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Meißeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. ' Die »Weitzeritz.ZtUung- Icheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- Jnkerate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Blattes 'ine sehr wirk, same Verbreitung finden, werden mit 12 solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren rg und Sonnabend und oird an den vorhergehen« lenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. iS Psg-, zweimonatlich j4 Pfg., einmonatlich 42 psg. Einzelne Nummern iv Pfg. — Alle Postan» Halten, Postboten, sowie msere Austräger nehmen Bestellungen an. - Amtsblatt für die Miglich- Umtshauptmannschast, das Migüche Amtsgericht und dm Siadtrat zu Irp-Mswald- bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten- zelle 20 Psg. 71. Jahrgang. Sonnabend, den 1. Juli 1905. Nr. 74. V°°maw°Mich-r P-uUI°h,w. - D-M m» mm Mit achtsritig»^ Anterhaltungshlatt". Mtt laus uns Y Der neue deutsche Personentarif. Am 4. Juli wird in Dresden der sächsische Landes eisenbahnrat zusammentreten und zwar wird er sich in allererster Linie mit der neuen deutschen Personentarif reform beschäftigen. Die sächsische Regierung hat dem Landeseisenbahnrat zu diesem Zwecke eine Vorlage zu gehen lassen, die die Einzelheiten des von den deutschen staatlichen Eisenbahnverwaltungen getroffenen Überein kommens wiedergibt. Ein Auszug dieser Denkschrift wird in dem Dresdner Regierungsblatt, dem „Dresdner Journal", veröffentlicht. Die Beratungen haben sich außer auf die Vereinfachung des Fahrkartenwesens und die Vereinheit lichung der Preise vornehmlich auf die Herbeiführung einer Gleichmäßigkeit der Grundsätze des Personentarifwesens bezogen, soweit hierin bis jetzt erhebliche Abweichungen unter den verschiedenen deutschen Eisenbahnverwaktungen bestehen. In erster Linie ist der Wegfall der Rückfahr karten beschlossen worden. Die Vierzahl der Wagenklassen, die in Norddeutschland besteht, soll beibehalten und auch auf Süddeutschland ausgedehnt werden. Nur Bayern mit Ausnahme der Pfalz will wegen betriebsökonomischer und sozialpolitischer Bedenken die vierte Klasse als solche nicht cinführen, wohl aber deren Einheitssatz auf die dritte Klasse in den Lokalzügen anwenden, sodaß der Preis der dritten Klasse in den verschiedenen Zugarten verschieden fein wird. Als Einheitssätze im Personenzug sind in Aus sicht genommen: Für die 1. Kasse 7 Pfennige ? 4 5 „ » 4. „ 2 „ Die neuen Preise werden gegen die der jetzigen ein fachen Fahrkarten für Personenzüge niedriger sein: In I. Klasse um 12,5 Prozent, „ 2. „ „ 25 „ „ T » „ 25 ,, „ 4. „ „ bleiben sie bestehen wie bisher. Gegen die Hälfte der Preise der jetzigen Rückfahrkarten Mr Personenzüge werden die neuen Preise höher sein: In 1. Klasse um 23,57 Prozent „ 2. „ ,, 5,88 „ „ 3. „ „ 5,82 „ In Bezug auf die Schnellzugszuschläge sollen feste Zuschläge nach Art der jetzigen Platzgebühr eingeführt werden und zwar: Bis 75 km in 1. und n »» n 76 bis 150 „ I. „ » » » Ueber 150 „ I. Eine besondere Platzgebühr für V-Züge wird daneben micht weiter bestehen. Gegenüber dem jetzigen sächsischen Zuschläge von 1 Pfg. für das Kilometer in allen drei Klassen bietet der in Aussicht genommene feste Zuschlag für die dritte Klasse — außer auf Entfernungen bis zu 25 Kilometer — durchaus