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WHeritz-MmlS Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 71. Jahrgang. Nr. 92. Sonnabend, den 12. August 1905. Amtsblatt für die Königliche UmtshaupLmarmschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtmt zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irlpre. - Druck* und Verlag mm Carl Jehne in Dippoldiswalde, Mit achLMlgs« „MnsMrxtKi UnterhKttungMM". Mir land' UttS hanswirtschastliche» MMEtr-Bettag«. Inlerate, welche bek V« bedeutenden Auflage da» Blattes »ine sehr wirk same Verdrehung finden, werden mit 12 P'g., solche aus unserer Amtshaupt" Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzelle oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalte» zeile 20 Pfg. Die „Weiberitz-Zeittmg» «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wkd an den vorhergehen- ^enAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 44 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern iO Pfg. — Alle Postan- ztalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Gesperrt wird vom 14. bis 19. dss. Mts. der untere Teil der Dorfstraße in Höckendorf. Der Fährverkehr wird währenddessen durch die Höckendorfer Heide gewiesen Dippoldiswalde, am 8. August 1905. 784 ä. Königliche Amtshauptmannschaft. Folgende im Grundbuche für Dippoldiswalde auf den Namen des Karl Friedrich Schindler eingetragenen Grundstücke sollen am 6. Oktober 1905 an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden- 1. Blatt 885, nach dem Flurbuche 7,o Ar grob, auf 27500 M. — Pf ge schätzt — (Termin vormittags 9 Uhr) —; 2. Blatt 886, nach dem Flurbuche 8,s Ar groh, auf 27800 M. — Pf ge schätzt — (Termin vormittags l/2 I I Uhr) —. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen die Grund stücke betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus den Grundstücken sind, soweit sie zur Zeit der Ein- kagung des am 21. Juni 1905 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Erund- buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft „Mm wid«n!°IK di- Mchk b-i d-r S-W-llung de- MI b» «MW und b-i d-, Verteilung dm D--Ii°ig-rung---I°I°- d-m Anspruch- d-- Glau- ^ÄL°dLVLchSL L'gmRL Ne« hudm, wmd« nor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die emstweckge Einstellung B-ch-ig-mn„.-I°- °° die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten wurde. Dippolviswalde, am 5. August 1905. 2a 14/15 05 Nr. 2. Königliches Amtsgericht. Auktion. Montag, den 14. Angust d. I-, mittags 12 Ahr, soll in Schmiedeberg: 1 Kutschwagen (Amenkain), mit einfacher und Gabeldeichsel, öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Gasthof Schmiedeberg. Dippoldiswalde, den 10. August 1905. 2 294/05 Der Gerichtsvollzieher des Komgl. Amtsgerichts. Zu den russisch-japanischen Friedens- verhandlnngen. Am Mittwoch haben in der kleinen Hafenstadt Ports mouth in Nordamerika gewissermaßen unter der Protektion der groben transatlantischen Republik die Friedensver handlungen zwischen Rußland und Japan begonnen, und die Zeitungen, zumal die russischen, französischen und ja panischen, sind voll von kühnen Kombinationen und albernen Befürchtungen, von denen sicher keine einzige eintresfen wird. Soviel steht aber fest, daß die russischen und japanischen Friedensunterhändler eine sehr schwierige Aufgabe zu lösen haben, denn in diesem Kriege handelt es sich in der Hauptsache ja gar nicht um ein russisches oder japanisches, sondern um chinesisches und koreanisches Gebiet. Abgesehen von der Insel Sachalin, die Japan erobert hat, dürfte Japan aber auch gar kein Verlangen nach russischen Gebietsabtretungen haben. Wohl gilt es aber, das russische und japanische Machtgebiet in Ostasien durch die Friedensverhandlungcn so abzugrenzen, daß keine neuen Konflikte entstehen und Handel und Verkehr frei wird. Dabei scheint es als wahrscheinlich, daß eine neutrale Zone geschaffen wird, die künftig weder von den Russen nach von den Japanern besetzt werden darf, und diese neutrale Zone wird dann vielleicht die Mandschurei nebst Port Arthur sein, die in chinesische Verwaltung zurück gelangen. Östlich