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Die .Weißeritz-Zritung' »scheint wöchentlichdrei mal: Dienstag, Donners- Lag und Sonnabend und »Kd an den vorhergehen» denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg-, zweimonatlich Z4 Pfg., einmonatlich 42 Mg- Einzelne Nummem LO Pfg- — Alle Postan- ßtalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. WHeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend. Inlerate, welche bei d« bedeutenden Auflage de« Blattes »ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 Pm., solch« aus unserer Amtshaupt- mannschaft mtt 10 Psg. die Spaltzelle oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. Amtsölatt für die Königliche Amtshauptmannschüst, das Königliche Amtsgericht und den Aadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne- — Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde MN achtfettige« „Nklstriertsn UnterhkltnngrklM". Mtt la«d- «nd ha«,wirtschaftlich« »o««t»-Btttag». Nr. 70. - Donnerstag, den 22. Juni 1905^ 71. Jahrgangs Die geplante Marokkokonferenz. Der Sultan von Marokko hat bekanntlich den Wunsch nach einer internationalen Konferenz ausgesprochen, durch welche die projektierten Reformen für sein Land definitiv festgestellt und die zwischen verschiedenen Mächten wegen Marokkos entstandenen Differenzen ausgeglichen werden sollen. Von den hierbei interessierten Mächten haben Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien und Amerika den Konferenzvorschlag angenommen, Frankreich und Spanien sind sich noch nicht schlüssig, England hat ihn abgelehnt. Ob nun das ganze Konferenzprojekt infolge dieses ab lehnenden Verhaltens Englands vielleicht noch scheitert, das mutz dahingestellt bleiben, indessen ist es wahrschein lich, daß die Konferenz, selbst wenn sich ihr England wirklich fernhalten sollte, doch noch zustande kommt, denn eine Regelung der marokkanischen Angelegenheit erweist sich mehr und mehr als eine Notwendigkeit. Deutschland ist durch Handelswerte gleich anderen Mächten wesentlich an den ferneren Schicksalen de; marokkanischen Sultanats interessiert und hat daher ohne weiteres dem Konferenz vorschlage unbedingt zugestimmt. Die wunderliche Marokko politik des bisherigen französischen Ministers des Äußern, Delcasse, war daraus gerichtet, Deutschland in der Marokko affäre möglichst zu isolieren, aber schließlich mußte Delcasse seinen Abschied nehmen. Man hat eben in Paris er kannt, daß ohne Deutschland nichts zu machen, nichts zu erreichen ist, und in England hat man erleben müssen, daß man sich vergebens mühte, „französischer als franzö- sich" zu denken und zu handeln. Um gewisse Rechte nicht aufgeben zu müssen, um sich nicht selbst dort ausschlicßen zu lassen, wo man andere auszuschließen versuchte, muß man — trotz der gegenteiligen Versicherung einiger eng lischer Zeitungen — sich wohl oder übel in Paris und London entschließen, Vertreter nach Tanger zu entsenden. Wie die Handelsstellungen Deutschlands und Frankreichs, der beiden nach Englands freiwilligem Verzicht entschieden am meisten interessierten Mächte, an der Nordwest- und an der Westküste des Sultanats annähernd dieselben sind, so sind auch die Möglichkeiten beider Mächte, hier einzu greifen, in der gleichen Weise zu beurteilen, d. h. Frank reich würde, wollte es tatkräftig sich gegen die in Marokko herrschende Anarchie wenden, um nichts vor Deutschland voraus sein, das aber ja, wie wiederholt hervorgehoben, von vornherein von