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Atmung 30, Temperatur 36,6. — Die Gefahr einer plötz lichen Katastrophe ist gewachsen. Frankreich. Die neue französische Infanterie- Uniform, die man bei der Revue am Dienstag zum erstenmal sah, gibt viel zu reden und viel zu tadeln. Man findet, die „Bluse" sei gar zu lässig und der „Buren hut" nehme sich, so lange er ganz neu ist, nicht übel aus, aber der Regen werde ihm arg zusetzen, und dann werden die armen Pioupious nicht mehr nach Soldaten, sondern höchstens nach Nationalgarden oder Freischärlern aussehen. Den Soldaten soll die Uniform besser einleuchten, weil die Metallknöpfe durch solche aus Horn ersetzt sind, die sie der Mühe des Putzens entheben. Eine weitere Reform oder richtiger Vereinfachung des Kriegsministers Andre flöht auf Widerstand bei Militär und Civil, nämlich die Abschaffung der weißen Handschuhe bei den Paraden. Ohne Zweifel liegen die Handschuhfabrikanten einflubreichen Journalisten in den Ohren, damit ihnen die riesenhaften Bestellungen nicht entgehen. England. Das neue englische Armeegewehr scheint nichts zu taugen. Das Londoner Blatt „Daily Erpreß" behauptet, daß Sachverständige zu der Ueberzeugung ge kommen seien, daß das neue englische Armeegewehr, welches seit nunmehr zwei Jahren geprüft wird, sich zum Gebrauche nicht eignet. Der Lauf des neuen Gewehres war. um 5 Zoll verkürzt worden, das soll die Unbrauch barkeit des Gewehres veranlaßt haben. Visier und Korn werden durch diese Verkürzung zu nahe aneinander ge rückt, wodurch die Treffsicherheit der Waffe leidet. Da das Gewehr außerdem stieß, versuchte man ein leichteres Heraustreten des Geschosses durch eine Erweiterung des Laufes an der Mündung herbeizuführen. Der Erfolg war der, daß die Treffsicherheit noch geringer wurde. Die Fabrikation des Gewehres soll vorläufig eingestellt sein. Die indische Regierung steht im Begriff, für die indische Armee das alte Modell zu bestellen. England. Die Iren beharren auf ihrem entschieden ablehnenden Standpunkt gegen England. Die Dubliner Stadtverordneten verwarfen am Montag mit 40 gegen 37 Stimmen den Antrag, dem König bei seinem Besuche in Dublin eine Adresse zu überreichen. Der Abstimmung gingen überaus stürmische Szenen voraus. Eine unge heure Menschenmenge umlagerte das Stadthaus und er stürmte mit Gewalt den Zutritt zu diesem. Die Polizei mußte einschreiten, deren Erscheinen die Wut der Menge nm noch erhöhte. Während der Diskussion des Antrages erklärte der nationalistische Stadtrat Kelly, der gegen die Katholiken gerichtete, bei der Thronbesteigung abzulegende Verfassungreid sei eine Infamie, von einem infamen König geleistet. Der Lordmayor, von verschiedenen Mitgliedern aufgefordert, eine Zurücknahme dieser Worte zu veran lassen, erklärte, er könne dies nicht, da er mit Kellys Worten sympathisiere, worauf neue Unordnung eintrat. Diejenigen Stadträte, die für die Adresse gestimmt hatten, wurden von der Menge mit Johlen empfangen und mußten vcn der Polizei geschützt werden. England. Die Blätter kommentieren die Nachrichten aus Südafrika und halten zwei Tatsachen als erwähnens wert, nämlich die bevorstehende Reise Bothas nach Europa, um mit Krüger zu konferieren, und die Entsendung von Truppen nach Südafrika. — Kriegsminister Brodrick erklärte im Unterhaus auf eine