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Zu dem 100pferdigen Sauggasmotor kommt noch ein 150pferdiger. Das Werk kostet dann I Y0 000 M. Borna. In der Nähe des sogenannten „Deutschen Holzes" bei Frohburg wurde am Freitag nachmittag die Gutsbesitzerstochter Elsa Wildenhain aus Pähnitz ermordet aufgefunden. Der Hals des Opfers war bis auf die Wirbelsäule durchschnitten und der Körper mit Messer stichen über und über bedeckt. In der Hand der Er mordeten fand man ein kleines Büschel Haare, die wohl von dem Mörder herrühren dürften. Leipzig. Die Mehrzahl der Ladeninhaber der Gold waren- und Uhrenbranche kamen überein, in den Sommer monaten ihre Geschäfte abends 8 Uhr, Sonnabends um 9 Uhr zu schließen. — In ein merkwürdiges Licht geraten die hiesigen Droschkenkutscher durch die Tatsache, daß ein Lindenauer Apotheker, welcher sich allabendlich heimfahren läßt, 70 Fälle zur Anzeige und die Kutscher zur Strafe gebracht hat, von denen er bei Bezahlung des Fahrpreises über vorteilt wurde. Leipzig. Am 6. Juli wurde an der in das städtische Krankenhaus aufgenommenen Witwe Maschkowitz Er krankung an Flecktyphus festgestellt, die jedenfalls auf An- > steckung durch einen vor drei Wochen aus Zürich zuge reisten russischen Arbeiter beruht, der nach eintägigem, zum Teil bei Frau Maschkowitz verbrachten Aufenthalt an Flecktyphus erkrankte. Der Zustand der Erkrankten ist noch immer bedenklich. Chemnitz. Infolge der Eisenbahnumbauten sind in der Dresdener, Zschopauer und Waisenhausstraße Über führungen notwendig, die auf 262 450 Mk. veranschlagt sind, dazu kommen noch 33 000 Mk. zum weiteren Aus bau der Dresdner Straße. Die Stadt hat ferner den im Jahre 1500 angelegten Nicolaimühlgraben für 225 000 Mk. angekauft. Priestäblich. In einer hiesigen Familie war ein junges Brautpaar aus Kassel zu Besuch. Der Bräutigam ist ein 20 Jahre alter Kaufmann, seine Braut zählt erst 18 Jahre. Die jungen Leute ließen es sich in P. wohl ergehen und statteten allen Bekannten und Verwandten Besuche ab. Da sie von einer Nachmittagsruhe gar nicht wieder von ihrem Zimmer kamen, ließ man sie durch ein kleines Mädchen rufen, was aber erfolglos blieb. Als sich endlich die Frau des Hauses nach dem Zimmer begab, gewahrte sie zum größten Entsetzen, daß die jungen Leute in vollständiger Kleidung mit Schuhwerk tot auf Rm Bette lagen. Sie hatten durch Vergiftung ihrem jungen Leben ein frühes Ziel gesetzt. Es ist ganz und gar unbekannt, was die Lebensmüden in den Tod getrieben hat. Neustädtel. Der aus einem Gute beschäftigte land wirtschaftliche Arbeiter W. wurde seit Mittwoch vermißt. Am Freitag fand man ihn tot, in einem Roggenfelde liegend, auf. Ein Hitzschlag hatte dem Leben des 53 Jahre alten Mannes ein plötzliches Ende bereitet. Auerbach (Sachsen). Auf eigenartige Weise verübte der Fleischermeister Förster, Besitzer eines der größten Fleischwarengeschäfte der Stadt, Selbstmord. Nach einer heftigen Szene mit seiner Frau begab er sich, etwas an getrunken, in das Schlafzimmer, schlief erst aus und legte dann die zur schmerzlosen Tötung des Viehes dienende Schießmaske an. Ein Druck mit dem Finger, und Förster war eine Leiche. Die Kugel war ihm durch die Brust gegangen und am Rücken wieder herausgetreten. Auerbach t. V. Mit der Aufnahme der Vorarbeiten für die Erbauung der Eisenbahn Plauen—Theuma wird auch der Plan einer Automobilverbindung der Städte Plauen, Falkenstein und Auerbach wieder in den Vorder grund gerückt. Eine bedeutende Automobilfabrik gedenkt demnächst ihre Ingenieure zur Ausnahme der vorbereitenden Arbeiten in das östliche Vogtland zu senden. Der lebhafte Geschäftsverkehr mit der