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WHeritz-Mung Anzeiger siir Dippoldiswalde und Umgegend. 4. 69. Jahrgang. Sonnabend, den 3. Oktober 1903. Nr. 116. Vermtworllich-r W-d»wur- Paul Jehnr. - Druck und Verlag MN Carl Irhne " Vbvoldtulualde. Ml. -MEI,«, Mi. land. Md h-°.wM,chM,,ch-- »Mcke-Ba,-,-. Die ,Weih<ritz.ZeUung- erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und aus unserer An Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta- bellarische und kompll- nierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten- Jnkerate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes -ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12P^g., solch« wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. SS Pfg, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg- - Alle Postan- ALNSÄL Anzeiger für DtPMMswmoe uno umgrvrnv. -.».»M. Amtsblatt für die KSm-Nch- Amishaupimamschast, das Migüche Imtsgmcht und dm Ztadtrat zu Dippoldiswalde. Die vrLuSvvrswdoruUeodvItrLe« lür äon 2. Ivrmlu sind für Gebäude mit i/2 Pfennig und für industrielle Betriebsgegenstände mit U/2 Pfennig für jede Bei tragseinheit LM 1. vklodsr fällig und spätestens bis zum Iv. vlelodsi» an die hiesige Stadtsteuereinnahme abzuführen. Dippoldiswalde, am 30. September 1903. Der Stadtrat. Voigt. Bekanntmachung. Nach 8 22 Absatz 3 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 steht den Ergänzungssteuerpflichtigen in Orten bis zu 40000 Einwohnern das Recht zu, bei der Bezirlssteuereinnahme zu beantragen, nicht von der für den betreffenden Einschätzung«, distrikt bestellten Einschätzungs-Kommission, sondern von der Erganzungssteuer«Kom mission veranlagt zu werden. Der betreffende Antrag gilt nur für die Veranlagung auf das Jahr 1W4 Er ist bis zum l. November d. I. bei der unterzeichneten Beztrkss eueremnahme schnstlich anzubringen, mutz die Erklärung des Beitragspflichtigen enthalten, daß er bereit sei, mindestens 40 Mark Erganzungssteuer zu entrichten, und soll m.t genauer Angabe des Wohnorts und der Wohnung (Straße und Hausnummer, bez. Brandkatasternummer) des Antragstellers versehen sein. Dippoldiswalde, den 2. Oktober 1903. Königliche Bezirlssteuereinnahme. DniWM MmWtllW Nil die MMg der MMm Mn. Im In- und Auslande sind die Stimmen niemals verstummt, datz das zur Hebung seines Handels und seiner Industrie für die Stärkung seiner Weltmachtstellung arbeitende Deutschland im Grunde genommen zu spät ge kommen sei. Wenn man Englands riesigen Kolonialbesitz in Asien, Amerika, Australien und Afrika betrachtet, ferner Frankreichs große Kolonien in Afrika und Asien ab schätzt, und dann den kolossalen Länderbesitz Rußlands und der Vereinigten Staaten von Nordamerika überblickt, da mutz man diesen Stimmen in Hinblick auf die Ver teilung der Länder der Erde unbedingt recht geben. Und wenn dann gesagt wurde, daß die anderen Länder dem Deutschen Reiche schon im vorigen Jahrhunderte und noch früher die fettesten Bissen unter den Kolonialländern weg geschnappt hatten, so stimmt dies in Bezug auf Afrika nickt ganz, denn dort sind heute noch zwei ganz große, an Naturschätzen reiche Länder von europäischen Mächten in Besitz oder in Schutzherrschaft zu nehmen, Marokko und Abessinien, aber wir sind hinsichtlich der Erwerbung einer bevorzugten Stellung in Marokko und Abessinien leider auch zu spät gekommen. Für Marokko bereitet sich aller Wahrscheinlichkeit ein französisches Protektorat vor und zwar scheint sich Frankreich und England dabei in sofern verständigen zu wollen, daß Frankreich den ganzen Nordwesten Afrikas, also Algier, Tunis, Tripolis und Marokko in Schutzherrschaft nimmt und dafür England das wichtige Egypten endgiltig überläßt, denn bisher wollte Frankreich die Engländer immer noch nicht als end- giltige Besitzer Egyptens anerkennen. Umstritten und zweifelhaft ist noch die Gestaltung des Einflusses der Groß mächte in Abessinien, aber Frankreich Hal auch dort einen so großen Vorsprung durch seine Eisenbahnbauten erlangt, daß die anderen Großmächte, und dann wieder am aller wenigsten Deutschland, schwerlich Frankreich den Rang ab laufen werden. Die Verteilung der überseeischen Länder hat also ganz entschieden zu Ungunsten Deutschlands statt gefunden. Es ist dies gewissermaßen das Schicksal Deutsch lands, das erst