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hörte zu den Menschen, die um 9 oder 10 Uhr abends zu Bett gehen — er^o verlangte er Schluß des Lärmens um diese Zeit. Zuerst hatte er es bis 10 Uhr erlaubt; als er noch „ordentlicher" geworden war, wollte er den 9 Uhr-Kegelschluß durchsetzen. Eine polizeiliche Verord nung verlangte vom Wirt ein Schließen der Fenster von lv Uhr ab und sah ein Kegeln nach 11 Uhr nur mit Gummikugeln sür zulässig an. Damit war der Nachbar aber nicht zufrieden, sondern klagte. Das Landgericht Ulm erkannte auf Abweisung der Klage, da das Kegeln in Ulm ortsüblich sei und sich dadurch niemand stören lasse. Auf die vom Kläger eingelegte Berufung gegen das Urteil des Landgerichts erkannte das Oberlandes gericht Stuttgart nach dein Anträge des Klägers, daß das Kegeln von 9 Uhr ab zu unterlassen sei. Es erblickte nämlich in der Störung des Schlafes eine Verkümmerung der notwendigsten Lebensgewohnheit. Auf die beim Reichs gericht gegen dieses Urteil eingelegte Revision wurde das Erkenntnis des Oberlandesgerichts aufgehoben und die Sache zur nochmaligen Verhandlung an einen andern Senat desselben Gerichts zurückverwiesen. Dieser sah nun die polizeilichen Bestimmungen für maßgebend an, also: um 10 Uhr Schließen der Fenster und Türen, um 11 Uhr Kegeln mit Gummikugeln und Gummikranz bei den Kegeln, uni 12 Uhr Schluß. Die vom Kläger nochmals beim Reichsgericht geltend gemachte Revision wurde zurück gewiesen. Es wird also weiter gekegelt im fidelen Ulm. Annaberg. Zwischen den berufenen Organen werden Erörterungen über die Einverleibung von Frohnau in das Stadtgebiet Annaberg gepflogen. Ließe sich eine für beide Teile annehmbare Basis schassen, auf der die Verschmelzung vor sich gehen könnte, so würde trotz der bereits stattgefundenen Ausbezirkung eines größeren Flur- teilcs von Frohnau nach Buchholz unsere Stadt noch eine Bevölkerungszunahme von gegen 2000 Personen erfahren. Zwickau. Eine öffentliche Schneiderversammlung be schloß in geheimer Abstimmung, im Frühjahre in eine Lohnbewegung einzutreten. Ölsnitz. Das Königliche Kultusministerium hat dem hiesigen Stadtrat auf Anfrage mitgeteilt, daß für die nächste Finanzperiode 1906/07 die Errichtung eines neuen Lehrerseminars nicht beabsichtigt sei. Oberwiesenthal. Unsere Stadt mit Unterwiesenthal planen die Errichtung einer Gasanstalt sür Licht- und Kraftzwecke. Bautzen. Die Gemeindesteuern der Stadt Bautzen werden in diesem Jahre in derselben Höhe von 12,9 Ein heiten wie im vorigen Jahre zur Erhebung kommen, und zwar: 4,4 Einheiten für die Stadtkasse, 0,5 Einheit für die Armenkasse, 6,5 Einheiten für die Schulkasse, 1,5 Ein heit für die evangelische Kirchgemeindekasse. Tagesgeschichte. Berlin. In der vom Reichsschatzsekrctär angekündigten neuen Steuervorlage befindet sich die Reichserbschafts steuer. — Die Verösfentlichuug einer kaiserlichen Verordnung, durch welche der neue Zolltarif zum 1. März 1906 in Kraft gesetzt wird, steht unmittelbar bevor. — Dem Reichstag ging ein Antrag Baumann und Genossen zu auf Vorlegung eines Entwurfs eines Reichs gesetzes, welches die Beaufsichtigung des Verkehrs mit Nahrungs- und Eenußmitteln und deren Durchführung durch die Landesbehörden einseitig regelt. Eleiwitz, 2. März. Der „Oberschles. Wanderer" meldet: Gestern abend ist auf dem zur Grube „Preußen" bei Mischowitz gehörigen „Jelka"-Schacht die Arbeiter- bühne der 320 m-Cohle auf die 370 m-Sohle hiuabge- stürzt. 20 Bergleute wurden in die Tiefe gerissen. 