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drü 2b. September vormittags 8 Uhr statt. Für die erst genannte Schau sind im ganzen 90 Stück, sür die zweite 115 Stück angemeldet worden. Es steht mithin zu er- warten, daß diese beiden Ausstellungen Gelegenheit bieten werden, zur Beurteilt ig der Entwicklung, welche die Ziegenzucht in beiden Städten und deren nächster Um gebung in den letzten Zähren genommen hat. — Im Alter von 60 Jahren starb in Greisfenberg i. Schl, der Vater des am Fichtelberge ermordeten Reisenden Leopold Hörder, Kaufmann Heinrich Alexander Hörder. Der Schmerz, der dem bejahrten Herrn durch die Ermordung seines hoffnungsvollen Sohnes zugefügt wurde, dürfte ihn gebrochen haben. — Der Schutzmann Richard Mar Krause von der Gemeinde Döltzschen ist wegen Sittlichkeitsdelikts ver haftet worden. — Ein schweres Sittlichkeitsverbrechen wurde in Olbersdorf (Lausitz) an einer auf dem Felde arbeiten den Magd des Gutsbesitzers Siegert verübt. Als Täter wurde ein 20jähriger Bursche namens Zimmermann aus Engelsdorf i. V. verhaftet. Freiberg. Vom königl. Landgericht wurde der Technikumschüler Kurt Fritz Gustav Müller in Fürsten walde, geboren am 25. August 1882 in Fürstenwalde, wegen fahrlässigen Falscheides zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Mügeln, 16. September. Auf dem großen Fabrik neubau des Baumeisters Voigt an der Teichelstraße hier- selbst ist gestern der Streik ausgebrochen. An den Straßen- zugängen, sowie am Bahnhofe sind Streikposten aufgestellt. Eisenberg-Moritzburg. Vor einigen Tagen wurde dar Pferd eines hiesigen Einwohners, als derselbe nach Dresden fahren wollte, in der Nähe des Gasthofes „Zum wilden Mann" durch ein überholendes Automobil scheu, der Wagen schlug um, die Insassen, der Besitzer des Fuhr werks, seine Ehefrau, sowie noch eine bekannte Frau der selben, wurden herausgeschleudert und durch den umge stürzten Wagen noch ein Stück mit fortgeschleift. Alle drei Personen erhielten Verletzungen am Gesicht und an Armen und Füßen, sodaß denselben, fast ohnmächtig, die erste Hilfe durch Verband dort geleistet und sie durch ein anderes Fuhrwerk wieder hierher zurückgebracht werden mußten. Die Verunglückten, welchen auch dabei die Klei dung zerrissen, sowie Geldtäschchen und andere Sachen verloren gegangen sind, leiden jetzt noch an den Ver letzungen, und es kann noch eine Zeitlang dauern, ehe dieselben wieder vollständig hergestellt sind. Das Auto mobil fuhr wie gewöhnlich im rasenden Tempo davon, und konnte der Führer desselben nicht ermittelt werden. Hartau. In ernste Gefahr geriet am Sonntag abend der vierjährige Knabe Neumann auf der hiesigen Dorf straße. Der Knabe hatte sich an ein Geschirr angehängt; als er losließ, fuhr em anderes Geschirr vorüber, das Kind geriet unter die Pferde und der Wagen ging über das selbe hinweg. Wunderbarerweise ist der Knabe mit einigen ganz leichten Verletzungen davongekommen. Leipzig, 15. September. Ein recht schwerer Unglücks fall, dem ein junges Menschenleben zum Opfer fiel, er eignete sich gestern nachmittag in der 5. Stunde im Grund stück Johannastraße 4 in Dösen. Der Besitzer genannten Grundstücks, der Maurerpolier Johann Friedrich Mentzel, hatte neben dem im Keller errichteten Backofen, um leicht entzündbares Feuerungsmaterial stets bei der Hand zu haben, einen großen Haufen Hobelspäne niedergelegt. Zu besagter Zeit belustigten sich nun seine, sowie auch zwei fremde Kinder damit, daß sie den Spänehqufen erstiegen und sich darin versteckten. Hierbei muß nun eines der Kinder auf den unseligen Gedanken gekommen sein, ein Streichholz zu entzünden. Sofort stand der ganze Haufen lichterloh in Flammen. Während es den übrigen Kindern gelang, sich zu retten, vermochte dies der fünf Jahre alte Sohn Kurt des Mentzel nicht, da er ganz hinten in der Nähe des Fensters sich versteckt hatte. Auf die Hilferufe der