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Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. km und Sonnabend und «ad an den vorhergehen» denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Psg., zweimonatlich A4 Psg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern ÜO Pfg. — Alle Postan. jtalten, Postboten, sowie Msere Austräger nehmen Bestellungen an. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auslage de« Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 12 P^g., solch« aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Psg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompll- zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten- zeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschafi, das Königliche Umisgericht und den Siadtrat zu Dippoldiswalde Sonnabend, den 14. Oktober 1905. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde^, MU achtsolttgo« „Illustrierte« Unterhaltungedlatt". «tt land- und hau,wirtschaftlicher Mo««,-Beilug,. Nr. 119. Sonnabend, den 14. Oktober 1905. 71- Jahrgang Herr Oberförster LnuU Askar Lamps in LSvkvlläork ist als Gutsvorsteher für das Höckendorfer Staatsforstreoier in Pflicht genommen worden. Dippoldiswalde, am 7. Oktober 1905. ^46 ä. Königliche Amtshauptmannfchast. Mit Bezugnahme auf 8 4 Ziffer I der Verordnung zur Ausführung des Lehrer- pensionsgesetzes pp. vom 24. Mai 1892 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1892, Seite 209 flgd.) werden die 8odulvors1Locks des hiesigen Bezirks hiermit veranlaßt, dts Lutaue vorowdor kUv808 Makros anher anzuzeigen, ob im lausenden Jahre an den die llüd« äss 8odlllevläos betreffenden ortsstatutarischen Bestimmungen etwas gsLoäorl worden ist oäor oiedt. Dippoldiswalde, den 6. Oktober 1905. 433 K. LSuigUvdv Lo2lrk88ekllI1ll8pvkUou. — -i ' ä.chM Delcafft's Enthüllung. Das allgemeine Interesse an den Vorgängen in der hohen Politik wird noch immer vorwiegend durch die sensationellen Enthüllungen in Anspruch genommen, welcher Der gewesene französische Minister des Auswärtigen, Delcasse, im Pariser „Matin" über die angebliche Bereit willigkeit Englands gemacht hat, Frankreich im Falle eines Angriffskrieges seitens Deutschlands aktiv zu unter stützen. Bekanntlich war von Delcasse im „Matin" be hauptet worden, England sei bereit gewesen, Frankreich, salls es von Deutschland mit Krieg überzogen werde, da durch zu Hilfe zu kommen, daß es den Kaiser Wilhelm- Kanal beschlagnehmen und Schleswig-Holstein mit l 00 000 Mann besetzen werde. Was es nun mit diesem von Delcasse behaupteten Anerbieten Englands an Frankreich eigentlich auf sich hat, und wie dasselbe in den maß gebenden Pariser Regierungskreisen etwa ausgenommen worden ist, darüber herrscht noch Ungewißheit. Bis jetzt hat weder die französische noch die englische Regierungs presse bestimmt Stellung an der Delcasseschen Enthüllung genommen, immerhin kann man aus gewissen Äußerungen des Pariser „Temps" schließen, daß die französische Regie rung, falls ihr englischerseits wirklich ein derartiges Hilfs anerbieten gemacht ^worden sein sollte, dasselbe zurückge wiesen hat. So heißt es in dem Pariser Regierungsblatte u. a.: „Anderen Mächten drohen wir nicht, und halten auf korrekte Beziehungen. Unsere Gesamtpolitik muß sie überzeugen, daß wir nichts gegen sie haben, und nur loyale Absichten haben. Etwaige Konflikte werden im Interesse der Zivilisation auf diesem Wege stets auszu gleichen sein." Mit dieser Friedenskundgebung stimmt auch überein, was der Ministerpräsident Rouvier im Nizzaer Generalrat sagte: „In der auswärtigen Politik habe ich unter Mitwirkung der Minister daran gearbeitet, Frankreich den von uns allen gewünschten Frieden zu sichern, einen würdigen und stolzen Frieden. Ich glaube, daß mir dies gelungen ist." Das ist so korrekt wie mög lich und zunächst eine glatte Abweisung der Delcasseschen Hetzereien. Hoffentlich hat die französische Regierung die Kraft, diese Haltung zu bewahren. Einigermaßen ver dächtig ist es nun allerdings noch immer, daß die eng lische Regierung bislang der Delcasseschen Behauptung gegenüber schweigt, es wäre ihr doch ein Leichtes, ein ent sprechendes Dementi von Stapel zu lassen — sollte man sich im Londoner Auswärtigen Amte doch schuldbewußt fühlen? Nun, wenn England Frankreich tatsächlich ein Bündnis gegen Deutschland angetragen haben sollt«, so würden die englischen Chauvinisten schwerlich gegen ein solches Bündnis