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WHerltz-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 71. Jahrgang Dienstag, den 15. August 1905. Nr. 93 Die Auswahl unter den Bewerbern und die Ablehnung der getanen Gebote bleiben Straßen- und Wasser-Bauinfpettion Dresden H. wachten Augenblick in das Zimmer einer hiesigen Ein- großem Beifall wurde am Sonntag „Von Stufe zu Stufe" aufgeführt. Der Humor kam dabei sicher nicht zu kurz. Aber wenn sich Hugo Müller sein Volksstück in dieser Be ziehung wohl manchmal etwas anders vorgestellt hat, so gefiel es doch so ausgezeichnet. — Heute Montag wird „Rosenmontag", ein Ofsiziersstück, und Mittwoch „Der Familientag" gegeben, während für Freitag eine Wieder holung der „Brüder von St. Bernhard" vorgesehen ist. (Das Lustspiel „Der Familientag" wurde auch im Resi denz-Theater in Dresden seit 5 Monaten mit bestem Er folg vor vollbesetzten Häusern gegeben und ist heute noch auf dem Repertoir. Die Direktion Zahn, welche diese Novität überall mit dem denkbar besten Erfolge aufführte, hat stets die Preise der Plätze bei dieser teueren Novität erhöht, sieht jedoch hier davon ab. Da schon große Nach frage nach dem „Familientag" war, erwartet man wieder ein volles Haus. — Seiten der Sächsischen Holzwarenfabrik hier wird uns mitgeteilt, daß am Donnerstag nicht der Blitz in die elektrische Leitung geschlagen hat, sondern nur in der elek trischen Lampe des Fahrstuhles Kurzschluß entstanden war, wodurch der Leitungsdraht schmolz, von einem Schaden feuer aber gar keine Rede sein konnte. — Zur Warnung! An einer starrkrampfähnlichen Erkrankung liegen in Marburg seit Wochen zwei Kinder darnieder, die sie sich mit Seifenblasen zugezogen hatten. Die viel Kali enthaltende Seife hat infolge Vergiftung die Krankheit heroorgerusen. Oberfrauendorf. So viel Unglücksfälle schon durch Schießgewehre herbeigesührt worden sind und so oft öffentlich davor gewarnt worden ist — es wiederholen sich solche immer wieder. Da finden hier am Sonnabend zwei acht- bez. neunjährige Knaben in einem Schuppen (!) ein altes Gewehr, von dem vor längerer Zeit der Hahn abgebrochen, in ihm aber auch die Patrone mit Zündslift stecken gelassen worden ist. Das Ding wird von den beiden untersucht, der Lauf geöffnet, da die Patrone fest sitzt, auf den Stift geschlagen und der Schuß fährt hinten hinaus, die Gesichter beider schwärzend. Leider ist dem einen Knaben aber auch noch die Metallkapsel an die Stirn geflogen und die Hornhaut des Auges verletzt worden, so daß sich seine sosortige Unterbringung bei einem Augenärzte in Dresden notwendig machte. Schmiedeberg. Dienstag abend wird hier der „Rosen montag" von der Zahnschen Theatergeselljchast gespielt, während für Donnerstag „Der Familientag" auf dem Repertoir steht. Glashütte. Schnelle Justiz wurde am Dienstag vor mittag an einem Diebe geübt, welcher in einem unbe „MW» PU NW. UM s« fkM, in WM WH mit in mWWr MligW." Mit diesen hochbedeutsamen Worten, die zu einem Wahlspruche für die Lösung aller Probleme im inneren politischen Leben Deutschlands erhoben werden können, hat der Kaiser seine Rede geschlossen, die er bei seinem Ein züge in die Stadt Enesen als Antwort auf die Ansprache des Bürgermeisters am Mittwoch gehalten hat. Fürwahr es ist eine Verkennung und eine Verkleinerung des Wesens echter deutscher Kultur, die Freiheit für alle ehrlichen