Interpellation über die Verluste und Abgänge im Somaliland, England habe bisher 16 Offiziere und 2 weiße Soldaten, sowie 338 eingeborene Soldaten verloren. Nach dem Krankheitsbericht seien l Offizier und 416 Soldaten verwundet. Die bisherigen Kosten belaufen sich auf 410,000 Pfund Sterling. Liverpool. Auf dem hiesigen Waterloo-Bahnhof sprang Mittwoch nachm. ein Personenzug aus dem Geleise. Dabei wurde ein Wagen zertrümmert. Nach den letzten Feststellungen sind dabei 5 Personen getötet und etwa 30 verletzt worden. Der aus 8 Wagen bestehende Zug fuhr aus dem Geleise auf den Bahnsteig und rannte in den Fahrkartenschalter. Rußland. Die Gerüchte von einer bevorstehenden Reise des Zaren an den englischen Hof werden von maßgebender Seite als erfunden bezeichnet. Türkei. Nach einem Bericht des Generalinspektors Hilmi Pascha haben vom l.März bis I. Juli in Maze donien 82 Zusammenstöße türkischer Truppenkörper mit bewaffneten bulgarischen Banden stattgefunden. Dabei sind 175 Bulgaren gefangen genommen worden, während 250 Bulgaren tot auf dem Platze blieben. Die Zahl der getöteten Bulgaren und der an ihren Verwundungen ge storbenen dürfte jedoch 200 Mann größer sein, da die fliehenden Banden stets ihre Toten und Verwundeten mit zunehmen pflegten. Von den türkischen Truppen blieben in den Kämpfen tot 131 Mann, während sich die Ver wundeten und Erkrankten, welche ärztlichen Beistand er hielten und größtenteils noch in den Lazaretten liegen, auf 208 bezifferten. (In dem ganzen griechisch-türkischen Kriege halten die Türken nur 208 Tote und etwa 400 Verwundete.) Portugal. Bei dem 15. Infanterie-Regiment wurde eine umstürzlerische Bewegung entdeckt. Mehrere Unter offiziere werden vor ein Kriegsgericht gestellt. Auch in anderen Regimentern ist man einer ähnlichen Bewegung auf die Spur gekommen. Asten. Rußland will in Ostasien den Frieden. In Petersburg behauptet man der „Köln. Ztg." zufolge, England habe sich bemüht, die Bombe im fernen Osten zum Platzen zu bringen. England sei ungehalten über Rußlands Friedenspolitik auf dem Balkan, da es die dort zu pflückende Frucht für reif gehalten habe. Wegen der Vernichtung seiner Valkanhofsnungen suche sich England an Rußland nun dadurch zu rächen, daß es letzterem in Ostasien Schwierigkeiten bereite. Japans Provokationen und Amerikas feindselige Haltung seien lediglich auf eng lische Machenschaften zurückzusühren. Rußland aber lasse sich durch keinerlei Jntriguen beeinflussen, sondern setze seine friedliche und zielbewußte Politik unbeirrt fort. — In Petersburg hält man also den braven John Bull, der doch sonst kein Wasser trüben kann, für den Unruh stifter. Und dieser Ueberzeugung giebt man in dem Augen blick Ausdruck, da das „befreundete und verbündete" Frank reich in allen Tonarten die Einleitung der englisch-russischen Annäherung singt und die Kunde verbreitet, der Zar werde schon in allernächster Zukunft nach England kommen und das Freundschaftsbündnis Rußlands mit diesem durch einen Besuch beim König Eduard besiegeln. Nach den Peters burger Erklärungen, die wie ein kalter Wasserstrahl wirken dürften, werden auch die heißblütigsten Franzosen nicht mehr von der Anbahnung eines russisch-englischen Freund schaftsbundes reden dürfen, der die Voraussetzung bildet für eine politische Annäherung zwischen England und