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Die „Welberitz-Zettung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeoen. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 64 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie «nsere Austräger nehmen Bestellungen an. Mkmti-Mmig. Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend. Initiale, welche bei d« bedeutenden Auflage de« Blattes »ine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 12 Pm., solch,- aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Psg die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redartiv nellen Teile, die Spalter» zelle 20 Pfg. Amtsblatt für die Mißliche Umtshaupimannschast, das Mißliche Amtsgericht Md dm Stadtrat zu Dippoldiswalde Verantwortlicher Redakteur: Paul JelM» - Druck und Verlag von Carl Jetzne in Dippoldiswalde- Mit achtseitigev? „Nwstrk^rn «nterhaltnngo-lckt" Wtt land- «nd hmuwirtschastNch« Monat».Belage. Nr. 112. - Donnerstag, den 28. September 1905 71. Jahrgang Im Zwangsversteigerungsverfahren der im Grundbuch für Hausdorf Blatt 25 und 39 auf den Namen Karl Ehregott Hiekel eingetragenen Grundstücke wird der zur zwangsweisen Versteigerung dieser Grundstücke auf den 10. November 1905, vorm. 10 Uhr, anberaumte Termin aufgehoben. Dippoldiswalde, den 25. September 1905. 2s. 18/05. Königliches Amtsgericht. Wntlilhk Sitzung Ser AMvmrSnck» zu AMlSismlSe rroitag, ävo 29. 8vptvwdvr 1908, abends 8 Uhr, im Sitzungszimmer im hiesigen Rathause. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Herbst-Jahrmarkt in Dippoldiswalde betr. Der diesjährige hiesige Herbstjahrmarkt findet Sonntag und Montag, den 8. und S. Oktober, statt. Die Verkaufszeit beginnt Sonntag nachmittags 2 Uhr und endet Montag abends 10 Uhr. Der 2. Biehmarkt wird am 10. Oktober abgehalten. Dippoldiswalde, den 25. September 1905. Der Stadtrat. Voigt. Cm Nachwort zum sozialdemokratischen Parteitage in Jena. Der in der thüringischen Musenstadt Jena abgehaltene diesjährige Parteitag der deutschen Sozialdemokratie ist am vergangenen Sonnabend nach fast einwöchiger Dauer wieder geschlossen worden. Als sein hauptsächlichstes Charakteristikum darf man wohl den Umstand bezeichnen, daß seine Verhandlungen im Großen und Ganzen uner wartet ruhig verlaufen find. Fast allseitig hatte man ge glaubt, der diesjährige Parteitag der sozialdemokratischen Partei Deutschlands werde sich zu einer Wiederholung des im vorvorigen Jahre zu Dresden abgehaltenen sozialistischen Parteikongresses gestalten, auf welchem es bekanntlich wegen verschiedener Fragen, hauptsächlich aber wegen derjenigen des „Revisionismus", zu so heftigen Auseinandersetzungen unter den „Genossen" kam, daß der Ausbruch einer Spaltung im sozialdemokratischen Lager einen Augenblick nicht für unwahrscheinlich galt. Indessen ist es jetzt in Jena doch anders gekommen. Man hat sich dort wider Erwarten hübsch manierlich unter einander unterhalten, und die auf dem Parteitage hie und da aufgetauchte Neigung, einen kleinen häuslichen Krawall zu veranstalten, ist von dem Präsidenten gleich im Keime erstickt worden. Offenbar ist von dem hohen Rate der sozialen Demokratie in fürsorglicher Weisheit beschlossen worden, alle gefähr lichen Themata, wie namentlich auch das Thema von dem Streite zwischen dem „Vorwärts" und der „Leipziger Volkszeitung", von einer Erörterung auf dem Jenenser Parteitage möglichst ouszuschließen und sie höchstens hinter verschlossenen Türen von Separatkommissionen bearbeiten zu lassen. Die schmutzige Wäsche von Dresden sollte eben in Jena keine Wiederholung erfahren, um das durch die Vorgänge auf dem Dresdner Parteikongresse bedenklich er schütterte „Prestige" der Partei nicht noch weiter zu ge fährden, und diese ausgegebene Parole von „oben" ist denn auch jetzt in Jena im allgemeinen befolgt worden, wodurch wenigstens ein sachlicher Verlauf der Verhand lungen erzielt wurde. Aber freilich, diese Erscheinung war schließlich noch das beste an der Jenenser Heerschau der Sozialdemokratie; wo etwa auf Seiten der bürgerlichen Parteien große Offenbarungen sozialer oder sonstiger Art von den Verhandlungen des Sozialistenkongresses zu Jena erwartet worden waren, so haben sich nunmehr diese Er wartungen als Enttäuschungen herausgestellt. Denn die ganze siebentägige