seit 33 Jahre eine große geeinte Macht ist, und deshalb gar nicht im Stande war, den besten überseeischen Länderbesitz zu gewinnen. Lächerlich an maßend und frivol ist es aber auch, wenn jetzt gewisse „kluge Leute" dem Deutschen Reiche höhnische Vorwürfe darüber machen, daß es sich in Marokko und Abessinien wieder die besten Bissen vor der Nase wegschnappen lasse. Das Deutsche Reich hat Frankreich, England und die Ver einigten Staaten von Nordamerika als neidische Neben buhler in Bezug auf seine Weltmachtstellung zu betrachten, uüd wenn wir auch Marokko und Abessinien gegenüber wahrscheinlich eine weitblickendere Politik noch hätten treibe» können, aber im übrigen haben wir es in Bezug auf überseeischen Ländcrerwerb immer mit einer ganzen Anzahl Gegner zu tun, gegen die Deutschland keinen See krieg führen kann, um überseeische Länder zu erwerben, das wäre der Ruin des Deutschen Reiches. Wohl kann und niuß aber Deutschland in den überseeischen Ländern und zumal auch in Marokko und Abessinien seinen Ein fluß dohin geltend machen, daß dort die Handelspolitik der offenen Tür möglichst zur Geltung kommt und Deutsch lands Handel nicht beeinträchtigt wird. Dadurch gewinnt Deutschland doch Anteil an der Verteilung der überseeischen Länder, denn der deutsche Handel im Auslande ist nächst dem englischen und nordamerikanischen schon jetzt der be deutendste, und die gute Leistung des deutschen Kaufmanns und Fabrikanten muß uns in Verbindung mit der großen deutschen Handelsflotte, welche die zweitgrößte der Erde ist, das ersetzen, was uns an überseeischem Länderbesitze abgcht, bis vielleicht spätere Weltereignisse auch in dieser Hinsicht andere Länderverteilungen herbeisühren. Vor 30 Jahren hatte ja Deutschland noch gar keinen überseeischen Länderbesitz und jetzt hat es doch schon eine ganze An zahl Kolonien und Inseln. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das Sommersemester an der Deutschen Müllerschule fand Mittwoch durch eine angemessene Abschiedsfeier im Zeichensaale der Schule seinen Abschluß. Herr Lehrer Wolf begrüßte im Namen der Direktion die zahlreich erschienenen Ehrengäste, unter denen auch ein Vertreter des Deutschen Mühlenverbandes, Herr Privatus Naumann, anwesend war. Sodann be richtete er, daß das Semester am 22. April mit 62 Schülern seinen Anfang nahm, von denen drei im Laufe des Halbjahres ausschieden und einer, als braver Schüler schmerzlich betrauert, von einem plötzlichen Tode in seiner Heimat dahingerasft wurde. Seit Bestehen der Schule aber ist dieselbe nunmehr von 1282 Studierenden besucht worden. Auch gedachte Redner dankend der Stiftungen, welche der Schule wiederum im letzten Jahre zugingen, als 6000 M. seitens der Sächsischen Regierung, 3000 M. vom Deutschen Reichsamte und 2000 M. seitens des Deutschen Mühlenverbandes. Sein Abschiedswort, welches Herr Wolf darauf den Scheidenden zurief, gründete er auf einen Ausspruch des Dichters Scheffel: „Wie hoff nungsgrün und beseligt ist der Mensch, der in jungen Tagen auf unbekannten Pfaden unbekannter Zukunft ent gegenzieht, — die weite Welt vor sich, den Himmel blau und das Herz frisch, als müßte sein Wanderstab überall, wo er ihn ins Erdreich stößt, Laub und Blüten treiben und das Glück als goldenen Apfel in seinen Zweigen tragen". Hieran knüpfte er, goldenen Perlen gleich, wohl gemeinte Mahnungen, herzliche Wünsche und hoffnungs volle aufmunternde Zurufe an die ins praktische Leben wieder Zurückkehrenden. Zum Schluß händigte er 20 Abgehenden das auf Grund ihrer bestandenen Prüfung erworbene Reifezeugnis aus, während noch zwei, die Herren Emil Kron aus Hartwigstal bei Wandsbeck und Oswald Dücker aus Oldendorf in Hannover, für hervor ragenden Fleiß und vorzügliches Betragen, durch Diplome ausgezeichnet werden konnten. Das Ende der Feier bildete ein ebenfalls an die Scheidenden gerichtetes Schlußwort des Vorsitzenden des Müllerschulausschusses, Herrn Stadt rat Schnabel, worin derselbe den Wunsch ausspricht, daß die ersteren in dankbarer Erinnerung immer, wo sie auch seien, die Interessen der Deutschen Müllerschule vertreten möchten. — Die hiesige im Mai dieses Jahres ins Leben ge rufene Sanitäts-Kolonne des am Orte befindlichen -König!. Sächs. Militäroereins geht nunmehr dem Ziele ihrer Ausbildung und der offiziellen Prüsung