Kinder eilte sogleich der Vater des Knaben herbei, dem es nach Löschen des Feuers mit einigen Eimern Wasser und nach Zerschlagen der Fensterscheiben auch ge lang, bis zu dem Knaben vorzudringen. Leider hatte dieser bereits so schwere Brandwunden davongetragen und vor allem derart unter der Einwirkung der entwickelten Hitze gelitten, daß er im Krankenhause zu St. Jakob, wo hin man ihn sofort gebracht hatte, bald nach seiner Ein lieferung den Geist aufgab. Plauen. Einen Gemeindeverband für Haftpflicht versicherung haben die Gemeinden in der Amtshaupt mannschaft Annaberg errichtet. Ein solcher soll auch für die hiesige Amtshauptmannschaft angestrebt werden. Tagesgeschichte. Berlin. Der Kaiser wird, wie schon gemeldet, bei der Enthüllung des Denkmals für Kaiser Wilhelm I., das die Provinz Westpreußen in Danzig errichtete, am 21. September anwesend sein. Hierbei wird er dem Ver nehmen nach einen Ausschuß der Arbeiterschaft der Danziger Staatswerkstätten in Stärke von 50 Mann empfangen. Ein Sprecher wird dem Monarchen die Gefühle der Arbeiter schaft aussprechen. — Das Berliner Polen blatt „Der Narodowiec" („Der Nationale"), von dem es hieß, er werde in eine Tageszeitung umgewandelt, kündigt an, daß es sich ge zwungen sieht, wegen Geldmangels sein Erscheinen einzu stellen. — Zum Militärpensionsgesetz bemerkt die „Neue Polit. Äorrcsp.": „Die Angabe der „Nationalliberalen Korres.", daß an der Reform des Militärpensionsgesetzes eifrig gearbeitet werde, so daß der betreffende Entwurf dem neuen Reichstage vermutlich baldigst zugehen werde, trifft nur bevWt ßü. Die seintrzeit km KriegsministeriuM fettiggestellte Vorlage unterliegt allerdings der Umarbei tung — voraussichtlich aus siüaNziellen Gründen, — wann aber der Reichstag die Vorlage erhalten wird, steht noch aus. Auch hierfür ist die Finanzlage von erheblichem Einfluß." Oesterreich-Ungarn. Der österreichische Reichs rat wird Nunmehr für den 23. d. M. einberufen. Die dies malige Tagung wird jedoch nur eine kurze sein und die Volksvertretung sich blos mit den an die Einstellung der Rekruten des Jahres 1903 zu knüpfenden Voraussetzungen zu beschäftigen haben, um die Zurückbehaltung der Wehr pflichtigen des dritten Jahrganges zu vermeiden. Nach Erledigung der darauf bezüglichen Regierungsvorlagen werden die schon tagenden Landtage ihre Tätigkeit fort zusetzen, der böhmische und der tiroler Landtag dieselbe unverzüglich zu beginnen haben. Petersburg, 17. September. In Hamel, Gouver nement Mohilew, entstand am 11. September infolge eines Streites zwischen einem Bauers und einem jüdischen Händler eine erbitterte Schlägerei. Die Juden empfingen die ein greifende Polizei mit Steinwürfen und Schüssen. Mehrere Personen wurden verletzt. Am 14. September wiederholten sich die Unruhen, indem die Arbeiter jüdische Buden zer störten. Die Juden wehrten sich, wobei auf beiden Seiten 20 Personen verwundet wurden. Auf das anrückende Militär schossen die Juden, das Militär erwiderte das Feuer und stellte die Ruhe wieder her. 4 Christen und 2 Juden wurden getötet." London, 17. September, 10 Uhr abends. Chamber lain, Ritchie und der Staatssekretär für Indien, Hamilton, demissionierten. (S. 2. Beilage.) Der König nahm die Demission an. Vermischtes. " Ein heiteres Jagdgeschichtchen wird der „Münch. Allgem. Ztg." aus Lenggries in Oberbayern mitgeteilt. Prinzregent Luitpold hatte in Lenggries übernachtet und beschlossen, am nächsten Morgen mit einem Herrn des Ge folges nach dem benachbarten Fall zu fahren. Der Ent schluß wurde dem Posthalter, der Wagen und Pferde stellen sollte, und durch diesen wieder dem alten Kutscher Marti mitgeteilt, der ob der hohen Ehre und wahrschein lich auch wegen des zu erwartenden reichlichen Trinkgeldes schier aus dem Häuschen geriet. Der Regent hielt es nachträglich aber für besser, wenn über die Fahrt nichts bekannt würde. Er ließ deshalb den Posthalter dahin verständigen, und diesem lag die Aufgabe ob, dem Marti die Sache wieder auszureden unter dem Vorwande, nicht den Regenten, sondern zwei andere Herren aus der Stadt müsse er fahren. Marti war wütend, und seine schlechte Laune machte sich auch dann noch Luft, als die beiden „Stadtsrack", wie er sie nannte, bereits eingestiegen waren. Das amüsierte den Regenten. Je mehr gelacht wurde, desto deutlicher wurde Marti aber, und der Regent be schloß, der schlechten Laune des brummigen Pferdelenkers durch ein 20-Mk.