Redeflut ist unendlich armselig ausge fallen, nichts wie die alten hohlen Schlagworte der sozia listischen Führer war zu vernehmen, trostlose Öde in schier allen Reden. Selbst der bayerische Sozialistenführer von Vollmar, der noch in Dresden manches Beachtenswerte sagte, enttäuschte völlig und bot in seinem stundenlangen Referat über die Organisation kaum einen Satz, der im Gedächtnis haftet. Weder benutzte er die Gelegenheit, einiges notwendige Prinzipielle klarzulegen, noch ging sein Vortrag in der sachlichen Erörterung irgendwie über eine Durchschnittsleistung hinaus. Sollte diesem klugen Menschen die Sünde wider den heiligen Geist, die er durch seinen Pakt mit den Schwarzen auf sich geladen, den Mut ge nommen haben? Fast scheint cs so, denn der alte über legene Sprecher war kaum wiederzuerkennen. Höchstens die Rede Bebels in der Freitagssitzung des Parteitages hob dessen Verhandlungsniveau ein wenig über das All tägliche empor. Mit der ihm eigenen Lebhaftigkeit ver breitete sich Herr Bebel hierbei über die Frage des poli tischen Massenstreikes und befaßte sich weiter mit den Radikalsten der Radikalen, mit den Anarchisten. Die letzteren fertigte Bebel scharf ab, für einen der anarchisti- Ichen Führer, vr. Friedberg-Berlin, stellte der Sozialisten- führer noch eine besondere Abrechnung in Aussicht. Das heikele Thema vom politischen Massenstreik behandelte Bebel insofern diplomatisch, als er auf den bestehenden latenten Gegensatz zwischen den Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Partei nur flüchtig einging und dafür um so eifriger die mannigfachen Seiten und die mutmaß lichen Wirkungen eines politischen Massenstreikes beleuchtete. Die von ihm schließlich beantragte Resolution spricht sich in ihrem Kernpunkte dahin aus, daß politische Massen streiks unter Umständen ein ganz geeignetes Kampfmittel seien, um die Zwecke und Ziele der sozialdemokratischen Partei fördern zu helfen. Die Bebelsche Resolution ge langte schließlich fast einstimmig zur Annahme, ein neuer Erfolg des alten Löwen! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Einer kürzlich erlassenen Bekannt machung des Stadtrats zufolge haben sich diejenigen, die verpflichtet oder berechtigt sind, das Bürgerrecht zu er werben, bis 10. Oktober an Natsstelle zu melden, anderen falls sie nicht mit in die diesjährige Stadtverordneten wahllifte ausgenommen werden können. Berechtigt zum Erwerbe des Bürgerrechtes sind bekanntlich alle Gemeinde mitglieder sächsischer Staatsangehörigkeit, die das 25. Lebensjahr erfüllt haben, öffentliche Armenunterstützung nicht beziehen, unbescholten sind, mindestens 3 M. direkte Staatsfteuer entrichten, alle Steuern und Abgaben pünkt lich bezahlt haben und entweder im Stadtbezirke ansässig oder seit wenigstens zwei Jahren hier wesentlich wohnhaft sind bezw. bis zur Aufgabe ihres bisherigen Wohnsitzes in einer anderen Stadtgemeinde Sachsens stimmberechtigte Bürger waren. Dagegen sind zum Erwerb des Bürger rechts verpflichtet diejenigen zur Bürgerrechtserwerbung be rechtigten Gemeindemitglieder, welche männlichen Geschlechts sind, seit drei Jahren im Sladtbczirk wohnen und mindestens 9 Mark an direkten Staatssteuern jährlich zu entrichten haben. — Am nächsten Donnerstag findet in hiesiger Stadt kirche eine Wochenkommunion statt. — In der letzten Versammlung des Gewerbe- vereins haben sich zu den 120 Mitgliedern noch 11 Personen angemeldet. Herr Vorsteher Ing. Riekert gab bekannt, daß er vom Stadtrat Erlaubnis erhalten habe, im kommenden Winter im Zeichensaale der Müllerschule einige Erperimentalvorträge für die Mitglieder des Ge werbevereins zu halten. Der Vorstand wurde beauftragt, eine Durchsicht der Vereinssatzungen vorzunehmen. So dann hielt Herr Ing. Riekert an der Hand von Kreide zeichnungen und Apparaten emen Vortrag über Erzeugung der Elektrizität durch Dynamomaschinen, über Gleichstrom, elektr. Maße, Berechnungen, Parallel- und Hintereinander schaltung der Lampen und über Dreileitersystem. Dem allgemein verständlichen, die örtliche Beleuchtungsanlage berücksichtigenden Vortrage folgten die zahlreich erschienenen Mitglieder mit sichtlichem Interesse. — In Liebstadt fand am Freitag ein öffentlicher Abschiedskommers zu Ehren des scheidenden Herrn Pastor Portmann statt. Kreischa. Aus Anlaß des erstmaligen Brennens unserer neuen Gaslaternen fand am Sonnabend abend von einer größeren Anzahl geladener Herren eine Be sichtigung der Straßenbeleuchtung und damit zugleich die Übergabe an unsern Ort statt. Zu diesem Zwecke ver sammelten sich mit Eintritt der Dunkelheit die betreffenden Herren im Etablissement Blasche und unternahmen von hier aus einen Nundgang durch den Ort. Es sind im ganzen jetzt 70 Laternen in Entfernungen von je ca. 50 Metern aufgestellt. Die Zahl derselben soll sich jedoch für später auf 81 erhöhen. Interessant und nen ist an diesen Laternen, daß sie selbsttätig zur gewünschten Zeit anbrennen und wieder verlöschen. Zu diesem Zw^ke sinh die Laternen mit Uhren versehen, die die Brennstunden genau regulieren. Possendorf. An den Schulen unserer Parochie be ginnen die 14 tägigen „Kartoffelferien" nächsten Sonn abend. Dresden. König Friedrich August wird in der Zeit vom 3. bis 7. Oktober auf Schloß' Rehefeld Aufent halt nehmen, um auf Rehefelder und Nassauer Revier der Hochwildjagd obzuliegen. Dresden. Die Vorbereitungen zum nächsten ordent- lichen sächsischen Landtage sind nunmehr soweit ge diehen, daß die Eröffnung der Landtagskanzlei für den 16. Oktober in Aussicht genommen worden ist. Damit finden die Gerüchte, daß die Landtags-Eröffnung im letzten Oktober-Drittel erfolgen wird, ihre Bestätigung. Der Rechenschaftsbericht der König!. Staatsregierung auf die Finanzperiode 1902-1903 ist bereits im Druck vollendet, und auch der Staatshaushaltetat für die Finanzperiode 1906-1907 ist vor kurzer Zeit endgültig fertiggestellt und in Druck gegeben worden. Dasselbe gilt von verschiedenen Berichten über besondere Verwaltungszweige des Staats haushaltes. Außer den großen wassergesetzlichen Vorlagen und einem Gesetzentwurf zur Erweiterung des Umfanges und der Befugnisse des Landeskulturrates wird den Ständen auch der Entwurf eines Körgesetzes zugehen. Ein solches Gesetz lag bereits einmal vor Jahren dem Landtage vor, kam jedoch nicht zur Verabschiedung. In dem neuen Entwurf ist den seinerzeit verlautbarten Bedenken und Wünschen Beachtung geschenkt worden, und es steht zu erwarten, daß derselbe eine Mehrheit in den Kammern findet. Über die Beratungen, welche von der König!. Slaatsregierung in eingehender Weise über verschiedene Anregungen zur Reorganisation der sächsischen Forstwirt schaft gepflogen worden sind, wird den Ständen ent sprechende Mitteilung gemacht werden. Die feierliche Er öffnung des Landtages wird nach Beendigung der not wendigen Präliminarsitzungen im Residenzschlosse durch den König erfolgen. Am Tage dieses feierlichen Aktes findet dann altem Herkommen gemäß in Zeiten, wo keine Hoftrauer herrscht, eine Ealatafel statt. Dispositionen in dieser Richtung sind allerdings bis jetzt noch nicht getroffen worden. Den glanzvollen Abschluß der Landtagssession 1905-1906 wird die Weihe des neuen Ständehauses und der Einzug in dasselbe bilden. — Eine sonderbare Fahrt machte ein zwölfjähriger Knabe aus Glauchau. Um einer zu erwartenden Strafe zu entgehen und auf billige Weise in die Fremde zu ge langen, verkroch er sich nachts in eins der Zementrohre, die auf der Bahn nach Gera verladen worden waren. Am frühen Morgen wurde er in Meerane von einem Schaffner halb erfroren entdeckt und wieder auf die bar füßigen Beine gebracht. — Tödlich verunglückt ist auf dem Wege von Groß dubran nach Niedergurig bei Bautzen der 29 Jahre alte Zimmergeselle Werner. Er fuhr mit dem Rade gegen eine Wagendeichsel und verletzte sich so schwer, daß er bald darauf starb. Der Verunglückte, der aus Meißen- Lölln stammt, wollte in den nächsten Tagen Hochzeit halten. Leipzig. Der Unterhaltungs-Aufwand der Univer sität Leipzig ist im Jahre 1904 um reichlich 200000 M. auf etwas über 21/2 Millionen Mark gestiegen. Der Staatszuschuß hat fast die Höhe von 2 Millionen Mark erreicht, wozu noch 165 000 M. an Unterstützungen für Studierende kommen. Im Jahre 1883 betrug der Unter haltungsaufwand nur 1>/4 Millionen Mark, im Jahre 1898 schon 2 Hz Millionen. Glauchau. Als der 18 jährige Malcrgehilfe Metzerot einem Eisenhändler ein Fahrrad zur Ausbesserung über gab, erkannte der Händler sofort das Rad als dasjenige, das vor vierzehn Tagen einem hiesigen Arzte gestohlen worden war. Der Polizei gestand der Fahrraddieb den Diebstahl zu.