Überzeugungen bedeutet, wenn wir in unserem Vateriande mit manchem alten Hader nicht aufräumen, und wenn leidenschaftlicher Streit über Fragen entbrennt, die in alten Kulturvölkern gar nicht mehr Gegenstände erbitterten Kampfes sein sollten. Religiöse und politische Freiheit ist das Wesen jeder echten und zumal auch der deutschen Kultur, die von einem ernsten treuen Streben nach Wahr heit und Fortschritt, nach Humanität und Gesittung ge tragen wird. Diese echte deutsche Kulturarbeit predigt vor allen Dingen aber auch das Wort der Gerechtigkeit: 8uum cuique, jedem das Seine! Nur Tendenzen und Be strebungen kann kein deutscher Kaiser, kein Bundesfürst und keine Regierung dulden, die irgendwie die Festigkeit des Staatsgebäudes gefährden, denn das Deutsche Reich in seinem bundesstaatlichen Verbände ist die Bedingung des Gedeihens für 60 Millionen Deutsche, ist eine Garantie für den Frieden und die stetige Fortschrittsarbeit in Europa, ist ein Bollwerk für jede Art von wahnwitzigem Umsturz. Treue deutsche Bürger zu sein ist deshalb jedes Einwohners Deutschlands Pflicht und Ehre, und alle Tendenzen, die in dieser Richtung störend oder verdunkelnd wirken, sind frevelhaft, müssen scharf zurückgewiesen und nötigenfalls mit eisernem Besen hinweggefegt werden, damit wir uns in Deutschland in Ehre und Freiheit endlich auf das Niveau erheben können, auf welchem in England und in der großen nordamerikanischen Republik das bürger liche Leben in religiösen, politischen und sozialen Fragen steht. Es mutet dem Beobachter seltsam an, daß in Eng land und in Nordamerika das össentliche Leben mehrere Streitfragen, die in Deutschland uns fast wie ein Alp drücken, fast gar nicht kennt. Mit dem vielgerühmten deutschen Idealismus hängen diese gegensätzlichen Erschei nungen aber doch wohl höchstens als Schattenseiten zu- fammen und dokumentieren sich, näher betrachtet, als Streitsucht, Kleinlichkeit, Nörgelei, Mangel an großer Auf fassung der Dinge, egoistische Engherzigkeit und doktrinäre Borniertheit. Rettet nur das Prinzip und die famose Theorie glücklich in die Westentaschei wenn auch der Staat Labei zu Grunde geht. Unsere gemeinsamen Interessen hängen aber doch so innig miteinander zusammen, daß wir alle mehr den Nächsten, den Bruder in uns sehen und mehr praktische Staatspolitik treiben sollten. Das ist deutsche Kultur, gesäet und gepflegt von Deutschlands besten Söhnen, die da wußten, daß uns nicht das Trennende beherrschen, sondern das Gemeinsame verbinden soll. Mag in diesem hohen von unserem Kaiser ver kündeten Geiste der Kultur, der Freiheit und Duldung das nationale Leben Deutschlands stärkere Wurzeln finden und schönere Blüten treiben! rissen worden, sodaß sich überall Ausbesserungen nötig machen. In Wendischcarsdorf konnte man noch am Frei tag gesammelte Hagelstücken sehen, die die Größe eines Hühnereies gehabt haben. Und mit welcher Wucht sind sie gefallen! Ein dort sich aufhaltender Sommerfrischler, der während des Hagelwetters das Fenster geöffnet hatte, wurde von einem Eisstücke so hart an den Kopf getroffen, daß sofort das Blut aus der erhaltenen Wunde floß. Dresden. Der Umbau der Augustusbrücke, der ur sprünglich bereits in diesem Herbste beginnen sollte, dürste sich doch noch etwas länger hinausziehen, denn aller Wahrscheinlichkeit nach werden der Bau der Interims- brücke und die Abbruchsarbeiten