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X Dle „»eiheritz-Zeitung- «rfcheknt wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 1V Pfg- — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Weikech-Ieitmig. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Jnlerate, welche bei der bedeutenden Auflage de« Blatte« -ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 P-g., solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten» zeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelrne. - Druck und Verlag von Carl Jelpke in Dippoldiswalde. Mit achtfettige« „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land» und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. Nr. 51. Sonnabend, den 2. Mai 1903. 69. Jahrgang. Zur RcichstagswaWcwegnng. Nur noch sieben Wochen sind es bis zu dem ent scheidungsreichen 16. Juni hin, an welchem sich die Haupt wahlen zu dem neuen Reichstage vollziehen werden. Es ist begreiflich, daß angesichts des immer näher heran rückenden Wahltermins die Vorbereitungen für die große Wahlschlacht einen stetig lebhafteren Charakter annehmen und daß nunmehr allseitig die Zurüstungen für die heran nahende Entscheidung über die Erneuerung der deutschen Volksvertretung ihren Höhepunkt erreichen. Aber freilich, bei aller wachsenden Lebhaftigkeit des Wahltreibens läßt dasselbe nach wie vor einen großen einheitlichen Zug ver missen, und so ist das Gesamtbild der Wahlbewegung auch jetzt noch ein ziemlich verworrenes, aus welchem sich keinerlei bestimmtere Schlüsse auf den Wahlausfall selbst ziehen lassen. Es operieren eben die einzelnen Parteien diesmal mehr noch wie in früheren Wahlfeldzügen viel fach auf eigene Faust, wodurch natürlich der Ueberblick über die Stadien der Wahlvorbereitungen und ein einiger maßen sicheres Urteil betreffs des zu erwartenden Wahl ergebnisses erheblich erschwert wird. Am ehesten herrscht wohl noch im Königreich Sachsen Klarheit betreffs der Parteikonstellation bei den Reichstagswahlen, da sich da selbst die bürgerlichen Parteien, abgesehen von dem in Sachsen fast bedeutungslosen Freisinn, bekanntlich zu einem Kartell gegenüber dem gemeinsamen Feind, der Sozialdemokratie zusammengeschlossen haben. Aber selbst das sächsische Wahlkartell hat innerhalb des Lagers des Bürgertums nicht alle Streitigkeiten zu verhindern ver- mocht, wie die Zwistigkeiten im Freiberger und im Döbelner Wahlkreise beweisen. Viel schärfer noch treten selbstverständlich solche Eifersüchteleien zwischen den bürger lichen Parteien im übrigen Deutschland überall da auf, wo keine Abmachungen unter ihnen für die Reichstags- wahlen bestehen, so daß in leider nur zu vielen Wahl kreisen die bürgerlichen Parteien gar tüchtig auf einander loshacken, zum Gaudium der Sozialdemokratie. Zweifel los trägt die Bülomsche Negierung bis zu einem ge wissen Grade mit die Verantwortung für die bedauerliche Tatsache, daß im gegenwärtigen Wahlkampfe eine solche Verwirrung und Unsicherheit herrscht. Es wird ja gar nicht verlangt, daß die Regierung mit ihren Preßorganen schier täglich mit fulminanten Kundgebungen in die Wahl bewegung eingreift, daß sie sich etwa zu Gunsten dieser oder jener Partei bestimmt engagiert. Aber bislang wenigstens hat die Regierung noch immer eine geradezu gleichgiltige Stellung zum Wahltreiben eingenommen, als ob es ihr egal wäre, wer schließlich Sieger in der Wahl schlacht bleibt, von der Ausgabe irgend einer Wahlparole ist keine Rede, man läßt die Dinge einfach