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WMM-MlMg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Die 71. Jahrgang. Donnerstag, den 23. Februar 19ÜS Nr. 22. abschwächen. 8. ?. 1^. Dru/und Verlag von Carl Irhnr in Dixxol-iswawe- Mit land» und h«u>«irtfchastliche» Monats-Beilage. lassen. Mögen darum jene Worte hinausllingen in die deutschen Lande und die Geister wecken zu entschlossener Tat! Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehns. — Mil achtseitige« „Illustrierten Anterhaltungsblatt^ Gin Weckruf. Gewisse Engländer können sich nicht darüber beruhigen, I daß Deutschland auf dem Wege ist, sich eine bescheidene I Kriegsflotte zu schaffen. Erst wenige Wochen sind ver strichen, seit die Fachzeitschrift „Army and Navy Gazette" unverblümt forderte, die deutsche Flotte durch einen An griffskrieg zu vernichten, um England die unbestrittene Herrschaft auf dem Meere zu sichern, und schon hat diese Auslassung ein Gegenstück in einer Rede des Zivillords der englischen Admiralität, Lee, gesunden. Dieser hohe englische Beamte hat — mit einem unverkennbaren Hin- ! weis auf Deutschland — seiner Meinung dahin Ausdruck gegeben, man werde „den ersten Schlag führen, ehe man noch auf der andern Seite Zeit gehabt hätte, die Kriegs erklärung in den Blättern zu lesen". Die Rede hat trotz ihrer nachträglich versuchten Ab schwächung begreiflicherweise großes Aufsehen erregt, um so mehr, als von uns keine Veranlassung zu solcher Sprache gegeben ist. Seit länger als einem Menschen alter hat Deutschland eine Politik des Friedens verfolgt, nicht nur gegenüber Frankreich, sondern gegenüber allen Staaten, bis in die neueste Zeit hinein. Auch durch die Verstärkung der Flotte sucht es nur seine eigenen Inter essen zu schützen, ohne jemand zu nahe zu treten. Das uhat noch vor wenigen Wochen der Reichskanzler Graf I Bülow unzweideutig ausgesprochen, als er in der Rede, »die der Namengebung des Linienschiffes „Deutschland" ivorausging, sagte: „Für niemand aber ist unsere Seewehr eine Herausforderung. Willig stehen wir in Reih und Glied mit allen Freunden des Friedens, ohne zu vergessen, daß wir nicht allein den Gang der Weltgeschichte und der Weltgeschicke bestimmen." Das ist dem deutschen Volk aus der Seele gesprochen. Bei uns besteht nicht die mindeste Neigung zu einem kriegerischen Anbinden mit England. Die Vorstellung, die deutsche Flotte könne eines Tages heimtückisch über das Jnselreich herfallen, ist so albern, daß sie keiner trnsthaften Widerlegung bedarf. In Wahrheit ist denn auch nicht I die Sorge vor einem durch Deutschland geplanten Angriff ider Grund zu jenen unfreundlichen Auslassungen, sondern les ist der blasse Neid. Unser Handel hat sich in den letzten Jahren mächtig entwickelt, die Erzeugnisse unserer Industrie erobern auf dem Weltmarkt einen Platz nach dem andern. Dieser wirtschaftliche Aufschwung Deutsch lands, der sich den Engländern überall empfindlich bemerk bar macht, ist ihnen ein Dorn im Auge und hat allmäh lich jenseits des Kanals eine Stimmung erzeugt, die unseren weiteren Aufschwung mit Gewalt hindern möchte — genau so wie seinerzeit die Franzosen sich unserer nationalen Einigung in den Weg zu stellen suchten. Vielleicht gelangen die Engländer mit der Zeit zu einer unbefangenen Beurteilung der Lage, wenn sie er kennen, daß ihre Angriffe gegen das Streben des