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Meißeritz-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend. 71. Jahrgang Sonnabend, den 22. Juli 1905 Rr. 83. Königliche Amtshauptmannschaft. 38 ngarischci nittel. getreuer 40 Pfg. ur emp- ieschäflen annschast 7 Bullen, gilt sm Gebend. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auslage de» Blattes 'ine sehr roirk- tober 1699 hatte der päpstliche Legatus Monsignore d'Avia feierliche Audienz bei dem König August. Der Zweck seiner Gesandtschaft bestand darin, von dem Könige größere Freiheit für die katholische Kirche in Sachsen zu erbitten. Auch soll er um Einräumung einer Kirche zum katholischen Gottesdienst oder Erbauung eines neuen Gotteshauses ge beten haben. Soviel ist sicher, daß der König bald darauf einen entscheidenden Schritt tat. Zu Ende des Jahres 1699 ließ er die protestantische Kirche in dem Jagdschloß Moritzburg, die sein Großvater, Kurfürst Johann Georg II. im Jahre I66I erbaut hatte, für den katholischen Gottes dienst einrichten und durch den Pater Vota einweihen. In dieser Kapelle feierte der König, umgeben von einem glänzenden Hofstaate, das Weihnachtsfest des Jahres 1609. Sänger und Jnstrumentisten der Königlichen musikalischen Kapelle verschönten den Gottesdienst. Die Neujahrs feiertage beging der König auf gleiche Weise in Moritz burg. Die Moritzburger Schloßkapelle ist somit das erste Gotteshaus in Sachsen, wo seit 206 Jahren öffentlicher katholischer Gottesdienst gefeiert wurde. Daher wird sie von den sächsischen Katholiken mit besonderer Pietät hoch- gehalten. Erst im Jahre I708 ließ August der Starke das bereits 1664 erbaute Opernhaus (das spätere Haupt staatsarchivgebäude) am Taschenberge zu einer katholischen Kapelle einrichten. Leipzig. Bezüglich der Massenerkrankungen in der Röderschen Offizin ist zu berichten, daß alle Patienten als geheilt betrachtet werden können. Die eigentliche Ur sache der Vergiftungserscheinungen ist in dein Kartoffelsalat zu suchen, den die Leute gegessen haben. Schönfels, l 9. Juli. Das vierjährige Töchterchen des hier wohnhaften Steinbruchsarbeiters Schneeberger geriet in höchste Lebensgefahr dadurch, daß es, als es mit seiner Mutter in den Keller ging, auf einen da befind lichen, mit einem Brett verdeckten 18 Ellen tiefen Brunnen trat und durch das morsche Verdeckbrett in den Brunnen fiel. Nach langen vergeblichen Bemühungen sie zu retten, gelang die Rettung des Mädchens dem Feuerwehrmann Leichsenring. Das Kind war bereits bewußtlos, doch ge lang cs durch die sofort angestellten Wiederbelebungsver suche des Retters, das Mädchen zur größten Freude der Eltern ins Leben zurückzurufen. Wildenhain, 19. Juli. Gestern Abend in der 7. Stunde ereignete sich hier ein schwerer Unfall mit töd lichem Ausgange. Der bei Gutsbesitzer Arthur Schurig bedienstete 15 jährige Kleinknecht Haupt aus Treugeböhla fuhr mit Pferd und Wagen vom Felde, wo er mit seinem Dienstherrn sog. Gewirre geladen hatte. Er siel unterwegs, auf der Glauvitzer Straße, unaufgeklärter Weise vom Wagen. Jedenfalls sind die Pferde infolge des losbrechenden Ge witters scheu geworden und ist der Geschirrführer durch das plötzliche starke Anziehen der Tiere vom Wagen herab gestürzt. Taumelnd ist der Verunglückte, aus Mund und Nase blutend, noch ein Stück Weges gelaufen, hat sich dann aber in den Straßengraben gesetzt und einem hinzu kommenden Knechte erklärt, er könne nicht