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daß die Regierung in der ungarischen Frage mit dem Hause ein frivoles Doppelspiel treibe, auch wies er aufs nachdrücklichste und sehr entschieden die von Stein gegen die Krone erhobenen Angriffe zurück, die jeden Patrioten tief bekümmern mühten. Rom, 5. Juli. Gestern wurde die französische Bot schaft beim Vatikan geräumt. Die Möbel wurden nach Frankreich transportiert, das Archiv wurde in die franzö sische Botschaft am Quirinal gebracht. Frankreich. Präsident Loubet hat dem „Matin" zu folge für nächstes Jahr, wo seine Amtszeit abläust, eine Wohnung in der Rue Dante in Paris gemietet. Es war schon früher bekannt geworden, daß Herr Loubet keine Wiederwahl nachsuchen würde. Frankreich. Der „Cri du peuple" teilt mit, dah auf dem kürzlich in Paris abgehaltenen Handelskongreh ein Redner, welcher über den Rückgang des französischen Ge schäftes mit England klagen wollte, „aus politischen Rücksichten" nicht zum Wort gelassen wurde. Der Redner wollte darlegen, in welcher Weise die englischen Industriellen einen planmäßigen Feldzug behufs Diskreditierung der französischen Jndustrieerzeugnisse eingeleitet haben und wie infolge dessen die Ausfuhr aus Frankreich beständig zurück gedrängt werde. Sogar gegen die französischen Weine, besonders gegen den französischen Champagner wird Stimmung gemacht, um die Weine der englischen Kolonien zu bevorzugen. Im letzten Jahre, von April 1904 bis April 1905, wurden 16000 Hektoliter Wein aus der Champagne weniger nach England gebracht, als im Jahre vorher. Bei dem letzten großen Wettrennen zu Epsom soll der Rückgang im Verbrauch an echtem Champagner fast 80000 Flaschen betragen haben. London. „Daily Telegraph" meldet aus Tokio vom 5. Juli: Der Abstand zwischen den feindlichen Armeen beträgt bei Heilungtschen nur etwa 30 Meilen. — Von Beginn des Krieges bis Ende Juni haben'die Japaner 54 fremde Schisse genommen, darunter 22 englische. Norwegen. Im Verteidigungswesen der skandina vischen Halbinsel hat nicht so viel von sich reden gemacht, wie die Grenzbefestigungen, die Norwegen im vorigen Jahrzehnt anzulegen begann, als es sich genötigt sah, wegen der Konsulatsangelegenhsit Verhandlungen mit Schweden zu pflegen. Indessen haben diese Befestigungen nicht solchen Wert, wie man vielfach annimmt. Sie be stehen meistens aus unbedeckten Batterien, die auf domi nierenden Hügeln eingesprcngt sind und eine Bestückung von 4—6 Geschützen haben. Umgeben sind sie von Stacheldrahtgchegen. Die Befestigungen, die gruppenweise bei den aus Schweden nach Norwegen führenden Land wegen augeordnet sind, liegen in drei Linien hinter einander. Am nächsten bei der schwedischen Grenze be findet sich die Batterie an dem großen Landweg, der von Wärmland nach Norwegen führt. Zu den vorge- schobeneren Befestigungen der vordersten Linie gehören im übrigen die Festung Fredriksten mit zwei kleineren Schanzen an der Eisenbahn, sowie Kongswinger, mit dessen bedeckten Batterien sowohl der hier entlang führende Landweg wie die Eisenbahn bestrichen werden können. Die zweite Verteidigungslinie zählt etwa 20 Schanzen, die hauptsächlich am linken Ufer des Glommen liegen. Zur dritten Linie gehören nur 4 Befestigungen, darunter diejenigen von Moß, die wesentlich für die Verteidigung bestimmt sind. St. Petersburg, 6. Juli. Im Kaukasus droht der Ausbruch eines allgemeinen bewaffneten Aufstands. In Tiflis herrschen seit einigen Tagen Unruhen. Dunkle Ge rüchte über die Meuterei auf dem „Potemkin" verursachen die Aufregung. Die Zeitungen erscheinen nicht. Der Per sonenverkehr zwischen Tiflis und Batum ist seit 2 Tagen, der Warenverkehr zwischen Votum und Baku schon seit 2 Wochen unterbrochen. — Die St. Petersburger Telegraphen-Agentur meldet, daß das Panzerschiff „Knjäs Potemkin" in Feodosia ein getroffen ist. Es verlangte Kohlen, Proviant und einen Arzt und forderte die Stadtverwaltung auf, sie solle ihm für einen Aufenthalt von einem Tage Sicherheit garan tieren. — Das Schiff erhielt das Verlangte. — Die