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Di« erscheint wöchentlichdrei mal: Dienstag, Donners- Lag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeoen. Preis viert ehäkrllch 1M. IS Pfg-, zweinionatlich A4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern W Pfg. — Alle Postan- ^talten, Postboten, sowie ANfere Austräger nehmen Bestellungen an. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk» same Verbreitung findet^ werden mit 12 PM., solch« aus unserer Amtshaupt- Mannschaft mit 10 Pf- die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta» bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalt«» zeile 20 Pfg. WKkM-Mimg Anzeiger für Dippoldiswalde imd Umgegend. 71. Jahrgang. Dienstag, den 10. Oktober 1905. Nr. 117. für die Königliche Umtshauptummschast, das Königliche Htmisgericht und dm Siadtrat zu Dippoldiswalde - - VerantworÜicher Redakteur: Paul Jehns» - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldisivalde- «tt achtsettig.« „JUnstrkrt«« An1«h»tt«ng-dlatt" Mlt land- «n» hauswirtschaftlich^ MEt-vsN-g«. Freitag M Sonnabend, ien 13. Nii U. Atotkr üitsts Ures, werden die Geschäftsräume der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft ge reinigt. An diesen Tagen werden nur dringende Geschäfte erledigt. Dippoldiswalde, am 3. Oktober 1005. Nr. 943 ä. Königliche Amtshauptmannschaft. Bekanntmachung. Nach § 22 Absatz 3 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 steht den Ergänzungssteuerpflichtigen in Orten bis zu 40000 Einwohnern das Recht zu, bei der Bezirkssteuereinnahme zu beantragen, nicht von der für den betreffenden Emschatzungs- distrikt bestellten Einschätzungskommission, sondern von der Ergänzungssteuerkommission veranlagt zu werden. Der betreffende Antrag gilt nur für die Veranlagung auf das Jahr 1906. Er ist bis zum 1. November dss. Js. bei der unterzeichneten Bezirkssteuereinnahme schrift lich anzubringen, mutz die Erklärung des Beitragspflichtigen enthalten, datz er bereit sei, mindenstes 40 M. Ergänzungssteuer zu entrichten und soll mit genauer Angabe des Wohnorts und der Wohnung (Straße und Hausnummer, bez. Brandkatasternummer) des Antragstellers versehen sein. Dippoldiswalde, am 9. Oktober 1905. Königliche Bezirkssteuerelnnahme. . I I Die Besserung in den deutsch-französischen Beziehungen. Der erfolgreiche Abschluß der in Paris geführten mühe vollen und langwierigen Verhandlungen zwischen den Vertretern Frankreichs und Deutschlands über Marokko verspricht eine Periode gefestigter aufrichtiger Beziehungen zwischen der französischen Republik und dem Deutschen Reiche zu zeitigen, worüber alle Freunde eines guten gegenseitigen Einvernehmens der beiden großen Nachbar länder gewiß nur Genugtuung empfinden können. Bereits in gewissen Äußerlichkeiten, welche dem Zustandekommen des Marokkovertrages in Paris unmittelbar nachfolgten, zeigte sich die neue deutsch-französische Annäherung. So stellte Präsident Loubet dem deutschen Botschafter Fürsten Radolin und dem deutschen Gesandten für Maro'ko, l)r. Rosen, seine Loge in der großen Oper zur Verfügung. Ferner gab Ministerpräsident Rouvier am Mittwoch ein Frühstück zu Ehren des Fürsten Radolin und des vr. Rosen, an welchem u. a. die sämtlichen französischen Minister teilnahmen. Spiegelt sich schon in derartigen Vorfällen dle erfreuliche Wendung im deutsch-französischen Verhält nisse