mehr stehen und gehen, ihm seien die Pferde durchgcgangen. Haupt fing alsbald an zu röcheln und verstarb kurze Zeit nach dem Unfälle. Sein Dienstherr hatte sich zu Rad den Feld weg entlang nach Hause begeben und war nicht wenig überrascht, als er seinem Gefährt ohne Führer begegnete. Schneeberg. Am heutigen Sonnabend, dem Maria Magdalena-Tage, wird in Freiberg und Schneeberg wieder das Bergfest gefeiert. Dem früh 8 Uhr beginnenden Berggottcsdienste geht die ein so fesselndes Bild ge währende Bergparade, bei der die Bergleute in ihrer so kleidsamen althistorischen Tracht erscheinen, voraus. Der Name „Streittag" für das Bergfest hat seine Erklärung in folgendem Umstande: Den Bergleuten war für diesen i. : Weitze, ischer rot, 180-188. 154-156, :rste, pro jener 165 132-142. 145-152. :a, gelber, > 1000 I<8 etto: 175 >d fremder >40-245, 10. Nüd- o 100 kg lchen, vro nehl, pro >cr städti- ug 28,50 26,00 bis 15,50 bis Dresdner 0-24,50, 0-20,00, llcie, pro 0-10,40, ^ne Sack, viizy Die » für Ec< ijchtiehlich 10000 kx. >,30, Heu egeldrusch m» Carl J-V« m DiMoWi-wnw- Mit land" ruck hmrrWirtschsftUSM WM«1s»BrU«ge. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irlpw. — Mit kchjseMüE AnterhM»ngMM". 1l Mark 85 Pf. auf Kosten der Steuerzahler an den Verlag des Wilsdruffer Wochenblattes" zahlte. Diese Summe, so meint das Blatt, könne man am Ende gern der parteilosen Presse gönnen, bloß um ihr künftig Re gungen des Brotneides zu ersparen. (Frbgr. Anz.) — Die an der Königlichen Bergakademie zu Frei berg für die Zulassung von Ausländern bestehenden Be stimmungen, die bekanntlich den Ausnahmebestimmungen keiner deutschen technischen Hochschule oder Universität an Schärfe nachstehen, haben vor kurzem eine abermalige Verschärfung erfahren, indem das Königliche Finanzmini' sterium folgenden Nachtrag genehmigt hat: „Beim Be legen von Arbeitsplätzen in den Laboratorien und Zeichen sälen werden zunächst diejenigen Studierenden bevorzugt, welche die Vorprüfung bestanden und die Absicht haben, die Schlußprüfung abzulegen, sofern sie vor Beginn der Sommerserien sür den Platz sich melden. In den ersten 14 Tagen nach Beginn des Studienjahres steht die Be legung von Plätzen nur Angehörigen des Deutschen Reiches frei, während nach Ablauf dieser Zeit dis noch frei ge bliebenen Plätze nach Ermessen des betreffenden Professors auch an Ausländer verteilt werden können. Sollte der Inhaber eines Platzes, er mag Deutscher oder Ausländer sein, den ihm überwiesenen Platz nicht oder nur in unge nügender Weise benutzen und eine an ihn ergangene Ver warnung des betreffenden Professors erfolglos bleiben, so steht es diesem frei, ihm den Platz zu entziehen und anderweitig zu vergeben. Auch hierbei sind Deutsche, welche noch ohne Platz geblieben sind, in erster Reihe zu berücksichtigen." — Wie unsinnig die Sitte des Werfens mit Bierglas untersetzern ist, hat sich in der Festhalle des eben ver flossenen Chemnitzer Kreisturnfestes gezeigt. Dort wurde bei solcher „Spielerei" ein Turner so unglücklich an ein Auge getroffen, daß dieses sofort auslief. Hosfentlich mahnt dieser bedauerliche Fall zum Unterlassen der auch hier in Bierlokalen manchmal üblichen Sitte oder vielmehr Unsitte. — Mittwoch vormittag erfolgte in Mylau die Ver haftung des Eisenarbeiters Reinhold. Derselbe hatte vor ca. einer Woche in trunkenem Zustande in einem Mate- rialwarengeschäfte geäußert, er wisse, wo die (jetzt ermordet