Ermäßigungen, die teilweise die künftige Preiserhöhung der Fahrkarten gegenüber den jetzigen halben Rückfahrkartenpreisen übersteigen, also Herabsetzungen des Gesamtfahrpreises für Schnellzüge be deuten. Für die 1. und 2. Klasse wird dagegen der geplante 6. Zuschlag an den Zonenanfängen, nämlich von 76 bis mit 90 und von 15t bis mit 190 Kilometer einige, aller dings unbedeutende Erhöhungen gegenüber dem jetzigen, kilometrischen Zuschläge bringen. Die Aufhebung des Freigewichts für Reisegepäck mußte unbedingt eintreten, nicht nur, weil sie sachlich gerecht fertigt ist, sondern auch, weil die Annahme des Frei gepäcks für die süddeutschen Verwaltungen, die schon durch die Einführung des 2-Pfennigtarifs für die niedrigste Klasse erhebliche Einnahmeausfälle erleiden, aus finanziellen Gründen untunlich gewesen wäre. Man hat statt der kilometrischen Bemessung auch hier ein Zonensystem an genommen. Das Recht der Reisenden 4. Klasse, eine Traglast unentgeltlich im Abteil mit sich zu führen, soll bestehen bleiben. Anlangend die Ausnahmetarife sollen beibehalten werden die Monatskarten, Schülerkarten und Arbeiterwochenkarten, und zwar ohne Preieänderungen. Dagegen beabsichtigt die sächsische Staatsregierung die wenig benutzten Arbeitermonatskarten sowie die nur in wenigen Verkehrsbeziehungen bestehenden Arbeiterrückfahr 2. Klasse 50 Pfennige, » 25 „ 2. „ 100 „ ^0 „ 2. „ 200 .. 100 karten aufzuheben. Ferner werden aufrecht erhalten Preisermäßigungen für Kinder, für Ausflüge zu wissen schaftlichen und belehrenden Zwecken, für Schulfahrten und Ferienkolonien, für milde Zwecke, wehrpflichtige Ange hörige der österreichisch-ungarischen Monarchie und schließ lich für Verwaltungssonderzüge. Die zusammengestellten Fahrscheinhefte des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen werden bestehen bleiben, die Einheitssätze dafür werden in 1. und 2. Klasse um 0,3 Pfg., in 3. um 0,2 Pfg. höher sein als die regelmäßigen Fahrpreise, dagegen werden die Hefte zur Benutzung von Schnellzügen ohne weiteren Zuschlag berechtigen. Wenn man die finanzielle Gesamtwirkung der Reform auf die sächsische Eisenbahnverwaltung gegenüber dem jetzigen Tarifstand nach dem Verkehr von 1903 rein rechnerisch ermittelt, so verbleibt eine Mehreinnahme von ungefähr 39500 M. Die Tariferhöhungen gleichen sich hiernach mit den Tarifermäßigungen fast genau aus. Der Zweck der Reform besteht also keineswegs in einer Erhöhung der Einnahmen aus dem Personenverkehr, sondern viel mehr in der für das Publikum wie die Verwaltung vor teilhaften, in Deutschland gleichmäßigen Vereinfachung des Fahrkartenwesens und des Tarifs. Als Zeitpunkt der Einführung der Reform wird der I. Oktober 1906 in Aussicht genommen. Der Eisenbahnrat wird um sein Gutachten ersucht. Lokales unv Sächsisches. Dippoldiswalde. Bei dem am 25. d. M. im goldenen Stern abgehaltenen Quartal der Schmiedeinnung wurde der Vorsitzende, Obermeister Julius Mende, anläßlich seines 25 jährigen Meisterjubiläums vom stellvertretenden Vor sitzenden namens der Innung herzlich beglückwünscht und durch Widmung einer Jnnungsspende in Gestalt eines Bierseidels und Lehnstuhles geehrt. Hierauf erstattete der Vorsitzende Bericht über die sämtliche Jnnungskreise leb haft bewegende Forderung der Wiedererlangung des gegen wärtig nur der Gewerbekammer zustehenden