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WMM-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 71. Jahrgang. Donnerstag, den 19. Januar 190S. Nr. 7. Verantwortlicher Redakteur: Paul Johne. — Mit achtseMgE „MusieierL^ Anterhaltungablatt". »mck'Md V-rl-g mm «ml Mit land- «nd hanrwirtfchastlich« «»»«»'»e»»age. Jnlerate, welche bei d« bedeutenden Auslage de« Blatte» 'ine sehr wirk same Verbre'tung finden^ werden mit 12 Pm., solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Psg, die Spaltzell« oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserat« mit ent- sprechendemAufschlaa.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalter»- zelle Ä Pfg. DI« »Wtitzeritz-ZeitmrgE «scheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners- Arg und Sonnabend und wird an den vorhergehen- HenAbenden ausgegeben. Preis viert eljäbrlich 1M. Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern ,0 Pfg. — Alle Postan- Kalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Hvtatt für di- Migliche Umish-Uptmannschast, das Migliche Amtsgericht und den Stadlrat zu MppMswalde. Der Stadtrat. Voigt. wird die Beschälstation Dippoldiswalde mit den 3 Hengsten Ökonom, Diplomat und Columbus besetzt sein. Der letztere ist ein edlerer Halbbluthengst, der seitens der Remonte- inspeklion ausdrücklich als für die Zucht von Militär pferden bez. Artilleriezugpferden anerkannt worden ist. — Der Schneesturm am gestrigen Dienstag war namentlich im höheren Gebirge wieder ein enormer, der jegliches Fortkommen unmöglich machte. Bahnverwehungen, die kaum erst mit Mühe beseitigt wurden, hat derselbe sicher wieder im Gefolge gehabt. — Das Ministerium des Innern hat neuerdings so- Leipzig. In den letzten Tagen sind hier auffallend viel sogenannte Nepper aufgetreten, die Ketten, Ringe, Schlipsnadeln von ganz geringem Wert als echt goldene Sachen an den Mann zu bringen suchen. Sie benutzen hierbei den Trick, den leichtgläubigeren Personen vorzu schwindeln, diese Gegenstände rührten aus dem Einbruchs diebstahl bei Goldarbeiter Meschke in der Windmühlen- stratze her. Auch in Delitzsch sind zwei Männer aufge treten, die „goldene" Sachen unter vorstehend erwähnten Angaben an den Mann zu bringen versucht haben. Ein solcher Betrüger ist 30 Jahre alt, mittelgroß, hat Anflug oder kleinen Schnurrbart und hat über dem rechten Auge orkanartige Sturm sowohl das Dach des auf einem Felsen stehenden Pavillon vollständig abgehoben und auf einen nebenstehenden Felsen gelegt als auch das Gartenhaus und den Halbmassiven Kegelschub vollständig zerstört. Es ist dadurch dem Besitzer ein nicht unerheblicher Schaden entstanden. Glashütte. In der am Freitag staltgefundenen ersten diesjährigen Gemeinderatssitzung fand die Verpflichtung der neu- bez. wiedergewählten Mitglieder statt,- dann wurde die Wahl der Ausschüsse vollzogen. Ferner trug Herr Bürgermeister vr. Wagner einen von ihm verfaßten Bericht über die Tätigkeit der gesamten Verwaltung im vergangenen Jahre vor, welcher zirka >/2 Stunde in An- pruch nahm und zum Druck gelangen wird. Dieser Sitzung folgte dann im Hotel Kaiserhof die „Gelbe Suppe". — Am Sonntag fand vom Jugendoerein die öffent liche Wiederholung des Lustspiels „Die goldne Spinne" zum Besten der Sprungtuchkasse der Freiwilligen Feuer- wehr statt. Riesa. Unter dem Verdachte des Meineids wurde der Gendarm Ködel auf