Berichterstattung vom Kriegsschauplätze in der Mandschurei scheint fast ganz einzuschlafen. Vom russischen Oberbefehlshaber Linewitsch liegt nur folgende kurze Meldung vor: „Der Feind nahm die Offensive in der Nähe von Hailungtscheng wieder auf, zog sich aber, nachdem er Widerstand von unseren Vorposten gefunden hatte, zurück." Die Meldung beweist, daß die Japaner auf Kirin vordringen, denn Hailungtscheng liegt direkt südlich von Kirin. Die Verteidigung von Kirin soll wohl der frühere russische Oberbefehlshaber leiten, denn aus Petersburg wird berichtet: General Paliakow ist zum Be fehlshaber der ersten mandschurischen Armee ernannt worden an Stelle von Kuropatkin, der sich nach Kirin begeben hat. Das Vorrücken der Japaner geht an scheinend recht langsam vor sich, was schwerlich an dem Widerstande der Russen liegen dürfte, zumal es keinem Zweifel unterliegt, daß die Japaner auch an Zahl be deutend stärker als die Russen sind. Aber es muß in Be tracht gezogen werden, daß die Japaner die rückwärtigen Bahnen und zahlreiche Wege in den besten Zustand ver setzen müssen, damit die Versorgung einer vordringenden Armee von vielleicht 600 000 Mann absolut gesichert bleibt. — Die Gesamtzahl der russischen Gefangenen in Japan belief sich Ende April auf 60291 Köpfe. Dar unter befanden sich 10 Offiziere im Generals- oder Admiralsrange, 70 Stabsoffiziere, 884 Hauptleute und Leutnants, 8558 Unteroffiziere und 50769 Mannschaften. Sämtliche Nichtkombattanten und solche Gefangene, die für den künftigen aktiven Dienst unbrauchbar erschienen, wurden in die Heimat entlassen. Am 11. Mai lagen 700 verwundete oder kranke Russen in den japanischen Hospitälern. Bis zu dem genannten Datum waren nur 40 Todesfälle zu verzeichnen gewesen. — Seit der Be kanntmachung der obigen Zahlen durch die japanischen Behörden ist die Kopfzahl der gefangenen und ver wundeten Russen durch die Seeschlacht bei Tsuschima natür lich beträchtlich gestiegen. Odessa, 5. Juli. Vormittags näherte sich das Schwarze Meer-Geschwader und warf im äußeren Hafen Anker. Es besteht aus den drei Panzerschiffen „Rostislaw" (Vizeadmiral Kriegers Flaggschiff), „Dwjenadsar Aposto low", „Tri Swjatitelja", aus vier Torpedobootsjägern, zwei Torpedobooten und einem Minenkreuzer. Krieger landete und berief die Truppenkommandanten zu einer geheimen Beratung. Der „Rostislaw" fuhr alsdann zurück. Dem „Potemkin" sind zwei Torpedobootsjäger mit Offiziersbesatzung nach Feodosia nachgeschickt; sie er hielten wiederum Befehl, das Rebellenschiff zu versenken. Constanza. Der Dampfer „Carol" ist in Constanza eingetroffen, die Mannschaft erzählt, die Bemannung sämtlicher russischer Handelsschiffe, welche in Konstanti- ncpel aus Alexandrien eintrafen, sei in voller Revolte. Feodosia, 5. Juli. Die Besatzung des Panzerschiffes „Potemkin" gab folgende Erklärung an die fremden Mächte bekannt: Der Entscheidungskampf gegen die russische Re gierung hat begonnen. Wir teilen dies allen fremden Mächten mit und halten cs für unsere Pflicht, zu erklären, daß wir die vollständige Garantie für die Unverletzlichkeit der fremden Schiffe geben, die sich im Schwarzen Meere aufhalten, sowie der nicht russischen Häfen des Schwarzen Meeres. Nordamerika. Nicht weniger als 212000 Meilen Schienenstränge gegen 190000 Meilen im gesamten Europa schließt das Eisenbahnwesen in den Vereinigten Staaten nach einer soeben veröffentlichten Statistik der „Nailroad Gazette" ein. Auf je 390 Einwohner in den Vereinigten Staaten entfälU eine Meile Schienenstrang, in Deutschland dagegen eine Meile erst auf 1694 Ein wohner. Die Ursache der riesigen Entwickelung des Eisen bahnwesens Hierzuland bildet absolut kein Geheimnis; die großen natürlichen Hilfsmittel des Landes und die rege Tätigkeit der Einwohner bilden die beiden Hauptfaktoren, die der Ausdehnung des Eisenbahnwesens kräftig Vor schub leisteten. In Europa werden gewöhnlich erst dann Eisenbahnen gebaut, wenn das Bedürfnis dazu vorliegt oder strategische Gründe mitsprechen. In den Vereinigten Staaten wurden die