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Hartmann. Die grob e freistehende Bildhauerarbeit am Rathausneubau aber, ein vorwärts schreitender gigantischer Löwe, wird gegenwärtig zur Bekrönung des Giebels nach der Carl Tauchnitzstraße an weithin sichtbarer Stelle auf gestellt. Aus sechs mächtigen Werkstücken aus prächtigem, silbergrauenl Kalkstein zusammengesetzt, zu deren Beförde rung 3 Eisenbahnwaggons nötig waren, erhebt sich diese riesige 3,08 Meter hohe, 3,80 Meter lange Tierfigur in voller monumentaler Wirkung. Ihr Gewicht beträgt 380 Ztr. Leipzig. In, Vororte Eutritzsch ist man auf eine große Anzahl von Herd stellen aus der jüngeren Stein zeit gestoßen und hat dabei eine reiche Ausbeute prä historischer Gegenstände gemacht. Man fand Bruchstücke amphorenartiger Henkelkrüge, kugelförmige Geschirre, Mahl- und Schleifsteine, Kornpressen, Flachbeile und Meißel aus Diorit u. a. Leipzig. Das neue, noch im Bau befindliche Rat haus reicht nicht aus. Das ist zwar hier schon lange „öffentliches Geheimnis", wird aber ganz offenkundig durch einen Ratsbeschluß, nach welchem der dem Nalhausneubau gegenüberliegende Baublock mit einem Gebäude bebaut werden soll, welches nach und nach für städtische Zwecke einbezogen wird. Pegau. Zu dem am 13. bis 15. Juni stattfinden- dm Heimatsfest sind bis jetzt über 1000 Festzeichen verkauft worden. Unter den Darbietungen beim Feste stehen an der Spitze ein aus historisch-allegorischen Schmuck wagen bestehender Festzug sowie die Aufführung lebender Bilder aus der Geschichte der Stadt Pegau. Stolpen. Die Ausführung des hiesigen Krieger und Siegesdenkmals ist dem Bildhauer Albert Starke >n Dresden übertragen worden. Mit den Gründungs arbeiten, welche die Stadtgemeinde auf ihre Kosten Her stellen läßt, wird in den nächsten Tagen begonnen werden, da dieselben bis Ende dieses Monats fertiggestellt sein müssen. Die Weihe des Denkmals wird voraussichtlich am Sedantage stattfinden. Hammerbrücke. Das vor etwa zwei Zähren zur nutzbringenden Ausbeutung unseres Torfmoorlagers sich gebildete Konsortium von mehreren auswärtigen Unter nehmern scheint seine Rechnung hier nicht gefunden zu haben, denn das betr. Grundstück mit dem Torfmoor nutzungsrecht kommt vom hiesigen königl. Amtsgericht zur zwangsweisen Versteigerung. Aue. Der Vorstand der Deutschen Fachschule für Blecharbeiter zu Aue hat zur weiteren Förderung des Klempnergewerbes beschlossen, während der Oster- und Michaelisserien Meisterkurse für Klempner, und zwar zu nächst im Metalldrücken sowie in Bauornamentenarbeiten abzuhalten. Für jeden dieser Kurse ist eine Dauer von acht Arbeitstagen in Aussicht genommen; der erste der selben wird Michaelis laufenden Jahres eröffnet werden. Seltendorf. Bei dem an, Mittwoch abend vorüber ziehenden Gewitter traf ein Blitzstrahl das Haus des hiesigen Bäckermeisters Ed. Wittig. Der Blitz fuhr durch ein Fenster in die Schlafkammer und zertrümmerte die Wanduhr, richtete aber sonst keinen Schaden an. Frau Wittig und ihr Vater, Herr Fuchs, welche eben vom Felde heimkchrten und sich bereits in der Nähe der Wohnung befanden, wurden beide zu Boden geschleudert. Schaden haben sie sonst glücklicher Weise nicht erlitten. Plauen i. B. Der hiesige Klempnerstreik bildet sich immer mehr zu einer Machtfrage seitens der Gehilfen gegenüber den Meistern aus. Zahlreiche Gehilfen haben sich Kontraktbrüche zu schulden kommen lassen, die Arbeits willigen wurden belästigt, sodaß die vereinigten Klempner- meister beschlossen, auf keinerlei Einigung mehr einzugehen und nunmehr alle Forderungen abzulehnen. Der Streik dürfte auch gerichtliche Nachspiele haben. Plauen. Eine Gehaltserhöhung für die hiesigen Geistlichen ist vom 1. Januar 1904 an