Rechtes der Meisterprüfung, welcher Forderung die Versammlung sich anschloß. Die Prüfung der vom Kassierer Schiffel vor getragenen Jahresrechnung, welche eine Einnahme von 250,35 Mk. und eine Ausgabe von 186,10 Mk. aufwies, wurde von Hering-Reichstädt und Hammer-Possendorf vollzogen und ergab die Richtigkeit derselben. Lebhaftes Interesse erregten die belehrenden Ausführungen des Vor sitzenden über eine Erfindung der Neuzeit, bestehend in einer Maschine zur Schweißung mittels Elektrizität. Nach der in herkömmlicher Weise geschehenen Aufnahme von 9 Lehrlingen befaßte sich die Versammlung mit der Frage über Einrichtung einer der Ausbildung der Lehrlinge dienenden Fachschule, deren Vorteile wohl erwogen wurden. Man beauftragte den Vorsitzenden, die Angelegenheit weiter zu verfolgen. Dippoldiswalde. Der hiesige König!. Sachs. Militär verein unternimmt Sonntag, den 2. d. M., einen Aus flug mit Familienangehörigen. Dem aufgestellten Plane zufolge wird während des Vormittages die lieblich gelegene Friedensburg in der Lößnitz besucht werden. In den Mittagsstunden wird man das sehr interessante König!, historische Museum und die König!. Porzellansammlung in Dresden besichtigen, während man den Nachmittag den Sehenswürdigkeiten des Großen Gartens widmen will. Die Direktionen der König!. Sammlungen haben aus nahmsweise freien Eintritt bezw. sehr ermäßigten Eintritts preis bewilligt. Außerdem wird den am Ausflug teil nehmenden Mitgliedern ein Beitrag aus der Vereinskasse gewährt werden. — Die in den Kreisen unserer werten Sommergäste wie auch der Einheimischen so beliebt gewordenen Wald promenadenkonzerte in unserer Sommerfrischenkolonie haben wieder ihren Anfang genommen. Heute Freitag abend wird wiederum ein solches stattfinden. — Nach Otto Falb dürste sich die Witterung im Juli während der ersten beiden Drittel des Monats meistenteils trocken und heiter gestalten, während im letzten Drittel zahlreiche Niederschläge eintreten sollen. Den 2. sowie den 16. Juli bezeichnet Falb als kritische Termine 2. Ord nung. — Nach dem hundertjährigen Kalender werden sich die ersten drei Tage des Juli kühl und trübe erweisen, am 6. soll es ,ehr kalt sein. Vom 7. bis 18. ist wieder schönes, warmes Wetter zu gewärtigen, vom 19. bis 21. steht Regen in Aussicht, dann jedoch soll es bis zu Ende des Monats klar und warm bleiben. Selfersdorf. Am Mittwoch nachmittag verunglückte hier der älteste Sohn des Gutsbesitzers Herm. Stirl, in dem er beim Heueinsahren unter den Erntewagen geriet, wobei ihm ein Bein am Knöchel zerquetscht wurde. — Hierorts soll eine neue Schule erbaut werden. Mit den Vorarbeiten ist Herr Baumeister Schmidt, Dippoldis walde betraut worden. Borlas. Seit Jahren macht sich gegen ein vortreff liches Genußmittel, den Honig, ein gewisses Mißtrauen geltend. Hervorgerufen wird dieses durch dem Honig ähn liche Präparate, welche unter mancherlei Bezeichnungen von den „Honigfabriken" zu billigem Preise angeboten werden. Daher wird sogar vielfach der feine Schleuder honig des Imkers als Schleuderware angesehen. Zur Aufklärung des Publikums veranstaltet der Bienenzüchter- Verein für Höckendorf u. Umg. Sonntag, den 2. Juli, nachmittags 4 Uhr im neuen Gasthofe zu Vorlas eine öffentliche Versammlung. Eingeleitet wird dieselbe durch einen Vortrag über den Honig und seine