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auch heute noch sehr an der Tagesordnung. Solange eine derartige Unsitte fortdauert, kann natürlich auch dem saumseligen Zahler das Gewissen nicht wirksam geschärft werden." Asel. Das Kanonenboot „Habicht" erhielt Befehl, am 3. August von Kamerun heimzukehren. Das Schiff ist seit neun Jahren in den Gewässern von Westasrika stationiert. Korvettenkapitän Kühne führt den „Habicht" nach Danzig zur Außerdienststellung. Die Ankunft des Kanonenbootes ist Ende September zu erwarten. Wilhelmshaven. Die Segelyacht „Willy" des Ober werftdirektors Kontreadmiral Modrig, dessen Angehörige sich auf einer Lustfahrt befanden, wurde einer Meldung aus Wangeroog zufolge in sinkendem Zustande angetrosfen. Sämtliche an Bord befindliche Personen wurden durch die Lu>tyacht des Eroßherzogs von Oldenburg, „Lensahn", gerettet. Frankfurt a. M., 14. Juli. Ein Bettler, der gestern gegen 7 Uhr abends in der Predigerstraße 8 um eine Unterstützung bat, zog, als ihm diese verweigert wurde, einen Revolver und tötete den Wohnungsinhaber durch einen Schutz in die Schläfe. Der Mörder floh in ein Nachbarhaus, wo er fcstgenommen wurde. Braunschweig. Dem Reichstags-Abgeordneten von Damm, der unlängst eine Adresse betreffend die Thron folgefrage in Braunschweig dem Reichskanzler zustellen ließ, dessen persönliche Annahme aber von dem Reichs kanzler verweigert wurde, ist, wie die „Braunschw. N. N." melden, von dem Geheimrat Loebell nunmehr mitgeteilt worden, datz der Reichskanzler die Adresse nicht zu beant- worden gedenke. Wien. Aus Petersburg wird hierher gerüchtweise gemeldet, datz Matrosen der Schwarzenmeerfloite das Linienschiff „Katharina ll." am Donnerstag versenkt hätten. Auch wird berichtet, datz in Warschau blutige Zusammen stöße zwischen einem litauischen Garderegiment und Kosaken stattgefunden hätten. Danach habe das litauische Regiment durch eine Deputation von 8 Offizieren erklärt, datz es auf Aufständische nicht mehr feuern würde, worauf diese Osfiziere zum Tode verurteilt wurden. Das Regiment habe sich geweigert, die Strafe zu vollziehen, Kosaken hätten die Offiziere getötet, seien aber sogleich von dem Regiment niedergcmacht worden. Budapest. Die Zahl der russischen Emigranten, die auf der Flucht über Rumänien hier durchkommen und sich größtenteils nach der Schweiz oder England begeben, be läuft sich aus Tausende. Die meisten Flüchtlinge sind aus Odessa, das nach der Abfahrt des „Potemkin" 20000 Juden aus Furcht vor Verfolgung verließen. Unter den Flüchtlingen befinden sich zwei Mitglieder des Nevolu- tionskomiiees, die nach Zürich reisen, um die Propaganda zur Fortsetzung der Revolution zu veranstalten. Straßburg i. Els. Bei Dangolsheim wurde ein auf dem Felde arbeitender Mann beim Scharfschießen der Maschinengewchrabteilung des 143. Regiments getötet. Christiania. Die norwegische Regierung wird dieser Tage der schwedischen Negierung eine Note übermitteln, in welcher um entgültige Antwort auf den Vorschlag er sucht wird, einem Prinzen des Hauses Bernadotte die norwegische Krone zu übertragen. Amerika. Ein chinesisches Regiment im — amerikanischen Heer. Die Bewohner von Neuyork wurden in diesem Jahre durch ein besonderes Schauspiel in Staunen gesetzt. Den Broadway entlang marschierte nämlich ein Regiment von — Chinesen. Es ist dies, so bemerkt der „Gaulois", der erste nur aus Chinesen be stehende Truppenteil der amerikanischen Armee. Das Re giment steht unter dem Befehl des Majors George Mc Bicker; die Söhne des Himmlischen Reiches haben die Zierde ihres Kopses opfern müssen und führen nun zopf los die militärischen Operationen nach amerikanischem Reglement aus. Das Regiment fuhr nach Long Island hinüber und nahm