wieder, so gilt dies doch noch mehr von den Äuße rungen, welche Reichskanzler Fürst Bülow gegenüber einem von ihm in Baden-Baden emvfangenen Pariser Journa listen betreffs des Marokkoabkommens und der deutsch- französischen Beziehungen getan hat. Aus den Äußerungen des Kanzlers leien namentlich die folgenden Sätze wieder gegeben: Frankreich zeigte die Absicht, sich eine Sonder stellung in Marokko zu schassen. Dies war unvereinbar mit der Unabhängigkeit Marokkos, die durch internationale Verträge bekräftigt war, und auch mit der wirtschaftlichen und handelspolitischen Freiheit, kurz eine ernste Lage war das Ergebnis und es schien schwer, aus dieser Lage her auszukommen, ohne daß die Würde eines der beiden Länder darunter litt. Man hat absichtlich vergessen, daß die Politik Deutschlands seit langem den Wunsch hegte, die Beziehungen mit Frankreich zu verbessern. Nicht, daß wir uns darauf beschränkt haben, in Marokko das Regime der offenen Tür zu sichern. Wir haben uns beeilt, die besondere Situation Frankreichs anzuerkennen und im Vertrauen auf seine . Loyalität haben wir zugegeben, daß die Konferenz sich nicht. Mit der Polizeifrage an der algerisch-marokkani schen Grenze zu beschäftigen habe. Frankreich wiederum hat den Abschluß nebensächlicher Geschäfte, die zwischen dem Maghzen und deutschen Bankiers und Unternehmern vereinbart wurden, anerkannt. Bezüglich der Marokko frage selbst haben wir es gleichfalls und mit Rücksicht auf alle irgendwie beteiligten Nationen der Konferenz über lassen, diese Frage zu studieren und Abhilfe zu finden. Diese Worte des leitenden deutschen Staatsmannes be funden ein solches versöhnliches und freundschaftliches Ent gegenkommen gegenüber Frankreich, daß man sich ihrer Wirkung weder in den Pariser Regierungskreisen noch in der französischen Nation schwerlich wird entziehen können. Auch im weiteren Verlaufe seiner Darlegungen betonte Fürst Bülow nochmals, wie die deutsche Negierung in allen Fällen entschlossen sei, die ossene Politik zwischen Frankreich und Deutschland aufrecht zu erhalten und zu befestigen. Wenn auch die leitenden Kreise jenseits der Vogesen sich zu diesem Grundsätze bekennen, so kann es gar nicht fehlen, daß sich hieraus eine nachhaltige An näherung zwischen Deutschland und Frankreich entwickelt, die gewiß nicht nur beiden Ländern zum Segen gereichen würde. Vielleicht sind die Gerüchte verfrüht, welche von einem vertragsmäßigen Zusammenschlusse Deutschlands, Frankreichs und Rußlands zur gegenseitigen Wahrung der Interessen dieser Staaten in Ostasien angesichts des eng lisch-japanischen Bündnisses wissen wollen. Aber es ist nicht ausgeschlossen, daß es noch dahin kommt, ist doch schon nach dem japanisch-chinesischen Kriege der vielge nannte „Dreibund" zwischen Deutschland, Frankreich und Rußland hervorgetreten; jedenfalls würde eine solche er neute Vereinigung nur zur intimeren Gestaltung des deutsch-französischen Verhältnisses und hiermit zur Stärkung des Weltfriedens beitragen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die stürmische, naßkalte Witterung dauert noch immer an. Unter solchem Unwetter wird nicht nur das Einbrigen der Herbstfutterfrüchte, sondern auch die Bestellung der Felder für die Wintersaaten sehr erschwert. Die Kartoffelernte hat ebenfalls viele Verzöge rungen erfahren und dürften die Erträge bei weitem nicht so reichlich