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Weißerih-IeMg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. bellarische und kompli zierte Inserate mit ent- 70. Jahrgang Sonnabend, den 18. Juni 1904 Nr. 69. vr. Mehnert. Hnl. 670 P. ist dringend verdächtig, am I. d. M. den Raubanfall an dem Privatus Boden verübt zu haben. Er ist 1886 geboren, mithin erst 18 Jahre alt. Für die Ergreifung des Täters sind 100 Mark Belohnung ausgesetzt. — Ein Einwohner der Dresdner Borstadt Pieschen war mit seinem Anträge um Erteilung des Bürgerrecht» vom Rat zu Dresden mit der Begründung abgewiesen worden, er entbehre der Selbständigkeit, weil er in einem Geschäft tätig sei, das seiner Frau gehöre, ohne bestimmten Gehalt zu beziehen. Die Kreishauptmannschaft hat sich der Entscheidung des Stadtrats angeschlossen und den Rekurrenten mit seinem Einspruch abgewiesen. Das Ober verwaltungsgericht hat aber die Entscheidungen beider Be hörden aufgehoben und dem Pieschener Einwohner die Selbständigkeit zugesprochen. — In Potschappel wurde ein älterer, scheinbar geistesgestörter Mann verhaftet. Er entkleidete sich zuerst am Zauckeroder Bahnübergangs, später, als man ihn in einer Eisenbahnlori wieder angekleidet hatte, am Friedhöfe vollständig und spazierte im Adamskostüm auf der Straße herum. Am Friedhof vertrieb er außerdem einen Kutscher aus der Schoßkelle seines Wagens, setzte sich hinein und leitete das Geschirr. — In Plauen bei Dresden hat das Pflücken stüh reifer Kirchsorten begonnen. — Mit 1. Juli tritt in Flöha ein Rabattsparverein ins Leben. — In einer Leipziger Zeitung erschien ein Inserat des Inhalts, daß in einem näher bezeichneten Hause der Königstraße in der zweiten Etage ein Fahrrad zu kaufen gesucht werde. Etwaige Verkäufer mögen sich daselbst ein- sinden und das zu verkaufende Rad zur Besichtigung mit bringen. Schon in der zehnten Vormittagsstunde kam ein Radsahrer angesaust, stellte sein Stahlroß in den Hausflur und begab sich in die zweite Etage, um sich dort zu melden. Er machte kein geistreiches Gesicht, als ihm mit- geteilt wurde, daß den dort Wohnenden weder von dem beabsichtigten Kauf eines Rades, noch von einem Inserat etwas bekannt sei, und böser Ahnungen voll stürzte er die Treppe wieder herab. Aber das Stahlroß war ver schwunden — irgend ein Gauner hatte das Inserat fingiert, um sich in den Besitz eines Vehikels zu setzen. Die Polizei traf sofort Anordnungen, um eine Wieder holung des raffinierten Diebstahls zu verhindern, aber der Spitzbube kam nicht wieder. — Einen frohen Scherz erfuhren jüngst einige Skat spieler in Netzschkau, von denen einer mit Brille am Fenster, diesem den Rücken zuwendend, zu seiner Rechten ein Seitenfenster, sitzend, befriedigt in seine Karte blickt. Erst neugierig äugend, dann lächelnd, endlich hell auflachend, fragt dessen Gegenüber: „Soll ich Dier Deine Karten auf sagen?" Erstaunt blickt der Gefragte auf, als ihm auch schon richtig Blatt für Blatt angesagt wird. Allgemeinem Staunen folgt unbändige Heiterkeit, bis der Spieler das Geheimnis verrät und erklärt: „Seht nur hin in seine Brille, wo sich die Photographie seiner Handkarten unzwei deutig erkennen läßt." Klingenthal. Ein Münzenfund von fragwürdigem Werte wurde in Untersachsenberg gemacht. Spielende