Veranlassung des Kreisgerichts rats Dietze aus Magdeburg hier verhaftet. eine kleine schwarze Binde getragen. Chemnitz. Im benachbarten Grüna lebten noch zwei Brüder, welche beide im Jahre 1849 vor den Düpplsr Zum Ausstand im Nuhrkohleugebiet. Der Streik der Bergleute im Ruhrkohlengebiet hat, von der Zeche „Bruchstraße" ausgehend, sich mit be merkenswerter Schnelligkeit fortgepflanzt; die Gesamtzah der Streikenden betrug Ende vergangener Woche, also nach noch nicht einwöchiger Dauer des Ausstandes, bereits ca. 90 000. Die Bemühungen der Führer der Bergleute, dieselben namentlich in Hinsicht auf die Finanzlage der Verbände der Bergleute von einem allgemeinen Streik abzuhalten, sind demnach erfolglos geblieben, es muß viel mehr mit der Wahrscheinlichkeit eines noch weiteren Um sichgreifens der Ausstandsbewegung gerechnet werden. Be denklich ist es, daß letzterer hie und da einen gewalttätigen Charakter anznnehmen beginnt; es werden von ver schiedenen Punkten des Streikgebietes mehr oder weniger ernste Ausschreitungen der Streikenden gemeldet. Zweifel los ist die Lage ernst, und es wäre töricht, sich schon heute in müßiges Orakeln darüber einzulassen, ob die Zechen verwaltungen oder die Bergleute rasch nachgeben werden. Jedenfalls äußert aber der Bergmannsstreik schon seine unangenehmen Rückwirkungen auf die so rege Jndustrie- tätigkeit Rheinland Westfalens. Die Kohlenpreise an ver schiedenen Orten steigen bedeutend. Der Schesfel Kohle wird mit 1,20 Mk. gegen 65 Pfg bezahlt. Voraussicht lich werden die Preise weiter rapide in die Höhe gehen. Einige große Werke haben wegen Kohlenmangels ihre Betriebe erheblich einschränken müssen. Die Maschinen fabrik Schwarz in Brockel steht sich genötigt, wegen Kohlenmangels den Betrieb vollständig einzustellen. Wie die „Arb.-Ztg." mitteilt, hat der Eisenbahnfiskus 6 Doppel waggons Kohlen, die für einen Dortmunder Großhändler bestimmt waren, zur Sicherung des Eisenbahnverkehrs be schlagnahmt. Die Zeche „Phönix" macht bekannt, daß sie gezwungen sein wird, ihr Stahl- un) Walzwerk still zu legen. Auch die Union in Dortmund gab bekannt, daß sie wegen Kohlenmangels die meisten ihrer Betriebe ein stellen müsse. Der Stahlwerks-Verband hat anläßlich des Streikes folgendes Rundschreiben versendet: Wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen, daß auf einer Anzahl Zechen des rheinisch-westfälischen Kohlengebietes Streiks ausge brochen sind. Wir können heute noch nicht übersehen, ob und inwieweit wir dadurch in unseren Lieferungen be einträchtigt werden, möchten aber nicht verfehlen, darauf aufmerksam zu machen, daß, wenn ein Teil unserer Werke infolge des Streiks den Betrieb einstellen oder einschränken muß, wir gezwungen sind, die für unsere Lieferungen vereinbarten Fristen entsprechend hinauszuschieben. — Übrigens sind die Leiter des rheinisch-westfälischen Kohlen- syndikals auch heute noch der Ansicht, daß der Streik, ob wohl er in den letzten Tagen noch erheblich an Aus dehnung gewonnen hat, partiell bleiben wird. Sollte sich aber dennoch wider Erwarten ein wirklicher Generalstreik entwickeln, so könnte dieser nach Ansicht des Kohlensyndi kats nur von kurzer Dauer sein. Für die Abnehmer des Syndikats besteht, wie versichert wird, kein Grund zur Beunruhigung, da Vorräte in hinreichendem Maße vor handen sind. Dagegen dürften freilich bei einer Andauer des