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Ortes Herrnhut und auch für die Kulturgeschichte der Lausitz sehr interessant sind. Bemerkenswert ist ein zwei- stöckiges Bauernhaus, das init Möbeln au» dem Jahre 1750 ausgestattet ist. Ferner besteht die Sammlung aus alten Urkunden, Geschirren aus Porzellan, Ton und Zinn, Gewehren alter Konstruktion und Silbersachen aus alter Zeit. Auch das bei dem großen Brande des Brüder- Hauses im Januar d. I. gerettete charakteristische Glocken- türmchen hat hier Aufstellung gesunden. Herrnhut. Am 5. April hat ein Unbekannter in Nieder- und Ober-Ruppersdorf viele Personen um nicht unbedeutende Geldbeträge betrogen. Er hat den Geschädigten vorgelogen, er sei aus Seifhennersdorf und dort am 15. Januar 1905 abgebrannt. Durch das Un- glück sei er in Not geraten und das Bieh habe kein Futter mehr. Zur Beglaubigung seiner Angaben hat er «ine Bescheinigung vorgezeigt, die einen Stempel und den Namen des Eemeindeoorstandes in Seifhennersdorf als Unterschrift trug. Der Betrüger selbst hat sich Julius Hoffmann genannt. Großröhrsdorf. Der Kassierer des Gesangvereins „Liedergruß" hat sich von hier unter Mitnahme der Vereins kasse heimlich entfernt. Tagesgeschichte. — Die Lissaboner Reise des Deutschen Kaisers scheint ihre Früchte in einem Handelsvertrag zwischen Deutsch land und Portugal reifen zu sollen. Wie der Lissaboner „Seculo" zu melden weiß, wird ein neuer deutsch-portu giesischer Handelsvertrag gegenwärtig im Ministerium des Auswärtigen ausgearbeitet. — Der deutsche Kronprinz trifft am Palmsonntag zu mehrtägigem Besuch in Schwerin ein. Die Herzogin Cecilie kehrt am gleichen Tage aus Cannes zurück. — Das erste Jahr der Wirksamkeit des Kinderschutz gesetzes ist zu Ende. Dieses sozialpolitisch hochwichtige Gesetz dürfte in der Verwendung von Kindern zu gewerb lichen Arbeiten wichtige Veränderungen zur Folge gehabt haben. Vor allen Dingen hat es das Bestimmungsrecht der Eltern über ihre Kinder stark eingeschränkt, da ja auch die Verwendung der eigenen Kinder in gewerblichen Be trieben, deren Begrisssfeststellung durch das Gesetz in weitestem Sinne erfolgt ist, eingeschränkt oder verboten ist. Dann wird aber auch die wirtschaftliche Wirkung sehr bedeutend sein. Einerseits mußten die Kinder durch die Arbeitskraft erwachsener Arbeiter ersetzt werden, zum andern aber ging den Eltern, wenn sie nicht in der eigenen Familie Ersatz schaffen konnten, der Verdienst der Kinder verloren. Weiter dürste nicht uninteressant sein, ob das Verbot der Arbeit und ihre Einschränkung wesentliche Besserleistungcn in der Schule zur Folge hatte. Nach den Bestimmungen des Gesetzes unterliegt die Beaufsichtigung den Gewerbe- aufsichtsbeamten. In manchen Bundesstaaten ist nun auch Lie Überwachung der Arbeit der eigenen Kinder diesen Beamten übertragen, während sich in dem größten Bundesstaate die Überwachung durch die Eewerbeaufsichts- beamten nur auf die Beschäftigung fremder Kinder be zieht. Man wird annehmen können, daß sich in den jährlich erscheinenden Berichten dieser Beamten Nachrichten über die Wirkung des Kinderschutzgesetzes finden; vermißt werden aber in vielen Staaten die Nachrichten über die Beschäftigung eigener Kinder; man wird also vor der Hand auf die Wirkungsweise des Kinderschutzgesetzes in der Hausindustrie, Lem eigentlichsten Heim der Kinder arbeit, verzichen müssen. Essen a. d. Ruhr. Die Solinger Messerfabri kanten haben die geforderte Lohnerhöhung von 30 Proz. für ihre Arbeiter abgelehnt, die infolgedessen den allge meinen Ausstand vorbereiten. Frankfurt a. M., 13. April. Die „Franks. Ztg." meldet aus Saloniki von gestern: In der Ortschaft Zagoristank im Kreise Kastoria fand heute ein Kampf zwischen einer starken griechischen Bande und Bulgaren statt. 