etwas einzuwenden gehabt haben. So schreibt die „Daily Mail" in einer Besprechung der Del- rasseschen Enthüllung: „Es kann kein Zweifel dagegen be stehen, daß England bereit war, Frankreich mit seinem Militär und seiner Marine in wirksamster Weise zu unter stützen, im Falle eines unprovozierten Angriffes auf das französische Volk. Kein britisches Ministerium konnte zu lassen, daß eine befreundete Nation für das bloße Ver gehen, Großbritannien freundlich gesinnt zu sein, über wältigt würde, kein britischer Staatsmann konnte über setzen, daß, wenn Frankreich vernichtet war, der folgende Angriff auf England für den Kaiser eine vermehrte An ziehungskraft besessen hätte." Und auch die „Times" ver sichert, sie habe an der Delcasseschen Behauptung, Eng land sei bereit, Frankreich im Kriegsfälle mit Deutschland zu unterstützen, nichts auszusetzen, sie bezweifle gar nicht, Daß die englische Regierung in einem solchen Falle ent schlossen gewesen wäre, Frankreich zu Hilfe zu kommen, und zwar unter herzlicher Zustimmung der englischen Nation. Nur beeilt sich dann das Lityblatt, wieder ab zuwiegeln, indem es bezweifelt, daß die englische Regie- ' rung der französischen Regierung eine derartige Zusiche rung unverlangt gegeben habe. — Jedenfalls spielt ein Teil der öffentlichen Meinung bedenklich mit dem kriegeri schen Feuer und scheint in der Tat der Ansicht zu huldigen, daß es für England ein Leichtes sei, mit seiner Flotte den Kaiser Wilhelm-Kanal zu nehmen und mit 100000 Mann Schleswig-Holstein zu besetzen. Diese sonderbaren englischen Strategen sind sich offenbar durchaus nicht klar darüber, daß zuvor die deutsche Flotte vernichtet sein müßte, ehe der Union Jack am Kaiser Wilhelm-Kanal flattern könnte, und daß eine feindliche Armee von 100000 Mann nicht im Entferntesten genügen würde, um Schleswig-Holstein oder einen anderen Teil Preußen-Deutschlands zu besetzen. Vielleicht aber haben gerade die Delcasseschen Mitteilungen im „Matin" das Gute, die deutschfeindlichen Elemente jen seits des Kanals zum Nachdenken darüber zu veranlassen, daß es für England doch seine großen Schwierigkeiten haben würde, das wasfenstarke Deutschland mit Kriegs gewalt zu überziehen. ' Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das trübe, neblige Wetter hält nach wie vor an. Wohl schien am Donnerstag eine Wendung zum Besseren eintreten zu wollen, da die Sonne nach fast 14 Tagen zum ersten Male wieder hinter den Wolken heroorkam, aber heute Freitag ist der Himmel wieder völlig umzogen, und der Regen hat sich wieder eingestellt. — Die Tage nehmen merklich ab, und nicht slange mehr wird es dauern, da befinden wir uns wieder mitten drin in den langen Winterabenden. So mancher, der nach getaner Arbeit während des Sommers die schönen Abendstunden zu ausgedehnten Spaziergängen benützte, sieht dem Kommen der rauheren Jahreszeit mit recht ge mischten Gefühlen entgegen; fühlt doch jeder, daß diese Bewegung seinem geistigen und körperlichen Wohlbefinden recht dienlich war, denn: „Bewegung heißt Leben". Ge meinschaftlich kann aber in unseren Turnstätten die körper liche Ausarbeitung auch in den Wintermonaten fortgesetzt werden. Darum sollte Jeder sich auch im Winter der körperlichen Ausarbeitung nicht entfremden und durch Turnen dieselbe zu ersetzen suchen. — Bei den Renovierungsarbeiten am Kirchturme ver unglückte am Donnerstag der Maurer Zimmermann von hier dadurch, daß ein Quader, nachdem er in die Höhe gewunden, umschlug und ihm zwei Finger der rechten Hand zerquetschte. Wendischcarsdors. Am vergangenen Montag wurde der sogen. Heidemühlenteich gefischt. Im Laufe des Vor mittags hatte sich ein zahlreiches Publikum von nah und fern eingefunden, um trotz des regnerischen und unfreund lichen Wetters, dieses Schauspiel mit anzusehen. Wegen der vorhandenen großen Wassermenge konnten die Fisch züge erst gegen Mittag vorgenommen werden. Herr May, der Besitzer des Teiches, konnte mit dem Fange zufrieden sein, und die gutgemästeten feisten Karpfen fanden auch guten Absatz. Pofsendorf. Noch 14tägigen Michaelisferien beginnt kommenden Montag, den 16. d. M., an den Schulen unserer Parochie der Unterricht wieder und damit zugleich das arbeitsreiche Winterhalbjahr. In den Oberklassen nimmt der Unterricht nunmehr um 8 Uhr früh seinen Anfang. An den meisten Schulen beginnt nach >/2jähiiger Sommerpause auch der Fortbildungsschulunterricht wieder. Dresden. Ein ungenannt sein wollender Herr