erst im nächsten Früh jahr begonnen werden. Es handelt sich hierbei um einen Beitrag aus Staatsmitteln für den Umbau, den der säch sische Landtag erst noch bewilligen muß und der von der Stadt Dresden auf rund eine Million Mark festgesetzt worden ist. Die Kosten für den vollständigen Umbau sind auf 6 Millionen Mark veranschlagt worden; 4 Mill, beträgt der jetzt vorhandene Fonds für den Umbau. Diese Summe wird sich in den nächsten Jahren noch aus den Zinsen des Kapitals und den Erträgnissen des Brücken zolls beträchtlich erhöhen, so daß die Kosten des Baues nahezu gedeckt wären. Einen etwaigen Fehlbetrag müßte selbstverständlich die Stadt Dresden decken. Da nun die sächsische Regierung ebenfalls ein großes Interesse an dem Umbau der Brücke hat, weil diese ein bedeutendes Ver kehrshindernis für die Schiffahrt bildet, so dürfte dem im Herbste zusammentretenden Landtage eine Vorlage be treffend einen Beitrag zu den Kosten des Umbaues der Augustusbrücke seitens der Regierung zugehen. — In den Michaelisferien hält der Sächsische Lehrer verein in Dresden seine Hauptversammlung ab. Dresden. Schwere Brandwunden hat im Schweizer- Viertel ein Dienstmädchen durch Explosion eines mit Wasser gefüllten Kessels erlitten. Das Mädchen hatte den Kessel beim Anheizen versehentlich geschlossen gelassen. Dresden, 12. August. Heute vormittag in der eisten Stunde kam der nach 30jähriger Dienstzeit beim Jnva- lideadank in den Ruhestand getretene Kassierer Döring in die Expedition des Jnvalidendank und gab sich den An schein, als wolle er sich von den Beamten verabschieden. Er gab aber auf den-anwesenden Direktor Zimmer mehrere Revolverschüsse ab und verletzte dadurch zwei andere Be amte, die Sekretäre Gläser und Tschille, während Zimmer mit dem Schrecken davonkam. Bei dem Täter wurden mehrere Revolver vorgefunden. Was der Grund zu der Tat gewesen ist, wird erst die Untersuchung ergeben. — Eine unangenehme Bekanntschaft mit einem Auto mobil machte in Dresden-Löbtau ein Radfahrer. Er wurde durch die Wucht des Anpralls in die Höhe ge schleudert, traf ziemlich heftig im Innern des Automobils auf und hat dadurch innere Verletzungen davongetragen. — In der Nacht ist der Kohlenarbeiter und Aus zügler Heine in Puschwitz bei Bautzen von der Treppe seiner Wohnung so unglücklich herabgefallen, daß er dabei sein Leben eingebüßt hat. H. stand im 66. Lebensjahre und hinterläßt die Ehefrau. Verwegene Diebe sind bei dem Schuhmachermeister Lötsch in Cunnersdorf durch ein Fenster eingestiegen und haben dessen Laden fast ganz geräumt. Fertige Schuhwaren, gegen 1000 Mark an Wert, sind von den Dieben erbeutet worden. Diese Beute haben sie, wie Spuren zeigten, mittels Wagen fortgebracht. Dienstag abend wurde ein Expedient mit einem Stelzfuß aus Oberlichtenau auf der Straße von mehreren Radfahrern, darunter eine Dame, derart ange fahren, daß er in den stark angeschwollenen Pulsnitzbach stürzte und ertrunken wäre, wenn nicht rechtzeitig Personen 3" Hilfe geeilt wären; die gewissenlosen Radfahrer fuhren davon. 2" Wurgwitz starb ein achtjähriger Knabe an Pilzvergiftung. Für die Veranstaltungen anläßlich des Königs- besnchs in Plauen i. V. bewilligte der Stadtgemeinde rat in geheimer Sitzung l l 000 Mark. Mehrere Redner waren gegen die Höhe der Summe. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelpve Mit achtfettigo«»Mnftriertnk Lokales uiw tvaqfifMs. Dippoldiswalde. Die hiesigen städtischen Kollegien haben sich der Petition an den Landtag, für Zulassung der Feuerbestattung in Sachsen einzutreten, angeschlossen. Dippoldiswalde. Eine stattliche Zahl lieber Gäste erhält nächsten Sonntag der Evangel. Arbeiterverein. Der Bruderverein des Plauenschen Grundes Irisft mittags I Uhr mit zwei Extrazügen in Stärke von tausend Mann hier ein, um in unserem Büdichen ein Waldfest zu ver anstalten. Die nöligen Vorarbeiten sind zum großen Teil von den hiesigen Vereinsmitgliedern getan. Wünschen wir ihnen in unserem herrlichen Waldidyll viel Vergnügen und vor allem schönes Wetter. — Theater. Am Freitag errang „Marie, die Tochter des Regiments" mit Frl. Werber in der Titelrolle bei gut besetztem Hause einen durchschlagenden Erfolg. — Mit wohnerin drang und dort ein Paar frisch besohlte, eben vom Schuhmacher gekommene Stiefletten mitgehen hieß. Der schnell herbeigerufene Gendarm schwang sich aufs Rad, erwischte den Gauner bereits an der Brückenmühle und führte ihn schon um I I Uhr nach Lauenstein auf einige Tage ins Freiquartier ab. Kreischa. Am 15. Aug. wird in Quohren eine mit der Posthilfstelle vereinigte Telegraphenanstalt und öffent liche Fernsprechstelle in Wirksamkeit treten. Attenberg. Am Donnerstag nachmittag schlug ein kalter Blitzstrahl an der Dresdner Straße in ein Haus und richtete in diesem ziemlichen Schaden an. Posfendorf. Das am vergangenen Donnerstag nach mittag über unsere Gegend hinziehende Gewitter hat überall arge Verwüstungen «»gerichtet. Besonders hart betroffen wurden die Ortschaften Wendischcarsdorf, Quohren, Klein carsdorf, Kleba und Theisewitz. In genannten Orten hat der mit dem Gewitter austretende >/4 Stunde anhaltende starke Hagelschlag auf den Fluren und in den Obst- und Gemüsegärten großen Schaden verursacht. Die Getreide körner des noch auf den Halmen oder in Puppen stehen den Getreides lagen stellenweise wie gesiebt auf den vom Hagelschlag betroffenen Fluren. Die Hagelstücken haben das Obst und die Zweige von den Bäumen in Massen hernntergeschlagen. Überall hört man von zertrümmerten Fensterscheiben, selbst Hühner sind erschlagen worden. Und wie sind die Straßen und Wege von dem Unwetter zer «m Carl I-A- in Wit land« und hauswirtschaftlichss «svau-Botlag«. Inserate, welche Lei den bedeutenden Auslage de» Blattes »ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 solche aus unserer Amtshaupt- Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent- Die Anlieferung sandiger Deckmittel zur Unterhaltung der Abteilungen 5—8 der Dresden-Altenberger Staatsstraße, der Abt. 2 der Pöbeltalstraße und der Abt. 7 der Vorbehalten, obergebirgischen Poststraße soll für die Jahre 1906 — 1010 und nach Befinden weiter verdungen werden. Proben und schriftliche Angebote sind bis zum 16. September 1905 post- und beslellgeldfrei an die unterzeichnete Dienststelle einzusenden. Die „Weißeritz-Zeitung' erscheint wöchentlich drei« .nal: Dienstag, Donners- ag und Sonnabend und vlrd an den vorhergehen- HenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg-, zweimonatlich 44 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern „„ WPfg. - Alle Postan- « d nellen Teile, die Spaltes SZWÄ- Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Amtshanptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Siadtrat zu Mpp ldisw ld