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tzüöst, wrU von anderen Interessenten Einspruch erhoben ««den ist gegen die vom Ministerium erbetene Über lassung von Quellwasser des Staatsforstes an Buchholz. Durch den Umstand, daß auch der neuerworbene Gebiets teil von Frohnau mit der Bezirksanstalt noch nicht an da» städtische Wasserleitungsnetz angeschlossen ist, begibt sich Buchholz auf eine Reihe von Jahren des Rechtes, ge nannter Anstalt das Wasser zu liefern. Buchholz erleidet dadurch selbstverständlich in jedem Jahre Einbuße. — In Oberlungwitz bei Hohenstein-Ernstthal, einem sehr indusriellen Dorfe, hat sich eine Genossenschaft zum Baue einer Wasserleitung gebildet. Das Wasser soll von einigen im sogenannten Hirschgrund liegenden Quellen durch fast das ganze Dorf geleitet werden. Radeberg. Das Sanatorium in Langebrück kommt am 2. Mürz d. I. zwangsweise zur Versteigerung. Nossen. Die außerordentliche Generalversammlung der Nossener Papierfabriken vormals Roßberg L Ko., A.G., lehnte die Sanierung ab und beschloß die Liqui dation des Unternehmens. Ferner wurde beschlossen, die Fabrik an Heinrich Adolf Müller sen. in Nossen zu ver kaufen. Döbeln, 2l. Januar. Die gestrige Stadtverordneten sitzung hatte dadurch größere Bedeutung, daß in derselben über Sein oder Nichtsein der hiesigen Bauschule zu ent scheiden war. Nach 11/2 stündiger lebhafter Debatte be schloß das Stadtv.-Kollegium mit 12 gegen 10 Stimmen, auf die vom Bauschuloerein angetragene und vom Stadt rat bereits abgelehnte Übernahme der Bauschule in städtische Verwaltung nicht einzugehen, weil zu erwarten ist, daß für die Stadt daraus größere Opfer entstehen. Damit dürfte das Schicksal der seit 10 Jahren bestehenden Schule besiegelt sein, denn die ausgesprochene Hoffnung, daß sich ein Privatunternehmer zur Übernahme der Schule finden wird, dürfte sich nicht so leicht erfüllen. Riesa. Der Kranken Haus neubau hier kostet 270146 Mk. 52 Pfg.; für die interimistische Unterbringung des Stadtkrankenhauses wurden 3195 Mk. 28 Pfg. aus gegeben. Riesa. Wie berichtet, wurde hier im Dezember ein Fahrzeug mit Maisladung angehalten, weil es pest- verdächtig war. Hierzu wird dem „Schiff" geschrieben: „Auf behördliche Veranlassung wurde die Mannschaft durch den Bezirksarzt untersucht; sie wurde für gesund be funden. Ratten waren auf dem Fahrzeug nicht vorhanden. Ein Teil der Ladung, die überhaupt nicht beanstandet worden ist, wurde am Elevator unter Aufsicht eines Ge meindedieners ausgeladen. Mit dem Rest ist das Fahr zeug stromauf weitergefahren." Leipzig. Bei der Leipziger Trikotagenfabrik in L.- Lindenau sind Ungehörigkeiten in der Bilanz pro 1903 entdeckt worden, wodurch eine Unterbilanz von etwa 200000 Mark in Aussicht steht. Chemnitz. Die neue Landeserziehungsanstalt für blinde und schwachsinnige Kinder nähert sich der Vollendung. Sie umfaßt 55 Hektar Fläche und war mit 41/2 Mill. M. Kosten veranschlagt. Chemnitz. Die Differenzen zwischen dem Rate der Stadt und der Straßenbahndirektion, unter denen namentlich das Publikum zu leiden hatte, haben nunmehr zu einer Verständigung geführt. Der Rat wird seine Forderung des mehrmaligen Umsteigens fallen lassen und die Straßenbahn wird die früher gebotenen Vergünstigungen für die Schüler usw. wieder einsühren. Augustusburg. Eine Stiftung für die hiesige Stadt kirche wurde von einem Kiichgcmeindegliede an seinem 80. Geburtstage in Gestalt eines kostbaren silbernen und innen vergoldeten Abendmahlskelches gemacht. Es ist dies der zweite Kelch, der unserer Stadtkirche auf eine Bitte von der Kanzel hin binnen kurzem geschenkt wurde. Er hat genau dieselbe Form wie der erste, sodaß unsere Etadtkirche nunmehr zwei wertvolle Kelchpaare besitzt. Damit kann nun auch dem Bedürfnis nachgekommen werden, die Kelche bei starker Beteiligung am heiligen Abendmahle während der Darreichung gründlich reinigen zu lassen. Lengenfeld. Die Sprengarbeiten am hiesigen Bahnhofserweiterungsbau, die bis Ende 1904 beendigt