gehen, wie sie wollen, da kann man sich nachher über das vielfach be stehende Wahltohuwabohu freilich nicht mehr wundern. Jedenfalls darf wenigstens das eine schon als feststehend betrachtet werden, daß sich diesmal angesichts der Zer fahrenheit im bürgerlichen Lager, wie sie besonders auch durch die doppelten, ja dreifachen Kandidaturen von dieser Seite in den allermeisten Wahlkreisen zum Ausdruck ge langt, noch mehr Stichwahlen als sonst nötig machen dürften. Gewiß kann nun bei den Stichwahlen noch vieles seitens der bürgerlichen Wählerschaft wieder gut gemacht werden, was durch gegenseitige Bekämpfung der verschiedenen Parteien im ersten Teile des Wahlfeldzuges gesündigt worden ist, indem die Wähler bei der engeren Entscheidung fest gegen die Sozialdemokratie zusammen stehen, soweit deren Kandidaten im zweiten Wahlgange mit in Frage kommen. Man darf daher vielleicht hoffen, daß das bedenkliche Beispiel in Bayern, wo bekanntlich die Zentrumspartei und die Sozialdemokratie ein förm liches Bündnis für die Reichstagsstichwahlen mit einander abgeschlossen haben, im übrigen Reiche keine Nachahmung finde, die Umsturzpartei wird offenbar ohnehin schon genug gestärkt aus dem Wahlkampfe hervorgehen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die vierte diesjährige Bezirks- ccusschußsitzung wurde am >4. April unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmann Lossow abgehalten. In derselben fanden Genehmigung die Einziehung des unteren Teiles des von Johnsbach nach Ortsteil Bärenhecke führenden Kommunikationsweges, die Einbezirkung eines von Krügel stein in Rechenberg erkauften Flurstücks vom Nassauer Forstrevier in den Gemeindebezirk Rechenberg, die orts statutarischen Beschlüsse, Veröffentlichung gemeindeamtlicher Bekanntmachungen in Schmiedeberg und Bärenfels betr., das Gesuch Reichels in Frauenstein um Konzession zum Gastwirtschastsbetriebe in den umgebauten Räumen des Schützenhauses das., der Nachtrag zu den Bestimmungen über die Wasserabgabe und die Wasserversorgung aus dem Wasserwerke zu Hänichen und die ortsstatutarische Bestimmung über Zusammensetzung des Gemeinderates in Reinhardtsgrimma, letztere bedingungsweise. Das von Pretzschner in Börnchen bei Possendorf gegen die Heran ziehung zum Wasserzins daselbst eingelegte Rechtsmittel wurde verworfen. Hinsichtlich des Punktes, Mißbrauch geistiger Getränke betr., erachtete der Bezirksausschuß ein Bedürfnis zur Abänderung der Bekanntmachung vom 6. März lyOO weder für wünschenswert noch für not wendig. Der Beschluß des Bezirksausschusses vom l7. Januar d. I, Feststellung der Vezirksgrenzen zwischen den Amtshauptmannschaften Freiberg und Dippoldiswalde im Frauensteiner Staatsforstreoiere betr., wurde dahin er gänzt, bei der Neufestsetzung der gen. Grenzen von besonderer Auseinandersetzung der Bezirksvermögen abzusehen. Hier auf wurden mangels Bedürfnisses abgelehnt, das Gesuch Weckbrodts in Beerwalder Mühle um Errichtung einer Baukantine am Straßenbau Röthenbach—Beerwalder Mühle, das Gesuch Ernst Richard Heinzes in Lauenstein um Konzession zum Bierschank im Grundstücke Kat.