16 davon sind, da die Wasserhaltungsmaschine durch die Steinmassen zertrümmert wurde, erschlagen oder ertrunken, die übrigen vier sind gereitet. Bisher wurde eine Leiche geborgen. Die Grube gehört dem Grasen Thiele-Winkler. — „Daily Erpreß" bringt eine Berechnung der Kosten, die durch die Untersuchung des Nordseevorfalles er wachsen. Diese Kosten sind nach dem Abkommen von England und Rußland zu gleichen Teilen zu tragen. Da bei bezahlte England die Kosten für die Überführung seiner Zeugen nach Paris, und Rußland diejenigen für die Reise der russischen Zeugen. Die Kosten der Kom mission selbst werden durch den Generalsekretär der Kom mission festgestellt werden. Man schätzt sie auf täglich 8—10000 Mk. Dabei sind nicht mitgercchnet die Kosten für die russischen und englischen Juristen, die bei den Ver handlungen zugegen waren. Die Gesamtrechnung dürste demnach ungefähr 600000 Mk. betragen. — Die Eisenbahnbrücke zwischen Tieling und Kaitjuan ist von den Japanern zerstört worden. Das würde be deuten, daß sich dieselben im Rücken der Russen, zwischen Mulden und Charbin festgesetzt haben. Vermischtes. * Der verheiratete Quintaner. Im neuesten Heft der „Grenzbolen" (Fr. Wilh. Grunow in Leipzig) wird er zählt: Die Leser der Bosseschen Erinnerungen werden sich mit Vergnügen des Kapitels erinnern, worin der Verfasser das Erstaunen der Tertia schildert, als ein Tertianer dem Lehrer erklärt, er wolle „sich verändern", das heißt heiraten. Dies will aber noch gar nichts sagen gegenüber dem Falle, wo ein Quintaner sogar schon verheiratet ist. In seinem Buche „Allerlei aus dem Erzgebirge" (Annaberg, Hermann Grasers Verlag, 1895, 2. Band, S. 142 flg.) schildert Friedrich Straumer sein Zusammentreffen mit einem verheirateten Quintaner wie folgt: „Einmal nach Michaelis 1864, als ich schon ein ganzes halbes Jahr in Annaberg (als Lehrer am dortigen Realgymnasium) ge wesen war, kam der Direktor ins Lehrerzimmer und erklärte, daß sich ein junger Mann bei ihm zur Aufnahme ge meldet habe, der allerdings schon 24 Jahre alt und doch höchstens für Quinta reif sei, den er aber dennoch nicht zurückweisen wolle, da der junge Mensch ihm leid tue. Er sei Gerber gewesen, könne aber das Stehen im Wasser nicht vertragen, sei davon krank geworden und wolle sich nun, denn er besitze ein kleines Vermögen, für den Ge meindedienst und das Steuerfach vorbereiten. Der Mensch mache einen guten Eindruck und werde den Frieden der Klasse nicht stören, auch auf die Sitten seiner Mitschüler einen schlechten Einfluß gewiß nicht ausüben. So wurde Meyer, so wollen wir ihn nennen, ausgenommen, und der große Mensch, er war fast einen Kopf größer als ich, fügte sich willig in alles, war fleißig und sittsam und ließ sich überhaupt nichts zu schulden kommen. Da plötz lich gegen Weihnachten verbreitete sich das Gerücht, der Quintaner Meier habe sich auf die schlechte Seite gelegt, treibe sich Sonntag sür Sonntag auf den Tanzböden herum und tanze dabei — es ist schrecklich zu sagen — immer nur mit einein und demselben Mädchen. Nun wurde eine Synode abgehalten und ein hochnotpeinliches Gericht veranstaltet. Quintaner Meier wurde zitiert und erschien, der Rektor hielt ihm eine schöne Rede, die Kollegen musterten ihn, mit grimmigen Blicken die einen, die andern stumm und erwartungsvoll. Meier stand un beweglich und erwiderte auf alle Anklagen nichts, bis ihn endlich der Rektor mit bebender Stimme fragte, was er zu seiner Entschuldigung vorzubringen habe, und ob er denn nicht selbst einsehe, wie unrecht es set, daß er als Quintaner den Tanzboden besuche und mit einem Mädchen tanze, und wer denn diese sei. Da sagte Meier, und stolzes Selbstbewußtsein leuchtete aus seinen Augen: „Ent schuldigen Sie, Herr Rektor, es ist meine Frau!" Und so war es, Meier war verheiratet, und zwar glücklich ver heiratet seit ungefähr zwei Jahren. Bei der Aufnahme hatte man ihn zwar nach dem Impfschein usw. gefragt, nach dem Trauschein aber nicht. * Über dos Verschwenderleben an den deutschen Fürsten- hösen vor dem Ausbruche des dreißigjährigen Krieges wird in den, Werke: „Wider die Pfaffenherrschaft" u. a. berichtet: Zu dem kleinen Hof des Markgrafen Hans von Küstrin gehörte ein Hofstaat von 284 Personen, die alle Besoldung empfingen. An den Herzog Johann Friedrich den Mittleren von Sachsen-Weimar, dessen Gebiet nur 77 Quadratmeilen umfaßte, schrieben dessen Räte im Jahre 1561: „Es speisen Ew. Fürst!. Gnaden gemeinlich täglich und ungefehrlich über fünfzig Tische mit 400 Personen." Für Anfertigung der Kleidung hatte jeder Fürst und jede Fürstin am Hose fünf Meister und vier Jahrknechte und darüber so viel „Schneiderknecht" durch das ganze Jahr, daß derselben selten unter dreißig . . ." An einen Nach folger dieses Fürsten richteten 1590 die Räte die Mah nung, es kämen aus den Ämtern jährlich nicht viel über 30000 Gulden in die Rentnerei, er verbrauchte jedoch allein mit seiner Hofhaltung jährlich über 83000 Gulden, ünd so geht es fort. Die Kosten wurden natürlich zum größten Teil den Bauern ausgepreßt. * Diamantensunde in Rhodesia. Aus Gwelo in Süd- Nhodesia wird berichtet, daß dort Diamanten entdeckt worden sind. Ein großer Bezirk ist für weitere Bearbei tung abgesteckt worden. Vis jetzt sind in Rhodesia noch keine Diamenten gesunden. Gwelo liegt an der Eisen bahnstrecke Bulawayo-Salisbury, etwa in der Milte zwischen beiden Orten und am Knotenpunkt einer Zweiglinie nach Selukwe. Nachdem kürzlich Gold- und Kupferlager in Rhodesia entdeckt worden sind, wird das Vorkommen von Diamanten jedenfalls von sehr großer Bedeutung für das Land sein. Nicht sehr weit von Gwelo liegt Zimbabwe, das einige für die Hauptstadt der alten Kolonie Saba hallen, von wo König Salomo seinen großen Goldbedarf deckte. * Ein originelles Jubiläum hätte in diesen Tagen der Oberhofmarschall des Kaisers, Graf August zu Eulenburg, begehen können. Er erhielt vom Fürsten Ferdinand mit dem Großkreuz des bulgarischen Verdienstordens mit Brillanten seinen 75. Orden — die kleineren Denkmünzen und Medaillen nicht mitgerechnet. Es ist sehr bezeichnend dafür, welchen Charakter das Ordenswesen allmählich an genommen hat, daß heutzutage die Hosbeamten beziehungs weise die in Hofstellungen befindlichen Offiziere von, Ordensregel, weit mehr betroffen werden, als die eigent lichen Diener des Staates. Man darf jedenfalls an- nehnien, daß der Gras Eulenburg mit seinen 75 Dekora tionen in dieser Hinsicht für ganz Deutschland den Rekord aufgestellt hat. Neben ihm erscheint der Reichskanzler, Graf Bülow, mit nur einigen 40 Sternen und Kreuzen wirklich arm, und er übertrifft auch einen preußischen Prinzen, den Regenten Albrecht von Braunschweig, der seinen Nock gleichfalls nur mit ca. 40 Ordenszeichen schmücken darf. Ja, es ist sogar wahrscheinlich, daß der Kaiser selbst deren nicht so viele sein eigen nennt, wie der oberste Leiter seiner Hofhaltung. " Eine Statue Geromes als „bearbeitetes Metall". Eine sonderbare Streitfrage beschäftigt gegenwärtig die Zollbeamten des New Yorkers Hafens. Sie behaupten nämlich, daß eine Bronze- und Elfenbeinstatue „Bellona" von dem bekannten französischen Bildhauer und Maler Gerome weder eine Statue, noch ein „Kunstwerk" nach der Formulierung des Gesetzes sei, sondern als bearbeitetes Metall zu klassifizieren wäre. Der Eingangszoll würde bei dem Wert von 45000 Frank, den Messrs. Tiffany and Co., die Importeure der Statue, für die „Bellona" angegeben haben, nach der Steuer von 45 Prozent nicht weniger als 16200 M. betragen, gegenüber 20 Prozent oder 7200 M. Eingangszoll, wenn die Statue als „Kunst werk" zugelassen würde. Als das Gesetz über die Klassi fikation der Kunstwerke durchging, wurde eine „Statue" als „aus Stein gehauen" definiert. Auf die Idee, daß eine Statue auch aus anderem Material und getönt sein könnte, sind die Gesetzgeber damals nicht gekommen. " Aus den „Lustigen Blättern". Wenn eine Dame auf der Elektrischen fährt, so