Deutschen Reiches nach der notwendigen Seegeltung nur das Gegen teil dessen bewirken, was sie erreichen sollen. Für Drohungen sind am allerwenigsten die Deutschen emp fänglich. Das sollten die Engländer aus der Geschichte wissen. Einschüchtern lassen wir uns nicht. Noch immer gilt das kernige Wort, das Fürst Bismarck aus einem ähnlichen Anlatz in einer berühmten Reichstagsrede vom 5. Februar 1888 aussprach: „Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt." Immerhin werden wir gut tun, mit der englischen Stimmung zu rechnen. Datz die Engländer nicht bloh zu reden, sondern auch zu handeln wissen, das haben sie im Jahre 1807 bewiesen, als sie ohne jede Veranlassung die dänische Hauptstadt Kopenhagen bombardierten und die bis dahin seegewaltige dänische Flotte vernichteten. Der kluge Mann beugt vor; er deckt den Brunnen zu, ehe das Kind hineingefallen ist. Wir müssen zu Wasser stark und mächtig werden, das ist di« Lehre, die sich angesichts der fortgesetzten englischen Drohungen jedem aufdrängt. Mit jedem neuen Kriegsschiff kräftigt Deutschland seine weltpolitische Stellung, wird es begehrenswerter für Bundesgenossen und sichert sich mehr vor Angriffen, wenn es einmal eine Macht gelüsten sollte, dreisten Heraus forderungen, wie denen des Herrn Lee, die Tat folgen zu Bekanntmachung. Nachdem an Stelle des freiwillig aus seinem Amte geschiedenen Herrn Ratsschorn steinfegermeister Karl Theodor Ebert dessen Stellvertreter Herr Karl Theodor Richard Ebert, hier, Das Elektrizitätswerk im Plauenschen Grande. Einen hervorragenden Beweis gesunder Gemeindewirt schaftspolitik erbringt der Bericht über die Entstehung und Entwickelung des Elektrizitätswerkes für den Plauenschen Grund zu Deuben, der von dem Vorsitzenden des Elektri zitätswerksverbandes, Herrn Gemeindevorstand Nudelt in Deuben, erstattet worden ist. Der 103 Druckseiten um fassende, mit zahlreichen Abbildungen, Tabellen und graphi schen Darstellungen ausgestattete Bericht verbreitet sich zu nächst über die Entstehungsgeschichte und behandelt sodann in sorgfältiger Gliederung eingehend den Bau, die Ein richtung, den Betrieb, die Verwaltung und die Rentabilität des Werkes. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde mit dem Bau 1895 begonnen und das Werk 1896 dem Betriebe über geben. Das Eigentum am Werke steht nach vereinbarten ideellen prozentualen Anteilen den Gemeinden Deuben, Potschappel, Hainsberg, Niederhätzlich, Rabenau, Tharandt und Somsdorf mit Cotzmannsdorf zu. Das Stromver- sorgungsgebirt erstreckt sich auf 2 Städte und I I Land gemeinden mit insgesamt 40 073 Einwohnern. Die beiden nach den verschiedensten Richtungen entferntest gelegenen Stromabgabestellen liegen 8150 Meier von einander. Die Leitungslänge der Stromleitungen beträgt 436079 Meter, d. i. annähernd gleich der Bahnstrecke Breslau—Görlitz- Dresden—Chemnitz—Reichenbach—Hof. Die Errichtung des Werkes hat einen Aufwand von 1 688700 M. verursacht; davon entfallen auf den Bau der Zentrale mit Nebenanlagen 188 500 M. und des Verwaltungsgebäudes 40000 M. Die Kesselanlage (7 Kessel mit einer feuerberührten Fläche von 6l2 Quadrat meter) beanspruchte 96 900 M., die Maschinenanlage (4 Dampfmaschinen, 4 Wechselstromdynamos, 3 Nebenschluß- erreger, l Bahnstromerzeuger, I Akkumulatorenbatterie) 390000 M., die gesamte Transformatoren- und Leitungs anlage 576000 M. Die