-Nr. 73 daselbst, sowie das Gesuch der verw. Auerswald in Lungk witz um Erweiterung der Konzession in ihrem Nestaurations- grundstücke (Beherbergen). Wegen Herstellung eines Fahr- bezw. Fußweges von Ober- nach Niederbreitenau ver mochte der Bezirksausschuß eine Notwendigkeit hierzu nicht anzuerkennen. Die zu der bevorstehenden Reichstagswahl von der königlichen Amtshauptmannschaft getroffene Ein teilung der Wahlbezirke rc. wurde gutgeheißen; die flüssigen Stistungsgelder beschloß man in 3>/2 prozentigen unter Pari stehenden Stadtanleihen anzulegen. Als Sachver ständige zu Erpropriationszwecken wurden gemäß 8 37 Absatz 3 des Enteignungsgesetzes vom 14. Juni 1902 folgende Herren gewählt: Spezialkommissare Teuthorn- Leipzig und Jaeppelt-Dresden, Gemeindevorstand Zimmer mann-Reichstädt, Gutsbesitzer O. Böhme-Nassau, Gutsbe sitzer Uhlmann-Börnchen b. Lauenstein, Brandversicherungs inspektor Pohlers-Dippoldiswalde, Baumeister Göpfert- Frauenstein, Sägewerksbesitzer Aßmann-Obercacsdorf, Bau meister Schmidt-Divpoldiswalde, Ingenieur Löffler-Frei berg, Steinbruchsbesitzer Stadtrat Liebel-Dippoldiswalde, Stadtgutsbesitzer Müller-Dippoldiswalde und Gutsbesitzer Klotz-Johnsbach. Hierauf nahm inan von der Erledi gung des Rekurses gegen die Heranziehung der Otto- und Wettinstiftung zu den hiesigen städtischen Anlagen sowie von einigen Mitteilungen Kenntnis. — Auf eine 25 jährige ununterbrochene Tätigkeit im Amte zurückblicken zu können, war am Mittwoch einem Gliede des Kollegiums der Stadtschule, Herrn Lehrer Eidner, vergönnt, und Schulausschuß wie Lehrerkollegium ließen diesen Tag nicht unbeachtet vorüber gehen, sondern ehrten den Jubilar in einer kurzen aber würdigen Feier lichkeit. Um 11 Uhr genannten Tages, nach Beendigung des Unterrichtes, versainmclten sich Herr Stadtrat Heinrich und die Kollegen im Konferenzzimmer. Herr Direktor Schulze begrüßte Herrn Eidner mit anerkennenden Worten, brachte im Namen des Kollegiums die herzlichsten Glück wünsche dar und überreichte eine Statue, den segnenden Christus. Auch konnte er im Anschluß daran dem Jubilar ein Glückwunschschreiben des königl. Schulinspektors, Herrn Bang, aushändigen. Sodann richtete im Namen und Auftrage des Schulausschusses Herr Stadtrat Heinrich eine dem Gefeierten ehrende Ansprache an denselben und übergab ihm als äußeres Zeichen der Anerkennung das Prachtwerk „Die Wunder des Meeres" von Chun. Möge es Herrn Eidner noch lange vergönnt sein, seine erfolg reiche Tätigkeit ungestört an unserer Schule ausüben zu können.— Der Jubilar wurde geboren am 6. Mai 1858 in Chursdorf bei Penig, besuchte das Fletchersche Seminar zu Dresden von 1872 bis 1878, fand seine erste An stellung als Hilfslehrer in Kreischa, wurde ein Jahr danach als solcher nach Altenberg versetzt und trat nach dem er ständig geworden, ins Kollegium der hiesigen Stadtschule ein, an welcher er nun bereits 22 Jahre tätig ist. — Der heutigen Nummer liegt der auf dünnem Papier gedruckte Sommerfahrplan bei. — Am heutigen 1. Mai haben sich hier in den Anlagen am Walksteig und in der Eichleite die Sozial demokraten den billigen Spaß geleistet, drei rote Fahnen auszuhängen. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat April 835 Einzahlungen im Betrage von 66 274 Mk. 12 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 437 Rück zahlungen im Betrage von 62731 Mk. 77 Pf. — Die „einflußreichste Partei" bei den Wahlen ist die „Partei" derer, die von der Urne fernzubleiben pflegen. Bei den Neichstagswahlen von 1898 haben von den l l>/2 Millionen Wahlberechtigten nur 68 Proz. ihr Wahlrecht ausgeübt. Die saumseligen 32 Prozent, diese Partei der Parteilosen, ist in Wirklichkeit die größte Partei in Deutschland. Sie verfügt über mehr Anhänger, als die Sozialdemokratie und das Zentrum zusammen. Hätten die Männer ihr Wahlrecht vor 5 Jahren geltend gemacht, so würde der Reichtstag