Streikes diejenigen Hüttenwerke mit eigenen Kohlen gruben, bei denen der Streik ausgebrochen ist, sich zu einer Stillegung, wenigstens eines Teiles ihres Betriebes, ge nötigt sehen, wie dies ja bekanntlich beim Hörder Verein, bei dem Stahlwerk Hösch und beim Phönix schon jetzt der Fall ist. Das Kohlensyndikat hat sich zwar bemüht, diesen Werken durch Umladung aus seinen Vorräten nach Mög lichkeit mit Kohlen auszuhelfen, doch ist dies nur bis zu einer gewissen Grenze möglich, da das Syndikat vor allem für den Bedarf seiner eigenen Abnehmer Sorge tragen muß. Was die Frage nach einem eventuellen Überspringen des Streikes im westfälischen Kohlengebiete nach den übrigen großen Kohlengebieten in Deutschland onbelangt, so scheint es einstweilen nicht, als ob in den letzteren besondere Neigung der Bergleute bestünde, dem Beispiele ihrer westfälischen Kameraden zu folgen; doch bleibt das weitere in dieser Beziehung noch abzuwarten. Lokale» und Sächsisches. Dippoldiswalde. Vom I. Februar bis 10. Juli Hundesteuer. Die Hundesteuer ist zu Vermeidung der zwangsweisen Einziehung bis zum 31. dieses Monats anher abzufuhren. Dippoldiswalde, am 17. Januar 1905. wohl bei Genehmigung neuer Sparkassenordnungen, als bei Bestätigung von Nachträgen zu älteren Satzungen es, wo nötig, für angezeigt erklärt, daß die Kündigungs frist für 1500 M. übersteigende Beträge auf sechs Monate i -oeuv», -- erhöht werüe. In der Begründung einer diesbezüglichen Schanzen mit kämpften; am 14. Januar lst der jüngste Verordnung heißt es unter anderem: Die meisten sächsi- davon, Herr Salomo Sieber, un 78. Lebensjahre ge- schen Sparkassen haben zurzeit noch drei Monate als storben. Es war ihm leider nicht vergönnt, den Tag der längste Kündigungsfrist für Einlagen festgesetzt. Dies war goldenen Hochzeit, welche am andern Tag gefeiert werden angemessen, solange die Einleger-Guthaben Privater den sollte, zu erleben. ...... . . Betrag von 1500 M. nicht überstiegen. Dagegen erscheint Zwickau. Der Erzgeblrgsvereln beabsichtigt m diese Frist im Hinblick auf die größere Unbeständigkeit > der Nähe der von ihm bereits errichteten Bismarchaule höherer Einleger-Guthaben und aus die meist sechsmonatige auf dem Windberg auch einen Bismarckhain zu errichten Kündigungsfrist, welche die Sparkassen mit ihren Hypotheken- und hat hierzu vorläufig 500 M. bewilligt. Die Stadt schuldnern zu vereinbaren pflegen, als zu kurz, nachdem will das Unternehmen fördern. Ferner plant der Verein die meisten Sparkassen gemäß der Verordnung des Mini- im Zwickauer Waldpark eine Neptungrotte zur Ouellen- steriums des Innern vom 28. Februar 1902 eine Er- fassung Herstellen zu lassen und hat eine ihm vom Stadt höhung des zulässigen Höchstbetroges der Einleger-Guthaben rat Greiner gestiftete Schutzhütte im genannten Walde an bis auf 3000 M. bezw. 5000 M. eingeführt haben. die Stadtgemeinde zur Unterhaltung abgetreten. - Der große Wert der Doppelfenster. Es steht .Stollberg. Infolge Schwermut erschoß sich der 70- fest, daß Doppelfenster die Temperatur in den Zimmern lahnge Privatier, frühere Restaurateur Gotzelt in Lugau. erhöhen. Wäre das nicht der Fall, so würden sich nicht Gotzelt war bei dem schrecklichen Bergbauungluck un Jahre so viele Wirte Doppelfenster einsetzen lassen. Aber man 1867 auf der „Fundgrube, bei dem so viele Bergleute wird doch wohl erstaunen, wenn man erfährt, wie