Volltext Seite (XML)
Mcheritz-Mtung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche AmlshauM-ms-hast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat z« Mmoldiswalde. 71. Jahrgang Dienstag, den 28. Februar 1908 Nr. 24 faßten und in industrieller Hinsicht eher Veränderungen in den Einzelheiten als tiefgehende Umgestaltungen dar stellen. Die eigentliche Änderung beziehe sich auf die landwirtschaftlichen Zollsätze und dem Anschein nach vor nehmlich auf Artikel, die die französische Ausfuhr in die in Rede stehenden Länder nicht merklich berührten. cen die bestäti- legium, ld Ee- imann- oorden Tagen >del- An- hen- u. als die! - schon Weg-! ,d der- lt. Da ch viel- abriken. elektri- ehr ge- ck dieser ret, als ind in, , sowie I Meter I erbaut I Seisersdorf. Hier geriet der Mühlenbesitzer Ernst König in die große Kreissäge, wodurch sich selbiger an der rechten Hand sehr schwere Verwundungen zuzog. Possendorf. Am vergangenen Donnerstag abend brachte der hiesige Männergesangverein „Arion" seinem scheidenden Vorstand und Gründer des Vereins, Herrn Carl Heinz, eine wohlverdiente Ovation. Nachdem sich die Mitglieder mit ihren Frauen versammelt hatten, wurde ein Lampionzug veranstaltet und unter Musikbegleitung ging es bis an die Wohnung des Herrn Heinz. Hier sang der „Arion" ein passendes Abschiedslied und nahm dann die Vereinsfahne, die bisher in der Wohnung des Herrn Heinz aufbewahrt worden war, in Empfang. In Butters Gasthof fand hierauf im geräumigen Vereins lokal ein Familienabend statt. Bei dieser Gelegenheit wurde Herr Heinz in Anerkennung seiner großen Ver dienste um den Verein zum Ehrenvorstand ernannt und ihm ein geschmackvoll ausgestattetes Diplom überreicht. Herr Heinz schenkte dem „Arion" sein Bild in großem Format unter Glas und Rahmen als Andenken. Ver schiedene Ansprachen, Gesänge und Jnstrumentalvorträge gaben dem Abende ein überaus festliches Gepräge. Dresden. Bei den beendigten juristischen Halbjahrs prüfungen an der Universität Leipzig haben von 139 Kandidaten nur 90 die Prüfung bestanden. Immerhin wird durch eine solche Zahl der Bedarf an jungen Juristen mehr als reichlich gedeckt, da sich im König reiche Sachsen gegenwärtig schon 649 Referendare im Vorbereitungsdienste befinden. Der immer größere Zu wachs wird auch nicht ohne Einfluß bleiben auf die Remunerationen, die bekanntlich in Sachsen ein Teil der Referendare bezieht. Nach dem Staatshaushalte steht der Regierung zur Bezahlung der juristischen Hilfsarbeiter eine feste Summe zur Verfügung. Wie das am l. Januar 1905 in Krast getretene neue Gesetz über den Staats haushalt in 8 12 Abs. 2 vorschreibt, darf diese Summe nicht überschritten werden. Nun müssen davon zunächst die Gehälter für 298 Assessoren bestritten und nur der Nest kann zu den Remunerationen für Referendare ver wendet werden. Wenn es daher noch bis zum vorigen Jahre möglich gewesen ist, 405 Referendaren die Remu neration von 1200 M. jährlich zu gewähren, so ist hier von schon von Beginn dieses Jahres an eine erhebliche Beschränkung geboten, so lange nicht eine andere Fest setzung im Etat zustande kommt. Namentlich werden Referendare in den ersten beiden Jahren des Vorbereitungs dienstes nicht auf Remuneration rechnen können, ebenso wenig aber, wie schon seither, während der Zeit einer Einberufung zu einer militärischen Dienstleistung. — Über „Neuere Forschungen und Erfahrungen auf dem Gebiete der Tierseuchenbekämpfung" wird Herr Prof. Or. Joest von der Tierärztlichen Hochschule in Dresden, in der von der Ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen für Freitag, den 3. März, nachmittags 4 Uhr in der Deutschen Schänke zu den 3 Naben in Dresden-A., Marienstraße Nr. 20, weißer Saal, angesetzten Gesellschafts- Versammlung einen Vortrag halten. — Hierzu haben auch Nichtmitglieder kostenfreien Zutritt, sofern sie bis zum 3. März, mittags 12 Uhr in der Geschäftsstelle der Oeko- nomischen Gesellschaft, Wienerplatz 1, Eingang S I Ein trittskarten entnehmen. Am Eingänge des Vortragslokalcs werden solche von nachmittags h24 Uhr ab zum Preise von 50 Pfg. pro Stück verabfolgt. — Der Lehrermangel in Sachsen ist darauf zurück zuführen, daß die vorhandenen Seminare zur Ausbildung der erforderlichen Lehrerzahl nicht ausrsichen. Bei den diesjährigen Anmeldungen zu den Prüfungen für Auf nahme in ein Seminar mußten an den verschiedenen Semi naren nicht weniger als rund 150 abgewiesen werden. Dennoch soll den nächsten Landtag keine Seminarbau- Vorlage beschäftigen. Das im Erundbuche für Seifersdorf Blatt 150 auf den Namen Vdvvüvr krlvckrlvd Lsülsr eingetragene Grundstück soll am 17. üpni! 1S0S, vanmiittsgs /4<I Ukn, an der Gerichts stelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche I Hektar 18,9 Ar groß und auf 48 382 Mark 85 Pf. geschätzt; es dient gegenwärtig zum Betriebe eines Elektrizitätswerkes. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Ein tragung des am 2b. Januar 1905 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Erund- Verankvortlicher Redakteur: Paul Fehlte« - Druck und Verlag von Carl Irhire in Dippoldiswalde Mit achtftttüge« „Jlluftrieeten UnterhaltungMatL". Mit land- und hau-wirtschaftliches Wsnsk-Bettag«. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wir machen noch besonders auf die in heutiger Nummer enthaltene Bekanntmachung hin sichtlich der Baumwärterkurse aufmerksam. Die Benutzung dieser für die Hebung des Obstbaues so wichtigen Ein richtung möchte sich jede Gemeinde und jeder landwirt schaftliche Verein angelegen sein lassen, indem man zur Teilnahme an diesen Kursen ausfordert und geeignete Persönlichkeiten vorschlägt. Rechtzeitige Anmeldung ist un bedingt erforderlich. — In die fernen Ländergebiete Ostasiens, wo seit langer Zeit die Kriegssurie tobt, sollen die Besucher des vom Gewerbeverein für Mittwoch, den 1. März ange kündigten Lichtbildervortrags „Der russisch-japanische Krieg" (siehe Annonce) sich versetzt fühlen. Diese neueste Vor führung verspricht viel Interessantes, namentlich für alle diejenigen, die die Nachrichten über diesen unseligen Krieg aufmerksam verfolgt haben und ist der Besuch dieses Vor trages sehr zu empfehlen. — Zur Stärkung der Turnhallenkasse hielt am Sonn tag der Turnverein Dippoldiswalde in der „Reichs krone" ein Konzert ab, dessen turnerische Vorführungen, bestehend in Gruppenstellungen und Ringer-Reigen, gut vorbereitet waren und aufs beste und exakteste ausgesührt wurden. Die übrigen Nummern des Programms be standen in Orchestersätzcn, Gesängen, Kouplets und einem netten und gut gespielten Einakter „Die Fuchsfalle". — Wir wollen noch besonders darauf Hinweisen, daß von heute ab nicht mehr der Durchschnittspreis für ein Paar auf dem Ferkelmarkie verkaufte Ferkel, sondern der höchste und niedrigste Preis veröffentlicht wird. Dadurch dürste den Klagen der Käufer, daß die Händler stets höhere Preise auf dem Markte verlangen, als wie in der Zeitung bekannt gegeben, abgeholfen werden. — Die großen Preisschwankungen kommen daher, daß in der Regel 40—60 Ferkel auf dem Markte aufgetrieben sind und die Ferkel je nach Qualität, Nasse, Größe usw. be zahlt werden. — Prügel! Es ist für manche Ohren ein unlieb sames Wort, und wenn ein Erwachsener auf der Straße einem halbwüchsigen Flegel, der ihn anrempelte, ein paar hinter die Ohren gibt, so kann er sicher auf einen donner wetternden Schreibebrief des Herrn Papa und eine Vor ladung vor den Kadi rechnen. Und spricht jemand sich dahin aus, daß ein brutaler Messerheld ein: wohlver diente Tracht Prügel haben müßte, dann schreien die Ethiker und andere zartbesaitete Seelen von Menschen würde und Menschenrecht. Wie aber jemandem zu Mute ist, der durch den Messerhelden unglücklich gemacht ist, daran denken sie nicht. Also wir führen jedenfalls in Deutschland die Prügelstrafe nicht wieder ein, sonst müßten wir ein paar Leitern von der Höhe der modernen Zivili sation herabsteigen. Anderswo, sogar dicht an unserer Grenze, ist man dagegen weniger penibel, Dänemarks Regierung und Volksvertretung sind bekanntlich über die Wiedereinführung der körperlichen Züchtigung für Roheits verbrechen einig, und zwar vom achtzehnten Lebensjahre ab. Ob nun Dänemark, wenn ein Raufbold mal gehörig mit einem Kanschuh oder mit einem spanischen Rohrstock bearbeitet wird, gleich in die Fluten der Ostsee versinken wird, oder ob die Kameraden des mit einem Denkzettel Bedachten sich ihre Heldentaten vorher überlegen werden? Wir können es eigentlich abwarten. Nicht nur in Ost asien, auch in Europa kommt manches anders, als man denkt! Die deutschen Handelsverträge nnd das Ansland. Aus allen Kundgebungen auswärtiger Parlamente und Zeitungen geht die unleugbare Talsache hervor, daß das ganze Ausland auf dem wirtschaftlichen Gebiete nicht nur Sorge wegen der Konkurrenz der deutschen Industrie und Technik hat, sondern geradezu eine kommende wirtschaft liche Vorherrschaft Deutschlands fürchtet. In