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Fall« bi» Donnerstag, den 30. MSrz, keine Äußerung der Prinzipale hierüber erfolgt, soll sofort gekündigt werden. In Leipzig streiken zurzeit etwa 900 Schneider, 300 Tape zierer, 60 Kürschner und 40 Landschaftsgärtner. Leipzig. Bor einigen Tagen wurde hier ein etwa 22 Jahre alter Mann verhaftet, der sich als Arbeiter Eckhardt aus Oberreichenbach bezeichnet und in dessen Be sitz sich 12000 Mark in Wertpapieren, sowie eine große Menge wertvoller Goidsachen, als Uhren, Ketten, Broschen, Ringe mit Brillanten usw. befanden. Der Verhaftete hatte sich in einer Wohnung der Elisenstraße eingemietet. Hier siel es den Logisinhabern auf, daß der Mieter zwei Kassenten und einen schweren Koffer bei sich hatte. Die Erörterungen haben nun ergeben, daß der Verhaftete die 12000 M. in Wertpapieren aus einer Wohnung der hiesigen König Johann-Straße gestohlen hatte und daß der Verlust der Summe bei der Festnahme des Diebes noch gar nicht bemerkt worden war. Die im Koffer ge fundenen Goldsachen scheinen fast alle aus verschiedenen hiesigen Wohnungen entwendet zu sein, die in letzter Zeit während der Abwesenheit der Logisbewohner mittelst Nachschlüssels geöffnet worden waren. Eine Menge solcher Sachen sind schon von den Verlustträgern als ihr Eigen tum erkannt worden. Der gefährliche Bursche, dessen Persönlichkeit noch nicht festgestellt ist, führt Legitimationen auf die Namen Wetzig, Voßberg und Schulze bei sich. — Die größte Abiturientenzahl in Deutschland dürfte auch für dieses Jahr die 2. Realschule zu Leipzig- Reudnitz aufweisen. Die mündlichen Reifeprüfungen, zu denen 97 Examinanden zugelassen waren, haben unter dem Vorsitze des zum königl. Kommissar ernannten Hof rates Professors vr. Bothe aus Dresden alle Schüler in den Tagen vom 20. bis 24. März bestanden. Chemnitz. Die Chemnitzer Amtshauptmannschaft ver tritt den Standpunkt, daß Gemeindeland — soweit es sich nicht nur um Ecken und Zipfel handelt, die eine wirt schaftliche Verwertung nicht zulassen — nicht veräußert, daß vielmehr der Grundbesitz der Gemeinden vergrößert werden soll. So hat sie kürzlich der Gemeinde Auerbach im Erzgebirge die Genehmigung zum Verkauf von Ge meindeland zum Bau von Arbeiterhäusern versagt und die Begründung von Erbbaurechten der Gemeinde emp fohlen. Damit begegnete die Behörde aber großem Miß trauen, das erst nach eingehenden Verhandlungen beseitigt wurde. In Auerbach i. E. entwickelt sich die Industrie rapid und Wohnhäuser müssen gebaut werden, um die Arbeiter unterbringen und so erhalten zu können. Drei Fabrikanten wollten nun auf Gemeindeland Wohnhäuser bauen; die Gemeinde hätte von dem Kaufpreis, den jene bezahlen wollten, 172 Mk. jährlichen Nutzen gehabt. Nun ist der Vertrag auf Erbbaurecht zustande gekommen; die Gemeinde erhält jährlich 156 Mk. Erbbauzinsen und bleibt Eigentümerin des Grundstücks. Es ist dies der erste Fall der Begründung von Erbbaurechten in der Amts hauptmannschaft Chemnitz, dem nächstens noch mehr folgen werden. Neustadt, 27. März. Ein Ehedrama hat sich gestern hier abgespielt. Abends in der 8. Stunde besuchte ein Glasmacher aus Bischofswerda seine hier als Kinder wärterin in Stellung befindliche Ehefrau, welche wegen schlechter Behandlung ihren Ehemann verlassen hatte, aber in den nächsten Tagen zu ihm zurückkehren wollte. Bei diesem Besuche waren die Eheleute jedoch wieder in Streit geraten. Plötzlich zog der Mann einen Revolver hervor und legte auf seine Frau an. Diese konnte aber noch rechtzeitig entkommen, da der erste Schuß versagte. Darauf brachte sich der Mann einen Schuß unterhalb des Herzens bei und nahm auch noch eine Dosis Arsenik zu sich. Noch lebend wurde er ins städtische Krankenhaus gebracht, wo sich eine Verletzung der Lunge feststellen ließ. Die Kugel konnte noch nicht entfernt werden. Heute stütz war der Mann