einem derartigen Eingreifen Abstand nehmen wird. Die an der Nordküste Marokkos gelegenen spanischen Besitzungen oder Presidies, würden, selbst wenn sie im Besitze einer anderen Macht als Spanien wären, für eine bewaffnete Intervention in Marokko gar nicht in Frage kommen, denn schon aus rein geographischen Gründen konnte nun und nimmer von ihnen eine Inva sion in das Sultanat angesetzt werden. Dagegen ist Frank reich in Ost-Marokko in dem Besitz einer Stelle, die ihrem Werte nach viel zu wenig bekannt ist, die aber sicher alle anderen Mächte weit in das Hintertreffen kommen lassen müßte, sollte sich ein bewaffnetes Vorgehen notwendig machen. In jahrelanger unverdrossener und emsiger, aber auch blutiger Arbeit hat sich die Republik dort eine Basis für ein absolut gesichertes und von vornherein Erfolge in Aussicht stellendes Eingreifen gesichert. Und diese Basis hat man in allerjüngster Zeit sogar sehr wesentlich nach Westen vorgeschoben, wenigstens dort, wo eine bestimmte Grenzscheide nicht mehr besteht. Durchschnittlich hat man «inen Landstreifen marokkanischen Gebietes besetzt, der etwa 80 bis 100 Kilometer breit ist. Figig, die wichtige Land schaft, ist zwar marokkanisch geblieben, aber sie ist geradezu französische Enklave geworden. Und der nächste, wohl bald zu erwartende weitere Schritt vorwärts, wird die französischen Kolonnen nach dem Tafilet und nach dem Tazza führen, wird hiermit indirekt das gesamte Sultanat in ihre Hände geben. Frankreich hat die Macht, in Marokko Ruhe zu stiften. Verpflichtet man die Republik rechtzeitig, so wird man Zugeständnisse noch verlangen können. Von der in Aussicht stehenden Konferenz muß erwartet werden, daß diese Verhältnisse richtig gewürdigt, daß jene Konzessionen richtig bewertet werden. Lokales und Sächsische». Dippoldiswalde. Die amtliche Hauptkonferenz der Lehrerschaft des hiesigen Jnspektionsbezirks wird Montag, den 10. Juli, im Rathaussaale hier stattsinden. — Das Dresdner Schauspielensemble wird nächsten Freitag in der „Reichskrone" hier das Liebesdrama „Jugend" zur Aufführung bringen. — Die Stellmacher-Innung zu Dippoldiswalde hielt am 13. Juni ihr diesjähriges Hauptquartal ab, welches gut besucht war. Aufnahme von Lehrlingen, so wie Lossprechen von Ausgelernten waren dieses Jahr keine. Die Prüfung der Jahresrechnung ergab deren Richtigkeit und wurde dem Kassierer Entlastung erteilt, die Wahlen gingen von einer Person, welche die Wiederwahl ablehnte, auf eine andere Person über, die übrigen nahmen die Wahl, das Amt weiter zu führen, wieder an. Nach Erledigung innerer Innungs-Angelegenheiten fand die Ver sammlung ihren Abschluß. — Am vergangenen Montag abends in der 7. Stunde war der seit vielen Jahren bei dem Vorwerksbesitzer Flemming im Dienste stehende Geschirrführer Braune da mit beschäftigt, eine Heuwendemaschine nach der in der Brauhofstraße gelegenen Schmiede zu fahren. Unmittelbar vor dem Eingänge nach der Schmiede hat das Pferd ge scheut und ist durchgegangen, wobei der Geschirrführer schwer verletzt wurde. Mittelst eines anderen Geschirres ist der Verletzte nach seiner Wohnung gefahren worden. — In der Zeit vom 1. bis 15. Juni trat im König reich Sachsen der Milzbrand in 9, der Rauschbrand und die Tollwut in je 1 Gehöft auf. Die Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde war in der Berichtszeit von ansteckenden Tierkrankheiten frei. Seifersdorf. Bei dem am 18. d. M. über hiesigen Ort ziehenden schweren Gewitter gab es unter