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Meißeritz-Mtung Anzeiger für Dippoldiswalde «nd Umgegend Ayit-ikkast für die Königliche Ymtsöauptmannschnst, das Königliche Amtsgericht und den Siadtrat zu Mpxotdiswald«. 71. Jahrgang Sonnabend, den 25. Februar 1905 Nr. 23 Sg. 298 c. vr. Mehnert. Königliches Amtsgericht. V. Reg. 236/04. Schfr dem Zaren wieder vorhält, daß Konzessionen im gegen wärtigen Augenblicke vom Volke als ein Eingeständnis der Schwäche der Regierung betrachtet werden würden. Mit diesem Argument operiert insbesondere der Diktator Peters burgs, General Trepow, der der Ruhe in der Hauptstadt keineswegs zu trauen scheint. Ein geheimnisvolles Zirkular wird an die Gouverneure versandt werden, worin diesen befohlen wird, wenn es sein mutz, die ganze Provinz presse ihres Bezirkes aus eigener Machtvollkommenheit zu unterdrücken. Sollte Zar Nikolaus den verhängnisvollen Ratschlägen der reaktionären Partei am Petersburger Hofe folgen und alle geplanten Reformmaßnahmen wieder fallen lassen, so ist es nur zu wahrscheinlich, daß die russische Revolutionspartei hierauf mit neuen Attentaten antworten wird. Bereits soll ja eine Liste all der Mit glieder des russischen Kaiserhauses und sonstiger hervor ragender Persönlichkeiten aufgefunden worden sein, welche vom Revolutionskomitee angeblich zum Tode verurteilt worden sind, und die Ermordung des Grobfürsten Sergius hat inzwischen gezeigt, daß es den Führern der revolu tionären Partei furchtbarer Ernst mit ihren blutigen Be schlüssen ist. Der Zar und seine Vertrauten und Berater sind also gewarnt! Stuten nicht im Zuchtregister ausgenommen sind, die sich aber fernerweit das bisherige niedrige Deckgeld von 6 Mark sichern wollen, müssen ihre Stuten bei der nächsten Stutenmusterung zur Eintragung ins Zuchtregister vorstellen und ihre Produkte seiner Zeit im ersten oder zweiten Jahre zur Fohlenschau bringen. Eine Anmeldung der Fohlen resp. Stuten zur Schau hat nur stattzufinden, wenn für die in Frage kommenden Tiere Prämiierungen angesagt sind und sie hierbei in Konkurrenz treten sollen. In diesem Falle muh die Anmeldung auf einem bei jeder Beschälstation zu entnehmenden Formulare bis zu«n 1. April ds. Js. an das König liche Landstallamt Moritzburg erfolgen. Dippoldiswalde, am 16. Februar 1905. Königliche Amtshauptmannschast. Freitag M SomiabenS, in IN. mi 11. Mörz 1905, werden die Geschäftsräume des unterzeichneten Amtsgerichts gereinigt; es können deshalb an diesen beiden Tagen nur wirklich dringliche Geschäfte erledigt werden. Dippoldiswalde, am 18. Februar 1905. Höckendorf. Der in hohem Aufschwung« befindliche Höckeidorfer Silberbergbau kam wahrscheinlich schon im 15. Jahrhundert zum Erliegen und ist durch einen Wolkenbruch am 22. August 1557 fast ganz zu Grunde gegangen. Wenigstens hat man bei einem um 1840 über Unverhofft Glück Erbstolln angelegten Tageschachte Schlacken, Trümmer, Werkzeuge usw. vorgefunden, die den Beweis lieferten, daß die berg- unt5 hüttenmännischen Be triebe plötzlich verlassen worden sind. Wiederholte Ver suche, die alten Gruben wieder aufzufinden, blieben ohne dauerndes Ergebnis; obschon man ein Gangnetz mit reicher Erzführung traf, Nester von Rotgüldigerz, Glaserz, Blei glanz, Schwefelkies mit starkem Goldgehalt, Schwerspat mit Bleiglanz usw., ist es nicht möglich geworden, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Eine