trotz des genommenen Giftes und der Schußver- letzung noch bei vollem Bewußtsein. Ölsnitz i. V. Vor 25 Jahren, am 13. März 1880, verschied im benachbarten Voigtsberg der Geh. Finanz registrator a. D., Karl Tag, eine in Dresden, dem Orte seiner früheren Wirksamkeit, und im gesamten Vogtlande wegen seiner originellen Lebensweise bekannten Persönlich keit. Karl Tag hatte ein Alter von nahezu 77 Jahren erreicht. Er setzte seine Vaterstadt Ölsnitz zur Universal- erbin seines gesamten, beim Tode Tags auf ungefähr 50000 M. geschätzten Vermögens ein. Die „Stiftung des Geheimregistrators Tag" hat sich durch Zins und Zinseszins innerhalb der letzten 25 Jahre mehr als ver doppelt und ist auf 103 305 M. 78 Pf. angewachsen. Sie wird als eine milde Stiftung verwaltet und die Zinsen (abzüglich einiger Beiträge, die an Verwandte des Erblassers bis zu deren Ableben als Leibrenten zu zahlen sind) zunächst zu einem besonderen „Studienfonds des Ge heimregistrators Tag", aus dem drei Stipendien von jähr lich 1200 M. an drei Ölsnitzer Stadtkinder auf die Zeit von 4 Jahren gewährt werden sollen, angesammelt, die weiteren Zinsen aber zum Kapital geschlagen werden sollen, bis letzteres die Höhe von 150 000 M. erreicht hat. Es ist sodann ein Asyl für sechs bedürstige und würdige Ölsnitzer Personen einzurichten. Etwaige Überschüsse aus beiden Fond« find weiterhin « zum Ankauf resp. Ber- tellung von Holz an Arme, teils zur Feier eine« Schul festes und zum Ankäufe von Jmmobiliarbesitztum für die Stadt Ölsnitz zu verwenden. Planen i. V. Seit dem 4. März streift die Polizei die ganze Umgebung Plauens nach dem an diesem Tage spurlos verschwundenen Konfirmanden Friedrich Zeuner, Sohn eines hiesigen Schuhmachers, ab. Wegen einer in einer Gastwirtschaft begangenen Unredlichkeit war er zu Hause gezüchtigt und in der Schule zur Rede gesetzt worden. Der Vater nimmt an, daß er sich in den be nachbarten Forsten in einer Erdhöhle aufhält. Kürz lich soll er auf dem Jahrmarkt aufgetaucht sein und einem Reisenden Eßwaren aus der Tasche gestohlen haben. Die 13 jährige Schwester des Vermißten verschwand letzt hin ebenfalls und stürzte sich, um den Verfolgern zu ent gehen, in die Elster, konnte aber noch gerettet werden. Treuen. Der Stadtgemeinderat hat die Neuregulie rung der Lehrergehälter beschlossen. Nach der neuen Festsetzung beträgt das Gehalt eines ständigen Lehrers vor dem 25. Lebensjahr bis zur Vollendung desselben 1600 M. und steigt bis zum 53. Lebensjahr auf 3200 Mark. Hilfslehrer werden mit 1100 M. und 50 M. jährlicher Zulage angestellt. Der Schuldirektor erhält eine Zulage von 250 M. Jrfersgrün. Am 21. d. M. waren es 100 Jahre, daß das hiesige Kirchenpatronatsrecht auf der v. Arnim- schen Familie ruht. Aus diesem Anlaß hat der Kirchen patron, Kommerherr v. Arnim, 5000 Mk. gestiftet, deren Zinsen alljährlich an bedürstige Konfirmanden verteilt werden sollen. Zittau. Dieser Tage starb zu Kaiserswalde im be nachbarten böhmischen Grenzgebiete die 74 Jahre alte verroitwe Hausbesitzerin Barbara Holas, die anscheinend in den kümmerlichsten Verhältnissen lebte. Die Wohnung der Greisin strotzte vor Schmutz und war nur mit altem, wurmstichigem Gerümpel ausgestattet. Als man nun nach ihrem Tode an eine gründliche Reinigung der Wohnung ging, stieß nian unter einem Reisighaufen auf einen mit Goldmünzen gefüllten Topf. Bei weiterem Suchen wurden noch zwei Krüge und sieben Töpfe, sämtlich mit Silber und Kupfermünzen gefüllt, und unter alten Papieren neun Stück Papiergulden zutage gefördert. Endlich ent deckte man unter dem Kopspolster der ekelhaft schmutzigen Lagerstätte drei Sparkassenbücher auf den Namen der Holas mit je 600 Kronen Einlage. Der Münzenfund hat ein Gesamtgewicht von über 2 Zentnern und besteht aus deutschen und österreichischen Münzen. wegen Mitteilung des EiMätzungsergeb- I Okn«» ? — IHK»»»» »»rH» »