Frankreich. Der Freund und Verbündete Rußlands zu sein, ist unter allen Umständen ehrenvoll; obs aber auch immer angenehm ist, werden die Franzosen am besten sagen können aufgrund der Erfahrungen, die sie im Laufe der Jahre gemacht haben. — Die zwischen den russischen Militärs und Beamten unter dem Vorsitz des Kriegs ministers Kuropatkin abgehaltenen Konferenzen sind zum Abschluß gelangt. Kuropatkin selbst hat Port Arthur ver lassen und die Heimreise angetreten. Die Heimreise des Kriegsministers Kuropatkin wird allgemein als ein Zeichen dafür angesehen, daß die englischen Hetzereien ergebnislos geblieben sind und der Friede in Ostasien erhalten werden wird. Als friedliches Symptom gilt auch der Ent schluß des Präsidenten Roosevelt, die Protestkundgebung nordamerikanischer Bürger gegen die Kischinewer Vor gänge nicht zur Kenntnisnahme der russischen Regierung zu bringen. Endlich wird auch die „Standard"nachricht, der russische Gesandte Lesser habe den in Korea und Niu- tschwang wohnhaften Russen aus dem Zivilstande geraten, jene Gegenden wegen drohender Kriegsgefahr zu verlassen, von Petersburg aus für unbegründet erklärt. Vermischtes. * Breslau, 15. Juli. Der durch die Hochwasser- Katastrophe angerichtete Gesamtschaden wird im Kreise Neisse auf mehrere Millionen geschätzt. An Einzelheiten ist noch zu berichten: Nach Meldungen aus Ziegenhals, wo das Hochwasser übel gehaust hat, sind in Langendorf, dicht unterhalb Ziegenhals, fünf Bielebrücken, sämtliche Stege und Mühlgrabenbrücken fortgerisien. Von Mittel langendorf bis Rothfest sind zwei Kilometer der Fahr straße fort, eine Schmiede ist eingestürzt, der Bahndamm 40 Meter lang gebrochen. Auf den Feldern von Langen dorf liegen zahllos Holz, Möbel, Geräte; auch einige Leichen sind aufgefunden. Die Biele war in Langendorf und Rothfest 80 bis 500 Meter breit, alle Ausbauarbeit ist dahin, da der Fluß meist fein altes Bett NkfsuDe. In Schönwalde sind der größte Teil der Fahrstraße und sämtliche Brücken fort; der Holzwarenfabrik und der Säge- mühle sind die Hölzer weggefchwommen. Ein massiver Schuppen in Stöckigt und die Gießerei der Haßmannschen Maschinenfabrik dort sind eingestürzt, der Rest ist stark be schädigt. Giersdorf ist nicht erreichbar, da die Vielebrücke eingestürzt ist. In Arnoldsdorf ist fast die Hälfte de» Kirchhofes 2 Meter tief gänzlich fortgeschwemmt. Jnr noch darüber fortgehenden Wasserlaufe sieht man nur Steinblöcke, keine Spur von Boden, nichts von Särgen: oder Leichenresten. Die Kirche, ein Muster reiner Renaissance aus dem Jahre 1753, ist größtenteils einge stürzt, die noch stehenden Mauern mit dem Turm drohen zu stürzen. Mit dem weggeschwemmten Boden gelangten sämtliche Leichen und Särge in den Flußlauf, der, sonst 2 bis 3 Meter breit, die ganze Dorfstraße einnahm. Etwa 40 Leichen, meist ohne Sarg, sind geborgen und auf dem Kirchhofe in einem Massengrabe beigesetzt und mit starker Kalkschicht bedeckt. Gegen 80 Leichen, darunter erst jüngst begrabene, fehlen noch. Sargreste sanden sich am Gold bach bis hinunter zu den letzten Häusern des Wildgrundes, Leichen oder Leichenteile aber nicht mehr, sie mögen wohl in den massenhaften Schlammanhäufungen, zwischen Balken oder Gestrüpp liegen. Auf einem zur Neuanlage des Kirchhofes schon in Aussicht genommenen Gelände weit vom Fluß und außerhalb des Dorfes wird ein neues- Massengrab angelegt. Jede Leiche wird mit Kalk bedeckt, nicht zusammensügbare Sargreste werden verbrannt. Das Arnoldsdorfer Brunnenwasser darf nur gekocht genossen werden, die Säuberung der Wohnungen von Schlamm ist zur Seuchenverhtttung angeordnet. In Deutsch-Rassel witz sind infolge der durch Durchbruch eines Teiches, sowie durch Einsturz des hohen Eisenbahnviaduktes und zweier Bahnbrücken am Orte begünstigten Aeberschwemmung des Hotzenplotztales Hunderte von Menschen mit einem Schlage obdachlos und bettelarm geworden. Ueber 25 Eebände sind total zerfallen, mindestens 30 Gebäuden droht der Einsturz; außerdem sind viele Stallungen und Zäune ein Raub des Elements geworden. Weitere minder betroffene Gebäude sind wegen Krankheitsgefahr für ihre bisherigen Bewohner vor sechs Wochen nicht wieder benutzbar. Der Schaden beziffert sich schätzungsweise auf 80,000 M., unge rechnet den Verlust an Feldfrüchten. Die Haupttätigkeit der Neisser Pioniere in der gefährdeten Ortschaft besteht in der Herstellung von Notbrücken und Stegen; es fehlt aber an Holz. In Breslau ist namentlich auch der Zoologische Garten aufs äußerste gefährdet. " An der verkehrten Adresse. „Doktor, ich weiß nicht,, was nur fehlt. Ich esse wie ein Wolf, arbeite wie ein Pferd, schlaf wie eine Ratte, aber dabei fühle ich mich gerade wie ein lahmgeschlagener Hund." — Doktor: „In diesem Spezialfall müssen Sie sich an einen Tierarzt wenden." * Wie bayerische Blätter aus Hof berichten, gab ein Gemeindediener, der nach Absolvierung eines Fleischbeschau kursus über die Beschaffenheit der Tiere geprüft wurde, auf die Frage: „Welches sind die inneren Organe?" die klassische Antwort: „Ich und der Herr Bürgermeister!" Kirchen-Nachrichten von Dippoldiswalde. 6. Sonntag nach Trinitatis, 19. Juli 1903. Tert: Ap.-Gesch. 6, 1-7. Lied Nr. 324. Vorm. 8 Uhr Beichte und heiliges Abendmahl in der Sakristei. Superint. Hempel. Vorm. 9 Uhr Predigt-Gottesdienst. Derselbe. Vorm. 1l Uhr Gottesdienst in der Bezirks-Anstalt. Pastor Sieber. Nachm. 2 Uhr Katechismus-Unterredung mit den Jüng lingen. p. Sieber. Wettervorhersage für den 18. Juli. Charakter des Wetters: Niederschlag wahrscheinlich. Temperatur: warm. Windrichtung: Süd. Barometerstand: tief. Sparkasse zu Höckendorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 19. Juli, nach mittags V-3 bi« b Uhr. Sparkasse zu Seifersdorf. Nächster Erpeditionstag: Sonntag, den 19. Juli, nachm. 3 bis 6 Uhr. Volks-Bibliothek in Dippoldiswalde. Im Schulgebäude. Jeden Sonntag von 11—12 Uhr mittags. Ein goldener King vei-Io^en, bitte abzugeben gegen Belohnung bei E. Götting, Markt 45, I. Liu trollvcklledv8 mödUor1o8 Limmer ist per 1. August zu vermieten. Ebert, Mühlstr. 280. Ein nettes, sauberes Ksusmärlvkvn, welches sich zum Bedienen der Gäste eignet, wird zum I. August gesucht. kL8lkoi „rnm volällSll M»8" in Glashütte. Koten korster Herling garantiert llLtnrrsiv und rnekvrkrei, empfiehlt für Zuckerkranke Lorwlwll Lowwatraod, vippolälawalÄo, Drogerie zum Elefanten. Lin Klügel (Rosenkranz) ist wegen Platzmangel billig zu verkaufen. Zu er fragen in der Erped. dss. Blattes. möglichst vom Lande, gesucht. Wo, sagt die Expedition dieser Zeitung. Ein Hausmädchen wird sofort gesucht. 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