Menge von Stölln, Mundlöchern, belasten Halden, die Überbleibsel von einem alten Kunstgraben, die Trümmer von Pochwerken, große Schlackenhaufen usw. waren noch Anfang des 19. Jahr hunderts vorhanden. Glashütte. Für die hiesige vakante Stadtkassierer stelle haben sich 47 Bewerber (meist unverheiratete, im Atter von durchschnittlich 24 bis 25 Jahren) gefunden. Glashütte. Unserer Stadt, welche durch den Bau der Wasserleitung und der Schule bereits eine ziemliche Schuldenlast hat, steht eine neue bedeutende Ausgabe bevor. Bereits seit einigen Jahren hat man mit der An legung einer Beschleusung begonnen. So sind bereits die Mittel- und Ober-Neustadt beschleust worden, auch ein Teil der Sommerseite. Da jedoch diese Schleusen, sowie alle Hausschleusen in die die Stadt durchfließende Brießnitz münden, so traten in trockenen Zeiten die Geruchsneroen belästigende Ausdünstungen ein; was besonders in der unteren Stadt in der Trockenheit des Vorjahres in ver stärktem Maße Heroortrat. Auch die Anbringung einer Spülanlage hatte wenig Erfolg. Daraufhin hat im vor. Herbst durch Herrn Vezirksarzt vr. Holz-Dippoldiswalde eine Besichtigung stattgefunden, infolge deren die Stadt- oertretung die Weisung erhielt, dieser Kalamität für die Zukunft abzuhelfen. In dieser Hinsicht hielt am 2. d. M. Herr Amtshauptmann Dr. Mehnert eine Besprechung mit der Stadtvertretung. Da entweder eine durchgehende, in die Müglitz führende Beschleusung oder eine Ueberwölbung der Brießnitz in frage kam, so wurde beschlossen, fachmännische Urteile herbeizuziehen, die Herren Wasserbauinspektor Bau rat Friedrich-Pirna, Tiefbauunternehmer Hartmann-Sebnitz und Bezirksarzt vr. Holz darum zu ersuchen und den 15. d. M. weiter zu beraten. Die am genannten Tage in Anwesenheit des Herrn Amtshauplmanns und der obigen Herren mit dem Gemeinderate gepflogenen Be ratungen haben nun ergeben, daß eine durchgehende Be- schleusvng auszuführen ist. Es sind drei verschiedene Pro jekte aufgestellt, betreffs welcher Herr Hartmann um Kosten anschläge ersucht worden ist. Bon einer Überwölbung ist des zu hohen Kostenpunktes halber abgesehen worden. — Für die Stelle des hiesigen Stadtkämmerers, welche mit einem Anfangsgehalt von 1200 Mk. ausgeschrieben war, haben sich 42 Bewerber gemeldet. Zinnwald. Zu dein in l. Nr. kurz gemeldeten Dynamit un glück ist noch ergänzend hinzuzufügen: Der getötete Bergarbeiter, der 28jährige unverheiratete Julius Schelle, hielt sich wäbrend der Frühstückspause in der Frühschicht nach 3 Uhr morgens mit noch 2 Kameraden, Hellmich und Reuter, in der über dem Schacht befindlichen Schachtkaue auf und hatte drei Patronen Dynamit in Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Wohltätigkeits-Borstellung zum Besten des Albertzweigvereins Dippoldiswalde fand am Mittwoch vor gut gefülltem Reichskronen-Saal statt. Nicht nur aus der Stadt, sondern auch aus der näheren und weiteren Umgebung hatte sich eine große Zahl Be sucher eingesunden, um die edlen Zwecke des Vereins fördern und deren mühevolle Erreichung unterstützen zu helfen. Nach Vortrag zweier Orchestersätze sprach Frl. Reichel den Prolog, in dem der 1866 erfolgten Gründung des Hauptvereins, sowie der des Zweigvereins und seiner auf barmherzigen Samariterdienst im Krieg und Frieden gerichteten Bestrebung m gedacht und um allseitige, mild tätige Mithilfe gebeten wurde. In den