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MIL *»»»»»»»«»— wonniag, aen iv. v. soc., Die bauliche Erschließung auch dieses Stadtteiles be durfte zur Vermeidung wirtschaftlicher Mißgriffe eingehende Beachtung der örtlichen Terrain- und Besitzverhältnisse, sowie der etwa vorhandenen landschaftlichen Werte. Der vorliegende Bebauungsplan nimmt, soweit ersicht lich, auf alle Anforderungen des Verkehrs und der Hygiene vollauf Rücksicht, und wenn auch seine ganze Wirksamkeit erst bei völlig planmäßiger Ausnutzung zur Geltung kommen kann, so werden seine Vorzüge voraussichtlich schon im Anfangsstadium seiner Durchführung klar er kennbar sein. Als wesentliche Vorzüge wären zu be zeichnen: wohlüberlegte Verkehrswege, unter besonderer Berücksichtigung der Eigentümlichkeiten des Geländes, sowie bestehender und künftiger Verkehrsbedürfnisse, strenge Scheidung zwischen Wohn- und Verkehrsstraße, unter An wendung angemessener Straßenbreiten. Auf die richtige Bemessung der Straßenbreiten im vorliegenden Plane sei hier besonders hingewiesen, da ihr die Erfahrung zu gründe liegt, daß übermäßige Straßenbreiten lediglich die Mütter der Bauspekulationen zu sein pflegen und ver geudetes Nationalvermögen bedeuten, sofern sie für die Anwohner nicht noch gesundheitliche Nachteile im Gefolge haben. Wir haben diesen Darlegungen nur zuzustimmen und können die Stadt Dippoldiswalde zu ihrem Schritte, sich des Ausschusses, dessen Mitglieder aus hervorragenden Persönlichkeiten der Königlichen Staatsregierung und der bildenden Künste bestehen, zu bedienen, nicht warm genug beglückwünschen. Die Durchführung des bereits zur ministeriellen Genehmigung vorgelegten, nunniehr fallen gelassenen Baufluchtenplanes hätte unabsehbare Ver wirrung im Bauleben der Stadt und eine heute kaum richtig zu schätzende Verschwendung an Steuerkraft im Ge folge gehabt. Sollte es noch gelingen, die örtlichen Bauvorschriften, welche den Bebauungsplan wirksam zu ergänzen und seine zeichnerischen Rätsel zu lösen haben — der Entwurf wurde ebenfalls vom Ausschuß zur Verfügung gestellt —, zur Annahme zu bringen, so durfte in Dippoldiswalde erstmalig bewiesen werden, daß das in so vielen Bau ordnungen ersichtliche Mißverhältnis zwischen ihrem In halte und den von der Örtlichkeit einerseits und den all gemein anerkannten technischen, gesundheitlichen und bau künstlerischen Grundbedingungen andererseits, weniger auf unabweisbarer Notwendigkeit als auf zu weit gehendem Schutze des örtlichen Bauordnungs-Dilettantismus beruht. Volks-Bibliothek in Dippoldiswalde. 2m SchulgebSude. Jeden Sonntag von >1 — 12 Uhr mittags. Öffentliche Sitzung des Stadtverordneten- Hollegiums zu Dippoldiswalde, am 3. Februar 1905. Anwesend: sämtliche Stadtverordnete. Der Vorsitzende eröffnet kurz nach 8 Uhr die Sitzung und gibt zunächst Kenntnis von einer Mitteilung der Königlichen Bezirksschulinspektion hier, wonach diese den Haushaltplan für die Stadtschule aufs Jahr 1905 ge nehmigt hat. Da nach 8 2 der Einquartierungsordnung dem Ein quartierungsausschuß auch ein unangcsessener Stadtver ordneter anzugehören hat, so macht sich eine Änderung in der Besetzung dieses Ausschusses notwendig. Dem Vor schläge des Privatus Schmidt entsprechend wird beschlossen, daß dieser aus dem Einquarlierungsausschuß ausscheidet und an seine Stelle Geometer Hofmann tritt, während die Funktion des letzteren als Mitglied des Sparkassen-Aus- schusses auf den Privatus Schmidt übertragen wird. Kollegium genehmigt