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Weißeritz-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend 71. Jahrgang Dienstag, den 3. Oktober 1908 Nr. 114. I. Oktober fällig —. der der der der der am I-, 2, 3., 4-, 5, nellen Teile, die Spalte» zelle 20 Pfg. Ovstbaumschulen-Berkauf. Die über 7000 Bäume zählende Obstbaumschule (darunter 2700 Apfel- und 660 Birnen-Hochstämme mit den besten Sorten veredelt) der Bezirtsanstalt zu Dippoldiswalde soll wegen Veränderung des Anstaltszweckes freihändig verkauft werden. Angebote auf die Gesamtbestände sind bei der Königl. Amtshauptmannschaft Dip- Pvldiswalde bis zum 15. Oktober s. c. einzureichen. Die gekauften Bäume können sämtlich oder zum Teil bis Frühjahr an Ort und Stelle belassen werden. — Besichtigung der Baumschule ist jederzeit möglich. Vor Lorlrlmvordtmä äor Aolgl. AmtsksuptmLoasokrttl Vlppolckümaläo. Dippoldiswalde, am 30. September 1005. Der Stadtrat. Voigt. Amtsblatt fiir die Königliche AmtshauxtmainMst, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne - Druck und Verlag von Carl Jehns in Dippoldiswalde- Mit achtsottigHM „2ll«?trier1sv A«terhaltm»g»tl«tt". Mit land- »ad haaswirtschastlichor «»ttalS'vellag«. An Steuern und Abgaben sind spätestens bis 21. Oktober zu bezahlen: Wasserzins — am l. d. M. fällig gewesen — ll. Termin Staatseinkommensteuer - heute fällig — II. Termin Ergänzungssteuer — heute fällig — Hl. Termin Ablösungsrenten — heute fällig — ll. Termin Brandkasfenbeiträge nach 1 Pfg. für die Einheit — Snterate, welche »el da.- bedeutenden Auflage de« Blatte» »in« sehr wirk same Verbre!tunä finden, werden mit 12 Ph., solch« au» unserer Amtshaupt- Mannschaft mit 1Ü Pfg. die Spaltzeile oder der«» Raum berechnet. — Ta bellarische und kompst- DK :Di«n»tag,Donner»- L« «nd Sonnabend und wkd an den vochergeben- denAbenden ausgegeben. Prei» viert eljübrllch 1M. W Pfg., zweimonatlich Z4 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern N Pfg. - Me Postan- Italien, Postboten, sowie Msere Austräger nehmen Bestellungen an. Lokal« und Sächsisch«. Dippoldiswalde. Herr Bürgermeister Voigt, der unserem städtischen Gemeinwesen in nimmermüdem Eifer und mit sichtlichem Segen seit dem 5. April 1871 vor gestanden hat, hat für den 31. Dezember d. I. um seine Pensionierung nachgesucht. Dippoldiswalde. Bei der am heutigen Montag stattgefundenen Wahl eines Landtagsabgeordneten für unsern ländlichen Wahlkreis wurde Herr Ökonomierat Andrä in Braunsdorf mit 60 von 69 Stimmen gewählt. — Mit einem Aktus wurde am vergangenen Sonnabend das Sommersemester an hiesiger Müllerschule geschlossen. Herr Ingenieur von Scherz legte in längerer Rede den Wert und Nutzen einer Fachschule und speziell einer Müller, schule dar und ermahnte zum Schlüsse die Schüler, weiter zubauen auf den Grundlagen, die die Schule gelegt. Bei der folgenden Zensurverteilung wurde den Schülern Alfred Herrmann aus Mühlstedt (Anhalt), Nikolaus Schmidt aus Pattburg (Schleswig), Hermann Scholz aus Steinberg (Mähren), Wilhelm Winter aus Bodenbach in Klasse ll und Hermann Loose aus Lüderitz, Mar Schäfer aus Schönbach bei Kamenz aus Klasse l für Fleiß und gutes Betragen ein Diplom zuerkannt. Im Anschluß hieran verabschiedete sich Herr Ingenieur Müller, der nach 11 Semestern erfolgreicher Lehrtätigkeit die hiesige