sein, als wie man gehofft hatte. Im kommen den Winter und Frühjahr werden daher wirklich gute und mehlreiche Speisekartosfeln sehr rar werden. — Zwei Wochen mit je vier Arbeitstagen stehen uns am Schlüsse dieses Jahres bevor. Der 1. Weihnachtsfeier tag, sowie der Neujahrstag fallen auf Montag, der Hoh neujahrstag auf Sonnabend, es gibt also in zwei Wochen vier Feiertage. — Die Paßkarten für das Jahr 1906 haben einen Unterdrück von Chamoisfarbe. — Das Ministerium des Innern stand bis vor kurzer Zeit auf dem Standpunkte, daß die Erteilung des Vor namens als Bestandteil des Sakraments der heiligen Taufe anzusehen sei. Deshalb hielt es früher die Vornamen für unabänderlich. Diese Bestimmung ist nunmehr ausge hoben und die Änderung der Vornamen ausdrücklich zu- gekassen. Zuständig für die Genehmigung dazu ist das Ministerium des Innern. Die Änderung soll am Rande der Geburtseintragung im Standesamtsregister vermerkt werden. Kipsdorf. Die erschienene letzte Fremden- und Kur liste Nr. 10 weist für die Sommerfrischen und Luftkurorte Kipsdorf, Värenfels und Bärenburg auf die Zeit vom I I. September bis Schluß der Saison an angekommenen Sommergästen 88 Parteien mit 132 Personen, sowie 197 Passanten nach. Die Gesamtfrequenz betrug in dieser Saison an Sommergästen 2274 Parteien mit 4012 Per sonen, sowie 2268 Passanten. Johnsbach. Die polizeilichen Erörterungen haben er geben, daß das Feuer im Erbgerichtsgasthofe vom 5 jähr. Söhnchen des Besitzers, das sich in einem unbewachten Augenblick Streichhölzchen verschafft hat, angelegt worden ist. Glashütte. Der hiesige Stadtgemeinderat läßt gegen wärtig Erörterungen darüber anstellen, ob es zweckmäßig erscheint und genügende Unterstützung findet, wenn eine zentrale Licht- und Kraftversorgung für die Stadt Glas hütte eingerichtet würde. Der Zweck dieser Einrichtung würde sein, einmal eine den heutigen Anforderungen ent sprechende Helle und dabei doch möglichst preiswerte Straßen beleuchtung zu schassen, zum anderen aber der gesamten Einwohnerschaft die Annehmlichkeiten und Vorteile eines stets bereiten, neuzeitigen, billigen Lichtes und eines eben solchen Heizmittels zugängig zu machen. Possendorf. Der unter guter Leitung stehende hiesige Turnverein, Mitglied des Müglitztalgaues, feiert am 15. Oktober im hiesigen Gasthofe sein 10. Stiftungsfest. An die Ortsvereine sind bereits Einladungen ergangen. — Die stattgesundene diesjährige Haussammlung für den Gustav Adolf-Verein hat in der Parochie Possendorf den ansehnlichen Betrag von 250 M. ergeben, im Vor jahre 222 M. — Die anhaltende Nässe ist für die Kartoffelernte nicht von Vorteil, da infolgedessen die Knollen nicht trocken in die Keller kommen. Dresden. Die Bismarcksäule auf der Räcknitzer Höhe ist im Ausbau vollendet und wird jetzt abgerüsiet. Das massive Bauwerk ist weithin sichtbar und wird als Aussichtsturm viel Beachtung finden. Über dem die Aus sicht vermittelnden Umgang erhebt sich noch ein viereckiger Aufbau, der zur Anzündung der Freudenfeuer an (ratio ¬ nalen Festtagen dienen soll. Die ein Stück davon sich erhebenden Gebäude des Land- und Oberlandesgerichts sind in, Äußeren der Vollendung auch nahe gebracht und erregen allgemeine Bewunderung. — Die Behauptung von einem bevorstehenden Rück tritt des Ministers v. Mestzch wird in Meldungen aus Dresden aufrecht erhalten. Dagegen werden alle Ver mutungen über die