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UMM-Ming Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amlsökall für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadlrat zn Dippoldiswalde 71. Jahrgang Dienstag, den 8. August 1905 Nr. 90 alde. >l in der Derselbe. )r- 2 1 lO. August bstmanöver Vertagung s gerichtet, lchenland te kritisiert, tgleich mit drückenden serysso ge lt die!fest- )hner von mit den gründeten )ieser hat msvorräte I erwiesen ein der Bestätigung Angriff ein- Gefecht bei Aschfluß ab- Es fanden ibzug seiner e feindlichen cmt werden, lriegsleuten, ten führende iottenleichen, kgebliebenes gelang es, rutsche Ber ing der im Unsicherheit er- der Jnlerate, welche bei de» bedeutenden Auflage de» Blattes »ine sehr wirk» krankten Personen befinden sich auf dem Wege Besserung. — Die Pilzvergiftung inKadorf-Roßwein hat zweites Opfer gefordert. Donnerstag abend verstarb 26 Jahre alte Zimmermann Oskar Hannß. die aus fünf Personen bestehende Familie des Wirtschafts besitzers Hanns; an Pilzvergiftung. Der Schwiegersohn Lohse ist an der Vergiftung gestorben, die andern Dresden. Für die Beamten, die Arbeiter und die Arbeiterinnen der Firma August Leonhardi in Dresden- Loschwitz, Bodenbach und Schwepnitz haben die Hinter bliebenen des in Loschwitz verstorbenen Professors Leon hardi 50 000 M. gestiftet. — Auf der Blasewitzer Elbbrücke fuhr ein Radfahrer direkt in die Beine eines einen Petroleum wagen ziehenden Pferdes. Infolge des Anpralles knickte das Tier derartig zusammen, daß das linke Vorderbein gebrochen wurde. Da eine Heilung vollständig ausgeschlossen war, tötete man das Pferd an Ort und Stelle. Die Schuld soll nach Aussagen von Augenzeugen den Radfahrer treffen; letzterer ist in das langsam fahrende Geschirr — der Kutscher war beim Bezahlen des Brückengeldes — direkt hineingefahren; er hatte den Kopf nach der ihm verloren gegangenen Kopfbedeckung rückwärts gewendet und dabei die Richtung verloren. Der Radfahrer blieb unverletzt. — Ein sonderbares Gebilde aus der Pflanzenwelt wurde der Redaktion des „Pirn. Anz." vorgelegt. Es war eine Kohlrabipflanze, an welcher sich die Kaulen zu einem förmlichen Bukett vereinigt hatten. Der Stiel der Pflanze wurde von einer Kaule gekrönt, aus welcher nicht weniger als vier neue Knollen kleineren Umfanges hervor gesprossen waren, zwischen denen Blätter wuchsen. Außer dem saßen aber auf halber Höhe des Stieles noch drei ausgewachsene Knollen, welche gleichsam die Manschette zu dem Kaulenstrauß abgaben. — In Freiberg sowie in den Orten der Umgebung ist ein geriebener Gauner aufgetreten, der in folgender Weise operierte: Er erschien in einem Gasthof und gab sich als ein Bruder eines Pferdehändlers aus, den er mit einem Transport russischer Pferde zu erwarten habe. Er bestellte dann bei Händlern Futtermittel, Hafer, Häcksel und Kleie, die nach dem Gasthof geliefert werden mußten, natürlich vorläufig ohne Bezahlung. Dann benutzte er die Gelegenheit, um den Gastwirt um einen größeren Be trag anzupumpen und zu verduften. Der Gauner ist auch bereits in Glauchau, Döbeln usw. ausgetreten. — Ein Pilzsucher aus Sayda fand einen etwa drei Pfund schweren Steinpilz. — In einem Anfalle geistiger Umnachtung tötete sich in Heidelberg bei Sayda der zurzeit bei seinen Eltern auf Urlaub befindliche Leutnant Süß vom I3Z. Infanterie- Regiment durch einen Schuß in den Kopf. Der Vater, der ihn von der unseligen Tat abzuhalten versuchte, er hielt mit dem Revolver einen heftigen Schlag gegen den Kopf, sodaß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. — In