Kreisstadt Plauen würde eine Rentabilität der in Aussicht genommenen Automobilver bindung von vornherein verbürgen, umsomehr, als die Schasfung einer günstigeren Eisenbahnverbindung zwischen Auerbach und Plauen wohl noch in Ferne liegt. — Sonntag nachmittag wurde die 1000 Personen fassende Aula der Zentralschule in Auerbach durch Feuer zerstört. Tagesgeschichte. — Die Sondergesandtschaft, die auf Befehl des Kaisers den Weg nach Adis Abeba machte, um mit dem Negus Negesti die ersten offiziellen Beziehungen anzu- knüpfcn, ist zurückgekehrt und hat Grüße und Geschenke des Herrschers von Aethiopien nebst dem Handelsvertrag zwischen beiden Reichen gebracht. Damit hat sich Deutsch land einen neuen Platz an der Sonne gesichert auf einem Boden, auf dem die europäischen Mächte schon seit Jahr zehnten erbittert, aber still um den Vorrang kämpfen, ohne daß bisher eine einzige behaupten könnte, wirklich zum Ziel gelangt zu sein. Der Negus Menelik ll. ist eben nicht der afrikanische Potentat, der sich allmählich die Lenkzügel aus der Hand nehmen läßt, er ist für Frank reich nicht der Bey von Tunis und für Albion nicht der Sultan von Sansibar. Aber er ist der geborene Diplomat, der sehr geschickt einen der Bedränger gegen den anderen auszuspielen weiß, und bisher alle Kombinationen, die von europäischer Seite ausgestellt wurden, zu Schanden gemacht hat. Am herbsten hat das seiner Zeit Italien erfahren. — Die meisten Postbeamten auf der Welt hat Deutschland. Im Reichspostgebiet, Württemberg und Bayern wurden nach der letzten Zusammenstellung zu Anfang des Jahres 1904 251042 Postbeamte beschäftigt. Selbst die Vereinigten Staaten von Amerika haben nur 241820 trotz der vielfachen Ausdehnung des Landes und der größeren Bevölkerung. Beide übertreffen in der Zahl der Postbeamten weit die anderen Länder. Selbst Groß britannien hat nur 188031 Postbeamte. Alle übrigen Postverwaltungen haben weniger als 100000 Beamte. Frankreich zählt 82 387, also etwa nur den dritten Teil derer von Deutschland. Etwas weniger hat Italien mit 75290. Es folgt Rußland mit 61062 und Österreich mit 60475. Das „kleine Japan" hat nur 4000 Postbeamte weniger als Rußland, nämlich 57261. Ungarn zählt für sich allein 22 859 Beamte; mit Österreich zusammen würde es also noch vor Frankreich treten, und unmittelbar hinter Großbritannien einrücken. Auf Ungarn folgt die Schweiz mit 13 169 Beamten, dann Mexiko mit 9095, Schweden mit 8620, die Niederlande ohne Kolonien mit 8598, Belgien mit 7617, Dänemark mit 7237, Portugal ohne Kolonien mit 6615, Spanien 5392, Norwegen 4453, die Türkei 2006, Niederländisch-Jndien 1964, Egypten 1642, Uruguay 1554, Griechenland 1488. Alle übrigen Post- verwaltungen zählen weniger als 1000 Beamte. Petersburg. Wie der in Odessa weilende Priester des Nebellenschisfes „Potemkin" erzählt, haben sich ent setzliche Szenen, die jeder Beschreibung spotten, an Bord abgespielt. So wurde der verwundete Kommandant und die Offiziere lebend über Bord geworfen. Es blieben noch 11 Offiziere übrig, die von den Meuterern auf Deck ge rufen wurden. Diesen wurde mitgeteilt, daß sie sich als Kriegsgefangene zu betrachten hätten. Darauf sprangen 6 von ihnen über Bord, wurden jedoch, als sie wieder an die Oberfläche des Meeres kamen, von den Matrosen erschossen. Die übrigen 5 wurden zum Tode verurteilt, aber von dem Rebellenkommandanten Fähnrich Alexejew begnadigt und in Odessa ans Land gesetzt. Unter den Begnadigten befand sich der Oberst Schulz. Sofia. Hier taucht das Gerücht auf, daß die Pro klamation Bulgariens zum Königreiche im Laufe des August erfolgen werde. Alle Vorbereitungen seien bereits getroffen.