Müllerschule verläßt, während Herr Direktor Ehemann den neuen Assistenten, Hrn. Ing. Günther, vorsiellte, um darauf das Sommer-Semester für geschlossen zu erklären. Glashütte, 1. Oktober. „Stumm schläft der Sänger" ertönte es heute wieder auf unserm Friedhöfe am Grabe eines Heimgegangenen. Ein echter Volkssänger war es, welchem dieser letzte Gruß sangeskundiger Kollegen galt, dem Uhrmacher Bernhard Lindner. Durch seinen biedern Charakter, seine reiche Unterhaltungsgabe, durch seine tief empfundenen ernsten Lieder, vorzüglich aber auch durch den mit nie versiegendem Humor und bewundernswertem Gedächtnis, bei unzähligen Gelegenheiten vorgetragenen heitern Lieder, durch welche er allen Kreisen manch frohe Stunde bereitet hat, war er beliebt bei jedermann, dies zeugte auch das zahlreiche Trauergeleit. (Der Verstorbene lebte längere Zeit, bevor er nach Glashütte übersiedelte, In Dippoldiswalde und erstellte sich auch hier großer Hoch achtung.) — Sächsischer Lehrerverein. Nach dem soeben veröffentlichten Jahresbericht stieg die Zahl der Mitglieder im vorigen Jahre von 11456 aus 11896. Die 75 Be zirksvereine hielten 1497 Versammlungen ab, in denen 1025 Vorträge, 382 Berichte und 158 praktische Lektionen geboten wurden. Von den Vorträgen behandelten 75 Stoffe aus dem Gebiete der Psychologie,. Logik und Philo sophie, 153 allgemeine Didaktik, 94 spezielle Methodik, 51 Geschichte der Pädagogik, 92 Religion und Ethik, 81 deutschunterrichtliche Fächer, 25 Rechnen und Formenlehre, 40 Geschichte, 92 Geographie, 96 Naturwissenschaften, 109 -Literatur, 65 Kunst- und künstlerische Erziehung, 62 Hygiene und Schulgesundheitspflege, 41 Volkswirtschaft und 18 Standesftagen. Diese statistische Zusammenstellung zeigt, mit welch regem Eifer in den Brzirksvereinen an der Fortbildung der Mitglieder gearbeitet wurde. — Die Einstellung der diesjährigen Rekruten findet wie folgt statt: Am 4. Oktober die Rekruten für Kavallerie, Train, sowie die Fahrer der Maschinengewehr-Abteilung und der Bespannungs-Abteilung der Fußartillerie;.am 10. Oktober die Rekruten für die Regimenter 104, 106, 108, 134 und 139, des Jägerbataillon« Nr. 12, der Feld- uttillerie-Regimenter 68 und 48, des Pionier-Bataillons Nr. 22; am 11. Oktober die Rekruten für di« Regimenter 100, 101, 105, 107, 133,. 179 und 181, der Feld- artillerie-Regimenter 32 und 77; am 12. Oktober die Rekruten für das Eisenbahnregiment Nr. 2 und das Tele- grophen-Bataillon Nr. 1; am 13. Oktober die Rekruten Mr da» FußarlUlerie-Negiment Nr. 12. — Die Kleinigkeit von 50000 Mark als Buße ver langte ein gewisser Brackemann von dem Redakteur des „Correspondent für Deutschlands Buchdrucker", Rerhäuser, weil dieser in einer Notiz behauptet hatte, Brackemann sei an den Schwindeleien seines bestraften Chefs beteiligt ge wesen. Rerhäuser ward nur zu 250 Mark Geldstrafe ver urteilt; in einer Besprechung dieses Urteils fand Bracke mann eine neue Beleidigung, wegen deren Rerhäuser zu 400 Mark verurteilt wurde. Nebenher läuft aber eine Zivilklage B.s auf Zahlung einer Buße von 10000 Mk. — Kommt ein Sozialdemokrat in den sächsischen Landtag? Das sozialdemokratische „Zwickauer Volksbl." schreibt zum Ergebnis der Wahlmännerwahlen im 37. Wahlkreise: „Die Sozialdemokratie hat ausgerechnet: 51 Stimmen für Goldstein (soz), 50 für Modes (kons.). Die Berechnung der Ordnungsparteien ergibt umgekehrt: 50 für Goldstein, 51 für Modes. Die Abgeordnetenwahl wird zeigen, wer recht gehabt hat. Jedenfalls dürfte in keinem Wahlkreis der Wahlkampf so heiß sein, wie im 37. ländlichen." Dem fügt das Zentralorgan der sächsi schen Sozialdemokratie hinzu: „Aus dieser Bemerkung geht hervor, daß das „Volksbl." nicht sicher ist. Über die Zahl unsrer Wahlmänner dürfte aber gar kein Zweifel herrschen, wenn die Organisation des Wahlkampfes den Anforde rungen entsprochen hätte." — Im ersten Halbjahr 1905 erhielten in Sachsen 145 Mitglieder freiwilliger Feuerwehren und elf Berufs- feuerwehrmänner das Königliche Feuerwehr-Ehren zeichen verliehen. — Vom königl. Landgericht Freiberg wurden der Dienstknecht Arthur Franz Wilhelm Prell in Seifersdorf, geboren den 15. Februar 1889 daselbst und der Kisten bauer Oswald Edwin Kummer in Dippoldiswalde, ge hören am 13. Februar 1890 in Seifersdorf, wegen ge meinschaftlichen Slttlichkeitsverbrechens und Beleidigung, und zwar Prell zu 8 Monaten Gefängnis und Kummer zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. — Der mutmaßliche siebenfache Mörder Thomschke in Niedersteina bei Pulsnitz, der zurzeit zehn Monate Ge fängnis wegen begangener Wechselfälschung verbüßt, soll, wie verlautet, nach Verbüßung dieser Strafe auf freien Fuß gesetzt werden, da alle Schuldbeweise in der Mord affäre gescheitert sind. — Im Seminar zu Rochlitz ist der Typhus ausge brochen. Die Ferien sind nm 14 Tage verlängert worden. In der Stadt selbst ist kein Typhusfall zu verzeichnen. — Am Donnerstag mußte der abends 10 Uhr durch Zwota durchfahrende Personenzug 1923 kurz vor dem Haltepunkt halten. Der Lokomotivführer hatte noch recht zeitig bemerkt, daß ein großer Stein über die Schienen ge- legt war. Man nahm ihn auf, um den Stein nachzu wiegen; dabei ergab sich ein Gewicht von 68 Pfd. — Bei einem Zusammenstoß zweier Radfahrer in Zschopau war der Anprall der beiden so stark, daß sie stürzten und der eine, ein 40 jähriger Maurerpolier, sich so schwer verletzte, daß er kurze Zeit darauf verstarb. Der andere Fahrer kam verhältnismäßig gut weg. Dresden. Neueren Nachrichten zufolge soll der säch sische Landtag am 24. Oktober zusammentreten. ' Dresden, 29. September. Heute mittag 12 Uhr fand in Gegenwart des Königs, des Prinzen Johann Georg, der Prinzessin Mathilde, sowie der Staatsminister und königl. Behörden, des Rater und der Stadtverordneten und der Vertreter der Hauptstädte Sachsens die feierliche Grundsteinlegung zum neuen Rathause statt. Nach dem Yorkmarsch sang der Kreuzschülerchor «inen Festgesang mit Orchesterbegleitung, komponiert von Professor Wermann. Dann hielt Oberbürgermeister Beutler eine Ansprache, in der er sagte, daß beide städtischen Kollegien beschlossen hätten, den Staatsminister v. Metzsch zum Ehrenbürger zu ernennen. Dann wurde die bronzene Urkunde in den Grundstein versenkt. Hierauf erfolgten die üblichen Hammerschläge. Der König tat dies mit den Worten: „Die Inschrift, die unser altes Rathaus ziert, sei das erste Weihewort: 8oli cleo gloria." Prinz Johann Georg sprach: „Der Stadt zur Zierde, der Bürgerschaft zum Ruhme, den kommenden Geschlechtern ein Denkmal unserer Tage"; Prinzessin Mathilde: „provickentiae mcmor". Wetter folgten Staatsminister