sein sollten, aber durch ungünstige Witterungsverhältnisse beeinträchtigt wurden, werden voraussichtlich noch 3 volle Monate in Anspruch nehmen. Lengenfeld. Der Bau der Linie Eöltzschtalbrücke— Lengenfeld i. V. ist so weit vorgeschritten, daß nur noch der letzte Abschnitt Wolfspfütz—Lengenfeld fertigzustellen ist. Nach Abschluß dieser Arbeiten, der voraussichtlich bis Anfang Mai erfolgt, wird dann die Linie auch dem Per sonenverkehrs übergeben werden. Lößnitz. Das 15 Monate alte Kind des Wirtschafts besitzers Julius Alwin Höfer in Dittersdorf stürzte in der Wohnstube rücklings in einen großen Topf mit siedender Milch und verbrannte sich so furchtbar, daß es nach entsetzlichen Qualen starb. Lichtenstein. Die auf Anordnung der Zwickauer Staatsanwaltschaft vorgenommene Ausgrabung der Leiche des plötzlich verstorbenen Klempnermeisters Hecker hat er geben, daß der Mann eines natürlichen Todes gestorben ist. Eibenstock. Lin höchst erfreuliches Bild von der außerordentlich günstigen Entwicklung der hiesigen Stadt gibt wiederum der von Bürgermeister Hesse erstattete maltungsbericht aus das vergangene Jahr. Am 1. '"04 betrug die Zahl der Ortsanwesenden 248 in 1903 und 7460 bei der letzten > Bautätigkeit war im abgelaufenen wozu freundlichst Zwickau. Die großen Kohlenvorräte auf den Schächten schwinden infolge der vermehrten Abfuhr von Tag zu Tag mehr zusammen. Der im Ruhrrevier herrschende Streik der Bergarbeiter belebt demnach hier den Absatz der Kohlen in sehr bemerklicher Weise. Aue. Wider die Wahrheit beschuldigte Schieferdecker Barthel hier einen hiesigen Schutzmann, daß er ihm bei der Festnahme die Börse mit 50 Mk. gestohlen habe. Das Landgericht Zwickau erkannte wegen Verleumdung auf 3 Monate Gefängnis. Adorf i. V. Aufgegrisfen wurde am Donnerstag in Hundsgrün das 11 jährige, aus Leipzig stammende und zuletzt hier wohnhaft gewesene Schulmädchen Elsa Hedwig Bühner. Die kleine Ausreißerin hat sich seit dem 10. Januar — dem Tage ihres Verschwindens — in Öls nitz, Hermsgrün und Hundsgrün aufgehalten, ist auch am 13. Januar bereits wieder einmal in Adorf gewesen, aber mit dem nächsten Zuge wieder von dort abge dampft, und war, als sie der Gendarm in Hundsgrün festnahm, im Begriffe, sich eine Fahrkarte nach Pausa zu lösen. Zittau. Einen Mordversuch führte in Ober hennersdorf der italienische Bauarbeiter Luigi Pompiani gegen seine 24 jährige Geliebte, die Fabrikarbeiterin Maria Friedrich aus. Nach einem Streite brachte Pompiani dem Mädchen mit einem Küchenmesser zwei Sticheln die Herz gegend, zwei Stiche in die Arme und einen Stich in das Bein bei und verletzte sie dadurch lebensgefährlich. Zittau. Die Feuer-Versicherung des Waldbesitzes der Stadt Zittau ist vom Stadtrat nach wiederholter ein gehender Prüfung der Verhältnisse in der letzten Sitzüng endgiltig abgelehnt worden. Zittau. Für die Jubelfeier des 50 jährigen Be stehens des König!. Realgymnasiums lautet das vorläufige Festprogramm: Mittwoch, den 7. Juni, Festvorstellung durch Schüler der Anstalt vor Ehrengästen und ehe maligen Schülern; darauf Festkommers. Donnerstag, den 8. Juni: Feier im Festsaal des Johanneums, später Fest essen und Ball. Bautzen. Aus dem benachbarten preußischen Ubyst wird von einer wackeren Tat berichtet, die kürzlich die beiden Brüder, der Sertaner Lothar Rößing und der Quintaner Kurt Rößing ausgeführt haben. Diese waren mit ihrem 13 Jahre alten Bruder Gerhard auf den Simperteich Schlittschuhlaufen gegangen, wo Gerhard beim Ausfluß, wo das Wasser zwei Meter tief ist, einbrach. Schnell entschlossen lief sein jüngster Bruder zu ihm hin und bewahrte ihn, sich selbst aufs Eis legend, vor dem Untersinken. Als der ältere Bruder Kurt herangekommen war, wurde es den beiden Brüdern möglich, selbst immer in der Gefahr des Einbrechrns, ihren Bruder nach vieler Anstrengung aus dem Wasser zu ziehen und so vom Tode zu retten. Tagesgefchichte. Berlin. Bei dem Festkommers des Vereins deutscher Studenten bei Kroll in Berlin