anderen einige sehr starke Donnerschläge, von welchen einer in die elektrische Lichtleitung am Gasthofe schlug, worauf das Licht einige Zeit versagte. Ein zweiter sogenannter kalter Schlag fuhr in die Scheune der Beckschen Wirtschaft in Neuölsa und sprang auf die Düngerstätte über, zum Glück auch ohne Schaden anzurichten. — Der Militär verein für Seifersdorf u. Umg. führte am vorigen Sonntag die Lebende Bilder-Serie „Deutsche Kriegsjahre und der Burenkrieg" unter Leitung des Eigentümers, Herrn Hänel-Radeberg, auf. Die 25 Bilder erregten durch exakte Darstellung und besonders durch gute Montierungsstücke große Aufmerksamkeit. Nur waren im „Kamps um die Fahne" die Uniformen der Franzosen zu neugeschichtlich. Dresden. Zur Frage der Wiedervermählung des Prinzen Johann Georg wird den „Leipz. N. Nachr." aus Wien gemeldet: Wie aus Wiener Hofkreisen verlautet, ist eine Vermählung des Prinzen Johann Georg von Sachsen mit einer bayerischen Prinzessin niemals in Betracht ge zogen worden. Als zukünftige Gemahlin des Prinzen wird mit Bestimmtheit die am 31. Juli 1876 geborene Erzherzogin Maria Annunciata, die Tochter des 1896 ver storbenen Erzherzogs Karl Ludwig, eines Bruders des Kaisers Franz Joseph, bezeichnet. Es dürste aber zunächst noch eine geraume Zeit zur Verwirklichung dieser vorläufig erst im engsten Familienkreise erwogenen Pläne bezüglich einer Wiedervermählung des Prinzen vergehen. Freiberg. Unter anderen Anklagen wird das königl. Schwurgericht am Sonnabend, den 1. Juli, gegen den Kutscher Paul Robert Öhlschläger aus Oberkunnersdorf wegen Meineids und den Landwirt Karl Friedrich Paul Buse ebendaher wegen Anstiftung zum Meineide verhandeln. Tagesgeschichte. Berlin. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Am Schluß eines vielfache Unrichtigkeiten enthaltenden Artikels über Vermögen und Haushalt des Deutschen Kaisers stellt der „Daily Expreß" die Behauptung auf, der Kaiser sei zur Deckung der aus ihm lastenden Ausgaben genötigt gewesen, von einigen seiner reichen Untertanen Geld zu leihen; er habe niemals von preußischen Adligen Geld geliehen, aber von großen Magnaten des Kaufmannsstandcs undJndustrie- millionären. Diese Erzählung trägt den Stempel boshafter und frecher Erfindung deutlich zur Schau. Wir sind aber auch zu der ausdrücklichen Feststellung ermächtigt, daß der Kaiser niemals auch nur einen Pfennig geborgt hat. — Die nächste Jahresversammlung des Allgemeinen deutschen Schulvereins wird in Breslau stattfinden. — Die ostchinesische oder mandschurische Eisenbahn soll angeblich die Garantie für die Kriegsentschädigung ab geben. China fordert, einer Washingtoner Korrespondent des „Herald" zufolge, die Zurückziehung der japanischen Truppen aus der Mandschurei nach dem Friedensschluß. Jäpan bestehe nicht darauf, das strategisch überschätzte Port Arthur in Besitz zu nehmen, vorausgesetzt, daß keine andere Macht sich dort festsetze. i — General Kuropatkin hat dem Adeismarschall von Moskau mitgeteilt, er bedauere, daß die Semstwos und Städte eine Friedensaktion eingeleitet hätten, während die russische Armee die volle Überzeugung habe, zu siegen. Gera. Unter den dem Landtage zugegangenen Vor lagen ist eine der wichtigsten der Lotterievertrag mit Preußen. Während die sächsische Lotterie jährlich für Kon zessionen dem Fürstentums 7500 Mk. zahlt, wird die preu ßische Lotterie in Zukunft jährlich 65 000 Mk. Rente an die Staatskasse zahlen. Cöln, 20. Juni. In der vergangenen Nacht kam