Bedeutung. So dann wird eine Honigschleuder vorgeführt, um die Ge winnung des Schleuderhonig; darzutun. Jedermann ist zu dieser Veranstaltung herzlich willkommen. Possendorf. Im Anschluß und zur Erinnerung an die am 19. Juni ftattgefundenen Weihe unserer neuen Schule wurde am vergangenen Dienstag ein Schulfest abgehalten. Dank einer sehr ansehnlichen Geldsammlung von feiten der Schulgemeinde Possendorf mit Brösgen und wohlwollender Freunde unserer Schule konnten die Kinder recht reichlich mit nützlichen und praktischen Geschenken, Kaffee und Kuchen usw. bedacht werden. Unser fürsorg licher Schulvorstand, die Herren Lehrer, freundliche Heiser und Helferinnen hatten in aufopfernder Weise alles getan, um unsern lieben Kindern ein wirklich schönes Fest zu be reiten. Und in der Tat hat sich auch dieses Schulfest in seinem ganzen Verlaufe zu einem recht wohlgelungenen gestaltet und wird unseren Kindern und der ganzen Schul gemeinde sicher unvergeßlich bleiben. Nachdem sich die Kinder auf einer prächtig gelegenen Festwiese durch Vogel- und Sternabschießen, Gewinn- und andere Spiele, geleitet von ihren Lehrern und freundlichen Helfern und Helfe rinnen köstlich vergnügt hatten, fand mit eiubrechender Dunkelheit ein Lampionzug durch den geschmückten Ort statt, wobei die Ortsbewohner ihre freudige Anteilnahme am Feste durch prächtige Illumination und Buntfeuer be kundeten. An der neuen Schule angekommen, wurde „Nun danket alle Gott —" angestimmt, und Herr Pfarrer Nadler forderte die Kinder auf zum Danke gegen Gott, den größten Wohltäter, aber auch zum Danke gegen alle, die ihnen das schöne Fest bereitet hatten. Rechenberg. Alljährlich am Tage des katholischen Fronleichnamsfestes unternimmt die junge evangelische Ge meinde Klostergrab einen Ausflug über die grün-weißen Erenzpfähle hinaus, um mit den sächsischen Glaubens genossen einige Stunden fröhlichen, aber auch ernsten Bei sammenseins zu verleben. Der diesjährige Besuch galt den seit Jahren befreundeten Parochianen von Rechenberg. Dresden. Ober-Konsistorialrat Superintendent D. DiIe - lius, der schon über dreißig Jahre in Dresden überaus segensreich seines Amtes waltet, hat einen ehrenvollen Ruf als General-Superintendent nach Breslau (Schlesien) er halten. Dresden. Bekanntlich hat der Rat der Stadt Dresden die Genehmigung zum Bau eines Krematoriums erst ver sagt gehabt, dann aber, nachdem die Interessenten dagegen bei der Kreishauptmannschaft Rekurs eingelegt, nachträg lich erteilt. Dabei hat er freilich erklärt, daß eine Ge nehmigung zur Inbetriebnahme eines Krematoriums nie mals zu erwarten sei. (!!!) Der Verein „Urne" will nun mehr das Urteil des Oberverwaltungsgerichts anrufen, d. h. ein Krematorium bauen, und wenn der Rat die Benutzung desselben untersagt, gegen ihn klagbar werden. Die Stadt Hagen hat s. Zt. den Klageweg mit Erfolg beschritten. — Ein empörender Vorfall, wie er glücklicher Weise in der Geschichte des Feuerwehrwesens zu den größten Seltenheiten gehört, hat sich in Thalheim bei dem Brande des Hauses des Handelsmannes Lauckner ereignet. Die Feuerwehrleute, welche die Brandwache übernommen hatten, haben nicht nur ein ganzes Faß Wein ver schwinden lassen, sondern haben sich gleich am Brandplatze mit neuen Unterkleidern versehen. Ferner sind Mützen, Sweaters, Kinderwagendecken und eine große Anzahl