von der Mandschurei, also in Korea, hätte dann Japan den mabgebenden Einflub, und westlich von der Mandschurei dominierte dann Rußland. Möglich ist es, daß sich Rußland und Japan nordwestlich und nordöstlich von Port Arthur Häfen gönnen, wahrscheinlich ist es auch, daß Japan die Hand auf Port Arthur behält. Man darf aber nicht verkennen, daß alles, was Rußland und Japan miteinander vereinbaren, auch die Billigung der übrigen Großmächte, zumal diejenige Englands, Frank reichs, Deutschlands und Nordamerikas haben mutz, denn eine japanische Oberherrschaft in Ostasien werden die vier genannten Großmächte nicht dulden. Da nun die Japaner eigentlich nur mit der Losung den Krieg begannen: „Russen raus!" und wiederholt erklärt haben, daß sie auf chinesischen Landbesitz verzichteten, so darf man sehr gespannt auf die Friedensbedingungen und Forderungen sein, welche die gelbe Großmacht in Portsmouth stellt. Sehr interessant wird die Frage der Kriegskostenentschädigung werden, da Rußland angeblich keine Kriegskosten an Japan zahlen will und auch von Japan nicht so leicht durch Kon tributionen zur Kriegskostenzahlung gezwungen werden kann, denn Japan hat nur ganz unbedeutende russische Ländereien bis jetzt besetzt. Wenn aber Japan nicht viel Kriegskosten verlangt, und Frankreich und Amerika den Russen gut zureden, und, was die Hauptsache ist, das Geld für die Kriegskostenentschädigung pumpen, so kommt man vielleicht auch über diese kitzliche Frage hinweg. Wie es bei allen Friedensverhandlungen möglich ist, können die russisch-japanischen Verhandlungen aber auch ganz wesentlich durch Zwischenfälle gestört oder beeinflußt werden, z. B. durch einen plötzlich eintretenden russischen oder japanischen Sieg, durch eine große revolutionäre Erhebung in Ruß land oder ein Attentat auf den Zaren. Das Friedensziel ist also noch etwas Fließendes, das erst feste Formen an nehmen muß- Auch können die Friedensverhandlungen abgebrochen und die Kämpfe mit neuer Wut fortgesetzt werden, wenn Japan Forderungen stellt, die Rußland nicht bewilligen kann. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 11. August. Bei dem gestern nach mittag austretenden, von Hagelwetter (es wurden Eisstücke bis zu Taubenei-Größe gefunden) begleiteten Gewitter schlug der Blitz am Rathaus in die Leitung des Elektri zitätswerkes, in dem letzteren Schaden anrichtend. Ge rüchtweise verlautet, daß auch ein Blitzstrahl in den Blitz ableiter des Kirchturmes gefahren sei. Gegen 6 Uhr zogen von neuem schwarze Wolken herauf. Ein Gewitter mit starkem Regen entlud sich und wurde kurz vor 6 Uhr die elektrische Anlage der Sächsischen Holzwarenfabrik von einem Blitze getroffen, wodurch ein Schadenfeuer im Fahr stuhl entstand, das jedoch noch im Entstehen gedämpft werden konnte. Ein Glück war es, daß es nicht etwas später passierte, da um 6 Uhr die Fabrik schließt und das Feuer dann wohl kaum so rasch bemerkt worden wäre. Auch in der Nacht witterte und regnete es. — Theater. Das am Mittwoch zur Aufführung gelangte Schauspiel „Die Brüder von St. Bernhard" gab der Gesellschaft Zahn Gelegenheit zur vollen Entfaltung ihrer Kräfte. Mit welcher Natürlichkeit wurden die Rollen des nach der Abtwürde strebenden, verknöcherten Priors und seines Konkurrenten, wie die des auch unter dem Klosterregiment ein offenes, wahrheitsliebendes Herz zeigen den Paters Simon und des alten Paters Fridolin, sowie des falschen Fraters Erhard und ganz besonders des Fraters Paulus gegeben, von welcher Urwüchsigkeit waren der Drechsler Döbler, der Tischler Richter und der alte Förster, wie aus dem Leben gegriffen die bigotte Frau Marie und ihre gute Tochter. Besonders sei noch hinge wiesen auf die Ausstattung. Das sehr zahlreich erschienene Publikum sah und hörte nicht nur zu, nein, es erlebte die Vorgänge auf der Bühne geradezu mit, und reicher Bei fall nach jedem Aktschlusse wurde den Darstellern ge spendet. Eine Wiederholung des Stückes wäre sicher kein Mißgriff, und mit gutem Gewissen könnte man den Be such derselben empfehlen, umsomehr, als das Stück die Konfessionsfragen selbst ja vollständig unberührt läßt. — Am