dort militärische Übungen vor, die für ein erst drei Monate bestehendes Regiment glänzend aus fielen. St. Petersburg, 14. Juki. Ein heute veröffentlichtes Regierungskomminique teilt mit, datz die Vorgänge im Kaukasus mährend der verflossenen 2 Wochen das Werk der revolutionären Parteien in Tiflis gewesen sind, deren Bestreben darauf gerichtet war, das dortige Wirtschafts leben zu stören. Das über die jüngsten Bombenanschläge in Tiflis Bekannte ergänzt der „Negierungsbote" durch eine vom ll. d. M. datierte Mitteilung aus dem Kreise Tiflis, derzufolge ein Bombenlaboratorium entdeckt worden ist, in dem vier gefüllte und 24 unfertige Dynamitbomben sowie gegen 500 Pakete mit Dynamit und Nitroglyzerin rc. gefunden wurden. Der Versuch der Laboranten, eine Explosion zu verursachen, wurde durch die Umsicht der Polizei vereitelt. Während der Haussuchung wurden in den umliegenden Gärten Gewehr- und Revolverschüsse ge wechselt. Insgesamt wurden dort 12 Personen verhaftet. Ein Laborant verübte im Gefängnis Selbstmord. — Der „Regierungsbote" bestätigt die Ernennung des Präsidenten des Ministerkomitees Witte zum Bevollmächtigten für die Friedenskonferenz in Washington. O^Ldessa, l4. Juli. 24 Rädelsführer der letzten Un ruhen sind in verschiedenen Gefängnissen gestern gehängt worden. 18 Rädelsführer sollen öffentlich hingerichtet werden.f7. 7. ' / "... 7,7" , '^7 Entsetzliche Vorgänge sind wieder aus Moskau zu berichten, woselbst in dem nahegelegenen Walde Marjina Notscha eine große revolutionäre Versammlung stattfand, an der etwa 30000 Personen teilnahmen. Agitatoren hielten aufreizende Reden, lobten das Verhalten des Mörders des Grafen Schuwalow und forderten die Menge auf, gegen den Absolutismus zu kämpfen. Die Versammlung wurde plötzlich durch die Kreispolizei gestört. Als die Arbeiter die wenigen Polizeibeamten bemerkten, fingen sie an, sie mit Steinen zu bombardieren, verwundeten den Jsprawnik und jagten ihn mit den anderen in die Flucht. Um aber die Beamten nm Entkommen zu hindern, zündete die Menge den Wald an. Dieser war bald in ein Flammen meer verwandelt. Die Arbeiter stürzten sich dann auf die am Walde gelegene Schnapsbude, demolierten sie und plünderten sie aus. Die herbeigeeilte Feuerwehr konnte nicht daran denken, den Brand zu löschen, da die Menge bewaffnet gegen sie vorging. Die Wasserschläuche wurden durchschnitten. Viele Feuerwehrleute erlitten erhebliche Wunden. Infolge der drohenden Haltung der Menge zog sich die Wehr schließlich zurück. Der Chef der Krcis- polizci hatte unterdessen telegraphisch aus Moskau mili tärische Hilfe erbeten. Bald trafen Gendarmen und Ko saken ein, die mit blankem Säbel gegen die Menge vor gingen. Die Arbeiter feuerten auf die Kosaken. Während des Kampfes wurden 50 Arbeiter getötet und 200 schwer verwundet. Nur mit großer Mühe gelang es den Kosaken, die Demonstranten auseinander zu jagen. Ein Gendarmerie- offizier, 10 Kosaken erlitten gefährliche Verletzungen. Die Polizei verhaftete etwa 60 Personen. LorriM La Lortuue. (Schluß.) Soeben tauchte Albrechts blitzende Paradeuniform wieder an der „Grenze" auf, — also nun schnell ans Werk! Wortlos, mit sicherem Griff, hakten sie die Matte los und trugen sie in taktmäßiger Gangart durch die lebende Pforte. Alles war still. Eleonore rührte sich nicht. Die Sache ging ja herrlich! Nach den, kurzen Weg gelang es ihnen auch, das schwebende Bett gewandt einzuhängcn, und mit einem erleichterten Aufatmen besahen sie triumphierend das schöne Opfer. Lutz stieg bedächtig in die Äste der dichten Buche, Manfred folgte schneller. Sv . . . Nun konnte es los gehen. Ihr Aussichtspunkt, war tadellos. Und siehe da! Es wirkte geradezu dramatisch daß der, dem alle diese heimlichen