gesamte Leitungsanlage einesteils und die Maschinenanlage in der Zentrale andernteils ist vor Blitz- gefahr durch Überspannung der Leitungen, durch einen Blitzableitungsdraht und durch Einschaltung von 117 Stück Blitzschutzvorrichtungen im Leitungsgebiet geschützt. Von Haus aus war leitender Grundsatz, den Preis für Abgabe von Lichtstrom so zu gestalten, datz der Elektri zitätsbezug zu Lichtzwecken Jedermann, auch dem Minder bemittelten, gewährleistet sei. Das Streben der Verwaltung war weniger auf reichlichen Gewinn als auf tunlich all- seitigen Bezug von Elektrizität mit ihren Vorteilen ge richtet in steter Erkentnis der Tatsache, daß mit dem Steigen des Konsums sich die Kosten für die Erzeugung des Stromes mindern müssen. Infolge der ungemein vor teilhaften Bedingungen für den Bezug von Strom sind z. Z. 1175 Grundstücke an das Lichtnetz und 125 Elektro motoren zum Antrieb von Arbeitsmaschinen mit 579,35 ?8 angeschlossen. Die Straßenbeleuchtung besteht aus Bogen lampen an Straßenkreuzungen, in, übrigen aus Glüh lampen. Zur Anstellung von Vergleichen gleichartiger Anlagen sind einige Einzelheiten noch von Interesse. Das zur Dampferzeugung nötige Wasser wurde bis Mitte 1903 ausschließlich aus dem Hochdruckwasserwerk der Gemeinde Deuben zu dem Preise von 8 Pfg. für das Kubikmeter und entsprechenden Rabatt bis zu 25 Proz. bezogen. Neuerdings liefert die für Kondensationszwecke hergestellte Brunnenanlage das Wasser, wodurch eine wesentliche Ver billigung des Betriebes erzielt wird. Als Brennmaterial werden Burgker Steinkohlen ge mischt mit böhmischen Braunkohlen verwendet, welche durch automatische Beschickung der Feuerung zugeführt werden. Der Durchschnittspreis für das verwendete Kohlengemisch schwankte in den 8 Jahren 1896 bis 1903 zwischen 8,15 (96) und 12,35 (98) pro Tonne. Der durchschnittliche Aufwand an Feuerungsmaterial für die Lokales uns Sächsische». Dippoldiswalde. Das Auftreten der Truppe Winter- Tymian am Montag erfreute sich eines ganz außerordent lichen Zuspruchs, sodaß der große Schützenhaussaal bereits eine Stunde vor Beginn so ziemlich besetzt war; und wohl keiner der zahlreichen Besucher und Besucherinnen bereut es, hingegangen zu sein, denn das Programm war ein äußerst reichhaltiges und seine Darstellung entschieden erst- klassig, sodaß man es auch gern mit in den Kauf nahm, Einzelnes hier schon gesehen und gehört zu haben, denn „so schön war es damals nicht" und so gelacht wurde ge wiß „damals" auch nicht. — Am 19. d. M. hielt die Kranken- und Begräbnis kasse für selbständige Gewerbetreibende zu Dippoldiswalde ind Umgegend die statutengemäße Generalversammlung m Hotel Stadt Dresden ab, zu welcher sich ein größerer Teil der Mitglieder eingefunden hatte. Der Herr Vor- itzende, Schmiedeobermeister Mende, begrüßte die Er- chienenen und gedachte mit bewegten Worten des ver storbenen Vorstandsmitgliedes Bäckermeister Ernst Wallter erzeugte Kilowattstunde elektrischer Energie fiel von 8,460 Pfennig 1896 auf 2,780 Pfg. 1903. Die gesamte« Materialkosten (Kohle, Öl, Putz-, Packungs- usw. Material, Wasser) der erzeugten Kilowattstunde ist von 14,044 im Jahre 1896 auf 3,044 Pfg. im Jahre 1903 zurückge- gangen. Die Betriebsdirektion strebt dauernd eine Verbilligung der Erzeugung der Elektrizität an und hat dadurch eine außerordentliche Steigerung des Konsums herbeigeführt. Während