beschlossen worden. Danach beziehen, ohne Amtswohnung oder Wohnungs geld, die Diakonen 3000 M., steigend bis 5100 M., die Pfarrer und der Archidiakonus der Johanniskirche 5700 Mark bis 6500 M., der Pfarrer der Hauptkirche 6500 Mark bis 8000 M. Bautzen. Gegen den Verfasser eines im „Bautzener Tageblatt" veröffentlichten Gedichtes: „Der König kommt" ist vom Oberbürgermeister l)r. Kaeubler Strafantrag wegen Beleidigung der städtischen Behörden gestellt worden. Das Gedicht behandelte die Vorbereitungen zum Empfange des Königs Georg. Oybin. Auf Anregung der königlichen Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler ist seitens des Zittauer Stadtrates wegen der Möglichkeit der Erschütterung der Ruinen auf dem Oybin beschlossen worden, das Ab feuern von Böllerschüssen künftig nicht mehr auf dem Friedhofs-Areal, sondern an anderer, geeigneterer Stelle zuzulassen. Tagesgeschichte. — Fürstbischof Kohn in Rom. In der Sache des Fürsterzbischofs vr. Kohn besteht man aus Rücksicht auf das Ansehen der Bischofswürde darauf, daß Vr. Kohn nicht berufen worden, sondern aus eigenem Antriebe ge kommen sei. In Wahrheit hat der heilige Stuhl den viel fachen Beschwerden, die über die Stellung des Erzbischofs in der Diözese immer häufiger und dringender nach Rom gelangten, nicht länger sein Ohr verschließen können. Man hat zuerst einige hervorragende Diözesane Böhmens, Mährens und Schlesiens um nähere Auskünfte gebeten, und vr. Kohn ist nun mit seinem Erscheinen Gelegenheit geboten, sich vor einem Kardinal der Kurie, und zwar vor einem italienischen, über die gegen ihn vorliegenden Klagen zu äußern. Die Klagen betreffen vor allem das Verhältnis des Erzbischofs zum Klerus und die Zustände im Olmützer Seminare, welche den Kardinal Kopp be stimmt haben, für den österreichischen Teil seiner Diözese eine eigene Anstalt in Friedeck zu errichten. Hierher ge hört ferner der Streit wegen des widerrechtlich wegge nommenen Telegramms und des angeblich verletzten Beicht- geheimnisses, sodann die Frage, warum der Erzbischof in geistlichen und Personalangelegenheiten nie sein Konsisto rium befragt und dessen Rat stets überhört habe. Ist dies alles erledigt, so werden die Beschwerden zur Sprache gelangen, welche die Lebenshaltung des Olmützer erz bischöflichen Hofes und die Verwaltung der erzbischöflichen Güter betreffen und bezüglich welcher dem Erzbischof Mangel an Wohltätigkeit vorgeworfen wird. Nach den Verhand lungen über alle diese Fragen wird ein Bericht verfaßt und einer Kongregation von 3 Kardinälen zur Begut achtung vorgelegt werden. Die Entscheidung bleibt dem Papste vorbehalten. Die Sache wird sehr langsam vor sich gehen. Diejenigen, welche die Absetzung oder Ent fernung des Erzbischofs aus der Diözese sür sicher halten, dürften sehr wahrscheinlich eine Enttäuschung erleben. — Einem Münchener Blatte zufolge soll der bayrische Ministerpräsident v. Podewils erklärt haben, daß eine Er höhung der Birrsteuer auf Wunsch Bayerns nicht ge plant sei, daß dagegen eine mäßige Erhöhung der Tabak steuer in Aussicht stehe. — Der Hirtenbrief des Breslauer Fürstbischofs Kopp gegen die polnische Presse, der am vergangenen Sonntag in allen katholischen Kirchen Oberschlesiens statt der Predigt von der Kanzel verlesen wurde, hat in mehreren Orten große Erregung hervorgerufen. Selbst bei der Verlesung in den Kirchen wurden an einigen Orten laute Flüche ausgestoßen. Norwegen. Wie aus Christiani« berichtet wird, er klärte der norwegische Kriegsminister in der Volksvertretung, daß sämtliche norwegische Sachverständige das deutsche Ehrhardtsche 7,5 Zentimeter -Schnellfeuergeschütz, wie es 1901 zur Annahme gelangt«, nach wie vor für das beste aller Rohrrücklaufgeschütze hielten.