30 Bulgaren sind gefallen. Ebensoviel wurden von den Griechen als Geiseln fortgeschleppt. Eine zu Hilfe eilende bulgarische Bande wurde niedergemacht. Hamburg, 12. April. Amtlich wird mitgeteilt: Die Untersuchung der auf dem Dampfer „Desterro" gefundenen toten Ratten hat den Pestverdacht bestätigt. Die Löschung des Dampfers erfolgt unter den üblichen Vorsichtsmaß regeln. Die bei der Löschung beschäftigten Arbeiter unter stehen ärztlicher Kontrolle. Menschen sind nicht erkrankt. Beuthen, O.-S-, 13. April. Aus zahlreichen Ort schaften werden neue Erkrankungen an Genickstarre ge meldet. Im Stadtbezirk Beuthen wurden vom 27. März bis zum 10. April 14 neue Fälle gemeldet, von denen 6 tödlich verliefen. Die Gesamtzaht der Erkrankungen im Stadtbezirk Beuthen mit dem Stadtteil Friedenshütte be trägt 62. Hiervon sind 21 Personen gestorben. Auch aus anderen Ortschaften Schlesiens werden neue Er krankungen gemeldet. Wien. Die Krankheit des Ministerpräsidenten v. Gautsch hat der „Neuen Freien Presse" zufolge eine schlimme Wen dung genommen, da die Gesichtsrose auch die Augenhöhlen ergriff. Zwei hervorragende Augenärzte wurden zur Be handlung hinzugezogen. London, 13. April. Eine Lloydsdcpesche meldet aus Singapore: Der Dampfer „Nubia" berichtet, er sei am 11. April unter 8 Gr. nördl. Breite und 108 Er. 55 Min. östl. Länge an der russischen Flotte vorbeigefahren. Diese habe aus 42 Schiffen bestanden und sei mit einer Schnelligkeit von 8 bis 10 Knoten in nord-nord-östlicher Richtung gefahren. Korfu, 12. April. Der Kaiser hörte morgens noch mehrere Vorträge. Der bereits gemeldete Ausflug, an dem der dänische Gesandte und Lie königliche Familie nebst Ge folge teilnahmen, führte zunächst nach Peleka, wo an einem hervorragenden Aussichtspunkte, der nach beiden Setten einen Blick auf das Meer bot, ein Zelt aufge schlagen war, in welchem das Picknick eingenommen wurde, während dessen die griechische Matrosenkapelle spielte. Dann wurde das Schloß Achilleion besucht, dessen Kunst- schktze und Anlagen der König selbst dem Kaiser zeigte. Die Landbevölkerung brachte dem Kaiser vielfach Huldi gungen dar und zeigte ebenso wie das Publikum in der Stadt eine musterhafte Haltung. Die königliche Familie geleitete darauf den Kaiser zur Landungsbrücke, wo der Kaiser und die Mitglieder des königlichen Hauses herzlich Abschied nahmen. Amsterdam, 12. April. Das „Handelsblad" erhält von seinem Korrespondenten in Batavia folgende Depesche: Bei den Anambas-Jnseln wird gekämpft. Einzelheiten fehlen noch. Fünf niederländische Kriegsschiffe sind auf dem Kampfplatz anwesend. (Wiederholt, weil nur in einem Teil der Auflage der letzten Nummer.) — Die Stärkeoerhältnisse der feindlichen Geschwader, deren Zusammenstoß also erfolgt ist, stellen sich folgender maßen dar: Die japanische Flotte besteht aus 5 Schlacht schiffen 1. Klasse, von denen 3 eine Geschwindigkeit von 181/2 Knoten haben und mit je 4 zwölf- und je 14 sechs- zölligen Geschützen bewaffnet sind. Eins dieser Schiffe ist ein alter Panzer, der nur 14 Knoten läuft und nur halb so groß und halb so stark bewaffnet ist wie die anderen. Es folgen 8 gepanzerte Kreuzer mit 22 und 20 Knoten Geschwindigkeit und je 16 bis 18 sechs- bis achtzölligen Geschützen. Daran reihen sich 13 Kreuzer mit Panzer deck, einer Geschwindigkeit von 17 bis 23 Knoten und je 2 bis 6 sechs- bis zehnzölligen Geschützen. Die japanische Flotte verfügt ferner über 5 ungedeckte Kreuzer, 19 Zer störer und 60 Torpedoboote. Die Kampfstärke der russischen Flotte ist die nachstehende: 5 Linienschiffe I. KI. mit einer Geschwindigkeit von 18 Knoten und je 15 bis 16 sechs- bis zwölfzölligen Geschützen, 6 Linienschiffe 2. Klasse mit 14 bis 16 Knoten Geschwindigkeit und je 6 bis 12 sechs- bis zwölfzölligen Geschützen, 3 alte ge panzerte Kreuzer mit 15 bis 17 Knoten Geschwindigkeit und je 4 bis 12 sechs- bis achtzölligen Geschützen, 