ein ganz anderes Ge sicht bekonimen haben. Jedenfalls würde dann die Sozialdemokratie nicht die zweitgrößte Partei im Reichs tage geworden sein. Die Hauptaufgabe bei den bevor stehenden Wahlen ist es daher, die Säumigen heran zuziehen. — Von Spanien aus wird das Geschäft, Gelder zu erlangen von denen, die nicht alle werden, init unge schwächten Kräften fortgesetzt, und dieses Geschäft der Jndustrieritter muß recht einträglich sein, da es immer und immer wieder auch in Deutschland versucht wird. So wurde jüngst einer Firma in Leipzig von einem Ge fangenen in Madrid das Angebot gemacht, einen Bank notenschatz in Höhe von 860000 Mark, der in einem französischen Bahnhofe in Depot sich befinden soll, mit heben zu helfen, wenn der Adressat unter geheimnisvollen Zeichen an „Luis Meyer, Echegarey 10, Madrid", die nötigen Kosten zur Vorbereitung vorher einsendet. Dafür soll der Einsender des Kostenvorjchusses ein Drittel der Summe als Belohnung erhalten. Natürlich sind die Kosten auch gleich eingesendet worden! Seifersdorf. Am 29. April, Mittwoch, beging Herr Kirchschullehrer P. Rentsch sein 25jähriges Berufsjubi läum. Aus diesem Anlasse brachte der hiesige Männer- gesaßgverein in früher Morgenstunde dem Jubilar einen Morgengesang und durch den Vorstand des Vereins die herzlichsten Wünsche dar. >/27 Uhr versammelten sich die Kinder der 1. und 2. Klasse mit dem Kollegen des Jubilars, um durch Gesang, Ansprache und Ueberreichung eines Heilandbildes den geliebten Lehrer zu ehren. Am Nachmittage erschienen in stattlicher Zahl die Mitglieder des „Pädagogischen Vereins" zu Dippoldiswalde den Jubiläumstag durch Wort und Lied zu einem recht fest lichen zu gestalten. Der Vorsitzende des Vereins brachte in markigen und herzlichen Worten die Glückwünsche des Vereins dar, worauf der Jubilar tief gerührt dankte. Hierauf vereinigten sich die Mitglieder gen. Vereins zu einem echt kollegialen Beisammensein. Unter den vielen Beweisen der Wertschätzung des Jubilars befand sich ein Glückwunschschreiben des königl. Herrn Vezirksschulinspektors. Möge dem Jubilar vergönnt sein, noch recht viele Jahre zum Segen der Gemeinde und Kirchfahrt zu wirken. — Am vergangenen Sonntag feierte unser Männer gesangverein „Eintracht" unter reger Beteiligung sein 26. Stiftungsfest in Gestalt eines Jahrmarktes. Allen Fest teilnehmern werden diese schönen Stunden unvergeßlich bleiben. Borlas. Am vergangenen Sonntage fand im hiesigen Gasthofe ein Konzert der Kapelle der reitenden Abteilung des Artillerie-Regiments Nr. 12 in Königsbrück unter der Leitung ihres Dirigenten Herrn Dörfel statt. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt und war eine solche Zuhörerschaft den Musikern wohl zu gönnen, die in jeder Beziehung Tüchtiges leisteten und sich ge trost mit anderen Militärkapellen messen können. Hoffent lich lassen sich die Königsbrücker bald wieder einmal hier oder in der Umgegend hören. Höckendorf, 26. April. Einem Beschlusse der März versammlung gemäß, wurde die heute in Obercunnersdorf stattgehabte Versammlung des königlich sächs. Militär vereins Höckendorf und Umgegend dem Gedächtnis Königs Albert gewidmet, und zwar geschah dies durch eine Ansprache des Kamerad Vereinsoorsteher Böhme, und durch einen Vortrag des Kamerad Lehrer Opitz. Es wurde auch beschlossen, jedes Jahr in der Apriloersammlung das Andenken unseres größten Fürsten zu feiern. Dresden. Zur Eröffnungsfeier der Deutschen Städte ausstellung, die in Gegenwart des Königs und ins-