im Jahre 1897 der Konsum 592 680 Kilowatt stunden betrug, ist er bis 1903 auf 1982 062 Kilowatt stunden gestiegen, d. i. eine Steigerung von 334 Proz. Von dieser Steigerung entfallen insbesondere auf den Licht konsum (1897) 480921 Kilowattstunden auf (1903) 1229683 Kilowattstunden gleich 256 Proz. Lichtstrom wird an 2916 Abnehmer gegeben; darunter befinden sich 153 Abnehmer, die jährlich 5 M., 734 Ab nehmer, die jährlich 10 M. zahlen. Der Preis für die Elektrizität zu Beleuchtungszwecken beträgt im Pauschale (ohne Elektrizitätsmesser nach Ein heitssatz — nur für Hauswirtschaftszwecke) für jede Glüh lampe von 5 Kerzen 5 M-, von 10 Kerzen 10 M. u. s.f. Gegen Elektrizitätsmesser bezogen ist der Preis für jede Hektowattstunde auf 4 Pfg. festgesetzt. Für Elektromotoren wird die Hektowattstunde mit 1,4 Pfennig berechnet. Das Werk liefert vertragsmäßig den Strom zur Be leuchtung der Bahnanlagen mit 18 Pfg. für die Kilo wattstunde und den Strom zum Betriebe der elektrischen Straßenbahn durch den Plauenschen Grund gegen Ge währung eines Grundbetrages von 16000 M. und 62/z Pfennig für jede Kilowattstunde des wirklich entnommenen Stromes; es hat dabei einen Preis von 11,72 Pfg. (1902/03) für die Kilowattstunde erzielt, der allerdings noch unter den Selbsterzeugungskosten von 14,41 Pfg. blieb. Das Werk hat seil seinem Bestehen 1896 von dem Anlagekapital rund 88 800 M., jedoch außer den plan- mätzigen Tilgungsraten (bis einschl. 1902/03 92 742 M.), abgeschrieben und beziffert den Anlagewert am Schlüsse des Rechnungsjahres 1902/03 auf rund 1589000 M. Es hat einen Nettoreingewinn von 158 900 M. erziE» der in vollem Umfange als Reservefonds angesammelt worden ist, wodurch der ortsstatutarisch vorgeschriebene Reservefonds von 10 Proz. des Anlagewertes erreicht ward. Endlich hat es einen Superreservefonds von 80000 M. für auftretende unvorgesehene Ereignisse ge bildet durch die Beitrittssummen der Stadtgemeinden Tharandt und Gesamtgemeinde Somsdorf mitCoßmanns- dorf, indem man davon Abstand nahm, diese Beitritts summe an die bisherigen Verbandsgemeinden nach dem Verhältnisse ihres Anteiles am Werke zu verteilen. Der Bericht des Herrn Gemeindeoorstandes Nudelt verdient in der Tat eingehende Beachtung. Ein Wort der Anerkennung für den Herrn Berichterstatter hinzuzu fügen, hieße nur, die Wirkung der vorzüglichen Arbeit Jnlerat«, welche bet d« bedeutenden Auslage des Blatte» -ine sehr wirk same Verbre'tunä sinder werden mit 12 Ap., solch« aus unserer AmÜhaupt- mannschast mit 1t) Pfg die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta- bellarische und kvnipll- zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Telle, die Spalten, zelle 20 Pfg. .«tiheritz-Zettung« ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- und Sonnabend und -okd an den vorhergehen- »enAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. » Pfg, zweimonatlich A4 Pfg, einmonatlich 42 Ma. Einzelne Nummern Ä Pfg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie Msere Austräger nehmen Bestellungen an. — Amtsblatt für die MUiche Amtshauptmannschuch das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Mppoldlswatde. heute als Stadtbezirksschornsteinfegermeister in Pflicht genommen worden rst, wird dies hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Dippoldiswalde, am 17. Februar 1905 Der Stadtrat. Voigt.