v. Metzsch, Oberbürgermeister Beutler, Stadtverordneten - Vorsteher Or. Stöckel, Kreishauptmann Schmiedel, Stadtbaurat a. D. Bräter und die Herren Architekt Roth, Baumeister Schick und Ratsmaurermeister Mirus, sowie der Ephorus Oberkonsistorialrat Superinten dent vr. Dibelius. Nach einem Weihegebet des letzteren folgte der Schlußgesang. Der König hielt noch einige Zeit Zerkel und fuhr dann zum Schlosse zurück. Tausende von Menschen umstanden dos Bauareal. (Wiederholt, weil nur in einem Teile der Auflage der vorigen Nummer.) — Nachdem die Bretterplanken des Ständehaus-Neu- baues am Schloßplatz gefallen sind, ist man jetzt mit den Grundierungsarbeiten zum König Albert-Denkmal, das bekanntlich vor dem Hauptportal aufgestellt werden soll, beschäftigt. Gottleuba. Am 27. September vollendete sich ein Zeitraum von 500 Jahren, seitdem die Stadt Gottleuba dem Herrscherhaus« Wettin zugeleilt wurde, dem sie in dieser langen Zeit ununterbrochen, durch gute und böse Tage in Treue und Anhänglichkeit zugehörte. Zur würdigen Feier dieses Gedenftages versammelte sich der Stadtgemeinderat zu einer Festsitzung im Ratssitzungssaale. Der Vorsitzende, Herr Bürgermeister Hackebeil, richtete eine kurze, markige Ansprache an die Stadtoertreter, gedachte hierbei der mannigfachen Wohltaten und Auszeichnungen, welche die Stadt im Laufe der Jahrhunderte vom Regenten hause Wettin erfahren und schloß mit dem Gelöbnis un verbrüchlicher Treue und Liebe für unsern König und sein Haus. Freiberg. Mit der allmähligeri Abrüstung des Erz bergbaues werden auch immer mehr Beamte überflüssig. Mehrere Steiger sind als Grenzaufseher in den Steuer dienst übernommen worden. Chemnitz. Im Jahre 1805 hatte die Stadt 12000 Einwohner, so daß sie sich in 100 Jahren verzwanzig facht hat. — Nach dem verunglückten Konkurrenz-Unter nehmen des Direktors Steinpoetter im Thalia-Theater wird der Direktor unseres Stadttheaters, Richard Jesse, für die Wintersaison die Direktion auch des Thalia-Theater» übernehmen. Ehrenfriedersdorf. Beim Befördern von Bauholz auf der Eisenbahn-Neubaustrecke verloren drei auf einer Lori sitzende Arbeiter die Gewalt über diese. Zweien ge lang es, von der rasend dahinjagenden Lori abzuspringen, der dritte jedoch, ein 66 Jahre alter Zimmermann namens Schreiner, stürzte mit ihr die Böschung hinab und wurde lebensgefährlich verletzt. Leipzig. In einem Zimmer des in der Nürnberger Straße gelegenen poliklinischen Instituts der Universität hat am Donnerstag eine Kohlenorydgas-Vergiftung stattgefunden. Ein in dem Zimmer liegender Patient, der verheiratete Handlungsgehilfe Delling aus der Nähe von Leipzig, ist tot. Ein anderer Patient, ein 17 Jahre alter Musiker aus Leipzig, ist schwer erkrankt, doch jetzt außer Lebensgefahr. Auf welche Weise die Gase dem Ofen ent strömen konnten, ist noch nicht aufgeklärt. Leipzig. Vom Rate ist die Erhöhung der Zahl der un besoldeten Ratsmitglieder von 15 auf 17 beschloßen und es sind die Stadtverordneten um ihre Zustimmung ersucht worden. Das Ratskollegium besteht gegenwärtig aus 31 Mitgliedern, dem Oberbürgermeister, dem Bürgermeister, dem Polizeidirektor, 13 besoldeten und 15 unbesoldeten Stadträten. Es stehen also 16 besoldete Mitglieder 15 unbesoldeten gegenüber. Nach Begründung der jetzt b«. antragten zwei neuen Stellen würden wieder, wie «»