Person seines Nachfolgers als falsch bezeichnet; auch der sächsische Gesandte in Berlin, Graf Hohenthal, soll nicht mehr in Betracht kommen. Der jetzige Finanzminister Rüger soll im Amte bleiben. — Dem Oberlehrer am Wettiner Gymnasium, Herrn vr. Ernst Martin Lincke, einem geborenen Dippoldis- walder, ist der Titel und Rang als Professor verliehen worden. — Über die Betriebsmittelgemeinschaft der deutschen Eisenbahnen wird, wie schon einmal kurz er wähnt, in der nächsten Woche von neuem beraten werden. Diese Verhandlung dürfte insofern von besonderer Be deutung sein, als dabei der „Köln. Ztg." zufolge über dle neuen, von der bayerischen Regierung ausgehenden Vor schläge beraten werden soll. Bei dem engen Zusammen hang zwischen Betriebsmittelgemeinschaft und Personen tarifreform wird voraussichtlich das Schicksal der ersteren mitbestimmend auch für die Personentarisreform werden. Die badische Staatsbahnoerwaltung hat eine Denkschrift fertiggestellt, die die Notwendigkeit der Personentarifreform begründet und zur Frage des Kilometerheftes und der 4. Wagenklasje Stellung nimmt. — Das Lutherfestspiel von Devrient, welches jetzt einige Wochen lang im Ausstellungspalaste im Großen Garten in Dresden gegeben wird, ging gestern Sonntag vor ausverkaustem Hause wieder von statten. Die Straßen bilder von Erfurt mit den Ablaßverkäufern, Luther in der Klosterzelle, Luther auf dem Reichstag in Worms, Junker Görg auf der Wartburg, Kloster Nimbschen, Luthers Ver mählung in Wittenberg, der Weihnachtsabend: „In Fried'und Freud' fahr ich dahin" sind packende Bilder. 350 Dar steller aus dem Bürger- und Künstlerstand sind dabei tätig. Dresden. Infolge des ungünstigen Wetters sind die Jagden in Rehefeld abgebrochen und kehrte der König mit den Prinzensöhnen am Freitag nachmittag ins Hos- lager Pillnitz zurück. — Gegen 55000 Personen haben vom 15. April bis jetzt die Festung Königstein besucht. — In der Wagnerschen Dampfziegelei in Zwickau stürzten drei Arbeiter mit einem Fahrstuhl aus einer Höhe von etwa vier Metern herab. Zwei von ihnen trugen erhebliche, der dritte leichtere Verletzungen davon. — In Hochkirch findet am >5. Oktober die Ent hüllung des gemeinsamen Denkmals zu Ehren der in der Schlacht bei Hochkirch am 14. Oktober 1758 gefallenen österreichischen und preußischen Krieger statt. Das Denk mal, ein 2,85 Meter hoher Obelisk aus Taubenheimer Syenit, verfertigt von der Firma Aug. Schmidt in Oppach, ist eine Zierde und würdig dem Zwecke, dem es gewidmet ist. Das Denkmal wird vor der Kirche in Hochkirch an die Stelle zu stehen konimen, wo der Kanipf am heftigsten wütete, neben dem Denkmal des helden mütigen Verteidigers des Friedhofes, Major Simon Wilh, v. Langen, welcher mit dem ersten Bataillon des preußi schen Regiments Geist den Friedhof beseht hielt und, nach dem er seine Munition verschossen, sich mit dem Bajonett Bahn brechen wollte, mit den meisten seiner Soldaten aber den Heldentod fand. Meißen. Mit der Weinlese in unsern heimischen Bergen ist bereits in voriger Woche begonnen morden. Die Regentage haben eine Unterbrechung der Lese veran laßt, jetzt aber wird nach Eintritt trockenen Wetters die Arbeit fortgesetzt. Der Most soll durchschnittlich nach Oechsle 68 bis 74 Grad wiege». Der Preis für die Trauben schwankt, je nach der Güte, zwischen 15 und 18 Mark für 50 Kilogramm. Ein Nutzen für die Weinbergs-