-Stück Einhalt zu tun. Der Adjutant reichte also das Goldstück und siehe da, es wirkte Wunder. „Was!" meinte Marti, „dös is ganz ailoa für mi?" „Natürlich," war die Antwort. „Da muas i mein Herrn nix davon geb'n?" forschte Marti vorsichtig weiter. „Nein, nein, mein lieber Marti," sagte der Regent, „das soll eine Entschädigung dafür sein, daß Du den Prinzregenten nicht hast fahren dürfen." Jetzt war Marti plötzlich sehr zu frieden; mit schleunigem Griff ließ er das Goldstück in seine Tasche verschwinden und halb umgewendet rief er in den Magen: „Also ganz ailoa für mi, nochat dank i halt recht schö, und wißts was — hiatz kann mir der Regent oa an Buckel naufsteigen!" Der Regent soll lange nicht so gelacht haben. * Strenge Forderungen amerikanischer Dienstmädchen, welche die Hausfrauen zittern machen können, werden jen seits des Ozeans von der bivusekolck >Vorker protektive Onion aufgestellt. Diese Dienstboten-Organisation schreibt u. a. folgende Bedingungen vor: „Alle Haushaltungs- Arbeiterinnen, die bei einer Herrschaft neun Monate oder darüber gewesen sind, sollen zwei Wochxn Ferien bei vollem Salär erhalten." Tin anderer Paragraph bestimmt: „Jede Dame, die Hausbedienung mietet, muß imstande sein, Empfehlungen hinsichtlich ihres Charakters und Rufes zu geben. Dieses Zeugnis muß von der letzten Dienerschaft ausgestellt werden, die bei ihr in Lohn und Brot war." Und endlich: „Kein Mitglied der Union darf ohne guten und triftigen Grund entlassen werden. Geschieht solche Entlassung ohne Gründe, welche der Union als hinreichend erscheinen, so dürfen Hinfort Mitglieder des Verbandes bei Personen keine Dienste mehr nehmen, welche ihre Kolleginnen in der Union entlassen." ' Moderne Wohlfahrtseinrichtungen. Regierungs präsident (der einem Bürgermeister eines kleinen Land städtchens Audienz erteilt): „Ich habe mit Vergnügen gehört, daß in letzter Zeit von ihrer Heimatstadt verschiedene gemeinnützige Einrichtungen geschaffen wurden!" — Bürger meister (stolz): „Ja, Erzellenz, seit die vielen Automobils durchs Städtchen kommen, haben wir 'nen Samariter verein gegründet, eine öffentliche Verbandstelle haben wir eingerichtet, einen vereidigten Viehtarator haben wir an gestellt, der Schutzmann hat ein Fahrrad bekommen, da mit er den Automobils nachsetzen kann, wenn's durch- brennen wollen, und das Krankenhaus ist um 12 Betten erweitert worden!" ' Humoristisches. Der Sohn seines Vaters. „Du, Vata, is dös a' Sünd', wenn ma' aus'm Maßkrug a Wasser trinkt?" Boshaft. A.: „Meine Frau habe ich gelegentlich eines Eisenbahnunfalles kennen gelernt!" — B.: „Können Sie da nicht Schadenersatz von der Eisenbahn- I Verwaltung beanspruchen?" — — Sinnige Ehrung. An läßlich seines 40 jährigen Bühnenjubiläums wurde dem Souffleur des Hoftyeaters die Rettungsmedaille am Bande verliehen. Frauenleven in Indien. Daß die Frau im Orient nicht die ihr gebührende Stellung einnimmt, wie sie die abendländischen Frauen längst innehaben, ist bekannt. Selbst in Bengalen, einem dem europäischen Einfluß am meisten ausgesetzten Teile Indiens, ist die Stellung des weiblichen Geschlechts, wenig stens in den höheren Gesellschaftsklassen, eine unwürdige. Obwohl die Grundzüge der Betrachtung und Behandlung des Weibes in fast allen Distritten des ausgedehnten Landes dieselben sind, kommen doch je nach der Gegend Abweichungen