entgegen. Um die Ausbildung der Kolonne hat sich Herr l)r. meck. Voigt besonders verdient gemacht durch unermüdliche, treff liche und fachkundige Unterweisung. Die Mitglieder der selben haben sich mit lobenswertem Fleiß und Eifer dem Unterricht gewidmet und sind demzufolge soweit gefördert, daß sich die Kolonne getrost mit jeder andern messen kann. Es sind allwöchentlich zwei und mehr Unterrichts stunden bisher abgehalten worden, und zwar meift im Vcreinszimmer des Militärvereins. Praktische Hebungen sanden außerdem am Krankenhaus, in der Turnhalle und auf der Aue statt. Die Ausbildung erstreckte sich unter anderem auf Aneignung allgemeiner Kenntnisse von der Beschaffenheit des menschlichen Körpers, über Verband-, Lagernngs- und Transportgerätschasten, über die erste Hilfe bei Verletzungen, Bewußtlosigkeit und plötzlichen Er krankungen, sowie auf den Transport der Verwundeten und Kranken mit oder ohne Tragen, auf Wagen oder anderen Transportmitteln rc. Die Mitglieder der Kolonne wollen sich am 18. d. M. der erforderlichen Prüfung unterziehen. Die Abnahme der Prüfung wird vor dem Landesdelegierten für die freiwillige Kriegs-Krankenpflege im Königreich Sachsen und einem von dem Königlichen Kriegsministerium kommandierten höheren Sanitätsoffizier, sowie einem Mitglied des Direktoriums des Landesvereins vom Roten Kreuz geschehen. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate September d. I. 869 Einzahlungen im Be trage von 67 920 M. 24 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 249 Rückzahlungen im Betrage von 38307 M. 18 Pf. Ueberhaupt sind in der Zeit vom I. Januar bis 30. Sep tember d. I. 615 863 Mk. 45 Pf. Einlagen in 8400 Posten, 49000 Mk. — Pf. Kapital-Rückzahlungen, 166323 Mk. — Pf. Zinsen, 13350 Mk. — Pf. für Wertpapiere, 35 000 Mk. — Pf. Bankrückzahlungen, 188 Mk. 80 Pf. Insgemein 879 725 Mk7 25 Ps. in Sa. vereinnahmt, dagegen 586813 Mk. 96 Pf. Rückzahlungen in 4019 Posten, I 198 Mk. 57 Pf. Zinsen an die Einleger, 185190 Mk. — Pf. Kapital-Ausleihungen, 50 980 Mk. — Pf. Bankeinlagen und 26 052 Mk. 09 Pf. abgelieferte Ueberschüsse und Verwaltungsaufwand 850234 Mk. 62 Pf. in Sa. verausgabt worden. — Geschäftsbericht des Vorschußoereins für Dippoldis walde u. Umg. (e. G. m. b. H.) auf den Monat Sep tember: Einnahme: ^9277 Mk. Spareinlage, 10000 Mk. Bankeinlage zurück, 50 Mk. Mietzins, 249 Mk. 50 Pfg. Couponzinsen, 12423 Mk. Vorschüsse zurück, 214 Mk. 75 Pfg. Provision, 869 Mk. Zinsen. — Ausgabe: 18 741 Mark ausgeliehene Vorschüsse, 2100 Mk. Bankeinlage, 301 Mk. 65 Pfg. Effekten, 8501 Mk. Spareinlage zurück, 2 Mk. 55 Pfg. Zins, 64 Mk. Dividende, 30 Mk. Revi sionsgebühr. Schmiedeberg. Bei hiesiger Gemeindeverbands- Sparkasse wurden im Monat September d. I. 68 Ein zahlungen im Betrage von 3844 Mk. 64 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 33 Rückzahlungen im Betrage von 4548 Mark 58 Pfg. Glashütte. Vorigen Sonntag wurde das Abturnen des hies. Turnvereins abgehalten. Der Auszug ging vom Gasthof „Zur Sonne" aus. Der Ball war im „Goldnen Glas". Vorher gingen zwei Einakter, von den Diletanten des Vereins brav gespielt. Besondern Beifall sand „Das Schwert des Damokles". 3 Mitglieder, welche über 25 Jahr dem Vereine angehören, wurden dekoriert, wie auch 6 Turner, welche nächstens zum Militär ein rücken, die übliche Tabakspfeife als Andenken erhielten. Possendorf. Die diesjährige Haussammlung für den Gustav Adolf-Verein hat in unserer Parochie den Ge samtbetrag von 295,80 M. ergeben. Im Vorjahre 1902 wurden >93,15 M. gesammelt. Dresden. Im Hauptsaale des Ausstellungspalastes fand Mittwoch nachmittag 1/26 Uhr der feierliche Schluß der deutschen Städteausstellung im Beisein des Kgl. Kommissars Negierungsrat von Vurgsdorsf und des Staats ministers von Metzsch statt. Der Akt wurde durch Musik eingeleitet, dann hielt Staatsminister von Metzsch eine längere Ansprache. Er konstatierte in derselben zunächst die Erfolge und weittragende Bedeutung der deutschen Städt Ausstellung und brachte zuletzt im allerhöchsten Auf trage den Dank und die Grüße des Königs an alle, die zum Gelingen des Werkes in Sachsens Residenz beigetragen haben, zum Ausdruck. Die Schlußrede hielt Bürgermeister Leupold. Sie klang in ein begeistertes Hoch auf den König aus, nach dessen Verhallen Stadtrat vr. Fischer