Volltext Seite (XML)
MHeritz-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmamschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Mppaldiswalde 71. Jahrgang. Donnerstag, den 1. Juni 1905. Nr. 62. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehiw- - Druck und Verlag von Carl JelM in Dippoldiswalde Mit achtseMgen „IlwMsrtsn Anterhaltungrblrrtt". Mit land« und hanawirts kaftlrch^s iAonata-Brllsg«. Die ^Weiheritz-Zettung' «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeoen. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 44 Pfg-, cinmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auslage der Blattes 'ine sehr wirb same Verbreitung finden, werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtsyaupt- Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalt«»' zeile 20 Pfg. Der bisherige Gemeindevorstand Herr Ernst Otto Friedrich ist als Bürgermeister der Stadt Glashütte auf die nächsten 6 Jahre d. i. bis Ende Mai ION — in Pflicht genommen worden. Dippoldiswalde, am 30. Mai 1905. Königliche Amtshauptmannschaft. 561 A. vr. Mehnert. Snl. Konkursverfahren. Über das Vermögen des Holzhändlers Lrost Medarck Mrtkgvll in Mlmsüork wird heute, am 29. Mai 1905, nachmittags 5 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Kaufmann Lahode in Dippoldiswalde wird' zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 20. Juni 1905 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus den 28. Juni 1905, vormittags V2IO Ahr, vor deni unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemein- schuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Be sitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 15. Juni 1905 Anzeige zu machen. K. 2/05 Nr. 1. Königliches Amtsgericht zu Dippoldiswalde. Bad-Eröffnung. Die siseiiisvks auf der Aue ist von Das Land der Schwarzen Berge. Eine interessante fürstliche Persönlichkeit trifft dieser Tage in Berlin zu einem Besuche am kaiserlichen Hofe ein, Fürst Nikolaus oder Nikita von Montenegro. Er er scheint in der Neichshauptstadt auf besondere Einladung Kaiser Wilhelms, um der Frühjahrsparade des Eardekorps beizuwohnen; ob daneben seine Berliner Reise noch andere Zwecke verfolgt, etwa um hierbei wirtschaftliche und handels politische Vorteile für Montenegro zu erlangen, das mutz zunächst dahingestellt bleiben. Jedenfalls lenkt aber das Auftauchen dieses Balkansürsten am Berliner Hofe das Interesse erneut dem eigenartigen Lande der Schwarzen Berge zu, das unter den Staatengebilden der Balkan- Halbinsel immer eine besondere Stellung eingenommen hat. Als die türkischen Sultane ihre Herrschaft über die Balkan- Halbinsel ausbreiteten, da war es allein das kleine Mon tenegro, welches den schlacht- und sieggewohnten türkischen Heeren erfolgreich widerstand, und auch in der Folge hat das Land, Dank seiner schwerzugänglichen Lage und der todesverachtenden Tapferkeit seiner Söhne sich die Unab hängigkeit gegenüber dem Anstürme des Osmanentums bewahrt. Der letzte Krieg zwischen der Türkei und Mon tenegro sand in den 70er Jahren des vorigen Jahr hunderts statt; mit gewaltiger Übermacht drangen die Türken zwar in die Schwarzen Berge ein, aber sie wurden schließlich von den Montenegrinern zuletzt doch wieder hinausgeworfen und erlitten hierbei ungeheure Verluste. Durch den Berliner Vertrag erfuhr dann Montenegro be kanntlich eine Eebietsvergrößerung auf Kosten der Türkei, der dem Lande vor allem Zugang zu dem Adriatischen Meere durch den ihm zugesprochenen Besitz des Hafens Antivari verschaffte. Die Dynastie des jetzigen Fürsten von Montenegro besteht über 200 Jahre, sie hat immer treu zu Rußland gehalten, das ja durch oie Religion und die Stammesverwandtschaft der Völker eng mit dem kleinen Valkansürstentum verbunden ist. Schon Peter der Große erkannte den Wert Montenegros als russischen Vor posten