es in den Straßen um den Chlodwigsplatz wegen eines Streites zwischen einem ausziehenden Mieter, der die Miete schuldig geblieben war, und dem Vermieter zu blutigen Ausschreitungen. Eine nach Tausenden zählende Menge nahm gegen das einschreitende Polizeiaufgebot Partei und griff die Polizeibeamten an. Aus den Häusern wurden Steine und andere Wurfgeschosse geschleudert. Die Beamten zogen darauf blank und verletzten 20 Personen, darunter zwei schwer; auch mehrere Beamte wurden ver letzt. Eine Anzahl Ruhestörer wurde verhaftet. Der Tumult dauerte von 8 Uhr abends bis 2 Uhr nachts. Kiel. Die Galerie verdienter Admirale auf der Terrasse der Marineakademie wird in diesem Jahre um zwei Büsten vermehrt, die während der Kieler Woche im Beisein des Kaisers enthüllt werden sollen. Der Anfang zu dieser Galerie wurde mit den Büsten des Admirals Raule und des Obristen Hille gemacht, zwei tüchtigen Männern aus der brandenburgischen Marine zurzeit des großen Kurfürsten. Im vorigen Jahre wurden die Büsten des Prinzen Adalbert und des Admirals Brommy ent hüllt. Jetzt handelt es sich um die Büsten des Vize admirals von Jachmann und des Admirals von Knorr, von Jachmann befehligte 1864 im Kriege gegen Däne mark die preußischen Streitkräfte in der Ostsee und war 1870/71 Oberbefehlshaber in der Nordsee, von Knorr schlug l870 als Kommandant des Kanonenbootes „Meteor" den französischen Aviso „Bouvet". Mitte der 80er Jahre schlug er den Negerausstand in Kamerun nieder und zwang den Sultan von Sansibar zur Anerkennung der deutschen Schutzherrschaft. Ungarn. Kaiser Franz Joseph erklärte in feiner Kund gebung an die neuen ungarischen Minister, er könne in der Armeefrage keine weiteren Zugeständnisse machen, doch hoffe er, daß das Kabinett Fejeroary einer parlamentarischen Regierung die Wege ebnen werde — In Wien sind 4000 Maler, Anstreicher und Lackierer in den Ausstand getreten. Paris. „Echo de Paris" meldet aus Petersburg, die Schlacht scheint auf der ganzen Linie im Gange zu sein. Die Russen seien weit zurückgegangen. Weitere Telegramme scheinen bestätigen zu wollen, daß es sich nur um ein Vor postengefecht handele. Beide Flügel Linewitschs seien zurückgeschlagen. Man glaubt, daß Linewitsch sich augen blicklich auf seine Verteidigungsstellung konzentriert, wo er hartnäckigen Widerstand leisten will. Schweden. König Oskar von Schweden soll bereit sein, einen seiner Söhne zum König von Norwegen zu designieren, falls der schwedische Reichstag sich für die Aus lösung der Union erklärt. Sofia. Der berüchtigte Bandenchef Sandomski hat in Peringehira bei Melnik mit türkischen Truppen ein Ge fecht gehabt. Bei demselben sollen 100 Mann, darunter einige Offiziere, gefallen sein. Das Gros der Bande ist entflohen. Tanger. Die französischen Offiziere, welche als Armee instrukteure nach Marokko gegangen waren, sind nunmehr zurückbcrufen worden. Newyork. Roosevelt redete Japan zu, den Waffen stillstand aus 3 Monate auszudehnen. Das vorläufige Protokoll dürfte bis Freitag unterzeichnet werden. Ruß land ist angeblich bereit, mähreno der Dauer des Waffen stillstandes keinerlei Truppen nach dem Kriegsschauplätze zu entsenden. Linewitsch soll sich, wie verlautet, nach Charbin zurückziehen. Ein Don Inan. (Fortsetzung und Schluß.) „O, ich war öfters in Wien, habe dort viele Bekannte." „So?" Die Frage kam gedehnt — dabei wandte sich der Sprecher Gerta mit einem Scherzwort zu. Diese blickte mit leuchtenden Angen zu ihm empor, und Margot könnt