Oschatz verunglückten ein Unteroffizier beim Remontezureiten und ein Maurer durch einen Absturz von einem Neubau. — Die Siadträte zu Thum, Oschatz und Crim mitschau beschlossen, sich der Petition der Vereine für Feuerbestattung anzuschließen. — In Röhrsdorf starb die 6 l jährige Eutsbesitzers- chesrau Franke infolge von Pilzvergiftung. Ein weiterer Fall von Pilzvergiftung hat sich in Tannenberg er eignet. Die betroffenen Personen konnten jedoch gerettet werden. — Im Rochlitzer Walde wurde ein etwa 40 Jahre alter Mann aufgegriffen, der eine Anzahl Spaziergänger, Pilze- und Beerensucher dadurch belästigt hatte, daß er nach ihnen mit ziemlich großen Steinen warf und sie be schimpfte. In dem Ausgegriffenen wurde ein Geistes kranker ermittelt, der aus der Landesanstalt Colditz ent wichen war. — In dem Roßweiner Ortsteile Kadorf erkrankte Karl, der Gräfin Hohenheim, deren Psegetochter Laura und des Generals Rieger, leisteten ganz Hervorragendes. Die schöne Ausstattung tat ihr übriges und war nur wieder der schwache Besuch der Vorstellung zu bedauern. Hoffentlich bringt die Wiederholung des schönen Lust spiels „Im bunten Rock" am Montag das wohl zu wünschende volle Haus. Mittwoch kommt das großartige Schauspiel „Die Brüder von St. Bernhard" zur Auf führung. Überall ist diese epochemachende Novität mit großem Erfolg gegeben worden. Auch im Dresdner Centraltheater gastierte das Volkstheater von Wien 14 Mal mit immer steigenden Kassen- und künstlerischen Er folgen. Für Freitag ist die Operette „Die Regiments tochter" annonciert. — Theater. Am Sonntag ging mit großem Lach erfolg vor gut besetztem Hause die Posse „Der Stabs trompeter" über die Bretter, bei welcher Gelegenheit sich besonders Eug. Werber als Amalie als flotte Sängerin entpuppte. Schmiedeberg. Im Gasthofe des Herrn Schenk gastiert die Zahn'sche Truppe am Dienstag in der Lust spiel-Novität „Im bunten Rock" und am Donnerstag in oem neuen Klosterslück „Die Brüder von St. Bernhard". Geising. Ein beklagenswerter Unfall ereignete sich hier am Donnerstag abends 1/2 8 Uhr in der Nähe der Voigtsmühle. Von einem mit Nutzholz beladenen Wagen wurde das 1^/4 Jahr alte Söhnchen des Wirtschaftsbe- sitzers Tippmann überfahren und an einem Beine so schwer verletzt, daß es am andern Tage seinem Leiden er legen ist. Den Geschirrführer trifft keine Schuld. Das Kind ist wahrscheinlich kurz vor dem Geschirr über die Straße gelaufen und gefallen, wenigstens wurde der Ge- schirrsührer auf den Unfall dadurch aufmerksam, daß das eine Pferd über das Kind wegstieg. Es war jedoch nicht möglich, den Wagen augenblicklich zum Halten zu bringen, und so hatte das eine Rad die Verletzung des bedauerns werten Kindes bereits herbeigesührt. Glashütte. Der hiesige Schulvorstand hat beschlossen, am 27. August nach dreijähriger Pause wieder ein-Schul fest zu veranstalten. — Nächsten Sonntag findet hier eine Pilzausstellung statt. Possendorf. Der hiesige K. S. Militäroerein „Kron prinz Friedrich August" ist dem Deutschen Flottenverein als Mitglied beigetreten. Für das Königreich Sachsen hat der König den Ehrenvorsitz übernommen. — Die Possen dorfer Lehrerkonferenz beabsichtigt in Possendorf und Kreischa eine Pilzausstellung zu veranstalten, welche den Zweck verfolgt, dem Publikum eine genaue Kenntnis der bei uns auftretenden eßbaren Pilze zu vermitteln. — Das Sonntag gegen 2 Uhr nachts über unsere Gegend hin- ziehende Gewitter trat mit großer Heftigkeit auf. Der damit verbundene starke Regenguß hat Fluren und Wege arg beschädigt