Veranstaltungen galten, in der blendenden Uniform der Blücherhusaren den sonnigen, kiesbestrcuten Weg zu den Buchen nahm. Auf einmal wurden seine Schritte schneller, und da stand er nun vor dem reizenden Wunder: Eleonore bei ihm und schlafend! Wie ging das zu?! Da sah er eine gestreifte Kappe am Boden liegen. Aha! Jedenfalls ein Streich der mitleidigen jungen Heißsporne. „Ihr braven Jungens", sagte er leise; aber die da oben hörten es, und die Herzen schwollen ihnen hoch aus. Mit verschränkten Armen, die blauen, strahlenden Augen auf die Gestalt der lieblichen, duftig gekleideten Braut gerichtet, sah er sein langentbehrtcs Glück mit ver liebtem Lächeln an. Brennend gern hätte er das Dorn röschen-Schneewittchen mit einem Kusse auf das entzückende Grübchen im Kinn aufgeweckt; aber er wollte den Zauber nicht gewaltsam brechen. Jetzt regte sie sich, blinzelte erst ein bißchen, öffnete dann die Augen weit, sah erstaunt um sich, richtete sich auf, strich sich mehrmals übers Gesicht, als müsse Albrechts Gestalt verschwinden und fragte: „Wo bin ich?" Der Leutnant, der sich nun nicht mehr zurückhalten konnte, breitete die Arnie aus. „Bei mir, Eleonore, bei n^r!" — er sank vor ihr nieder und drückte den Kopf in ihren Schoß. Mit beiden Händen umfaßte sie das geliebte Haupt und küßte das Haar, erst leise, dann stürmisch. Er hielt ganz still, bis sie ihn fragte: „Wie kam ich hierher?" „Ja, süßes Lieb, das weiß ich nicht", antwortete er, sie innig umschlingend. „Aber du mußt eine Siebenschläferin sein, daß man dich einfach von Ort und Stelle zu einem irbeliebigen Platze tragen kann!" Nun schämte sie sich vor ihm und barg den Kopf an der Brust ihres Verlobten, der aufgestanden war und Eleonore liebevoll an sich zog. „Ich muß dir ein Geständnis machen, Albrecht. Ich habe meine Brüder belauscht, als sie den Plan schmiedeten, mich herüberzutransportieren, und wenn ich auch einen unästhetisch tiefen Schlaf habe, so war ich doch erstens viel zu aufgeregt, um Ruhe zu finden und zweitens haben mich die Brüder so durchgeschüttelt . . ." „Und darum Räuber und Mörder!" rief cs empört aus der Buche. Die Verlobten sahen empor, Eleonore natürlich weniger erstaunt als Albrecht, sie hatte ja die Brüder aussteigen sehen. „Kommt 'runter, ihr Mädchenräuber!" rief der Husar lachend hinauf, „ihr habt ein nennenswertes Kriegsstück vollbracht und sollt mit zwei Prachtgewehren fürstlich aus gezeichnet werden! Herab, Roller und Schustcrle!" Das war ein Jubel! Als sie unten waren, erdrückten sie mit ihren massiven Liebkosungen beinahe den Schwager, der Mühe hatte, sich die personifizierte Dankbarkeit vom Leibe zu halten und bat: „Laßt mich am Leben! Und nicht wahr, — wenn ich mal wieder verbotene Wege wandele . . ." Eleonore hielt ihm den Mund zu, aber er vollendete doch „dann bringt ihr mir dir Zürnende wieder, schlafend oder wach, es soll euch nicht reuen." „Topp," sagten Manfred und Lutz, und gingen artig auf Albrechts Eltern zu, die gemeinsam die Rosenbeete musterten. Das Brautpaar folgte langsam nach, und die Büsche am Wege nickten diskret zu dem verliebten Flüstern. Bezirksliste geschützter Erfindungen. Mitgeteilt vom Patentbureau O. Krüger LCo., Dresden, Schlotzstr. 2. Angemeldet von: Julius Mende, Dippoldiswalde; Schiebkarre mit eisernem Gestell und Holzausrüstung; (Gm.) — und aus einer am Fenster drehbar befestigten Absteisstange und einem ani Fensterflügel be- festigten Stifte bestehende Fenstcrfeststellvorrichtung. (Gm.) Sparkasse za Nächster Erpedltionstag: Mittwoch, den 14. Juli, nachmittag 2—5 Uhr. Ferkelmarkt zu Dippoldiswalde von, >5. Juli. Von 34 Ferteln wurden verkauft 34 zum Preise von 42 bis 50 Mark pro Paar. 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