großen Schienenstränge meistens zum Zwecke der Erschließung noch unbewohnter Gebiete gelegt, die aber reich an natürlichen Hilfsquellen waren. Es entwickelte sich dann sofort ein riesiger Frachtverkehr. Die Billigkeit der Anlagen hat allerdings auch viel zu der großen Meilenzahl der Schienenstränge beigelragen. Die Leistungsfähigkeit der amerikanischen Bahnen ist zweifel los weit größer als die der europäischen Bahnen, dafür hat das amerikanische Eisenbahnwesen aber auch seine Schattenseiten. In keinem Lande der Welt sind wohl so zahlreiche und große Eisenbahnkatastrophen an der Tages ordnung wie gerade in den Vereinigten Staaten. Selbst verständlich arbeiten die großen Bahngesellschasten ununter brochen an der Verbesserung ihrer Anlagen, aber es dürfte doch noch eine geraume Zeit währen, ehe man auf den amerikanischen Bahnen mit ebenso großer Sicherheit wie auf den europäischen, vor allem demschen Eisenbahnen, reisen kann. Newyork. Hier herrscht die Ansicht vor, daß Japan zwar eine große Schlacht vermeiden, doch die Armee schlacht bereit halten will, bis die schwierigen Punkte der Konferenz erledigt sein werden. Neuyork, 5. Juli. Bei der gestrigen Nationalfeier find in 150 Städten durch Feuerwerk und Pistolenschüsse 36 Personen getötet und über 1600 verletzt worden. Roanoke (Virginia), 5 Juli. Infolge Explosion in einer Kohlengrube in Virianes (Westvirginia) wurden 9 Arbeiter getötet und 80 verletzt, darunter 15 tödlich. Weitere 30 Arbeiter werden vermißt und es besteht wenig Hoffnung, sie zu retten. Vermischtes. * Die norwegischen Briefmarken mit dem Kopfe des Königs Oskar zu I Kr., 1,50 und 2 Kronen sollen jetzt außer Kurs gesetzt werden. Wie vertäutet, wird vorläufig aushilfsweise dadurch Ersatz dieser drei Werte geschaffen werden, daß noch vorrätige Mengen der orangefarbigen 2 Skillingmarke von 1867 durch entsprechenden Aufdruck in Marken zu I, 1,50 und 2 Kronen umgewandelt werden. * Merkwürdiger Titel. Einem Oberbüchsenmacher bei der Gewehrfabrik in Spandau ist, wie das „Militär-Wochen blatt" meldet, bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst am 1. Juli 1905 der Titel „Fabrikenkommissarius" verliehen worden. — Diese neue Bezeichnung stimmt wenig zu den Bestrebungen der Verdeutschung. * Das Elternauge wacht. Im „Kreisblatt für den Kreis Höchst am Main" (Nr. 120) wird bekannt gemacht: „Ein Kinderwagen, weiß mit Gold, blieb am Sonntag in Sossenheim oder Unterlinderbach, vielleicht auch in Höchst, in einem Wirtshause stehen. Die Decke trägt die gestickte Aufschrift: „Schlaf sanft, das Elternauge wacht!" Kirchen-Nachrichten non Dippoldiswalde. 3. Sonntag nach Trinitatis, 9. Juli 1905. Tert: Luc. 15, 1-10. Lied Nr. 373. Vorm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl in der Sakristei. Superint. Hempel. Vorm. 9 Uhr Predigt-Gottesdienst. Pastor Sieber. Nachm. 2 Uhr Unterredung mit den Jünglingen. Superint. Hempel. An diesem Tage findet hoher Anordnung gemäst eine Kollekte für den Kirchenbau in Deutscheinsiedel statt. Kirchen-Nachrichten von Reichstädt. 3. Trinitatissonntag, 9. Juli, nachmittags 2 Uhr, Heilige Abendmahlsfeier. Programm zur Markt-Musik Sonntag, "den 9. Juli, mittags V? 12-12 Uhr. 1. 94er Regiments-Marsch von Matys. 2. Onginal-Cavatine von Burzinsky. 3. Du hörst wie durch die Tannen. Lied von Maria v. Löben. 4. a) Eothonen-Marsch von Eidner; b) „Mann an Mann" von Halm; e) lAnrcbons toujours von Dietrich. Sparkasse zu Schmiedeberg. Nächster Expeditionstag: Sonntag, den 9. Juli, nachm. 2 bis 5 Uhr. Sind —Trinken Sie Sie „^nisglul". Roter adriat. Küstenwein (süßl.) Vi Flasche M. 1.50 incl. Zu haben bei: Herm. Lommatzsch, Dippoldiswalde; Friedrich Kadner juu., Glashütte; Mar Holfert, Kipsdorf. Portemonnaie mit Inhalt Obertorplatz verloren. Abzug, geg. Bel. Wassergasse 72. Kim smMjilMsdmulx, Eckstube, 2 Kammern, Küche und Zubehör, passend für kinderloses Ehepaar oder einzelne Dame, ist zu vermieten und den 1. Oklbr. zu beziehen. Näheres Wassergasse Nr. 61. 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