Kinder fanden im Hofe des Zimmermannschen Hauses am Treppenhause hinter Brettern versteckt eine größere Anzahl Zweimarkstücke, neu und blank, aber leider Falsi fikate. Die Falschstücke wurden gerichtlich beschlagnahmt und eine Untersuchung eingeleitet, da mutmaßlich noch mehr falsches Geld dort verborgen und eine Falschmünzer werkstätte in der Nähe ist. Lauter. Am 10. d. M. hat sich der 33 Jahre alte Backer Unger von hier entfernt, gegen den eine Unter- suchung wegen Sittlichkeitsvergehens schwebt. Seit dieser Zeit fehlt aber auch die Ehefrau eines hiesigen Einwohners. Bautzen. Der vom hiesigen Schwurgericht wegen Totschlags zu 10 Jahren Zuchthaus und 8 Jahren Ehr ¬ LS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern WZHW Anzeiger für Dippoldiswalde nnd Umgegend. AmtsSlatt für die Königlich- Umtshauptmannschaft, das Königlich- Amtsgericht und den Mdtrat zu Mppoldiswalde. ihren Höhepunkt erreichen wird. — Im Steinbruch- Restaurant findet Sonntag früh ein Morgenkonzert statt; hoffentlich macht das Wetter nicht wieder einen Strich, wie bei dem Pfingstfest. — In der Nacht vom 15. zum 16. dieses Monats ist bei dem Stadtgutsbesitzer Otto Müller hier ein Ein bruchsdiebstahl ausgeführt worden. Der Dieb hat sich in dem hinter dem Hause befindlichen Garten verborgen ge halten und ist, nachdem die Bewohner des Hauses sich zur Ruhe begeben hatten, durch ein Fenster, an welchem er zuvor erst eine Scheibe eingedrückt hat, in das Wohn zimmer gestiegen. In dieser Stube hat der Dieb einen Schreibsekretär mittelst eines 10 mm breiten Stemmeisen aufgebröchen und sämtliche Kästen usw. durchsucht, wobei demselben zirka 25 M., bestehend aus Gold- und Silber münzen, sowie zirka 50 bis 60 Stück Zigarren in die Hände gefallen sind. Andere Gegenstände hat der Dieb nicht angerührt und scheint derselbe nur nach Geld ge gangen zu sein. Da von dem Täter jede Spur fehlt, so werden alle Personen, die in fraglicher Nacht irgend eine Wahrnehmung, die zur Ermittelung des Täters führen könnte, gemacht haben, gebeten, dieselbe mündlich oder schriftlich an die Polizeiwache gelangen zu lassen. — Sehr ungünstig war bisher die Entwickelung der Bienenvölker. Die trockene Witterung und die kalten Nächte dazu waren der Nektarbildung durchaus nicht förderlich und es fehlt daher an Tracht. Kaum daß das nötigste für die Brut herbeigeschasft wird, und an ein Hervorholen der Honigschleuder war noch nicht zu denken. Die Hoffnung richtet sich nun noch auf die Lindenblüte. Dabei ist aber die Hauptsache, daß starke Völker vorhanden sind, die gehörig eintragen können. Vielfach wird es aber an diesen, aus den oben erwähnten Gründen, eben auch fehlen. — Hinsichtlich der „schwarzen Listen" hat das Reichsgericht eine Entscheidung von größter Tragweite getroffen. Der Direktor einer Berliner Fabrik hatte bei der Arbeitsnachweisstelle des Verbandes Berliner Metall- industrieller die Sperrung eines von ihm entlassenen Arbeiters angeregt, welchem Wunsche auch entsprochen wurde. Das Reichsgericht bezeichnete dies in seinem Urteil als eine unerlaubte Handlung, die den Arbeitgeber zur Entschädigung verpflichtet. — Die neueste Fremden- und Kurliste für Kips dorf weist 696 Passanten und 744 Gäste nach. Lauenstein. Von Sonnabend bis Montag hielt sich