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L. DMge M WHmtz IMiig. Nr. 89. , Sonnabend, den S. August 1905. 71. Jahrgang Was hat man bei Pilzvergiftungen zu tun ? Pilzvergiftungen äußern sich sehr verschieden. Bei manchen Sorten macht sich die Wirkung schon nach ganz kurzer Zeit, bei andern erst nach 10 bis 20 Stunden (Knollenblätterpilz) bemerkbar. Die ersten Erscheinungen sind: Kratzen im Halse, Brennen, Drücken, Schmerzen des Magens oft mit heftigem Erbrechen, Durchfall. Später treten Schwindelanfälle, Magen- und Leibkrämpfe, Ohn mächten, wohl gar der Tod ein. Zuerst suche man so schnell als möglich den Magen zu entleeren durch künstlichen Brechreiz, wie Finger in den Halz stecken, Kitzeln des Schlundes mit einer Feder. Durch Klistiere entleere man die Därme und trinke recht viel Milch, Selterswasser oder auch nur kaltes Wasser, und versuche sich immer wieder zu erbrechen, um so den Magen gewissermaßen auszuspülen. Mittel, wie Essig und Oel, die früher dagegen angewendet wurden, sind schädlich und unwirksam. Auch mache man Senfteig- oder heiße Wasser umschläge um den Leib und suche sobald als möglich in tüchtiges Schwitzen zu kommen. Ist das gelungen, so sind 26 o warme Halbbäder zu geben, d. h. der Patient ist in eine Wanne zu setzen, nicht zu legen, und einige Minuten lang zu übergießen. Auch kalte Abreibungen des ganzen Körpers sollen von Nutzen sein. Ein medizi nisches Gegengift gibt es nicht, lönnte auch kaum wirken, da das heftige Erbrechen nichts im Magen läßt. Trotz dem ist es in schweren Fällen ratsam, so schnell als mög lich den Arzt zu holen, denn manchmal bleibt merk würdigerweise das Erbrechen aus, sodaß der Magen aus gepumpt werden muß. Sächsisches. — Wie sehr uns der Blick ins Weite fehlt, beweist wieder eine Konferenz der sächsischen Mietervereine, die beschloß, solchen Landtagskandidaten ihre Unterstützung zu versagen, die sich zur Vertretung der Hausbesitzerforde- rungen bereit erklären würden. Wenn nun die Bäcker, Schuhmacher, Schmiede, die Kaufleute, Industriellen usw. alle auch solche „Resolution" fassen! Müssen da unsere nächsten Volksvertreter nicht wahre Musterknaben sein, um es allen recht zu machen? — Der Landes-Obstbauverein veröffentlicht soeben einen umfassenden Bericht über die im Jahre 1905 im König reich Sachsen in Aussicht stehende Obsternte, dem wir folgendes entnehmen: Von 49 Vezirks-Obstbauvereinen gingen aus allen Teilen Sachsens 126 Berichte ein. Die Zusammenstellung dieser Berichte ergab, daß die Ernte der Haupthandelssrucht, der Äpfel, als mittel bis gering zu bezeichnen ist. Birnen tragen reicher und zwar mittel bis gut. Die Ernte der Kirschen, welche in der Hauptsache beendet ist, war gut. Die Pflaumenernte wird als gut bis mittel bezeichnet, dagegen ergeben Pfirsiche und Aprikosen nur eine mittlere bis geringe Ernte. Von den Beeren- stäuchern lieferten die Johannisbeeren eine gute Ernte, dagegen wird das Ergebnis der Stachelbeersträucher nur als gut bis mittel bezeichnet. Die Weinreben sind mit Trauben gut besetzt. Von Schalenobstfrüchten tragen Wal nußbäume und Haselnußsträucher gut bis mittel. Im Durchschnitte ist somit die gesamte Obsternte als gut bis mittel zu bezeichnen. Die Steinobstarten, Kirschen und Pflaumen verblühten rasch bei günstiger Witterung, daher auch der gute Fruchtansatz, während in der nachfolgenden Blütezeit des Kernobstes niedrige Luftwärme und häufige Niederschläge die Befruchtung der Blüten wesentlich be einträchtigten. Im Vergleich mit den vorliegenden Berichten über die Obsternte anderer deutscher Staaten ist die Obst ernte im Königreich Sachsen als gut zu bezeichnen. — Der Schlosserobermeister Mar Jul. Keller in Colditz scheint ein sehr jähzorniger Herr und wenig ge eignet für die Heranbildung von Lehrlingen zu sein. Er hat seinen Lehrling Kunze mit Eisenstücken geschlagen, mit dem Kopfe gegen eine nägelbeschlagene Wand gestoßen — kurz in schändlichster Weise mißhandelt. Das Land gericht verurteilte den Mann wegen vorsätzlicher Körper verletzung zu einer Geldstrafe von 1100 M. — In Großröhrsdorf bei Pulsnitz gibt es vier Konkurse zu gleicher Zeit, was doch noch nicht vorgekommen ist. Unter diesen vier Konkursen befindet sich auch der „Dresdner Bazar", dessen Inhaber ein 14 jähriges Mädchen ist, welches letzte Ostern aus der Schule kam. Wie es den Anschein hat, soll nun ein 12 jähriger Knabe Ge schäftsinhaber werden. Zusatz überflüssig. — Der Dienstknecht Kaiser von Schöneck, der wegen eines an einem sechsjährigen Kinde verübten Sittlichkeits verbrechens verhaftet und in das Auerbacher Amtsgericht eingeliefert wurde, hat gestanden, auch die 13 jährige Tochter des Grünwarenhändlers Schilbach in Eich bei Treuen überfallen zu haben. — Unweit Rodewisch haben badende Knaben in einem Waldteiche die nur mit einem Hemd bekleidete Leiche eines etwa 13 jährigen Mädchens gefunden. Es wird vermutet, daß dies die kleine Dora Müller aus Schönheide ist. Freiberg. Eine Stopfnadel hat sich hier eine Frau in das Knie gestoßen. Die Nadel brach ab und es blieb das Öhr in der Kniescheibe stecken. Trotz vieler Be mühungen zweier Ärzte ist es noch nicht gelungen, das Öhr zu entfernen. Sayda. In hiesiger Gegend tritt der Hamster in so großer Zahl auf, daß er für die Landwirtschaft zur Plage wird. Dohna, 31. Juli. Heute morgen begann der mit der Planierung unseres Marktplatzes betraute Herr Baumeister Droscha die diesbezüglichen Arbeiten. Zunächst erfolgt die Beschleusung der Südseite des erwähnten Platzes. Der Gesamtaufwand für die Korrektionsarbeiten beträgt, wie man hört, 14000 M. Die Arbeit muß bis 1. Oktober Ifd. Jahres beendet sein. Borna. Dienstag ist ausgelost worden, daß die 4. Eskadron (Rittmeister Jahn) des hier garnisonierenden Kgl. Karabinier-Regiments zum 3. Ulanen-Regiment Nr. 21, welches am 1. Oktober d. I. in Chemnitz neuge bildet wird, überzutreten hat. Leipzig. Die hiesige Polizeibehörde ist einer Diebes bande auf die Spur gekommen, die in letzter Zeit in Leipzig und Umgebung hauptsächlich Schmuckfachen, Wert papiere und Fahrkartenbücher entwendete. Ms Täter kommen zwei Brüder aus Jecha und ein 30 jähriger Schneider aus Kahla, sowie deren Ehefrauen in Betracht. Bei dem Versuch auf die sog. Fahrkartenbücher Geld zu