übrigen Nummern des Programms erfreuten Herr Kantor Nitzsche-Lauenstein die Anwesenden durch Soli-Gesänge und Herr Postassistent Lehmann durch das Violinspiel eines Beriot'schen Konzerts. Beide Herren begleitete Herr Kantor Müller auf dem Klavier, sowie er auch die Direktion und Klavierbegleitung führte zu dem vom Männergesangvcrein zum Vortrag ge brachten Cyklus „Eines stummen Landsknechts Lieder" von Podbertsky. Nach wieder zwei Orchestersätzen bildete den Schluß der Vorstellung das äußerst flott und gewandt aufgeführte Luspiel „Die Gouvernante". Sämtliche Dar bietungen erfreuten sich ungeteilter Anerkennung seitens der Konzertbesucher. Gemeinsame Tafel und ein lang ausge dehntes, gemütliches Tänzchen bildeten den 2. und 3. Teil des Abends, der gewiß diesem Wohltätigkeitsverein viele Freunde gewonnen hat. — Der Gesamtreingewinn de; Konzertes hat die gewiß respektable Summe von 700 Mk. betragen. — In dem am Montag stattgefundenen Schützen konvent wurden nach Verlesung des durch den Kassierer Herrn Privatus Siegert vorgetragenen Kassenabschluß mit einem Umsatz von über 4000 M. sechs unverzinsliche und zwei verzinsliche Hallenaktien ausgelost, deren Beträge von dem Kassierer in den nächsten Tagen an die Aktien inhaber ausgezahlt werden. Das Konventvergnügen, dem eine Generalversammlung zwecks Ergänzung der Statuten oorangehen soll, wird später stattfinden. Die Krisis in Mtzim». Noch immer gewähren die gegenwärtigen Verhältnisse in Rußland ein ziemlich unerquickliches Bild, namentlich die Streikbewegungen dauern fort. Wenn einmal an dieser.! und jenem Punkte die Arbeit wieder ausgenommen ist, so brechen dafür anderwärts neue Streiks aus, ein Spiel, welches nun schon wochenlang sofort geht. Auch laufen immer wieder allerhand Untaten im Zusammen hang mit der Gärung unter der russischen Arbeiterschaft einher. So wurde in Warschau der Lederhändler Zwiebel in seinem Hause von jüdischen Arbeitern ermordet; ferner wurde auf den Direktor einer Warschauer Spitzenfabrik namens Körner, als er von einer Besprechung mit streiken den Arbeitern zurückkehrte, ein Mordversuch unternommen. Auch die Periode der blutigen Straßenunruhen ist noch keineswegs abgeschlossen; speziell in der durch ihre Naphta- Jndustrie bekannten Stadt Baku haben in den letzten Tagen förmliche Straßenkänipfe stattgefunden, bei denen Moha- medaner und Armenier die feindlichen Parteien bildeten. Religiöse — wie Nassengegensätze scheinen die Ursache dieser Zusammenstöße zu sein, bei denen zahlreiche Per sonen gelötet oder verwundet wurden. Auch in Suchum- Kale, wo ein ziemlich allgemeiner Streik herrscht, wird der Ausbruch ernster Unruhen befürchtet; alle Läden und Geschäfte sind geschlossen, es herrscht empfindlicher Mangel an Lebensmitteln. Auch sonst ist die Lage fortgesetzt schwierig, wie unter anderen auch der Beschluß der am Montag in Petersburg stattgefunvenen allgemeinen Studentenversammlung beweist, zum Zeichen des Protestes gegen das jetzige Regierungssystem den Besuch der Vor lesungen einstweilen einzustellen. Der Verlauf dieser Ver sammlung kann die Regierung nicht mehr im Zweifel lassen, was ihr von der gesamten Intelligenz, sowie den besitzenden Ständen beoorsteht, wenn sie sich nicht schleunigst entschließt, ernsteste Schritte zur Klärung der Situation zu unternehmen. Die allgemeine Lage wird immer bedroh licher. Der allgemeine Ausstand