solchen Kund gebungen liegt offenbar eine große Anerkennung der Tüchtigkeit der deutschen Arbeit, aber leider auch sehr viel kleinliche Gehässigkeit und Feindschaft, denn soweit, daß Deutschland in der Welt eine Art wirtschaftliche Vorherr schaft ausüben könnte, sind wir noch lange nicht und werden infolge der wirtschaftlich und politisch so sehr bevorzugten Stellungen Englands und Nordamerikas auch so leicht nicht diesen Erfolg erreichen. Besonders lehrreich ist übrigens die Stellung, welche die französische Geschäftswelt zu den neuen deutschen Handelsverträgen einnimmt. Die franzö sischen Fabrikanten und Kaufleute sind über die neuen deutschen Handelsverträge so erregt, daß sie besondere Maßregeln zum Schutze der französischen Handelsinteressen gegen die deutschen Handelsverträge verlangen. Eine ver mittelnde Stellung nimmt in dieser Erregung der franzö sische Staatsmann Meline ein, indem er in der „Republique francaise" schreibt: „Es steht jetzt bereits fest, daß wenn Deutschland durch die neuen Verträge gewisse Vorteile er langt hat, diese Vorteile ihm doch sehr bestritten wurden, und es sie nur durch ernsthafteste Zugeständnisse erlangen konnte. Die Länder, mit denen Deutschland verhandelt hat, befürchten seine wirtschaftliche Vorherrschaft ebensosehr wie wir und haben auch ihrerseits keine Lust, sie zu be günstigen. Sich einbilven, daß sie sich mit Deutschland gegen uns oder gegen andere verbünden könnten, ist eine vollkommen unbegründete Voraussetzung. Sie haben ge nug zu tun, sich während der zwölf Jahre der Dauer der Gültigkeit der neuen Verträge zu verteidigen. Anderseits verdienen indes die Tarife, die aufgestellt worden sind, unsere ganze Aufmerksamkeit, da wir gezwungen sind, die Kraft der Meistbegünstigungsklausel ebenfalls über uns ergehen zu lassen. Deshalb werden wir sie auch mit Sorgfalt prüfen! Das ist die unerläßliche Arbeit, die vorherzugehen hat, und sie ist durch ihre Natur so um fangreich und so heikel, daß wir nicht anstehen dürfen, darauf alle Zeit zu verwenden, die sie erfordert. Aber gleich heute eine große allgemeine Erörterung über die Tragweite der neuen Verträge zu eröffnen, wäre voll kommen nutzlos und vielleicht sogar gefährlich. Man würde auf diese Weise bloße Schläge ins Wasser tun, ohne Nutzen für irgend jemand. Die erste Arbeit, die allen anderen vorausgehen muß, ist die Bureauarbeit mit klarem Kopfe und dem Wortlaut der Verträge vor Augen. Und diese Arbeit kann nur durch Sachverständige und mit Zollknissen sehr vertraute Männer erledigt werden." Meline billigt es daher sehr, daß der Handelsminister be reits den interessierten Kreisen der französischen Industrie und Handelswelt den Wortlaut der Verträge in franzö sischer Übersetzung hat mitteilen lassen, damit sie sich eine richtige Vorstellung von der für sie geschaffenen neuen Lage machen können. Dies werde die einzelnen Interessen kreise zur eingehenden Untersuchung ihrer Lage veranlassen, deren Ergebnisse die Regierung nur zu vereinigen haben werde, um zu wissen, ob und welche Maßregeln zu er greifen seien. „Alles, was Frankreich verlangen kann," schließt Moline, „ist, daß die Meistbegttnstigungsklausel ihn, gegenüber gewahrt und loyal angewendet wird, und daß die Verträge keine Klausel enthalten, die mittelbar oder unmittelbar eine unterschiedliche Behandlung zu unserem Schaden bilden könnte." Vorläufig müsse Frankreich vor ziehen, zu glauben, daß die neuen Verträge keineswegs einen Angriff auf die französischen Interessen ins Auge buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht be rücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläu bigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht Haben, werden auf- gesordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Dippoldiswalde, den 24. Februar 1905. 2a 4/05 Nr. 2. Königliches Amtsgericht. cik b, I. 126. 364. Kark. Jnlerate, welche bei d« bedeutenden Auflage de« Blattes -ine sehr wirk same Verdrehung finden, werden mit 12 P«g., solch« aus unserer Amtshaupt- Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechenden, Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. Die Mttberitz-Zektung» cscheint wöchentlich drei- nal: Dienstag, Donners- >ag und Sonnabend und oird an den vorhergehen« ZenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 44 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummem LV Pfg- — Alle Postan- galten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an.