Ge nickstarre vorgekommen.