vor, die hier und da fast wie ein Fort schritt in der Wertschätzung der Frau erscheinen. Im all gemeinen gilt sie aber als Sklavin des Mannes. In den niederen Volksschichten erhebt sie sich am frühen Morgen von ihrem harten Lager auf dem Lehmboden der Hütte, um sür den Eheherrn das Frühstück zu bereiten. Im Hause ist sie nur mit einem Schurze bekleidet; außerhalb des Hauses sieht man sie nur in sittsamer Kleidung: ein großes Stück Baumwollenzeug wird zur Hälfte um die Hüfte geschlungen, zur Hälfte um den Oberkörper gelegt. Das lange, schwarze Haar ist in einen Knoten gebunden; Perlschnüre, metallene Armbänder und Knöchelringe schmücken den Körper. Während die Frau den Reisbrei bereitet, erhebt sich der Mann vom Lager, und vor dem Frühstück hockend, langt er sich eine Handvoll Reis nach der anderen heraus, während die Gattin, seines Winkes gewärtig, hinter ihm steht. Erst wenn er sich gesättigt hat, kommt sie an die Reihe. Den schweren Teil der Feldarbeit besorgt meist der Mann, nur leichtere Arbeiten fallen der Frau zu. So besorgt sie das Jäten des Unkrautes und das Verpflanzen der Reispflanzen. Während die Männer auf dem Felde tätig sind, füttern die Frauen das Vieh, flechten Matten und Körbe, spinnen die selbstgebaute Baumwolle und be reiten das Mittagsmahl. Natürlich fällt ihnen auch die Beaufsichtigung der Kinder zu. Bei der Rückkehr des Mannes hat die Frau die Pflicht, ihm Waschwasser über Hände und Füße zu gießen. Ist der Gatte siegreich und mit Beute beladen von der Jagd heimgekehrt, so preist sie ihn während des Waschens mit überschwänglichen Reden. Die Dienstleistung beim Waschen verlangen selbst die noch in den Kinderschuhen steckenden Söhne von der Mutter. Während die Frauen der vornehmeren Klassen nicht selten ein sehr abgeschlossenes Leben führen, genießen die der unteren Schichten die Vergnügungen ihres Standes. Wenn die Abendmahlzeit eingenommen ist, begibt sich die ganze Familie oftmals zu dem öffentlichen Tanzplatze. Frauen und Mädchen sind festlich geschmückt. Reigentänze leiten die Festlichkeit ein. Die dunklen, schlanken Gestalten gewähren in ihrer stolzen, aufrechten Haltung einen schönen Anblick. Bald aber beteiligt sich alles, Männer, Frauen und Kinder, ausgiebig an dem Genüsse des Reisbrannt weins, der auch bald seine Wirkung zeigt. Die Tänze werden zügelloser, die Bewegungen leidenschaftlicher, jauchzend schlagen die Mädchen die schweren Messing- ringe, die ihre Arme schmücken, aneinander. An die Stelle der harmlosen Fröhlichkeit tritt schließlich ausschweifende Lust. In vielen Teilen Indiens ist der Familiensinn stark ausgeprägt und die Liebe der Eltern zu den Töchtern ebenso groß als zu den Söhnen. (F^setzung folgt.) Kirchen-Nachrichten von Dippoldiswalde. 15. Sonntag rach Trinitatis, 20. September 1903. Tert: Ap.-Gesch. lb, 9-ZS. Lied Nr. 212. Borm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl in der Sakristei. Superint. Hempel. Bonn. 9 Uhr Predigt-Gottesdienst. Pastor Sieber. Vorm. 11 Uhr Kinder-Gottesdienst. Predigtamts-Kandi- dat Klein. Vorm. 1l Uhr Gottesdienst in der Bezirks-Anstalt. Pastor Sieber. Wettervorhersage für den 19. September. Charakter des Wetters: wahrscheinlich trocken. Temperatur: mittel. Windrichtung: Ost. Barometerstand: hoch. Sparkasse zu Dippoldiswalde. (Im Nathhaus, Parterre). Erpeditions - Stunden: Sonntags von 2 bis 4 Uhr, an allen Wochentagen von 9 bis 12 Uhr und 2 bis 4 Uh». Borschußverein zu Dippoldiswalde. (Kassierer: Kfm. R. H. Lincke.) Täglich (mit Ausnahme des Sonntag und Mittwoch) von Vormittags 9 bis 12 Uhr und Nachmittags von 3 bis 5 Uhr.) Volks-Bibliothek in Dippoldiswalde. Im Schulgebäude. Jeden Sonntag von 11—12 Uhr mittag». Altertumsmufeum. Geöffnet: Sonntags von 11—12 Uhr im hiesigen Wachlokal, 2 Treppen. MMMtM i«f Sie Scheck,-MW" nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Ar Miim Ser.LchmtzWm"'.