aufgefundene) Elsa Simon liege; es sei garnicht weit von Mylau entfernt; man fände sie entblößt zc. Daraufhin erfolgte die Verhaftung. Man konnte ihm jedoch nichts nachweisen, und so ließ man ihn wieder frei. Jetzt wurde er nun wieder geholt, um näher vernommen zu werden, da auch das Signalement, wie die beiden Frauen angabcn, zum Teil aus ihn paßt. Man glaubt in ihm den Täter rcsp. Mitwissenden gefunden zu haben. (s. Beilage). Pillnitz. Die Befürchtungen, die man über den Fort bestand des über hundert Jahre alten Kamelien- baumes nach dem Brandschaden im hiesigen Schloß aarten hegte, sind vollständig behoben. In wenigen Monaten ist der Baum ganz gesundet und zeigt ein üppiges, frisch-grünes Nlättcrdach wie zuvor. Lieser schnelle Heilungsprozeß ist der sorgfältigen Pflege zu danken, die man diesem seltenen Exemplare seitens der Hofgärtnerei zu teil werden ließ. Da der eine Fülle von Schönheiten und Seltenheiten bietende Schloßgarten bei Abwesenheit der Königlichen Familie zu freiem Besuch offen steht, so sei auf diese Gelegenheit während der jetzigen Ferienzeit besonders hingcwiesen. Moritzburg. König Friedrich August wird nach semer Rückkehr aus Tirol mit seiner Familie das Jagdschloß Moritzburg auf mehrere Wochen bewohnen. Die Über siedelung des Hofes nach dem schönen Jagdschloß erinnert an ein sehr wenig bekanntes, für das protestantische Sachsen aber hochbcdeutsames, geschichtliches Ereignis. Am 29. Ok- Gesperrt bild vom 24. bis 29. Juli d. I. die Dorsstraße im oberen Teile des Ortes Reichstädt, der Fährverkehr wird währenddessen auf die Kommunikatiouswege Beerwalde—Sadis dorf bezw. Röthenbach -Reichstädt gewiesen. Dippoldiswalde, am 20. Juli 1905. Lsfmtliche Wiig her ZtMvmMM st JiMMmlist rrsttsg, äsn 21. «lull 1905, abends 8 Uhr, Sitzungszimmer im hiesigen Rathause. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Lokales und Sächsisches. D Dippoldiswalde. Die Tageslänge ist nun in Mingjamer Abnahme begriffen. Die längsten Tage mit Mnd 16 Stunden 27 Minuten Länge sind vorüber. In Den nächsten zwei Wochen vermindert sich die Tageslänge Dm 20 Minuten. Später erfolgt dann die Abnahme Dhneller, im Juli um insgesamt 1 Stunde 5 Min , im Ilugust um 1 Stunde 45 Minuten. — In der Pilzausstellung im Pflanzengarten zu Pretzschendorf wird auf Wunsch Sonnabend, den 22. Juli, lachmittags 5 Uhr, eine Wiederholung des Vortrags, ,Das Sammeln und die Verwertung der Pilze" stattfinden. Dresden. Die berechnete Bevölkerung von Dresden nit Albertstadt betrug am I. Juni 502 800. — Der frühere Portier im „Europäischen Hof", Moeller, )at gegen den russischen Fürsten Kotschoubey, der ihn z UevMg Ser Pflichtfeuertvehr. Montag, den 24. dss. Mts., abends 8 Uhr, haben sich, die Mitglieder der Pslichtfeuerwehr am Spritzenhause Nr. 2 (Brauhofstraße) ^Unents^chuwigtes Fernbleiben wird nach 8 43 der Feuerlöschordnung bestraft. Dippoldiswalde, am 21. Juli 1905. Der Stadtrat. Voigt. Die diesjährige 0ds*nu«-ung auf Abteilung 4 bis 8 der staatlichen Muglitz- talstraße soll Montag, den 31. Juli d. 3-, nachmittags 4 Uhr, im Kaiserhof zu Glashütte gegen sofortige Bezahlung verpachtet werden. Königliche Straßen- und Wasser-Bauinspektion Pirna II. Die .Weiherltz-Zeitung» ftscheint wöchentlich drei- Ral: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und loird an den vorhergehen- kenAbenden ausgegeben, wreis vierteljährlich 1M. P5 Pfg., zweimonatlich K4 Pfg., einmonatlich 42 «Zfg. Einzelne Nummern iO Pfg. — Alle Postan- Italien, Postboten, sowie durch einen Fußtritt verletzte, sich aber weigerte, ihn dafür materiell zu entschädigen, Klage auf Zahlung einer Jahresrente von 2000 Mark erhoben. — Das königl. Landgericht Dresden verhandelte f am 20. Juli gegen den in Altenberg wohnenden Fuhr- , Werksbesitzer Karl August Clemens Wolf, dessen Sohn den Gejchirrführer Karl Georg Wolf und den Tagelöhner : Wenzel Löwe aus Eeorgenfeld wegen Urkundenfälschung, : Nötigung, Betrugs und Körperverletzung. In dieser Sache machte sich eine dreistündige Beweisaufnahme notwendig. Es waren hierzu 14 Zeugen vorgeladen. Am 9. Jan. > d. I. geriet Wolf und dessen Sohn in Altenberg bei einem : Pferdehandel mit dem Geschirrführer Heerklotz in Diffe- z renzen. Hierbei haben beide den letzteren gemeinschaftlich mit den Fäusten bearbeitet, Wolf jun. hat gleichzeitig dem I Zeugen Heerklotz gedroht, ihn zu erschlagen, wenn er das M Haus verlasse. Wolf senior wurde noch für schuldig er- D kannt, ein Schriftstück fälschlich angefertigt und davon dem U Gutsbesitzer Fleck in Löwenhain gegenüber zum Zwecke D der Täuschung Gebrauch gemacht zu haben. Löwe war W nur der Urkundenfälschung angeklagt. Das Urteil lautete W für Löwe auf kostenlose Freisprechung, für Wolf senior M wegen Urkundenfälschung und Körperverletzung auf sechs I Wochen Gefängnis, für Wolf junior wegen Körperver- M letzung und Nötigung auf eine 3wöchige Gefängnisstrafe. — Ein Geschäftsmann hatte Waren, die einen Wert U von 1078 Mark hatten, für 420 Mk. gekauft. Hinterher W stellte es sich jedoch heraus, daß die Waren gestohlen waren. WDer Eigentümer verlangte nun Ersatz von dem Käufer. I Das Gericht verurteilte den Käufer auch zur Ersatzleistung M und dos Oberlandesgericht Hamburg bestätigte das Urteil. »Es stellte fest, daß ein Geschäftsmann, dem Waren zu D Schleuderpreisen angeboten würden, sich zuvor über die W Herkunft der Ware und über die Nichtigkeit des Erwerbs Verkündigen müsse! I — Sächsische Sparsamkeit. Nicht nur der Eisen- I bahnreßort des Finanzministeriums mutz an allem möglichen W bis zu den Schreibutensilien und Bureauhandtüchern herab W sparen, uni die Eisenbahnrentc, die plötzlich den Krebs- M gang begann, wieder in die Höhe zu bringen, jetzt soll Mauch an den amtlichen Annoncen gekargt werden. Die »Überschriften wie „Bekanntmachung", „Versteigerung" rc. »sollen weggelassen, Absätze und gesperrter Druck sollen ver- »mieden werden' und die Namensunterschriften der betr. D Dienststellen fortbleiben. Öftere Einrückungen einer Ve- D kanntmachung und die Veröffentlichung derselben in mehreren D Blättern haben tunlichst zu unterbleiben usw. Na, wenn Dnun der sächsische Finanzkarren nicht läuft wie geölt . .! »Um übrigens zu zeigen, um welch' gewaltige Summen Des sich handelt, die die Amtsblätter nach der Ansicht der D Nichtamtsblältcr schlucken, konstatiert das Wilsdruffer Amts- I blatt, daß das Departement der Justiz im Jahre 1904 »durch die Kasse des Amtsgerichts Wilsdruff abgezählte same Verbleiung finden, werden mit 12 P^g., solch« aus unserer Amt-Haupt- Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzelle oder deren Raum berechnet. — Ta- bellarifche und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalt«»» s'ÄLL Anzeiger für Lnppmmswuwr »»v ! Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmamlschach das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde