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alde ende rä" wen »de. lfen. as» !en, )ßer Die 71. Jahrgang Donnerstag, den 17. August 1905 Nr. 94 beweisen. Folgendes sind die Manipulationen, durch welche die Familie sich in den Besitz der Einrichtung, mich um meine Ersparnisse brachte. Geringe Zeit nach der Hochzeit meldete der Schwiegersohn P. Konkurs an und brachte dabei die oben erwähnte, auf seinen Namen lautende Rechnung zum Vorschein. Der erwünschte Erfolg war, daß der Konkursverwalter Beschlag auf die Wohnungseinrichtung legte, als zur Konkursmasse gehörig. Verzweifelt eilte ich zu dem Rentier X., was das zu bedeuten hätte? Herr X. zuckte die Achsel, bedauerte, mein Zahlungsverlangen ablehnen zu müssen, die Rechnung laute ja doch, wie ich wisse, auf seinen Schwiegersohn! Nun klagte ich. Da trat einmütig die ganze Familie: Herr T , Frau X., die Tochter P., geb X., als Zeugen gegen mich auf, daß nur allein der Schwiegersohn Besteller der Möbel gewesen! Was tat es da, daß der Schwiegersohn beim Auswählen und Bestellen gar nicht zugegen gewesen war — die Rechnung lautet auf seinen Namen, und ich verlor den Prozeh. Und nun kommt das Unerhörteste! Um wenigstens nicht alles verloren zu haben, wandte ich mich an den Konkursverwalter, ob ich nicht meine Möbel aus der Konkursmasse wieder zurückkaufen könnte. Da erfuhr ich denn, dah der Rentier X. sich unter der Hand schon mit der Konkursverwaltung ins Einvernehmen gesetzt und die Sachen für sage und schreibe 1149 Mark in seinen Besitz gebracht hatte! Und nun sitzt das Ehe paar P. längst wieder in seinem lururiösen Heim, umgeben von meinem Empiresalon, romanischem Speisezimmer, Wohnzimmer usw. und freut sich mit dem Papa des ge lungenen Coups. Dah dabei ein armer Geschäftsmann um sein Geld kam, was tut das diesen Eheleuten, ging alles nicht hübsch „legal" zu? Und der reiche Rentier T ist und bleibt ein Ehrenmann, wie das die kommunalen Würden, deren er sich nach seiner Aussage erfreut, schon Und dah es diesem Ehrenmann schließlich nicht darauf ankommt, dem einfältigen, rechtschaffenen Gesindel nach erfolgter Plünderung noch einen besonderen Fuhtritt zu versetzen, beweist folgendes: Ich bat in zwei Briefen den notorisch reichen Mann inständigst, mir doch wenigstens die von ihm ersparte Differenz zu zahlen, wies ihm nach, wie furchtbar hart mich alles träfe. Und die Antwort? Die Mitteilung seines Anwaltes Z.: Herr T. liquidiere nachträglich 1,80 Mark Auslagen in meinem oben er wähnten verlorenen Prozeh, die ich zuzüglich 15 Pfg. Kosten schleunigst einzusenden hätte. Und so werde ich dem Rentier L zu der Möbeleinrichtung noch ertra 1,80 Mark zu Fühen zu legen haben!" nellen Teile, die Spaltes zeile 20 Pfg. Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses am! _ . im Sitzungssaals der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt in der amtshanptmannschaftlichen Kanzlei aus. galten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Dippoldiswalde, am 14. August 1905. 123 6. Königliche Amtshauptmannschast. Versnkworllicher Redakteur: Paul Johne. — Mit achtsrMgsM Mm»' und V-rl-g »NN Carl " DtzvowwwEr- Mit land« «nK hesswirtschaftUüM Monms-BMag». Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Seit Montag mittag sind die dem Zentraloerband der Maurer angehörenden Arbeiter am «siechenhausbau in den Ausstand getreten, obwohl zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei Beginn der Frühjahrs- arbeit ein Stundenlohn von 35 Pfg. für dieses Jahr ver einbart, auch die verlangte Arbeitszeitverkürzung feiten des Baumeisters bei Beginn der Bewegung genehmigt worden war. — In früheren Jahren hatten sich die Mitglieder der Bäcker- und Fleischerinnung zu einer BegräbnisgeseUschast vereinigt und dienten bei Todesfällen innerhalb der Innung und wohl auch bei anderen als Träger. Da sich nach und nach auch Personen anschlohcn, die nicht einer der beiden Innungen angehörlen, so bildete sich später die selbständige Vcgräbnisgesellschaft „Heimkehr". Vor dem Jahre 1881 stellte dieselbe auch schon einen Leichenwagen, der aber wegen seiner Plumpheit und geschmacklosen Ge staltung keineswegs seines Zweckes würdig war. Darum erhielt damals Herr Stellmachcrmeister Theuerkauf den Auftrag einen neuen Leichenwagen zu bauen, und jeder- man wird zugestehen, dah der Auftrag in vorzüglichster Weise ausgesührt worden ist. Nun hat sich aber nach 24 Jahre langer Benutzung eine Erneuerung des Wagens nötig ge macht. Diesmal sind die Stellmacherarbeiten von Herrn Stellmachcrmeister Böhme, die Ncuversilbernng von Herrn Maler Götting sen., die Stofsdekoration von Herrn Sattler- meister Schöne ausgeführt worden, während die auf dem Wagen neuangebrachte Engelsfigur von Herrn Holzbild hauer Noack in Seifersdorf hergestellt worden ist. Der Leichenwagen kann nun wieder in Gebrauch genommen werden und wird gewih wegen seiner ausgezeichneten und zweckvollen Ausstattung seinem freilich traurigen Zwecke noch mehr als früher in angemessener und würdiger Weise dienen. Erfreulich ist es aber auch, dah die Hand werker unserer Stadt und Unigegend solchen hohen An forderungen voll und ganz genügen können. — Vom 17. bis 29. Juli fanden an der Universität zu Leipzig zwei akademische Ferienkurse für Lehrer statt, eine naturwissenschaftliche und eine philosophisch-historische Reihe, die von 350 Herren und Damen besucht wurden. Aus unserem Schulbezirke haben 5 Lehrer teilgenommen. Alle Professoren, die Vorträge gehalten haben, waren hocherfreut über das rege Interesse ihrer Hörer und haben sich aufs nächste Jahr wieder zur Verfügung gestellt. — Theater. „Rosenmontag", die am Montag ge gebene Offizierstragödie, erfüllte gewih alle Erwartungen. Leutnant Rudorfs, eine tiefangelegte Natur, hat ein ernstes Liebesverhältnis mit Gertrude Reimann, einem armen, aber die edelsten Herzenseigenschaften besitzenden Mädchens. Seine im gleichen Regiment dienenden Neffen benutzen eine Abkommandierung Rudorffs, um durch eine Jntrigue das nach ihrer Ansicht „gefährliche Verhältnis" mit „so einem Mädchen" zu lösen und Rudorfs mit Hilfe ihrer gemeinsamen Grohmutter „standesgemäh" mit einem reichen Mädchen zu verloben. Ihre oberflächlichen Charakter lassen ihnen dies im Interesse ihrer Osfiziersehre und ihrer Familie als eine grohe Tat erscheinen und nicht ahnen, wie tief sie die beiden edlen Menschen damit ge troffen. Rudorfs und Gertrude erfahren schliehlich die Wahrheit. Und da Rudorfs die Möglichkeit genommen wird, die ihnen angetane Schmach nach Offiziersart durch die Pistole abzuwaschen, denn „wegen so einem Mädchen schieht man sich nicht", wird schließlich auch er ein Opfer der in jenen Kreisen herrschenden Ansichten; er beschlieht sich zu töten, da er glaubt, dies dem Namen „Rudorfs" schuldig zu sein. Sein edler Freund Harald, der alles errät, versucht zwar, Rudorfs zu retten — doch umsonst — Rudorfs führt seine Absicht aus, doch nicht allein: Traude, die ihn durchschaut, weicht ihm nicht mehr von der Seite und geht mit in den Tod. Gespielt wurde ausgezeichnet; besonders zu nennen sind Frl. Harden als Gertrude, Herr Schröder als Rudorfs und Herr Direktor Zahn als Harald. Sehr angenehm wurde auch emp funden, dah die Zwischenaktsmusik von der Stadtkapelle ausgeführt wurde. Allerdings konnte man auch hier wieder die Beobachtung machen, dah ein Teil des Publi kums es für unerläßlich zu halten scheint, sein Gespräch so zu führen, dah es die Musik in der Tonstärke immer um eine Nuance übertrifft. Es ist dies ja auch der Grund, weshalb das Klavierspiel der Frau Janson einem großen Teil der Theaterbesucher vollständig verloren geht. Heute Mittwoch wird „Der Familienlag" (eine Neuheit) und Freitag zum zweiten Male „Die Brüder von St. Bern hard" gespielt. Der Besuch beider Vorstellungen kann mit gutem Gewissen empfohlen werden. — JnSchmiedeberg geht „Der Familientag" Donners tag über die Bretter. — Es sei jetzt wieder daran erinnert, daß die Schoten des Goldregens stark giftig sind. Wie aus Amerika geschrieben wird, müssen dort für Ansichtskarten mit Mitteilungen auf der Vorderseite 5 Cent Nachporto bezahlt werden. Altenberg. Die Hauptversammlung des Erzgebirgs vereins bewilligte am Sonnabend in Zwönitz 500 Mark für ein auf dem Geisingberge zu errichtendes Unterkunsts- haus. Auch Herr Kaufmann Emil Schenk in Zwönitz, ein Altenberger Kind, stiftete 100 Mark zu dem gleichen Zwecke. Der als Sommergast hier weilende Architekt Schäffler aus Meißen stiftete einen Entwurf für das Unterkunstshaus, der wahrscheinlich auch zur Ausführung Jnlerate, welche bet d«. bedeutenden Auflage des Blattes -ine sehr wirk same Verdrehung finden, werden mit 12 PR, solche aus unserer Amtshaupt Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzelle oder deren Raum berechnet. — Tc- oird an den vorhergehen- kenAbendcn ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg., zweimonatlich Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummem uO Pfg. — Alle Postan- Meißeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Sladtrat zu Dippoldiswalde .Weiheritz-Zeltung" ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners vag und Sonnabend und bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, lm redaimo 100 Stroh 5 „ 78 „ Dippoldiswalde, am 14. August 1905. Königliche Amtshauptmannschast. Die Vergütung für die von den Gemeinden im Monat §uU dieses Jahres an 24. August 1905, vormittags 10 Uhr, Militär-Pferde S«r Verabreichung gelangende Marschfourage e ag . n Amtshauptmannschast für 00 K.lo Ha er 16 M. 28 Pfg., UnianrikfdaMiGen Nanrlei an-». „ 100 „ Hell „ " A ks MM ks KM» Witims sm ks mmkMtPckck« krAmd.M«. KMel? Auf dem internationalen Petroleumkongrcß, der kürzlich in Lüttich tagte und auf dem eine große Anzahl von Staaten durch offizielle Delegierte vertreten war, sprach Curt Proeßdors (Altenburg) über die eingangs erwähnte Frage. Der Vortrag dürste das Petroleum konsumierende Publikum um so mehr interessieren, als in demselben gegen das monopolistische Vorgehen der Standard Oil Com pany in Deutschland Stellung genommen wird und der Vortragende an Hand seiner zahlreichen physikalischen- photometriscken Untersuchungen der hauptsächlich in Deutsch land gehandelten Petroleumsorten den Beweis erbrachte, daß das Vorurteil des deutschen Publikums für das amerikanische Petroleum, American Family Oii, der Standard Oil Company und ihrer deutschen Filialen heute durchaus unbegründet und zu verwerfen sei, weil dieses Petroleum nicht mehr rein pennsylvanisches Petroleum wie früher ist und qualitativ minderwertiger ist, als fast alle zurzeit in Deutschland gehandelten Petroleumarten. Im volkswirtschaftlichen Interesse des gesamten deutschen Vater landes müsse daher der deutsche Petroleumhändler und das deutsche Publikum jenes unbegründete Vorurteil, das der Standard Oil Company den Hauptanteil an der jähr lichen deutschen Petroleum-Gesamteinfuhr unverdientermaßen sichere und dadurch Unsummen deutschen Kapitals in die Hände dieser Gesellschaft bringe, endlich einmal fallen lassen. Ebenso müsse man die durchaus falsche Ansicht aufgeben, daß bei mangelhafter Brennfähigkeit eines Petroleums auf der Lampe stets die Qualität des Petro leums schuld sei. Brennerkonstruktion und Zylinderform seien erwiesenermaßen von allergrößtem Einfluß auf die Vrennfähigkeit und Leuchtkraft eines Petroleums und da in Deutschland nicht mehr eine Petroleumsorte, wie vor Jahrzehnten, sondern mehr als 12 Petroleumarten ver schiedener Herkunft und verschiedener chemischer Konstitu tion gehandelt würden, wäre es die Pflicht der gesamten deutschen Lampen-Jndustrie, im Jnlerefse einer gleichmäßig guten Lampenbeleuchtung neben den hochlinigen Brennern mit Flammenvertriler mehr Reform-Lampen zu schaffen, wie solche bereits in Deutschland erfolgreich eingeführt seien, das Publikum müsse solche Reformbrenner und Resormzylinder voin Lampenhändler verlangen. Nur dann würde es der stark aufblühenden europäischen Petro leumindustrie möglich sein, ihre viel bessere Ware in Deutschland mehr und mehr einzusühren und die mono polistischen Pläne der Standard Oil Company im ur eigensten Interesse von Volk und Staat erfolgreich zu durchkreuzen. Die dem sehr beifällig aufgenommenen Vortrage folgende Diskussion ergab die volle Übereinstim mung der Teilnehmer des internationalen Petroleumkon- grLsses miit dem Vortragenden. Der Notschrei eines Handwerkers. In Berlin wurde kürzlich ein Flugblatt verbreitet unter dem Titel: „Wie der Rentier T. seine Tochter ausstattct. Ein Notschrei an die Öffentlichkeit." Die darin enthaltenen Mitteilungen sind so charakteristisch und typisch für unsere heutigen Erwerbszustände, daß sie hier wiedergegeben seien: „Berlin, den 28. Januar 1905. Im Anfang des vorigen Jahres bestellte die Tochter des Rentiers X. bei dem Unterzeichneten auf Empfehlung ihres Bräutigams und nach Verhandlungen, die teils bei ihm, teils in der Wohnung und in Anwesenheit der Eltern stattfanden, eine Möbelausstattung zum Preise von 3855 Mark. Auf die Ausstattung erhielt ich bei der Lieferung von ihrem Ver lobten — jetzigem Ehemanns — P. eine Anzahlung von 1500 Mark, wobei mich derselbe telephonisch ersuchte, die NechnuW auf seinen Namen auszuschreiben. Ich tat dies arglos und hatte mein Schicksal erfüllt: Keinen Pfennig sollte ich nunmehr weiter für meine Möbel erhalten. Die genannten Herrschaften wußten sich in den Besitz derselben zu setzen, ohne mir auch nur einen Heller weiter dafür zu zahlen!