ist die Sache gar nicht so einfach. Sie öffnet ihren Pampadour, nimmt ihr Porte monnaie heraus, schließt den Pompadour, öffnet ihr Porte monnaie, nimmt einen Nickel heraus, schließt das Porte monnaie, öffnet den Pompadour, legt das Portemonnaie hinein, schließt den Pompadour und gibt den Nickel dem Schaffner. Wenn sie ihr Billet bekommt, öffnet sie den Pompadour, nimmt das Portemonnaie heraus, schließt den Pompadour, öffnet das Portemonnaie, legt das Billet hinein, schließt das Portemonnaie, öffnet den Pompadour, legt das Portemonnaie hinein und schließt den Pompadour wieder. An der nächsten Haltestelle erscheint der Kon trolleur, und sie öffnet den Pompadour, nimmt das Por temonnaie heraus, schließt usw. usw. * Die Kaiserin Eugenie, Napoleons III. hochbetagte Witwe, die an der Schwelle des 80. Lebensjahres steht, erlebt das traurige Schicksal, die Reihen derer, die ihr nahe stehen, von Jahr zu Jahr sich lichten zu sehen. So ist ihr jetzt eine Großnichte, an der sie mit besonderer Liebe hing, die Marquise de Casa-Fuerte, in Nervi durch den Tod entrissen worden. Die Marquise, die einen Teil des Jahres bei der Kaiserin auf deren englischem Sitze Farnborough Hill zuzubringen pflegte, war eine Enkelin von deren einziger Schwester, der Gemahlin des Herzogs von Alba, die schon 1860, erst 35 Jahre alt, starb. * Ein düsteres Akrostichon. In Moskau zirkuliert ein Akrostichon, gebildet aus den Namen der fünf Söhne Alexanders II. Es lautet: Nikolaus, Alexander, Vladimir, Alexis, Sergius. Die Anfangsbuchstaben, von oben nach unten und von unten nach oben gelesen, ergeben die russischen Worte: „bla Vas 8avan", deutsch: Auf euch das Leichentuch. * Von der Mecklenburgischen Reblaus erzählt der „Gießener Anzeiger": Im vergangenen Herbst ging ein junger Gelehrter, der längere Zeit auf der Gießener Uni versitätsbibliothek tätig war, mit einem Stipendium nach Griechenland zu wissenschaftlichen Studien. In der Weih nachtszeit sandten ihm, wie man sich jetzt in hiesigen Akademikerkceisen erzählt, seine Angehörigen aus Mecklen burg einen Tannenbaum als Christgcschenk. Doch die Zollbehörde zu Athen lieferte den Tannenbaum nicht an den Empfänger ab, sondern schickte ihn nach Mecklenburg zurück mit dem Bemerke», daß die Einführung eines solchen Baumes in Griechenland — wegen der Reblaus gefahr nicht angängig sei. Kirchen-Nachrichten von Dippoldiswalde. Estomihi, 5. März 1905. Vorm.-Tert: Luc. 18, 31-43. Lied Nr. 87. Nachm.-Tert: Joh. 4, 19 -30. Lied Nr. 427. Vorm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl in der Sakristei. Superint. Hempel. Vorm. 9 Uhr Predigt-Gottesdienst. Pastor Sieber. Vorm. 11 Uhr Kinder-Gottesdienst. Superint. Hempel. Nachm. 6 Uhr Predigt-Gottesdienst, canä. tbeol. Bähr- Altenberg. Kirchen-Nachrichten von Reichstädt. Sonntag Estomchi, den 5. März 1905, nachmittags 2 Uhr: Missionsstunde. Sparkasse zu Dippoldiswalde. (Im Rathaus, Parterre). Erpeditions-Stunden: Sonntags (ersten und letzten Sonn tag im Monat) von 2 bis 4 Uhr, a,> allen Wochentagen von 9 bis 12 Uhr und 2 bis 4 Uhr. Sparkasse zu Schmiedeberg. Nächster Lrpeditionstag: Sonntag, den 5. März, nachm. 2 bi« 5 Uhr. Sparkasse zu Seifersdorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 5. März, nachmittags 3-6 Uhr. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 5. März, nachmittags >/-3-6 Uhr. Volks-Bibliothek in Dippoldiswalde. Im Schulgebäude. Jeden Sonntag von 11—12 Uhr mittags. Möbl. Zimmer sofort od. später zu vermieten gr. Wasserg. 59. Ist I. ktM, 2 Wim, LNt MÜdUort, mit Pianino, vormletst an 1 oder 2 Herren Däckermstr. Gietzolt. Aitkiilltt'imm sür einige Stunden des «lllslvllllttilss vormittags sofort gesucht. Frau Lroäkord, Altenberger Str. 1 l c. 8k AMI Puu-vM ^8 verkauft 2. 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