die freischlagende Verbindung „Polyhymnia" von der technischen Hochschule zu Dresden hier auf, da sie unser Städtchen wiederum, wie schon in stüheren Jahren, als Zielpunkt ihrer „Psingstspritze" erwählt hatte. Am Sonn tag fand auf dem Markte die übliche „Fuchstaufe" statt. Geising. Sonntag und Montag findet unser Schützen fest statt. Glashütte. Nächsten Sonntag wird hier die zweite Gau-Vorturnerstunde abgehalten. Dresden. Nach menschlicher Berechnung und auch nach ärztlicher Ansicht glaubt man an langsames Fort schreiten in der Genesung unseres Königs. Es dürfte deshalb bald die Übersiedelung nach Pillnitz in Frage kommen. Dresden, 16. Juni. Der König unternahm in den gestrigen späteren Nachmittagsstunden eine einstündige Wagenfahrt. Die Nacht verlief ohne wesentliche Störungen, nur war der Schlaf durch Hustenreiz mehrfach unter brochen. — Der mutmaßliche Räuber, welcher kürzlich bei Hellen, lichten Tage im Großen Garten zu Dresden einen dort sich ausruhenden Privatus aus Chemnitz halb tot schlug, ist in Meißen auf Veranlassung der Kriminalpolizei von Dresden festgenommen worden. Er wurde wegen Betrugs schon seit langem gesucht. Sein Nome soll Pittrich sein und gibt der Verhaftete an, aus Pirna zu stammen. -Zett««-* wöchentlich dret- : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- drnAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 16. Juni. Unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmann vr. Mehnert fand heute vormittag von >/2ll Uhr ab die fünfte diesjährige Bezirksausschußsitzung statt. Genehmigung fanden in derselben die ortsstatutarische Bestimmung über Zusammensetzung des Gemeinderates zu Hirschsprung, das Gesuch der Helene Floessel in Bären burg um Konzession zur Verabreichung von Wein an ihre Pensionäre im Grundstücke Kat.-Nr. 9 daselbst, die Stauanlage Müllers in Rechenberg und das Gesuch Martins in Spechtritz um Genehmigung zur Heranziehung feines Sohnes zum Aufspielen von Tanzmusik, die letzteren beiden Gesuche bedingungsweise. Zur Dismembration bei Blatt 78 des Grundbuchs für Reichenau (Bes. Sam. Richter) wurde Dispensation erteilt, ebenso gab man dem Gesuche Walters in Maltermühle um Dispensation von den Be stimmungen in 8 8 der Schankoorschriften für den amts hauptmannschaftlichen Bezirk statt. Die Wegebaubeihilfen auf 1904 wurden dem Vorschläge der Amtshauptmann schaft gemäß verteilt, auch auf ein diesbezügl. Gesuch einer Witwe eine Unterstützung aus der König Albert-Stistung bewilligt. Das Gesuch Schlesiers in Nassau um Genehmi gung zur Heranziehung seines Sohnes zum Tanzmusik spielen, sowie der Rekurs der verw. Eichler in Lauenstein gegen die Heranziehung zu den städtischen Abgaben wurden abgewiesen, letzterer aus formellen Gründen, während das Schankkonzessionsgesuch Göhlers in Rein hardtsgrimma mangels Bedürfnisses abgelehnt wurde. Äach Beratung in Sachen der Enteignung von Areal zum Bau eines Schneeschutzzaunes an der Zaunhaus—Altenberger Straße beschloß man, von Ver sicherung der Bezirksanstaltsbeamten z. Z. abzusehen, in Sachen des Rekurses Krügelsteins in Werdau gegen seine Heranziehung zu den Gemeindeabgaben in Rechenberg einen Sachverständigen zu hören und die Entschließung auf das Gesuch Königs um Konzession zum Bier- und Branntweinschank im Grundstücke Kat. Nr. 31 in Alten berg vorläufig auszusetzen. Auf ein Rundschreiben des Reichskanzlers beschloß der Bezirksausschuß weiter, von Bereitstellung eines besonderen Fonds zwecks Behandlung Lungenkranker in Heilstätten mit Rücksicht auf die Ver hältnisse des hiesigen Bezirks abzusehen, die Gemeinden aber in Fällen der Unterbringung Lungenkranker tunlichst aus Mitteln der der Amtshauptmannschaft zur Verfügung stehenden Stiftungen zu unterstützen. Nach verschiedenen Mitteilungen erfolgte Schluß der Sitzung gegen 1 Uhr nachmittags. Dippoldiswalde. Die Zeit der Schulausflüge ist gekommen. Werden solche mit Benutzung der Bahn ausgeführt, so ist eine neuere Bestimmung bezüglich des Fahrpreises zu beachten. Noch im letzten Jahre war die Benutzung von Rückfahrkarten für derartige unter Aufsicht der Lehrer unternommene Schülerreisen ausgeschlossen. Eine Verfügung neuester Zeit besagt jedoch, daß unter halbem Fahrpreis, der bei diesen Gelegenheiten gewährt wird, der halbe Preis-sowohl von einfachen als auch von Rückfahrkarten zu verstehen sei. Die Zahl der Teilnehmer darf, den Lehrer eingerechnet, nicht unter 10 betragen. — In den heißen Tagen des Sommers übt der Wald eine ganz besondere Anziehungskraft aus; insbe sondere der deutsche Wald, der an Schönheit weder von Amerikas Urwäldern, noch von den Palmenhainen des Südens oder dem Dorngebüsch Südafrikas übertroffen wird. Auch die Waldungen unserer Gegend entbehren des Reizes nicht. Obwohl Eichen und Buchen, die Zierden deutscher Wälder, immer mehr verschwinden, weisen doch unsere duftreichen, schattigen Bergwaldungen Vorzüge auf, die alljährlich zur Sommerzeit Hunderte von Sommer stischlern in ihren Bereich locken. Auch in unsere Sommer stische Obermalter mit Dippoldishöhe und Steinbruch -haben bereits eine Anzahl von Sommergästen wiederum Linkehr gehalten, deren Zahl täglich wächst und im Juli Gesperrt wird vom 20. bis mit 25. dieses Monats die Dorfstraße in Schellerhau. Der Fährverkehr wird währenddessen von Brandkataster-Nummer 6 ab bis zu Kataster-Nummer 22 auf den Kommunikationsweg des Königlichen Forstrevieres Alten berg (Abteilung 66 und 67) und beziehungsweise nach der Rehefelder Straße gewiesen. Dippoldiswalde, am 16. Juni 1904. Königliche Amtshauptmannschaft. V-rmkw-rllich-r Md-kkm: Pmü ,-hnr. - Dr-» imd »-rd, «m Carl K Holzversteigerung, Höckendorfer Staatsforstrevier. Gasthof zu Ruppendorf Montag, den 27. Juni 1904, vorm. '/210 Ahr: 1 h. u. 461 w Stämme, 88 h. u. 2739 w. Klötzer, 345 w. Derb- u. 550 w. Reisstangen, 2 rm w. Nutzscheite, 2,s rm h. u. 213,s rm w. Brennscheite, 1 rm h. u. 309 rm w. Brenn- knüppel, 5 rm h. u. 55,5 rm w. Zacken, 5,5 rm h. U. 177 rm w. Aste, 3 rm h. u. 784 rm w. Brennreisig, 3 rm w. Stöcke; Kahlschläge in Abt. 11 u. 41. Durch forstungen in Abt. 15, 29, 41, Einzelhölzer in Abt. 1—3, 32—48, 50—52, 57, 58 u. Res. Stück Nr. I, auf Schneise 1—3, 5—7, 9—12, 14, 18, 19, 23, 25 u. 26. Kgl. Forstrevierverwaltung Höckendorf und Konigl. Forstrentamt Tharandt, Eras. am 13. Juni 1904. Morgenstern. Inserate, welch« Lei der bedeutenden Auslage de» Blattes -ine sehr wirk- same Verbreitung finde«, werden mit 12 P^g., solch« aus unserer «mtshaupt- Mannschaft mit 10 Psg. die Spaltzelle oder deren Raum berechnet. — Ta-