gegen die Türkei, er gewährte dem Lande be deutende Subsidien, und seit der Zeit datiert die bis aus den heutigen Tag unterhaltene russo-montenegrinische Freundschaft. Es ist ein offenes Geheimnis, in welch großer Geldklemme das Land der Schwarzen Berge, vor allen Dingen aber der Beherrscher desselben persönlich sich befindet, dieser Freund hat dem Zaren schon manche Million Rubel gekostet, denn mehr als einmal mußte „Väterchen" dem Fürsten aus dringender Verlegenheit helfen, abgesehen davon, daß letzterer von Rußland eine regelniäßige Beihilfe erhalt. Zn erklären sind ja diese finanziellen Kalamitäten. Das Land ist wenig ertrags fähig, die Unwirtlichkeit läßt em Aufblühen von Handel und Wandel nicht zu. Dabei sind aber die Anforderungen au die Kasse des Fürsten gewaltig angewachsen, die Ver bindungen mit den ausländischen Fürstenhäusern legten dem Hose von Cettinje große Pflichten auf; der Schwieger Oonnvnstag, »Isn I. 1305, ab täglich von früh 8 Uhr bis abends i/2 9 Uhr, vom 1. August ds. Js. ab jedoch nur bis abends 8 Uhr für das Publikum geöffnet und wird hiermit einer fleißigen Benutzung mit dem Bemerken empfohlen, daß die Badezeit von l/23 bis 4 Uhr nachmittags nur für llsmen, von 4 bis 5 Uhr nachmittags nur für SvkuImsilLken, und von 5 bis 6 Uhr nachmittags nur für 8vkuIIrnsben festgesetzt ist. Der Verkauf der Badekarten erfolgt durch den Lsävsnlnvdor Io äor ÜLäosostLlt selbst. Die von demselben auszugebenden Bademarken sind von den Badenden bis zum Verlassen des Bades aufzubewahren und den revidirenden Beamten auf Verlangen vor zuzeigen. Hainoll-Harten für die ganze diesjährige Badezeit zum Preise von 3 M. pro Stück können nur all ävr 8tsätkL88v gelöst werden und Lotten nur lär ütsjenlkon ?er8onon, au! Seren Aarnen sie sasßvsteUt slaS. Mittvoeka dürfen Sokulknadva und 8ekuImLäoden an den für dieselben festge setzten Stunden die Badeanstalt novvIßvItUek benutzen. Den Anweisungen des Badeaufsehers, sowie der Revisionsbeamten ist unweigerlich nachzugehen. Dippoldiswalde, am 30. Mai 1905. Der Stadtrat. Voigt. WMche Ntzmig kr AMtmMtii z» AMlMM rrvitss, äon 2. Slllli 1905, abends 8 Uhr, im Sitzungszimmer im hiesigen Rathause. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. vater des Herrschers eines europäischen Großstaates und mehrerer russischer Großfürsten muß repräsentieren, mit der alten, montenegrinischen Einfachheit kam man nicht mehr aus, man mutzte den veränderten Verhältnissen Rechnung tragen. Möglich datz der Besuch des Fürsten Nikolaus in Berlin mit bezweckt, bei dortigen Bankhäusern einen kleinen Borg zur Auffüllung seiner Kasse aufzunehmen; man wird wohl bald erfahren, ob derartige Nebenab sichten den Fürsten mit nach Berlin geführt haben. Auf alle Fälle darf der Beherrscher der Schwarzen Berge als eine interessante Persönlichkeit angesehen werden, der man auch in Deutschland und namentlich am Kaiserhofe hohe Beachtung schenken wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Begünstigt vom schönsten Früh lingswetter hielt der hiesige K. S. Militärverein am Sonntag zur Nachfeier des Geburtstages des Königs im Hinteren waldgrünen Teile des Steinbruchrestaurants ein Konzert ab, zu dem sich der größte Teil der Mitglieder nebst Damen und Kindern eingestellt hatte. Zur Be lustigung und Unterhaltung dienten ein Vogelschießen und eine flott von statten gehende Verlosung appetitlicher Back waren. Am Abend versammelten sich die Kameraden mit ihren Damen im Rathaussaale. Der Kamerad Vorsteher hielt die Festansprache und brachte ein Hoch auf den König aus, das begeisterten Widerhall fand. Herrn Bürgermeister Voigt, der das Fest durch seine Gegenwart auszeichnete, brachte die Versammlung einen herzlichen Willkommensgruß dar. Herrn Arresthausinspektor Braune wurde für die freundliche Spende eines dem Verein ge widmeten Königsbildes