waren auch der Kron prinz und Prinz Eitel Friedrich erschienen. Der Kron prinz dankte in einer Ansprache für die ihm dargebrachten Huldigungen. — Graf Posadowsky erklärte in der Sonnabendsitzung des Reichstags, er könne im Laufe dieser Woche über das Ergebnis der Handelsvertragsverhandlungen mit Österreich- Ungarn berichten. — Wie das Reichs-Postamt in der nächsten Nummer seines Amtsblattes bekannt geben wird, werden vom 1. Februar ab im inneren deutschen Verkehr briefliche Mitteilungen auf der Vorderseite derAnsichts-Postkarten versuchsweise zugelassen. Der für die Mitteilungen be stimmte, durch einen senkrechten Strich abzugreuzende Raum darf keinesfalls die linke Hälfte der Karte über schreiten. Auf den Verkehr mit dem Auslande findet die Vorschrift keine Anwendung. — Zum Auf stand im Hererogebiete. Ein ergreifen des Bild von den Leiden der Herero und von den Ver lusten dieses Volkes an Menschen und Vieh geben die Schilderungen des Kapitäns Zacharias Zeraua von Otjim- bingue, der sich auch den Truppen übergeben hat, über das Geschick der Häuptlinge. Samuel Maharero, von dem im Sommer berichtet wurde, daß er einige Männer beim Versuche der Flucht selbst niedergeschossen habe, ist zuerst nach Osten entslohen. Nur mit wenigen Leuten und fast ohne jeden Besitz ist er vor ungefähr 4 Monaten nach Vetschuanaland entkommen. Viele der ihn begleiten den Häuptlinge mußten wegen Wassermangel umkehren und mehrere sind verdurstet, darunter Tjetjo, der Kapitän der Owabandjeru, wohl der jeher feindlichste gegen die Deutschen. Durch diese Schilderungen bekommt man erst einen richtigen Begriff von der Niederlage der Herero und von der Omaheke, einer wahren Durststrecke, wo auch unsere Truppen von der Vorsolgung abstehen mußten. Wenn die Reste des Hererovolkes sich trotzdem noch monatelang irrend umhertreiben konnten, so erkennt man die maßlose Angst, welche die Leute vor den Deutschen hatten. Man kann sich auch einen Begriff davon machen, in welchem herabgekommenen Zustande sich die Trupps befinden, die sich jetzt ergeben. Nur eine Abteilung ist noch kampffähig geblieben, die von Michael Maharero von Okahandja geführt wird, sie hat an dem Kampfe bei Großnabas am 4. Dezember teilgenommen und wurde auf 250 Mann beziffert; seitdem ist sie auch nach Osten zu abgezogen. In Okahandja begann vor einem Jahre der Kanipf. Die stolzen Häuptlinge, die mit einem raschen Überfalle die Deutschen im Lande glaubten vernichten zu können, sind verschwunden, die Übrigbleibenden melden sich als Hilfesuchende an. — Der neue Inspekteur der Küstenartillerie und der Minenwesens, Franz, ist zum Oberbefehlshaber der ge samten Befestigungen an der unteren Elbe ernannt worden, welche in den letzten Jahren fortgesetzt verstärkt worden sind. Erfurt. In der letzten dreitägigen Frostperiode sind im Thüringer Walde 9 Personen der Kälte zum Opfer gefallen. Pofen. Der Bau eines deutschen Vereinshauses beschäftigt augenblicklich eine Anzahl deutscher Vereine der Stadt Posen. Man rechnet darauf, daß sich etwa 17 deutsche Vereine an dem Bau beteiligen werden. Wien. Auf der hiesigen russischen Botschaft wird dem Zwischenkall beim Winterpalais in Petersburg keine Be deutung beigelegt. Nach den nachts eingelaufenen Depeschen handelt es sich um einen unglückseligen Zwischenfall, hervor gerufen durch die grenzenlose Nachlässigkeit des betreffen den Batteriekommandanten. Arad, 21. Januar. Hier fanden arge Wahlerzesse statt. In dem Hotel, in welchem der Regierungskandidat Nörös seine Wohnung hat, wurden sämtliche Fenster ein geschlagen. Erst nachdem Militär eingetroffen war, ge lang es, die Demonstranten zu zerstreuen. 150 Ver haftungen wurden vorgenommen. Ungarn. Zwischen Liberalen und Anhängern Kossuths kam es in Veecs (Ungarn) zu einem blutigen Zusammen stoß, wobei 2 Personen lebensgefährlich und 43 schwer verletzt wurden. Frankreich. Die Kabinettsfrage sieht ihrer Lösung noch immer entgegen. In den Kreisen der äußeren Linken wird der Enthusiasmus für ein Ministerium Rouvier immer geringer. Man tritt dort jetzt für ein Ministerium Sarrien mit Clemenceau ein. — Wie mitgeteilt wird, be absichtigt Präsident Loubet sich auf die Festsetzung der augenblicklichen politischen Lage zu beschränken und wird zu diesem Zweck die Führer der parlamentarischen Gruppen befragen nnd erst dann eine Persönlichkeit mit der Kabinetts bildung beauftragen. London. Die „Morningpost" meldet aus Schanghai vom 20.: General Stössel erklärte, als Port Arthur kapi tulierte, sei es höchstens noch fünf Tage verteidigungsfähig gewesen. Die Russen hätten keine genügenden Geschütze gehabt, um die Angriffe abzuweisen, auch seien ihnen nur 15 Granaten für jedes große Geschütz geblieben. Die von den Japanern vorgefundenen Granaten seien meist sür kleinere Kaliber gewesen. Bei der Zurückweisung der einzelnen japanischen Angriffe seien ost mehr als eine Million Patronen verschossen worden. Die Pferde hätten kaum zum Transport der Geschütze genügt. Petersburg, 20. Januar. Die Arbeiter haben hier auf allen Werken und Fabriken der Stadt die Arbeit niedergelegt. Morgen werden alle Unterschriften für die Petition an den Kaiser sammeln. Die Versammlungen dauern fort. Man ist überall entschlossen, am Sonntag nachmittag 2 Uhr auf den Platz vor dem kaiserlichen Palais zu marschieren, selbst bei jedem nur denkbaren Widerstand, sogar wenn die Truppen die Waffen ge brauchen sollten. Man hat sich entschlossen, keine Waffen mitzunehmen und sich der Gewalt nicht zu widersetzen. Die Arbeiter wünschen, daß der Kaiser selbst ihre Petition höre, sie weigern sich, sie den Beamten zu übergeben. Die Arbeiter erklären: Wir sind bereit, auf dem Platze vor dem Palais zu sterben, wir verlangen ausdrücklich, daß der Kaiser erscheine und uns anhöre. — Privatmeldungen aus Petersburg behaupten, der Unfall habe den Hof in Panik gestürzt. Es stehe fest, daß das geladene Geschütz direkt auf den Pavillon, wo der Zar stand, gerichtet war. Der Augenzeuge LH. Hands telegraphiert der „Daily Mail": Eines ist sicher, zum mindesten eines der acht Geschütze der auf dem anderen Newa-Ufer aufgestellten Batterie war scharf geladen und wurde auf eine Entfernung von 400 Pards (1 Pard — 0,91 Meter) abgeschossen, daß fünf Kugeln die Regiments standarte durchbohrten, die in der Prozession gerade über dem Kopf des Zaren getragen wurde. Ein Gendarm wurde durch den Kopf geschossen und ein Priester am Arm verwundet. Die ganze Batterie wurde sofort verhaftet. Petersburg. Über den Vorfall beim Winter palais bringt die Presse nur eine kurze amtliche Mel dung, welche den Vorfall als Zufall hinstellt. Nur die „Nowoje Wremja" schreibt: Ganz Petersburg wurde heute durch die furchtbare Nachricht erregt, welche mit allen Einzelheiten von Mund zu Mund wanderte und ein furchtbares Verbrechen, verbunden mit religiöser Schändung, meldete. Als der Zar im gemeinsamen Gebet mit dem Volke hinaustrat, wurde nach jenem Orte eine Kartätsche geschossen. Die Nachricht klang so unwahrscheinlich, daß keiner glauben wollte, daß der Schuß wirklich aus einem an der Parade beteiligten Geschütze gefallen sei. Man vermutete, es wäre vom Dache eines Hauses geschossen worden. Endlich erschien eine Mitteilung des „Regierungs- boten". Alles atmete erleichtert auf. Es war ein un verzeihlicher, furchtbarer Zufall. Bittere Vorwürfe wurden über solchen Leichtsinn laut, der fast unabsehbares Elend gebracht hätte. Augenzeugen berichten der „Nowoje Wremja", daß nach dem dritten Salutschuß gleichsam ein Geschoß in der Luft krepierte und Kugeln zerstreute, von denen manche wirkungslos niederfielen und andere mit großer Gewalt in die obere und untere Etage des Winter palais und in die unteren Holzteile des am Newakai er richteten Pavillons einschlugen. — Obwohl der Zar von dem Wunsche beseelt sei, dem Vorfall vor dem Winterpalais den Charakter eines unglückseligen Zufalls zu geben und alle Dankgottesdienste uniersagt hat, steht es doch so gut wie fest, daß es ein