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aupt zu befassen. Auch wir meinen, bah die Bezeichnung „Schiffstaufe" der kirchlichen Veranstaltung von der Taufe als einem Sakrament keinen Abbruch tun kann. — Als Kandidaten für die Nachsolgeschaft des Reichs gerichts-Präsidenten v. Oehlschläger — dessen Abschieds gesuch übrigens noch nicht vorliegt — nennt man in unterrichteten Kreisen, wie man aus Berlin schreibt, jetzt auch den Unterstaatssekretär im Staatsministerium Frei herrn v. Seckendorf und den Oberlandesgerichtspräsidenten Wirkt. Geh. Ober-Justizrat vr. Hamm in Köln. — Aus München melden die Blätter, die bayrische Festung Germersheim werde Reichsfestung, während die Festung Ingolstadt ihres Charakters als Festung ersten Grades entkleidet werden soll. Einen Gouverneur werde Ingolstadt somit nicht wieder erhalten. Breslau. Zur Verhütung von Hochwasserkatastrophen sollen nach Mitteilung des Oberpräsidialrats vr. Michaelis zwei Talsperren in Oberschlesien, eine oberhalb von Ziegenhals für 50 Millionen Kubikmeter Wasser und eine zweite für 5 Millionen Kubikmeter erbaut werden, eventuell unter Zuziehung von Oesterreich. Der Schaden, den das Julihochwasser in Schlesien angerichtet, sei auf 17 bis 18 Millionen Mark zu veranschlagen. Hamburg. Der Senat beantragte bei der Bürger schaft die Bewilligung von 8301500 M. zur Herstellung einer Wasserstraße für den oberelbischen Flußschiffsver- kehr nach dem Kuhwärder Hafen und zur Errichtung neuer Zollabfertigungsstellen hierfür, nebst Herstellung einer Bahnverbindung von Peute nach dem Bahnhof Wilhelmsburg. Graz, 16. Sept. Das Hochwasser in Steiermark hat in wenigen Stunden zahllose Existenzen vernichtet und Menschenleben gefordert. Bei Villach soll der Drau- fluß außer Tierkadavern auch Menschenleichen mit sich führen. In Hallein trieb die Salzach eine männliche Leiche an. Im Zillertal stieg das Hochwasser bis gestern. Die Gräber des Kirchhofes sind aufgewühlt und die Grab steine umgebrochen. Der Vahnverkehr nach allen Rich tungen hin ist unterbrochen. Einige Ortschaften befinden sich in Gefahr. — Aus Böhmen wird geschrieben: Ein deutscher Reichsunmittelbarer Fürst und die schwarz-rot-goldene Fahne. Der hochgeborene Prinz von Schaumburg-Lippe aus Nachod, ein Herr, den man schon von Trautenau aus wegen seiner „Liebe" zum schwarz-rot-goldenen Banner kennt, war am Dienstag voriger Woche in Braunau zur Einweihung der evangelischen Kirche anwesend. Er war in Begleitung des Majors Varon v. Ulmenstein zunächst zur Besichtigung der Braunauer Viehausstjellung gekommen und schon hier erregte es sein hohes Mißfallen, daß am Eingänge neben einer schwarz-gelben auch die schwarz- rot-goldene Fahne gehißt war. Er gab diesem Mißfallen auch in einer nicht mißzuverstehenden Weise Ausdruck, in dem er erstens einmal jene Kasse zum Eingänge wählte, über welcher die schwarz-gelbe Fahne wehte und nicht mehr als die vorgcschriebene Eintrittsgebühr von 50 Heller entrichtete. Nach kurzer Besichtigung der Ausstellung be gab sich der Prinz im vierspännigen Wagen zur Ein weihungsfeierlichkeit der evangelischen Kirche, zu der er geladen war. Doch auch hier sollte das Herz des hoch- edlen Henn nicht Frieden finden. Denn, o Schreck, oben vom Turme des neuerrichteten Kirchleins grüßten leuchtend schwarz-rot-goldne Fahnen. Der Prinz wandte sich denn auch in nervösem Tone an vr. Mallat, diesem bedeutend, daß er als guter Oesterreicher gekomnien sei und unter dieser Trikolore, dabei zeigte er auf die verhaßte Fahne, dem Feste nicht beiwohnen könne. Er fuhr gleich von dannen, ohne daß er auch nur einen Blick in das Kirchlein getan hätte. Co stellt sich der reichsdeutsche Hochadel dar: der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen bestellt tschechische Agigatoren zur Beaufsichtigung seiner