öffentlicher Dank dargebracht. Ein fröhlicher Ball hielt die Anwesenden lange beisammen. — „Glück zu". In das Mittelalter führte Herr Schreiber seine Zuhörer, in die Zeit, in der sich die Hand werker zu Innungen zusammenschlossen, sich und der Kundschaft zum Nutzen. Im weiteren Verlauf seines Vortrags zeigte er aber auch, wie die starren Bestim mungen der Zünfte den Einzelnen in der vollmüchsigen Ausübung seiner gewerblichen Kräfte hinderten und wie die veränderten industriellen Verhältnisse unwiderstehlich zur Gewerbefreiheit drängten. — Himmelfahrt ist von Alters her ein Tag der Am- slüge und Naturwanderungen. Einzeln und in Scharen pilgert man hinaus aus der Straßen drückender Enge; Familien und Vereine pflegen den Himmelfahrtstag schon lange vorher als den Termin festzusetzen, an dem sie ihren ersten größeren Frühlingsausflug unternehmen. Himmel fahrt ohne Ausslug ist eigentlich kaum denkbar, es sei denn, daß es, wie leider oft genug, gerade an diesem Tage in Strömen vom Himmel herabgießt. Aber auch da noch Hilst ein richtiger echter Touristenhumor über das nasse Elend hinweg und in der duftenden Maibowle wird der Kummer über die mißglückte Wallfahrt in die Natur ertränkt. Aber wir wollen unseren ausflugslnstigen Lesern nicht unnützer Weise Angst einjagen. Also nur frisch hinaus in den grünenden, blühenden Lenz, hinauf auf die zum Himmel ragenden Berge, um den Staub und Dunst der Stadt aus den Lungen hinauszubringen. Und wer hinauszieht, dem geben wir als Eeleirwon das be kannte Berschen mit auf den Weg: Wer wandern will, Der schweig' fein still, Steh' auf am frühen Morgen; Halt gleichen Schritt, Nehm' wenig mit Und lass' daheim die Sorgen.' — Erfolg des Fingerabdruckverfahrens: In hiesiger Stadt war in der Nacht vom 19. zum 20. d. M. in einer Baubude eine Fensterscheibe mit dünnem Kalk bestrichen und dann eingedrückt worden. Nachdem war das Fenster der Bude geöffnet und der Täter eingestiegen. Er hatte zwar keine ihm passenden Gegenstände gefunden und war unverrichteter Sache wieder fort, nur aus einem Hofe, der in der Nähe der Baubude sich befindet, hatte der Dieb 4 Paar Strümpfe mitgenommen. An der frag lichen Fensterscheibe, die der Täter mit Kalk bestrichen, hatte er aber einen Finger beim Anfassen der Scheiben abgedrückt. Diese Glasscheiben wurden von den hiesigen Polizeiorganen an oie Zentralstelle nach Dresden einge sandt und kam nach einigen Tagen der Bescheid zurück, daß der Maler Karl Arno Sommer aus Naschhausen der Täter sei und bereits am 28. Mai in Dresden wegen eines Fahrraddiebstahls verhaftet worden ist. Bemerkt sei noch, daß der Täter bereits eingestanden hat, in dem Garten gewesen zu sein. Erst am 26. April d. I. ist er aus dem Zuchthause in Waldheim, wo er eine längere Strafe verbüßt hat, entlassen worden. — In der Nacht vom 30. zum 31. Mai sind von der Bleiche hinter dein Hnthause drei weiße Röcke ver dachtlos gestohlen worden. Da derartige Diebstähle sich in der letzten Zeit wiederholt haben, so werden die Haus frauen abermals davor gewarnt, des Nachts Wäsche ohne Aufsicht auf der Bleiche liegen zu lassen. Lauenstein. Herr Amtsrichter vr. Rietschel ist vom 1. Juli an in gleicher Eigenschaft an das Amtsgericht Zschopau versetzt und Herr Assessor vr. Krug in Rade berg vom gleichen Zeitpunkte an zum Amtsrichter in Lauenstein ernannt worden. Dresden. König Friedrich August stattet am 19. Juni den Reichslanden einen Besuch ab, wobei er die sächsischen Regimenter in Metz und Straßburg inspiziert und die Soldatengräber besucht. Im Anschluß hieran finden Besuche an den großherzoglichen Höfen zu Darm stadt und Karlsruhe statt. — Uber 2000 Zigarettenarbeiter und -Arbeiterinnen haben in Dresden am Sonnabend die Arbeit niederge- Icgt, da sie dem Verlangen des Arbeitgeberverbandes, bis zu dem genannten Tage aus dem deutschen Tabakarbeiter-