6 Kreuzer mit Deckpanzer mit 20 bis 24 Knoten Geschwindig keit und je 6 bis 12 sechszölligen Geschützen, 2 Hilfs kreuzer mit 19 bis 20 Knoten Geschwindigkeit. Außer diesen beiden Hilfskreuzern, die mit schweren Geschützen nicht bewaffnet sind, befinden sich bei der baltischen Flotte wenigstens noch 5 weitere Hilfskreuzer, die aus atlantischen Dampfern gebildet wurden, die man von französischen und deutschen Firmen kaufte und mit sechszölligen und zwölfpfündigen Geschützen bewaffnete. Drei der vier Schiffe der Freiwilligen-Flotte des Schwarzen Meeres haben die Dardanellen passiert und dürften sich dem Baltischen Ge schwader angeschlossen haben. Außerdem verfügte die Baltische Flotte bei ihrer Abfahrt über 8 Zerstörer und 3 oder 4 Kanonenboote. An den europäischen Börsen wurden heute infolge der bevorstehenden letzten See entscheidung in Ostasien Zurückhaltung und Gewinnver käufe vorsichtigerer Geschäftskreise bemerkbar. Amsterdam, 13. April. Das „Handelsblad" bringt heute folgende Depesche aus Batavia: Die Nachricht von einemKampfebeidenAnambas-Jnselnwird nicht bestätigt. Lodz, 12. April. Hier sind gestern drei Cholerafälle festgestellt worden. Teheran. Aus halbamtlicher Quelle verlautet, der Schah werde sich Ende April über Resch und Baku nach Europa begeben. Tokio. Nach Meldungen aus der Mandschurei fahren die Russen fort, ihre Streitkräfte zusammenzuziehen und ihre Stellungen auf der Linie Tschangtschun-Kirin zu be festigen. Die Abteilung Madrikows hält beständig Fühlung mit dem japanischen linken Flügel; häufig finden Schar mützel statt, es dürfte möglicherweise zu einem größeren Gefechte kommen. Es heißt, die Russen hätten die Ge fangenen auf Sachalin bewaffnet und denjenigen Geld und Freiheit versprochen, die tapfer kämpfen. Dadurch wird die Garnison auf insgesamt 3000 Mann gebracht, doch zweifelt man daran, ob die Russen den Versuch machen werden, die Insel zu halten. — „Daily Mail" meldet aus Surabaja (Java), eine Pacht mit 2 russischen Offizieren an Bord, sowie 4 Kohlen dampfer, welche in Batavia angekommen sind, bringen die anderweitig nicht bestätigte Meldung, daß eine See schlacht stattgefunden habe, in welcher die Russen die Ja paner angegriffen und letztere 4 Schiffe verloren hätten. Palmsonntag. So grüß dich Gott, du Frühlingsluft! Es komnit der Lenz mit Brausen, Bald soll selbst in der tiefsten Kluft Der Winter nicht mehr Hausen. Die Knospe schwillt, die Lerche singt, Die Amsel lockt im Haine, In jede Menschenseele dringt Ein Strahl vom Sonnenscheine. Die Jugend aber drängts hinaus Zum Spiel auf Markt und Gassen Aus dumpfen Stuben, engem Haus, Denn Lenz und Jugend passen Wohl zu einander frisch und frei; Sie trägt in ihren Händen Aus Wald und Feld zuerst herbei Des jungen Frühlings Spenden. Und ist cs auch kein Palmenreis, Das nur dem Süd beschieden, „Palmkätzlein" ist in gleicher Weis' Symbol vom Frühlingssrieden; Palmsonntag heißt der Festtag doch - Schon seit den ält'sten Tagen, And in Erwartung seiner hoch Biel junge Herzen schlagen. Denn in des Lenzes Lustgetön Erschallen Orgelklänge, Und in den Kirchen, festlich schön, Wogt feierlich' Gedränge. Es bringen fromm vor dem Altar Beim milden Glanz der Kerzen Dem Herrn des Glaubens Treuschwur dar Viel tausend junge Herzen. Wohl manches still in Freude schwoll, Sorglos ums Weh der Erde, Doch manches bebt auch ahnungsvoll Vor Dem, was kommen werde; Der Kindertage heitres Glück Mit seinem goldnen Schimmer Für Manchen tritt es heut zurück — Gott weiß — vielleicht auf immer. Doch zage nicht, Du junge Schaar, Dir wird ein Stab gegeben, Der fest Dich stützet in Gefahr, Wenn Du ihn hältst im Leben. Der Glaube ist's — verlier ihn nicht Trotz Drängen und trotz Grämen, Wenn auch mit spöttischem Gesicht Die Welt ihn Dir will nehmen. Und suche um des Glaubens Stab Den Palmenzweig zu