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hasteten sofort festgestellt und der Verdächtige vor längerer Untersuchungshaft bewahrt werden. Nossen. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde die Ratsvorlage über den Ankauf des Ritterguts Augustusberg zum Kaufpreise von 400000 Mk. ein stimmig angenommen. Chemnitz. Seit Sonnabend vormittag ist der bei der hiesigen Ortskrankenkasse als Kassenbote angestellle Franz Dietzsch aus Kappel nach Unterschlagung von über 3400 Mk. einkossiert r Gelder flüchtig. Dietzsch, der sich hier einer sehr großen Beliebtheit erfreute und nahezu 20 Jahre an der Ortskrankenkasse tätig ist, Hal außerdem die Sparkassenbücher seiner Frau und mehrere Schmuck sachen mitgenommen. Er dürste sich nach der Schweiz gewendet haben. Colmnitz. Zu einer wunderbaren Genesung am Weih nachtsheiligenabend schreibt man dem „Freib. Anz" von amtlicher Seite: Gegenüber den vielfachen Zweifeln an der Wahrheit über die plötzliche Genesung der Frau verw. Naumann in Colmnitz einer gewissen Presse, von welcher der Fall sogar ins Lächerliche gezogen wurde, kann folgendes mitgeteilt werden: In der Osterwoche 1809 wurde Frau Naumann aus ihrer Arbeitsstelle von einem unifallenden Stoß Holzstoff verschüttet. Hierdurch kamen die Halswirbelknochen aus ihrer naiürlichen Lage, wodurch der Schlund dermaßen verengt wurde, daß die Frau unter schmerzhaften Schlingbeschwerden nur äußerst wenig dünn- slüßige Nahrung zu sich nehmen konnte. Dec rechte Arm und das linke Bein wurden vollständig gelähmt, während das linke Bein nur wenig bewegungsfähig und der linke Arm einem unausgesetzien heftigen Schütteln ausgesetzt war. Eine Kur in einem Krankenhause von bestem Ruf blieb erfolglos. Wieder nach Hause gekommen, konnte sie sich anfänglich mit großer Mühe ein wenig bewegen, auch mit der linken zilteinden Hand ihren Namen unter ihre Rentenquittungen kritzeln. Mit fremder Hilfe konnte sie auch bis vor die Tür oder in einen Krankenfahrstuhl gebracht weiden. Die Lähmung schritt jedoch allmählich vorwäris, die selbständigen Bewegungen wurden ihr un möglich und die mit fremder Hilse machten ihr zuletzt soviel Beschwerden, daß sie unterbleiben mußten. Vor zirka 2 Jahren trat dazu noch Zungenlähmung ein, so daß das Sprachoermögen vollständig verloren ging, und um das Maß des Leidens voll zu machen, trat vor zirka einem Jahre auch noch eine Lähmung der Augenlider ein, so daß sich die Augen schlossen und Erblindung ein trat. Frau Naumann selbst und alle, die sie kannten, glaubten, daß nur der Tod ihr Erlösung bringen könnte. Am letzten Weihnachtsheiligenabend begab sie sich nach der üblichen Abendandacht, wie gewöhnlich, zu Bett. Während ihres jahrelangen Leidens hatte sie auch wenig Schlaf gefunden, sondern verfiel in einen leichten Halb schlummer. An diesem Abend war sie jedoch fest einge- schlasen. Bei ihrem zeitigen Erwachen am andern Morgen, war das Wunderbare, fast Unglaubliche ge schehen: Die Lähmungen waren gewichen Sie konnte sehen, sprechen, ohne Beschwerden schlucken und ihre Glieder bewegen. Nachdem ihre erste sreudige Erregung etwas vorüber war, machte sie die ersten Gehversuche, nach deren Gelingen sie ihren l 0jährigen Sohn, welchen sie von vier Söhnen noch bei sich hatte, weckte. Dieser, an die Stimme der Mutter seit Jahren nicht mehr ge wöhnt, erschrak anfangs und glaubte, es seien fremde Personen da. Nachdem er von seiner Mutter über das Geschehene verständigt war, alarmierte er nicht etwa, wie in einer Zeitung zu lesen war, die ganze Nachbarschaft, sondern weckte nur in seiner freudigen Erregung die noch schlafende Wirtin des Hauses, Frau verw. Grundmann, welche in der ganzen Zeit der unglücklichen Frau eine treue, opferwillige Pflegerin und