hat dem Gnrdereiterregiment, das sein 225jähriges Bestehen dieser Tage feierte, 30000 M. gestiftet. Die Zinsen sollen alljährlich zu Königs Geburtstag an besonders verdiente Unteroffiziere des Regiments'verteilt werden. — Der Stadtgemeinderat von Limbach beschloß, die vorläufig noch unverbindliche Zinsgarantie für die ge plante Automobilomnibus-Verbindung Limbach—Burgstädt — Mittweida zu übernehmen. — Am 1. Dezember 1900 wurde in Annaberg unter Entfaltung größten Pompes im Familienerbbegräb nis das Mitglied einer alten Patriziersamilie, der Kauf mann Traugott Friedrich Brodengeyer beigesetzt. Mitte Dezember wurde über das Vermögen Brs. und über das der Dietrichschen Spar- und Leihkasse, deren Mitinhaber und Verwalter Vr. war, das Konkursverfahren eröffnet. Es stellte sich heraus, daß Br. jahrelang schwere Betrüge reien und Unterschlagungen verübt und besonders „kleine Leute" sehr geschädigt hatte. Weihnachten 1900 war daher für viele Bewohner des Gebirges ein recht trauriges. Sorge und Gram brachten mehreren Krankheit, Siechtum und den Tod; einigen verdunkelte die Katastrophe den Geist, sie schieden freiwillig aus dem Leben. In wenigen Wochen steht das Ende der Tragödie bevor; auf den 6. n. M. ist der Schlußtermin im Brodengeyerschen Konkurs angesetzt. Bischofswerda. Nachdem kaum erst in der Nacht zum vorigen Sonnabend drei an der Kamenzer Land straße gelegene Scheunen durch Feuer vernichtet worden sind, wurden in der Nacht zum Mittwoch gegen 1 Uhr abermals zwei Scheunen an derselben Straße ein Raub der Flammen. Augenscheinlich liegt auch bei diesem er neuten, in kurzer Zeit nun dritten Scheunenbrand Brand stiftung vor. Hohenstein-Ernstthal. Recht flott geht das Geschäft in der hiesigen Deckenbranche. Seit einigen Jahren ist die Weberei nicht so gut beschäftigt gewesen, als jetzt. Man glaubt, daß der Friedensschluß zwischen Rußland und Japan von Einfluß ist. Doch hört man in Weber kreisen viele Klagen über niedrige Löhne. Jöhstadt, l l. Oktober. Das Schneewetter hat noch nicht wieder aufgehört. Die Landstraßen sind zum größten Teil verweht, die Geschirre müssen die Winterbahn benützen. Mylau i. V., ll. Oktober. Heute vormittag ll Uhr gerieten auf der Netzschkauer Straße zwei elfjährige Schul knaben wegen geringfügiger Ursache in Streit, wobei der eine flugs sein Taschenmesser zog und seinem Kameraden einen schweren Stich unterhalb des Auges beibrachte. Herbeieilende Passanten übergaben das Bürschchen der Polizei. Markneukirchen, ll. Oktober. Eine Messerstecherei hat sich gestern auf Wohlbacher Flur abgespielt, wobei der Kaufmann Schubert aus Erlbach einen lebensgefähr lichen Stich in den Nacken erhielt und ein Gastwirt Benkert ebenfalls verwundet wurde. Als Täter wurde der 28- jährige Handarbeiter Ficker ermittelt und in Adorf ver haftet. Streitigkeiten sind der Stecherei vorausgegangen. Wermsdorf. Am 16., 17. und 18. Oktober findet die Hauptausfischung des 700000 Quadratmeter Wasser fläche umfassenden Horst sees bei Wermsdorf statt. Der Horstsee gehört zur Königlichen Wermsdorf-Mutzschen- Hubertusburger Teichwirtschaft, die acht Teiche mit einer Wasserfläche von zwei Millionen Quadratmetern umfaßt. Zittau. Aus dein städtischen Dienst entlassen wurden fünf Schaffner der elektrischen Straßenbahn, weil sie sich zu wiederholten Malen Unredlichkeiten zu Schulden kommen ließen. Sie hatten gegen Verabreichung von Bier, Zigarren usw. Personen die Mitfahrt gestattet, ohne daß diese die tarifmäßigen Gebühren entrichteten. Reichenau. Die Zahl der eingefangenen Kreuz ottern, welche gegen die Fangprämie von 30 Psg. für das Stück auf dem Gemeindeamt abgeliefert wurden, be trug in diesem Jahre 250 Stück; es wurden dafür 75 Mark verausgabt. Tagesgeschichte. Berlin. Wie in Hofkreisen verlautet, wird die Hoch zeit des Prinzen Eitel Friedrich mit der Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg erst im kommenden Frühjahre stattfinden. — Durch Forderungen im neuen Etat soll die Kopf stärke des militärischen Personals der Flotte auf rund 43 000 gebracht werden. Eisenach. Die größeren thüringischen Städte beschlossen wegen der Fleischteuerung die Abhaltung regelmäßiger Kaninchenmärkte. Frankfurt a. M. Wie die „Franks. Ztg." vom 10. Oktober aus Belgrad meldet, erhielt das englische Kon sulat in Monastir von bulgarischen Komitatschis einen Drohbrief, daß alle im Konsulat ermordet werden sollen, wenn nicht bis zum 15. Oktober 5000 Pfund ge zahlt würden.