und den Erntearbeiten wieder einen Halt geboten. Dresden. Am Sonntag waren 25 Jahre verflossen, seitdem die 260 Zentner schwere Germania das Postament des Siegesdenkmals auf dem Altmarkte bestieg. — Am 2. d. M. hat ein schon mehrfach schwer vor bestrafter 50 Jahre alter Kutscher zwei kleine 7 und 0 Jahre alte Mädchen in der Nähe der Hellerschenke in den Wald verschleppt. Zwei Schulkuaben, die den Vor gang beobachtet hatten und dem Manne gefolgt waren, haben einen berittenen Gendarm hierauf aufmerksam ge mach». Dieser hat sofort die Verfolgung des betr. Mannes ausgenommen und ihn im Walde in dem Augenblicke be troffen, als er eben im Begriff war, ein Sittlichkeitsver brechen an einem der Mädchen auszuführen. — Am Freitag abend hat sich in Pieschen ein im 12. Lebensjahre stehendes Schulmädchen, das sich wieder holt tagelang umhergetrieben hatte und deshalb vor Strafe fürchtete, aus dem Fenster der im 3. Stockwerk befindlichen elterlichen Wohnung herab in den Hof gestürzt. Das Kind hat schwere Verletzungen erlitten. — Im Warmhause des Botanischen Gartens hat eine Victoria reg-ia ihre Vlütenpracht entfaltet. Dresden. Sonnabend früh versuchte der Kutscher Bergmann seine 35 Jahre alte Gattin mit einem Veile zu erschlagen, und versetzte ihr ungefähr 10 Hiebe auf den Kopf, so daß die Frau blutüberströmt zusammenbrach. Die schreckliche Tat soll Bergmann aus Eifersucht begangen haben. Am Auskommen der Schwerverletzten wird ge zweifelt. Seit drei Tagen lebte Frau V. von ihrem Manne getrennt, da ihr Mann sie wiederholt bedroht hatte. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhnr - Druck und Verlag von Carl Jelpre in Dippoldiswalde. AM achtMigsn „JN«st«lerL»A rlntrrhaUrmgMkrl"- Mit l<md° srnS hüv»«irtschkMHA, «or-ets-BsilLg,. Lokal« und Sächsisch«. Dippoldiswalde. Nachdem in den letzten Tagen eine wahre „Hundstagshitze" herrschte, stellten sich am Sonn abend nachmittag Gewitter ein, die sich in der Nacht, ver bunden mit äußerst starken Niederschlägen, wiederholten. In der Richtung nach Tharandt zu wurde ein größerer Feuerschein beobachtet. — Der anhaltende Regen hat ein bedeutendes Steigen unserer Weißeritz verursacht und ist mit 140 cm die Höhen marke O überschritten. Das Wasser steigt noch weiter. — Die Abteilungslisten zur Landtagswahl im 13. ländlichen Wahlkreise liegen in der Zeit vom 10. bis 12. August in den Gemeindeämtern zur Einsichtnahme aus. Näheres ist aus der in voriger Nummer enthaltenen amts- hauptmannschaftlichcn Bekanntmachung zu ersehen. Dippoldiswalde. Theater. Eine edle Schiller-Nach feier war die am Freitag stattgefundene Aufführung der „Karlsschüler". Die Theatergesellschast Zahn bot wieder ihr Bestes. Von den Darstellern ist ganz besonders her vorzuheben Herr Schröder als Schiller, eine Leistung, an der wohl nichts auszusetzen war; ;die Rolle wurde trotz der auch großen physischen Anstrengung bis zum Schluß in packender und geradezu hinreißender Weise gespielt. Auch die Vertreter der übrigen Rollen, besonders des Herzogs — Infolge Erplosion eines Spirituskochapparates wurde eine Frau in Eibau bei Zittau so schwer verletzt, daß sie bald darauf starb. — Im Walde bei Hohenstein-Ernstthal wurde ein Naubanfall von zwei unbekannten, 40 Jahre alten Männern an dem Schneidermeister Goldammer verübt. Die Strolche raubten ihm ein Paket Kleidungsstoffe im Werte von 30 Mark. Der Überfallene erhielt einen so derben Schlag mittelst Stockes in das Genick, daß er sofort Ein neuer großer Lohnkampf. - In den industriellen Färbereien Sachsens und Thüringens M ein