ihm selbst eine zweite Mutter gewesen war. Von einer Verstellung der Frau Naumann, wie Fernerstehende glauben könnten, kann keine Rede sein. Selbstverständlich ist Frau Naumann in folge der geringen Nahrungsaufnahme vollständig abge magert und schwach. Es wird noch längerer Zeit be dürfen, ehe sie sich einigermaßen wieder erholt und der von Nahrungsaufnahme fast entwöhnte Magen seine Schuldigkeit wieder tut. Kamenz. Durch die in Reichenbach t. V. erfolgte gemeloete Festnahme des gefährlichen Einbrechers Her mann Ständer (nicht Otto Schubert, wie er sich bei Fest nahme ausgab) aus Rosenthal, Kreis Breslau, dürsten auch die hier im vorigen Jahre in der Hausfeschen Re stauration, sowie die zwei im Hotel zum Adler und Rats keller zu Königsbrück ausgeführten Einbruchsdiebstähle Aufklärung finden. Sebnitz. Die an der Sebnitz und Kirnitzsch gelegenen Holzschleifer eien, die im vergangenen Sommer unter der großen Trockenheit sehr zu leiden hatten, können seit Anfang Oktober wieder mit voller Wasserkraft schleifen. Die Kirnitzsch hat zwar ihren alten Wasserzusluß noch nicht erreicht, da sich der ausgetrocknete Erdboden noch immer als sehr aufnahmefähig für das Wasser erweist. Dagegen ist die Sebnitz wieder völlig normal. Der Frost hat den Wasserzusluß bisher nur ganz wenig zu beein trächtigen vermocht. Schneeberg. Dem Lrzgebirgsverein ist eine Hoh Auszeichnung dadurch zu teil geworden, daß der König auf Vortrag des Gesuches des Vorsitzenden des Erzgebirgs vereins das Protektorat über diesen Verein über nommen hat. Diese Entschließung, von der der Erz gebirgsverein durch das Ministerium des Königlichen Hauses in Kenntnis gesetzt worden ist, wird sicherlich unter allen Mitgliedern des Erzgebirgsvereins die lebhafteste Freude Hervorrufen. Buchholz. Ein Unternehmer beabsichtigte, einige Stollen und Zechen der Umgegend aus der Zeit des früheren Silberbergbaues nochmals nach Ausbeute durch suchen zu lassen. Es sind ihm verschiedene Gänge auf „Himmlisch Heer", wo früher di« reichsten und mächtigsten Silbererze gebrochen wurden, zu bergbaulicher Durch suchung überlassen worden. Die zu „Himmlisch Heer" gehörigen Bergwerksgänge und Gruben liegen südöstlich von Buchholz. Falkenstein. Von den städtischen Kollegien ist jetzt ein Nachtrag zur Bauordnung genehmigt worden, wo nach die Ingebrauchnahme der Wohngebäude, wenn der innere Putz in der Zeit zwischen dem l. April und dem l. Oktober fertiggestellt ist, nicht vor Ablauf von drei Monaten, sonst nicht vor Ablauf von fünf Monaten nckch dec Fertigstellung des inneren Putzes erfolgen darf. Diese Bestimmung hat die Genehmigung des König!. Ministeriums des Innern gesunden. Auerbach. Nachdem sich schon seit Jahren die inneren Einrichtungen hiesiger Kirche in bezug auf Feuersicherheit eines Umbaues nötig erwiesen, hat der Kirchenvorstand auf Vorschlag des Vereins für kirchliche Kunst in Dresden von Hrn. Kirchenbaumeister Architekt Poser in Leipzig ein Gutachten und einen Voranschlag zum Umbau eingesordert. Der Voranschlag bezisfert sich aus etwa 30- bis 40000 Mk. Der Kirchenvorstand hat hierauf die Vornahme einer Renovation beschlossen. Eibenstock. Der Schulausschuß hat beim Stadtrate eine Neuregelung der Gehalte des Direktors und der Lehrer an der hiesigen Bürgerschule angeregt. Letzterer hat eine wohlwollende Berücksichtigung zugesagt, kann aber bei der Wichtigkeit der Angelegenheit des Inkraft treten der neuen Gehaltsordnung erst für den l. Januar 1906 in Aussicht stellen. Zltta«. Das hiesige Realgymnasium blickt am 16. April d. I. auf ein SOjähriges Bestehen zurück. Ein Schülerkommitee unter Vorsitz des Stadlrats Auster plant eine Jubiläumsfeier in großem Stile, für welche die Tage vom 6. bis S. Juni d. I. bestimmt worden sind.