Güter, und ein Prinz von Schaumburg-Lippe kriegt den Koller, wenn er die alten deutschen Farben erblickt. Bekanntlich ist ein anderer Schaumburger, Prinz Adolf, der Schwager des deutschen Kaisers! Frankreich. In Rußland scheint man das Bedürf nis zu haben, sich über militärische Geheimnisse des „ver bündeten" Frankreich zu unterrichten. Nach halbamtlicher Meldung ist in Loricnt eine Russin verhaftet worden, die der Spionage beschuldigt wird. In Paris ist man davon selbstverständlich peinlich berührt und übergeht die Sache möglichst mit Stillschweigen. Die Chauvinisten werden bedauern, daß die Spionin keine Deutsche, Italienerin oder Oesterreicherin ist. Dann ließe sich doch wenigstens Kapital aus der Angelegenheit schlagen! So aber ist nichts zu machen oder es müßte sich denn nachweisen lassen, daß die Verhaftete gar nicht für ihr Vaterland spioniert, sondern im Solde des Dreibundes gestanden hat. Vielleicht geben einige spitzfindige Leute an der Seine sich die Mühe. England. Die Entscheidung in der schleichenden englischen Ministerkrisis scheint bei dem in den letzten Tagen in London stattgesundencn Kabinetsrat, nach den hierüber vorliegenden Meldungen zu urteilen, noch nicht gefallen zu sein. Immerhin hält es die in enger Fühlung mit den Regierungskreisen stehende „St. James Gazette" für gewiß, daß der Kolonialminister Chamberlain zurücktreten werde, falls di« Regierung seine Vorschläge betreffs der Vorzugszölle nicht annehmen sollte. Inzwischen hat der Premierminister Balfour in einer Schrift, die er der» übrigen Ministern zugehen ließ, seine Ansichten über Frei handel und Schutzzoll niedergelegt. Balfour gelangt hier bei zu dem Schluß, England müsse eine Milderung der mit dem Schutzzollsystem verknüpften Uebel zu erreichen suchen, und zwar durch Unterhandlungen mit den fremden Staaten. Die Schrift wird als Vorläufer der wirtschaft lichen Rede betrachtet, die Balfour am 1. Oktober halten will. Die Meinungen der Londoner Blätter über die Stellungnahme Balfours zur Handelspolitik Chamberlains in dieser Broschüre lauten einstweilen widersprechend. Serbien. Der Versuch des Königs Peter, seinen Bruder Arsen zum General zu ernennen und ihm das Kommando des aktiven Heeres zu übertragen, wie es einst König Milan inne hatte, scheiterte an dem entschie denen Widerstand der Verschwörer, die in Prinz Arsen einen geheimen Widersacher wittern. Sie erklärten dem König, daß sie in keinem Falle zugeben können, daß Prinz Arsen mit einemmal General und Armeekomman dant werde, während er es in Rußland mit Protektion des Kaisers bloß zum Rittmeister gebracht habe. Auch gegen die Lebensweise des Prinzen in Paris werden Ein wendungen erhoben. Da auch der Vorschlag auf Ertei lung einer Jahresapanage von 200000 Frank an den Prinzen Arsen auf Widerstand stoßen dürfte, heißt es, der Prinz werde demnächst Serbien für einige Zeit ver lassen. China. Aus Niutschwang wird gemeldet, daß die Pestepidemieernste Gestalt angenommen hat. Während des vergangenen Monats seien ihr mehrere Hundert Menschen zum Opfer gefallen. Der amtliche Bericht gibt etwas ge ringere Zahlen an. Die starken Regenfälle in der letzten Zeit haben meilenlange Strecken des die Mandschurei durchziehenden Teiles der sibirischen Bahn zerstört, wodurch der Verkehr einen starken Aufschub erleidet. Die auf dem Wege von Europa nach China befindlichen Reisenden schlagen daher den Umweg über Wladiwostok! und Japan nach China ein. Sparkasse zu Schmiedeberg. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 20. September, nachm. 2 bis b Uhr. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 20. September, nach mittags Vr3 bis 0 Uhr. Sparkasse zu Seifersdorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 20. September, nachm. 3 bis b Uhr. Sekretariat des Dresdener Renn. I ! mm «,»>»»»