Sonntag ist nachmittags „Goldmarie und Pechmarie bei Frau Holle" und abends 8 Uhr „Von Stufe zu Stufe" aufs Repertoir gesetzt. Für nächsten Montag steht das Offiziersstück „Rosenmontag" sür hier und für Diens tag in Schmiedeberg in Aussicht. — Es darf aber wohl erwartet werden, daß man sich in Zukunft bei ernsten Szenen überall der größten Ruhe befleißigt, ganz besonders aber hinter den Koulissen. — Der Deutsche Schulschiffverein wird nach einem neueren Beschlusse zum Herbste dieses Jahres noch eine kleine Anzahl von Schiffsjungen einstellen und empfiehlt großen und kräftigen Jungen, die den Seemannsberuf zu ergreifen wünschen, sich umgehend an die Geschäfts stelle des Deutschen Schulschisfoereins in Bremen zu wenden. Seisersdorf, 10. Aug. Eine besondere Überraschung brachte heute eines der über unsern Ort ziehenden Ge witter. Da gab es Schloßen, wie man solche hier noch nicht gesehen hat, und zwar bis zur Größe großer Wall nüsse. Das Unwetter, welches gegen eine Viertelstunde anhielt, hat viel Obst abgeschlagen und den Feldsrüchten arg mitgespielt. Lauenstein. In den letzten Tagen wurde hier ein Riesenbooist gefunden, der die Größe eines Kopfes hatte und l'/2 Pfund wog. Dresden. Das Opfer des Kutschers Bergmann, der seine Frau mit einem Beile niederschlug, ist seinen Ver letzungen erlegen. Der Mörder befindet sich hinter Schloß und Riegel, wird aber voraussichtlich nach der Landes irrenanstalt Sonnenstein überführt werden. Die Eheleute B. lebten seit längerer Zeit in Unfrieden, der Lebens wandel der Getöteten soll hierzu Anlaß gegeben haben. Die Frau kehrte am Sonnabend früh gegen 6 Uhr von der „Vogelwiese" zurück, und dieser Umstand veranlaßte den Ehemann zu der grausigen Tat. — Als eine Dresdner Automobildampfspritze nach der Hauptwache fuhr, stieß ihr ein Unfall zu. Das Fahr zeug schleuderte auf dem Asphalt, prallte an die Bord kante des Fußwegs und erlitt eine starke Biegung der Hinterachse, sowie eine Radbeschädigung, so daß es von Pferden gezogen und Mannschaften geschoben nach der Hauptwache gebracht werden mußte. Der ungewöhnliche Aufzug erregte allgemeines Aufsehen und gab Veran lassung zu manchem Witz. — Ein seltenes Festessen fand in Zwickau statt. Die Festgäste, 3 Männer und 17 Frauen, repräsentierten durch die Summe ihres Alters die stattliche Zahl von 1522 Jahren. Drei der ältesten Damen standen in den 80er, die übrigen in de» 70er Jahren. Das Festmahl war das „Döhnersche Armenessen", welches alljährlich am 8. August stiftungsgemätz 20 alten und würdigen Armen der Stadt bereitet werden soll. — Infolge der Lohnkämpse in der Textilindustrie ist der Besuch des Königs in Glauchau und Meerane auf nächstes Frühjahr verschoben. Weißer Hirsch. Unser öffentliches Luftbad wurde in voriger Woche von 350 Herren beziehentlich Knaben und 404 Damen beziehentlich Mädchen benutzt, das ist gegen die Vorwoche ein Mehr von rund 250 Personen. Niedersedlitz. Etwa 20 der Kolonialwarenbranche angehörende Mitglieder der Vereinigten Rabattsparvereine Leuben, Niedersedlitz und Umgegend beschlossen, eine Ein kaufsvereinigung zu gründen. Pirna. Beim Löschen eines Elbkahnes fand man zwischen Vlauholz drei lebende Skorbione von 10 Zenti meter Länge. Freiberg. Mittwoch abend fuhr ein Automobil an statt die Dammstraße entlang gegen ein Haus. Die In sassen kamen glücklicherweise mit dem bloßen Schrecken davon, während der Wagen derart beschädigt wurde, daß er auf einem Grundstücke eingestellt werden mußte. — Ein anderer Venzinwagen wurde etwa in derselben Zeit unter dem Gaudium der Passanten von einem Rößlein über den Postplatz geschleppt. Dieser Kraftwagen hatte jedenfalls auch irgendwo mit einem Hindernis Bekanntschaft ge macht. Leipzig. Der 9 Jahre alte Sohn des in Schleußig wohnhaften Werkmeisters Stange, der am Ufer der stark angeschwollenen Rödel spielte, stürzte in die Fluten und wurde mit fortgerissen. Der 13 Jahre alte Schulknabe Kluge hatte den Vorgang bemerkt, machte sich an die Rettung des Knaben und es gelang ihm auch, diesen an das Ufer zu ziehen. Stange war bereits bewußtlos, doch hatten Wiederbelebungsversuche Erfolg. — Ein tief be-