neuer großer Lohnkampf ausgebrochen, in dem wieder Rie Machtfrage und Kraftprobe bis zum äußersten getrieben Mverden wird, wenn die Färbereiarbeiter nicht bald ein- Renken. Der Lohnstreit ist dadurch entstanden, daß die Rlrbeiter 15 Mk. Wochenlohn forderten, ein Lohn, der schon Du einer Anzahl nicht dem Sächsisch-Thüringischen Färberei- Ring angehörenden Färbereien bezahlt wird. Die dem Minge angehörenden Färbereibesitzer haben diese Forderung Rer Arbeiter aber mit Kündigung und Aussperrung be- Rntwortet. Nur eine Brück« zur Verständigung haben die Mlrbeitgeber insofern den Arbeitern gebaut, indem sie be- Uchlossen haben, 14 Mark Wochenlohn sofort zu bewilligen Dund später noch eine Erhöhung eintreten zu lassen. Dieses lEntgegenkommen ist aber zunächst von den Arbeitern nicht langenommen worden. Nur in Gera beschloß eine Arbeiter- »ersammlung, infolge des Entgegenkommens der Arbeit sgeber die Arbeit, soweit es die noch geöffneten Betriebe Igestatten, wieder aufzunehmen, und wenn in anderen Orten Igleiche und ähnliche Beschlüsse gefaßt werden, so können Idie schwersten Folgen des Lohnkampfes noch abgewendet »werden. Bedauerlich ist übrigens, daß die Arbeitgeber I vielfach gleich mit Aussperrung der Arbeiter vorgegangen sind und nicht erst den Vergleich versucht haben. In Gera, das als größter und bedeutendster Ort im Ringe in Frage kommt, sind schon am 31. Juli die der Konvention an gehörenden Betriebe geschlossen worden und dadurch dort bis jetzt 1000 Personen ausgesperrt worden. Auch in > Weide erfolgte die Aussperrung der Arbeiter. Aus den Straßen, besonders auf solchen, wo sich Fabriken befinden und in deren Nähe, fanden in den Morgen- und Vor mittagsstunden förmliche Arbeiter- und Menschenansamm lungen statt. Nach und nach verlief sich aber die Menge wieder, da niemand in den Fabriken Einlaß fand. Es erfolgte alles in größter Ruhe. Die Schließung der Be triebe war den Arbeitern und Arbeiterinnen übrigens teil weise noch am Sonnabend abend durch eine in den Eta blissements ausgehängte Bekanntmachung mitgeteilt worden. Die Lage ist sehr ernst. Den Arbeitern in den Webereien ist mitgeteilt worden, daß ihnen am Freitag, den 4. August, gekündigt wird. Heute und morgen halten die Ausge sperrten und auch alle übrigen Textilarbeiter Versamm lungen ab, fum weiteres zu beschließen. Insgesamt be schäftigt der Färberring etwas über 11 000 Personen, die heute alle ausgesperrt worden sind. In Frage kommen nächst Gera, Glauchau und Meerane noch Greiz, Weida, Mohlsdorf, Reichenbach i. V., Netzschkau, Mylau. Der deutsche Textilarbeiteroerband unterstützt vorläufig nur die Or ganisierten. In Gera sind 70 Prozent organisiert. In Reichenbach im Vogtlande sind am Montag 1300 Arbeiter und Arbeiterinnen in 3 Betrieben ausgesperrt worden. Die Streichgarnsärbereien schließen die Betriebe am 7. Au gust. Die ausgesperrten Arbeiter zogen in Ruhe ausein ander. Ein kleiner Teil von den Fabrikanten bestimmten Arbeitern bleibt vorläufig noch in den Betrieben, um die notwendigsten noch in Arbeit befindlichen Waren vollends fertig zu stellen. Die Melberitz-Zewmg" scheint wöchentlich drei» sal: Dienstag, Donners» »g und Sonnabend und kird an den vorhergehen- MAbenden ausgegeben, ^reis vierteljährlich 1M. b Pfg-, zweimonatlich 4 Pfg., einmonatlich 42 Sfg. Einzelne Nummern 0 Pfg. — Alle Postan jalten, Postboten, sowie msere Austräger nehmen Bestellungen an. werden mit 12 P'g., solch« aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Ausschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg.