Volltext Seite (XML)
landesgerichts zu Dresden in Sachen der Lotteriedarlehns- kasse gegen die Konkursverwaltung der Leipziger Bank beim Reichsgericht in Leipzig Revision eingelegt. Liebertwolkwitz. Der Privatmann Friedr. Aug. W. brachte einem der Gemeinde gehörigen Kirschbaume Ver letzungen bei und goß Petroleum in diese, um den Baum, dessen Schatten auf das Feld seines Sohnes fiel, zum Eingehen zu bringen. Das Gericht sah die Sache als sehr schwerwiegend an und verurteilte den Angeklagten zu 1000 M. Geldstrafe, an deren Stelle im Unvermögens falle vier Monate Gefängnis treten. Rennersdorf. Dieser Tage verunglückte der hiesige Gartenbesitzer Tietze dadurch, daß vor einem Motorwagen die Kühe scheuten und ihm mit dem Wagen über die Brust fuhren, der bedauernswerte 75jährige Mann erlitt zwei Rippenbrüche. Der Führer des Motorwagens holte selbst mit seinem Gefährt den Arzt herbei. Pulsnitz. Die Verhaftung des Ratssekretärs Karte ist deshalb erfolgt, weil sich Karte der Urkundenfälschung und Unterschlagung von Sportelgeldern, Viehversicherungs geldern usw. schuldig gemacht hat. Die Veruntreuungen Karies haben schon vor Jahren begonnen und bilden eine fortgesetzte Handlung. Deckung ist seitens der Angehörigen beschafft worden. Er wird sich wegen Verbrechens im Amte nach 349, 350 und 351 des Strafgesetzbuches, welche schwere Freiheitsstrafen androhen, vor dem Schwur- . gericht zu verantworten haben. Karte besaß hier ein Haus, war wohlangesehen und feierte vor mehreren Jahren das . 25jährige Jubiläum seiner hiesigen Amtstätigkeit. Die städtische Sparkasse ist durch den ungetreuen Beamten nicht geschädigt worden. Herrnskretschen. 4. Juni. Wie festgestellt ist, haben vom 1. Pfingstfeiertag bis mit heute abend etwa 11,000 Personen die Edmundsklamm befahren, und etwa 20,000 Schweizbesucher unseren Ort berührt. Vom 31. Mai bis mit 3. Juni sind an das hiesige Postamt an 120 Kilo Ansichtspostkarten eingeliefert worden, die hier, in der Klamm, Rainwiese-Stimmersdorf, Prebischtor rc. beschrieben wurden. Zwickau. Zum Sächsischen Eemeindetag in Pirna sendet die hiesige Stadtvertretung 3 Ratsmitglieder und 4 Stadtverordnete. Klingenthal. Die Messerhelden, welche in der Nacht zum Mittwoch den Kutscher Rudolf Dotzauer von hier in bestialischer Weise mißhandelten und verletzten, sind ermittelt worden. Es sind zwei in Klingenthal beschäf tigte Tambourierer namens Oswald Langhammer und dessen Vetter Franz Landhammer, beide aus Schwader bach gebürtig. Der erstere war über die Grenze geflüchtet; in Eibenberg ist er von der Gendarmerie verhaftet worden. Dem anderen Täter ist man ebenfalls auf der Fährte. Die Verletzungen des Dotzauer sind schrecklicher Art; der Bedauernswerte dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Er hat allein in den Rücken 13 Stiche erhalten, davon drang einer in die Lunge, ein anderer in den Unterleib, wobei ein Darm erheblich verletzt wurde. Schwarzenberg. Nachdem in den letzten zwei Jahren die Landgemeinden Lauter und Niederschleina öffentliche Sparkassen errichtet hatten, geht auch die Gemeinde Bernsbach mit der Absicht um, für diesen Ort die gleiche Einrichtung zu treffen. Der Bezirksausschuß der Amts hauptmannschaft Schwarzenberg hat jedoch Bedenken ge tragen, die Genehmigung zu einer daraus hervorgehenden bleibenden Verbindlichkeit zu erteilen. Oybin. Welches Leben hier zu Pfingsten herrschte, das beweist der Umstand, daß auf dem hiesigen Postamt an beiden Feiertagen mehr als 20,000 Ansichtspost karten zur Abstempelung und zum Versandt gelangt sind. Eine solch hohe Zahl wies zuletzt nur das Jahr 1901 auf. Tagesgeschichte. — Einen praktischen Vorschlag für Vahnhofswirte macht der Vahnhofsrestaurateur zu Zabern in „Küche und Keller". Danach sollen die Vahnhofswirte ein Kartell abschließen, an den Zügen das Glas Bier etwa zu 25 Pfg. zu verkaufen. Die Gläser müßten von jedem Bahn hofskellner zum Preise von 10 Pfg. zurückgenommen werden, so daß das Bier 15 Pf. kosten würde. Die Reisenden könnten dann in aller Gemütsruhe während der Fahrt ein Glas Bier trinken. — Neuerdings ist mehrfach wieder die Ueberbür- dung des Reichsgerichts nachgewiesen worden. So sprach auch in der Juristischen Gesellschaft Reichsgerichts rat Hagens darüber. In der sehr lebhaften Diskussion, die sich an den Vortrag schloß, wurde der Notstand der Zivil- und Strafsenate des höchsten deutschen Gerichtshofes allgemein anerkannt. Man kam übereinstimmend zu der Ansicht, wenn das Reichsgericht weiter in der Lage sein solle, seiner hohen Aufgabe zu entsprechen, lasse sich ein gesetzgeberischer Eingriff nicht länger abweisen. — Wie bekannt, machte die Reichsjustizverwaltung mit Zustimmung der verbündeten Regierungen vor Jahr und Tag den Vorschlag, die Höhe der Revisionssumme hinaufzusetzen. Der Reichstag trat demselben in seiner Mehrheit nicht bei. Auf einen besseren Ausweg, um den vorhandenen Not stand zu überwinden, ist bislang unser« Wissens nicht hingewiesen worden. Braunschweig, 5. Juni. Wegen Soldatenmiß- handlungen in 166 Fällen hatte sich gestern der Ser geant Warneck von der 5. Kompagnie des Infanterie- Regiments Nr. 92 vor dem Kriegsgericht der 20. Division in Braunschweig zu verantworten. Von den vielen zur Anklage stehenden Straftaten seien hier nur folgende er wähnt: Ein Musketier Niemeyer mußte auf Befehl Warnecks exerzieren, obgleich sich — wie dem Angeklagten bekannt war — durch seine Stiefelsohlen ein Nagel durchgebohrt hatte, bis ihm das Blut in den Stiefel lief. Mehrere Rekruten ohrfeigte Warneck derart, daß er die betreffen den Leute vor- und rückwärts trieb und ihnen dabei un ablässig ins Gesicht schlug. Zwei Soldaten spie der An geklagte in den Mund und verhinderte sie durch Stöße mit dem Gewehrkolben am Abwischen des fremden Speichels. Gegen Abend wurde das Urteil vom Gerichtshof nach langer Beratung gesprochen; es lautete gegen den Ser geanten Warneck auf zweieinhalb Jahre Zuchthaus, fünf Jahre Ehrverlust und Entfernung aus dem Heere. Kiel. Der Kaiser tritt seine diesjährige Nordland reise am 6. Juli an. Posen, 5. Juni. Das Dorf Coton bei Rogowo ist gestern nachmittag zum großen Teil niedergebrannt. Der Materialschaden ist bedeutend, auch ist viel Vieh in den Flammen umgekommen. Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen. Oesterreich. Die österreichische Quotendeputation nahm mit 7 gegen 6 Stimmen einen Antrag Zeetwitz an, nach dem das gegenwärtige Quotenverhältnis um ein Jahr, vom 1. Juli 1903 bis 30. Juni 1904, verlängert werden soll. Sodann wurde eine Resolution Schönborn betr. die Aufrechterhaltung der gemeinsamen Institutionen, insbe sondere der Armee, einstimmig angenommen. Agram. Aus der Provinz werden weitere Bauern unruhen gemeldet. Die Bauern ziehen nach den Bahn höfen, wo sich ungarische Wappen und Aufschriften be finden, und zerschneiden die Telegraphen- und Telephondrähte. Rußland hat dem „befreundeten und verbündeten" Frankreich wiederum einen Beweis seiner besonderen Gunst geboten. Während sich die Vertreter aller übrigen Städte, die zur Zweijahrhundertfeier Petersburgs eingeladen worden und erschienen waren, damit begnügen mußten, vom Minister des Innern, v. Plehwe, empfangen und mit einigen freundlichen Worten abgespeist zu werden, wurden die zur Feier erschienenen französischen Delegierten von, Kaiserpaar in besonderer Audienz empfangen.