be- verunglückt sind, einer der wenigen Geretteten. deutend der Einfluß der Doppelfenster ist. Der französische Glauchau. Aus Rache darüber, daß er zu einer Physiker Dufour hat diesen Einfluß direkt bestimmt, indem Hocket nicht emgeladen worden war, setzte der 17jährige er Thermometer zwischen den Doppelfenstern und im Dienstknecht Steinert das Pferdestallgebäude des Guts- Zimmer, hinter dem inneren Fenster aufstellte. Dabei besitzers Mahlhorn in Ziegelheim vorsätzlich in Brand, zeigte sich, daß das Doppelfenster die Temperatur um den Das König!. Landgericht Zwickau verurteilte den Brand- Betrag von sechs bis sieben Grad erhöht, und daß der Kister zu 2 Jahren Gefängnis. Betrag nicht selten bis auf beinahe 9 Grad stieg. Diese Oberwiesenthal. Aus dem Bericht der Hauptleitung besonders hohen Beträge wurden erreicht, wenn draußen deutscher Studenten- und Schülerherbergen ist zu ersehen, starke Luftbewegung herrschte. In der Tat werden schon daß nur drei Herbergen, nämlich Spindelmühle, Peters- viele bemerkt haben, daß Doppelfenster bei starkem Sturm hos und Brückenberg im Niesengebirge, mehr besucht ge- besonders nützlich sind. Wenn sie aber die Temperatur wesen sind, als die Unterkunftsstätte Oberwiesenthal, wo um ost viel mehr als 6 Grad erhöhen, so wird jeder ein- 423 Gäste Einkehr gehalten haben. Schandau hat es sehen, daß man ungemein viel an dem so teuren Heiz- uur auf 387 Besuche gebracht. material spart, wenn man Doppelfenster besitzt. Lichtenstein. Aufsehen erregt hier die auf Anordnung Glashütte. Welch ungeheure Verheerungen der ^r König!. Staatsanwaltschaft erfolgte Ausgrabung Sturm vorvergangener Woche angerichtet hat, sieht man """ darausfolgende Sektion der Leiche des vor 14 Tagen nicht nur in den hiesigen Wäldern, wo zahlreiche Bäume verstorbenen 75jährigen Klempners Hecker. Weil der Ver- zum Teil umgebrochen und zum Teil entwurzelt sind, Korbene bemittelt war, hatte sich das Gerücht eines an sondern auch an den Restaurationsgebäuden des auf ^m begangenen Verbrechens gebildet. Uber den Befund zugiger Höhe gelegenen Rückenhains. Hier hat der der Sektion wird strengstes Geheimnis bewahrt. t Lobau. Den Verlust seines kompletten bespannten Schlittens hätte der hier wohnhafte Baumeister Berthold in dem nahen böhmischen Grenzorte Georgswalde am Sonntag beinahe zu beklagen gehabt. Nachdem nach der Ankunft der Gäste die Pferde und der Schlitten in einem Georgswalder Gasthof eingestellt worden waren, sollte am Abend wieder die Rückfahrt nach Löbau angelreten werden. Fix und fertig zum Abfuhren stand der Schlitten wieder bereit lind der Kutscher ging nur noch einmal hinein in den Gasthof, um beim Wiederherauskommen auf die Straße staunend zu bemerken, daß Pferde und Schlitten verschwunden waren. Ein ebenfalls aus Löbau gebürtiger Herr nahm mit seinem Schlitten indessen sofort die Ver folgung auf und cs gelang, den frechen Räuber in Rum- burg einzuholcn und zu verhaften. Reichenau. Mannigfache Spenden stiftete Landtags abgeordneter Geheimer Kommerzienrat Preibisch anläßlich der Vermählung seiner Tochter. Jedem Arbeiter und jeder Arbeiterin seines Weberei-Etablissements wurde ein Geldgeschenk ausgezahlt. Außerdem stiftete Herr Preibisch ein Kapital von 10000 M., dessen Zinsen als Wöchne- rinnen-Unterstützungen für im Betriebe der Fabrik be schäftigte Frauen Verwendung finden sollen. Zu gleichem