aller Beamten und Arbeiter der Südwestbahn trat auf Ersuchen der Arbeiter verbände ein, die erwarten, daß die Kollegen aller übrigen Bahnen sich dem Ausstande baldigst anschließen. Heute ist bereits ausgeschlossen, daß die noch im Lande vor handenen Eisenbahntruppen genügen werden, um die Eisen bahnlinien zu besetzen und zu bedienen, deren Personal fich jetzt im Ausstande befindet. Nun ist zwar in den letzten Wochen allerlei über umfassende Reformprojekte be richtet worden, mit denen sich die russische Regierung trägt, aber ihre Ausführung dürste schon in normalen Zeiten «inigermaßen bezweifelt werden. Jetzt jedoch, der grauen vollen Ermordung des Großfürsten Sergius gegenüber, er- scheint es vollends zweifelhaft, ob aus der Reform bewegung in Rußland überhaupt etwas werden wird. Es wird versichert, die reaktionäre Großsürsten-Partei habe ^beim Großfürsten Wladimir, dem Urheber des entsetzlichen Blutvergießens am 22. Januar, eine Beratung abgehalten. Wie weiter verlautet, wurde in dieser Konferenz über Mittel und Wege, die Revolution einzudämmen, beraten. Schließlich wurde beschlossen, die Gattin des Großfürsten zu beaustragen, vom Zaren Maßregeln zum Schutze der Großfürsten zu erbitten. Die Teilnehmer an der Konferenz sprachen sich sämtlich gegen irgend welche Konzessionen aus, und überließen dem Zaren die Verantwortung für Katastrophen, welche sich infolge von Zugeständnissen er eigneten. Es gilt als wahrscheinlich, daß diese reaktionären Bestrebungen die Oberhand gewinnen werden, da man Verantworllicher Redakteur: Paul Jehnr- - Muck und Verlag mm Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Mit achts-Mg-m „ZllvstrkextW Unterhaltung»-»!-«". Mit land- und hEwirlschaftlich«- Mosat-Beilag». Nach Mitteilung des Königlichen Landstallamts zu Moritzburg finden die diesjährigen Stutenmusterungen und Fohlenschauen für die Zuchtgebiete sm 10. el. , vormittags l/29 Uhr mit Fohlenprämiierung; vop»s, sm tt. Kpnil ,1. vormit.ags 9 Uhr, ebenfalls mit FohlenprSmiierung und üippoIelisAusIelv, sm 1-4» >1» vormittags V2H Uhr, mit Stutenprämiierung in den vorgenannten Orten statt. Die Herren Bürgermeister und Gemeindevorstände des amtshauptmannschaftnchen Bezirks werden veranlaßt, hierüber nicht nur sofort in ortsüblicher Weise Bekannt machung zu erlassen, sondern auch die Besitzer von Pferden auf fragliche Musterungen pp. noch besonders aufmerksam zu machen. . Hierbei wird wiederholt darauf hingewiesen, daß für alle rm Zuchtregister nicht eingetragene Stuten ein um drei Mark erhöhtes Deckgeld zu zahlen ist und ebenso für eingetragene Zuchtstuten, sobald ihre nachzuweisenden Produkte im ersten oder zweiten Jahre bei den Fohlenschauen nicht vorgestellt werden. Diejenigen Züchter also, deren Jnlerat«, welch« bet ds bedeutenden Auflage de» Blatte» -ine sehr wbch- same Verbreitung find«», werden mit 12 P'g., solch« aus unserer Amtshaupt mannschast mit 10 Pfg die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.- Eingesandt, im redanil» nellen Teile, die Spalters» zelle 20 Pf«- Die .»eiherttz-Zew»««' «scheint wöchentlich drei mal-Dienstag, Donners- «ag und Sonnabend und «ird an den vorhergehen. qenAbenden ausgeaeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 44 Pfg, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern U Pfg. - Mle Postan- galten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an.