das vom Stadtrate mit dem Schlossermeister Hamann hier getroffene Abkommen, wo nach diesem für die regulativmäßig vorzunehmenden Prüfungen der Vierdruckapparate in hiesiger Stadt eine Bauschalvergütung von 50 M. aufs Jahr gewährt werde. Auch wird nach dem Vorschläge des Elektrizitätswerks ausschusses zugestimmt, daß der Ingenieur Rickert für die ihm im allgemeinen übertragenen Zählerprüfungen eine Entschädigung von 150 M. pro Jahr erhält. Der Armenausschuß und das Natskollegium haben sich mit der Frage wegen Gewährung von Nachtquartier an hier durchreisende mittellose Fremde beschäftigt und hierbei daraus hingewiesen, daß, nachdem die Verpflegung und Unterbringung dieser Fremden auf Kosten des amtshaupt- mannschastlichen Bezirksverbandes in Wegfall gekommen, diese nunmehr auf Kosten der Armenkasse zu erfolgen haben werde, daß hingegen die Frage, ob und welche Arbeitsleistung von diesen Fremden bei entsprechender Be aufsichtigung gefordert werden soll usw., noch eingehender Erwägung bedarf. Kollegium tritt diesen Anschauungen bei und sieht geeigneten Vorschlägen bez. Anträgen ent gegen. Der Stadlrat hat das Gesuch des Ratsschornsteinfeger meisters Theodor Ebert hier um Entlassung aus seiner Stellung genehmigt und an Stelle Eberts dessen Sohn Richard Ebert als Natsschornsteinfegermeister angestellt. Hiervon nimmt Kollegium Kenntnis. Der Entwurf des Haushaltplanes für die Feuerlösch- kasfe aufs Jahr 1905 — der vom Stadtverordneten Dittrich vorgetragen wird — findet Genehmigung. E betragen die Bedürfnisse 1721 M. 20 Pf., die Deckungsmittel 987 M. 24 Pf. 733 M. 9b Pf. Fehlbetrag. Auf das Gehaltserhöhungsgesuch des Waldwärter Schieritz wird dessen Jahresgehalt von 900 M. auf 1000 Mark erhöht mit dem an den Stadtrat gerichteten Er suchen, den Gesuchsteller im Sinne des Flurausschußbeschlusses zu bescheiden. Der vom Stadtverordneten Privatus Schmidt zum Vortrag gebrachte Entwurf des Haushaltplanes für die Forstkasse, die 4044 M. 80 Pf. Deckungsmittel, 3103 M. 91 Pf. Bedürfnisse, 940 M. 89 Pf. Ueberschuß aufweist, wird genehmigt. In nichtöffentlicher Sitzung werden Sparkassenange legenheiten beraten. Nach Erledigung der Tagesordnung wird zufolge eines aus der Mitte des Kollegiums gestellten, hinreichend unter stützten Antrages beschlossen, dem Stadtrate zur Erwägung anheimzugeben, die Straßennachtbeleuchtung, welche mit unter in den frühen Morgenstunden ganz zu vermissen gewesen, mehr auszudehnen. Kollegium sieht einer dies bezüglichen Vorlage entgegen. Das. Stadtverordneten-Kollegium. E. Otto Schmidt. Vorsitzender. Tagesgeschichte. — Trotz des Dementis der Direktion erhält sich das Gerücht, die Hamburger Paketfahrt-Gesellschaft habe ihre Dampfer „Deutschland" und „Hamburg" durch russische Vermittlung verkauft. — Die erste, von dem Zivil-Junior-Lord der Admira lität Herrn Lee in London gehaltene Rede mit dem Passus: „daß England nicht sowohl Frankreich und das Mittelmehr zu überwachen habe, als vielmehr nach der Nordsee blicken müsse", hat, wie die „Magdeb. Ztg." er fährt, in Berlin an allerhöchster Stelle große Verstimmung hervorgerufen. Als der Kaiser von dem Inhalt der Rede Kenntnis erhalten, ließ er am Sonnabend noch spät abends den großbritannischen Botschafter Sir Frank Las celles zu sich ins Schloß bitten, mit dem er eine lange Unterredung hatte, deren Ergebnis ein noch längeres Tele gramm des Botschasters nach London war. Die Berichti gungen des Herrn Lee sind wohl aus das Berliner Tele gramm zurückzuführen.