winden, Dann wirst Du sicher bis an's Grab So Mut als Frieden finden. — Laß heute Deiner Eltern Hand Aufs Haupt Dir stille legen, Nimm Gottes Wort zum Unterpfand Für Deiner Seele Segen! Vermischtes. * Die Zeitung als Wurstpapier. Eine eigenartige Abonnementseinladung leistet sich der „General-Anzeiger" für Eberswalde in einem Artikel über Zeitungspapier und seine Verwendung. Der Artikel beschäftigt sich mit den vielfachen Verwendungsmöglichkeiten für bedrucktes Zei- tungspapier im allgemeinen und mit der besonderen Ver wendung als Stullenpapier, die leider noch ihre Schatten seiten habe, „da die Farbe (Druckerschwärze) nie ganz den Geruch verliert und von Butter oder Schmalz, kurzum Fett, noch nach Jahren wieder aufgelöst wird. Auch nimmt besonders frisches Brot leicht den Beigeschmack davon an. ,Ja, was nun tun!' wird mancher Leser aus rufen, .recht hat der Redakteur, aber wir brauchen doch so nötig Papier!' .Nun, verzage nicht, lieber Freund', heißt es weiter, ,da wir stets vorwärts schreitend auch ge rade unsern Freundinnen, den besorgten Hausmüttern, eine neue Aufmerksamkeit erweisen wollen, so werden wir deren Sorge dadurch abhelfen, daß wir ab und zu an einzelnen Tagen in der Woche nur eine Seite unserer Zeitung bedruckt und die andere unbedruckt liefern werden, damit man ein appetitliches Frühstückspapier auf diese Weise von uns mitgeliefert bekommt, und zwar als Ertra- zugabe erhalten sie dasselbe, denn das Format wird an solchen Tagen doppelt so groß erscheinen, die Leser also inhaltlich nicht gekürzt werden. Bitte, weisen sie gütigst alle Bekannten und Freunde, besonders Ihre Nachbarinnen, sogleich hierauf hin, damit diese unser Blatt sofort bestellen können, wenn sie noch nicht zu unsern Lesern gehören. So sorgt eine fürsorgliche Expedition, wie die Eberswalde, Eisenbahnstraße 99, für ihre Abonnenten. Immer voran! Werben auch Sie recht eindringlich zum Quartalswechsel für uns! Treue um Treue!" — Der „General-Anzeiger" für Eberswalde leidet, wenn er sich mit dieser Abonne- mentscinladung nicht etwa einen Aprilscherz geleistet hat, jedenfalls nicht an einer zu hohen Auflage. ' Am >. April d. I. waren bekanntlich 90 Jahre verflossen, seit Fürst Bismarck das Licht der Welt erblickte. Seit einer Reihe von Jahren hat sich der Patriotismus Deutschlands nicht genug tun können darin, seinem Heros zum Gedächtnis Denkmäler auf Denkmäler zu errichten. Unsere Statistik zeigt, wie die Schaffung der einzelnen Bismarck Denkmäler in den Jahren seit 1870 allmählich gestiegen ist. Vom Jahre 1894 ab, bis zu welcher Zeit immer nur 1 bis 2 Denkmäler im Jahre errichtet wurden, schwoll die Zahl plötzlich im Jahre 1895 auf 22 hinauf, um dann nicht mehr unter 10 zu sinken; die höchste Zahl ist im Jahre 1900 mit 25 Denkmälern erreicht worden. Es standen also am 1. April d. I. vollendet 194 Bis marck-Denkmäler (Statuen), nicht eingerechnet diejenigen, welche für dieses Jahr in Arbeit genommen sind. Auch die Zahl der Bismarck-Türme und Bismarck-Säulen weist ein stetes Wachstum auf; wir vermögen allerdings die genaue Zahl nicht anzugeben, aus denen ihr Wachstum zu ersehen wäre; es muß daher genügen, wenn wir die Stückzahl für den 1. April 1905 angeben, die an fertigen Bauten 106, an im Bau begriffenen 99 beträgt. Dabet muß man nicht etwa annehmen, daß diese Ehrung unseres, alten Reichskanzlers sich lediglich auf Deutschland be schränkt, sogar im Bismarck-Archipel, in der Südsee und in Amerika sind solche Bismarcksehrungen keine Seltenheit. ' Die Beseitigung von Wracks auf dem Atlantischen Ozean. Aus New-Pork kommt eine hocherfreuliche Nach richt, die nicht nur für Schisfahrtskreise, sondern ebensosehr für das über den Ozean reisende Publikum von rechten, Interesse ist. Es handelt sich um die Zerstörung von Wracks, die herrenlos auf dem Atlantischen Ozean treiben.